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Arbeiter-Jugend - 12.1920 (12)

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Bibliographic data

fullscreen: Arbeiter-Jugend - 12.1920 (12)

Periodical

Persistent identifier:
027052486
Title:
Arbeiter-Jugend
Subtitle:
Monatsschrift der Sozialistischen Arbeiterjugend Deutschlands
Document type:
Periodical
Publisher:
Arbeiterjugendverl.
Place of publication:
Berlin
Language:
German
Collection:
Pädagogische Zeitschriften
ZDB-Nummer:
2176472-4
Access restriction:
Siehe Bände

Periodical volume

Persistent identifier:
027052486_0012
Title:
Arbeiter-Jugend - 12.1920
Shelfmark:
02 A 30 ; RF 641 - 647
Document type:
Periodical volume
Publication year:
1920
Collection:
Pädagogische Zeitschriften
Access restriction:
Open Access

Periodical issue

Title:
Heft 10
Document type:
Periodical
Structure type:
Periodical issue
Collection:
Pädagogische Zeitschriften
Access restriction:
Open Access

Article

Title:
Der neue Reichstag
Author:
Kilian, E.
Document type:
Periodical
Structure type:
Article
Language:
German
Collection:
Pädagogische Zeitschriften
Link zum Katalog:
BBF0574269
Access restriction:
Open Access

Contents

Table of contents

  • Arbeiter-Jugend
  • Arbeiter-Jugend - 12.1920 (12)
  • Heft 1 (1)
  • Heft 2 (2)
  • Heft 3 (3)
  • Heft 4 (4)
  • Heft 5 (5)
  • Heft 6 (6)
  • Heft 7/8 (7/8)
  • Heft 9 (9)
  • Heft 10 (10)
  • Auf zum Reichtsjugendtag!
  • Der neue Reichstag
  • Ueberlistet
  • Der denkende Wanderer
  • Die Parteien
  • Aus der Jugendbewegung
  • Aus der Praxis der Bewegung
  • Die Gegner an die Arbeit
  • Die Internationale der Arbeiterjugend
  • Bezirkskonferenzen und Jugendlage
  • Fremdwörter
  • Beilage zur "Arbeiter-Jugend"
  • Heft 11 (11)
  • Heft 12 (12)
  • Heft 13 (13)
  • Heft 14 (14)
  • Heft 15 (15)
  • Heft 16 (16)
  • Heft 17 (17)
  • Heft 18 (18)
  • Heft 19 (19)
  • Heft 20 (20)
  • Heft 21 (21)
  • Heft 22 (22)
  • Heft 23 (23)
  • Heft 24 (24)

Full text

102 
| Arbeiter-IJugend 
 
 
Der neue 
n wenigen Wochen findet die Wahl des erſten Rei)3tags der 
deutſhen Republik ſtatt. 
heißeſten werden, die es je gegeben hat; er wird ſicher no<h 
gewaltiger werden al3 der zur Nationalverſammlung. Gilt e3 doch 
eine Körperſchaft zu wählen, die nicht, wie der alte Reichstag, eine 
nebengeordnete Rolle im Staatsleben zu ſpielen hat, ſondern bei der 
künftig die ganze Staats8gewalt liegen wird, 
Schon der Wahlakt für den neuen Reichötag zeigt einen 
ganz anderen Charakter als der für den alten Reichstag. Bei den 
früheren Reich8tag8wahlen beſaß nur jeder männliche Deutſche, der 
das 25. Lebenz3jahr zurüdgelegt hatte, das Wahlrecht; vom gleichen 
Lebensjahre ab war er aud) wählbar. Jett ſind alle Männer und - 
Frauen, die da8 20. Lebensjahr vollendet haben, wahlberechtigt und 
wählbar. 
Eine alte Forderung der Sozialdenokratie iſt damit erfüllt. 
Mit dem 21. Leben8jahr erreic<ßt der junge Menſ< die Großjährig- 
Feit. Bis zum 20. LebenSiahr hat die Mehrzahl der jungen Leute 
die wirtſchaftliche Selbſtändigkeit erlangt; ſie werden auc ic<hon 
zum Zahlen von Steuern herangezogen. Des8halb war es nur ein 
Gebot der Gerechtigkeit, allen Deutſchen voni 20. Leben3jahre ab 
da3 Wahlrecht und die Wählbarkeit zu verleihen. =- Auch die Ent- 
rechtung des weiblicßen Geſchlecht3 hat mit den! 9, November 1918 
aufgehört. Wie in die Nationalverfammlung, ſo wird die Frau 
and) 1m den neuen Reichstag neben dem Mann als vollberechtigtes 
Mitglicd einziehen. | 
- Die Wahl findet nach dem Verhältni8wahlſyſtem ſtatt, durch 
da3 jet auch die Minoritäten zu ihrent Rechte kommen werden, 
Jerner iſt die LegiSlaturperiode, die Leben3dauer de3 ReichZ2- 
tag3 verfürzt worden; ſic währte früher fünf Jahre und wird künf- 
tig nur vier Jahre umfaſſen. . 
Mancde Verbeſſerung iſt alſo bei der Wahl und der Gül- 
tigfeitSdauer des neuen Reichstags dur<geführt worden, Die große 
Bedeutung des neuen Parlaments liegt aber in ſeinen Kompe- 
tenzen, in ſeinen verſaiſunga3te<tlichen Befugmiſſen. 
Der alte Reich3tag hatte das Recht, über Geſeke, die ihm 
vom Bunde3rat unterbreitet wurden, zu beraten und abzuſtimmen 
und ſeinerſeit3 GeſceeSvorſ«läge einzubringen, die dann dem 
Bundesrat unterbreitet wurden. Die Geſekgebung wurde alſo nicht 
allein durd) den Neichstag ausgeübt, ſondern durch den Bundes8- 
rat und den Reichstag zuſammen. Ein Geſeß, da8 nicht die ZU- 
ſtimmung des Bimdesrats fand, galt als abgelehnt. 
Ter Wahlkampf wird einer der - 
-Reichsfag. 
eine ſo große Rolle ſpielte, war aber nicht au3 Vertretern zu- 
ſammengeſetßt, die vom Volke gewählt wurden, ſondern aus Ver- 
tretern der Bunde3regierungen, die von den Fürſten einfach er- 
nannt wurden. So war alſe der Bundce5rat die Repräſentation 
der Fürſten, und er konnte alle GekfezeSvorlagen des Reich3tag8, 
die ihm nicht paßien, jederzeit ablehnen. Der Reichstag war alo 
eine ziemlic< ohnmächtige Körperſ<aft. Aud wenn or noc) 
ſo gute Reformen dur<führen wollte, ſo konnte der BundeSrat ſix 
ohne weiteres verhindern. 
Auch auf die Reich3 regierung hatte der alte Reich8taJ 
feinen direkten Einfluß, Die Regierung3mitglieder wurden vont 
Kaiſer berufen und benötigten zu ihrer Amtsführung keineswegs 
das Vertrauen de8 Reichstags. 
No<h weniger waren natürlich der Kaiſer und die anderen 
Bundesfürjten dem Reichstage für ihre Handlungen verantivortlich. 
Und dazu hatte nod) der Kaiſer allein das Recht, Krieg zu erklären 
und Frieden zu ſchließen. 
Die Nechte de8 alten Reichsötag3, des einzigen Reich3organs, 
dur< das das Volk wenigſten3 bis zu einem gewiſſen Grade jeinen 
Willen kundzutun vermochte, waren alſo außerordentlich einge- 
ſchränkt. Dem alten Reichstag ſtand nur ein klägliches Mitbera- 
tungs8reßt bei den für die Geſamtheit wichtigſten Angelegen- 
heiten zu. 
Vergleichen wir hiermit die Rechte des neuen Reic<h3- 
ta g83, jo wird an der geſtiegenen Bedeutung des Reichstag3 die 
Bedeutung der Novemberrevolution eindringlich vor Augen 
geſtellt. | 
Artikel 68 der Neich3verfaſſung vom 141. Auguſt 1919 beſtimmt: 
„Die Reich8geſeze werden vom Neich3tag be- 
ichlofſen.“ Auch Kriegserklärung und Friedensſc<luß müſien 
künftig dur< Neich8geſeß erfolgen. Damit iſt alſo einem Zuſtand 
ein Ende gemacht, der das Schifal eines Millionenvolkes in die 
Hände eines einzelnen oder einer kleinen Clique von Machthabern 
legto, die nach ihren egoiſtiſchen Intereſſen über Leben und Tod 
unüberſehbarer Maſſen verfügten. 
Im Artikel 74 der Verfaſſung wird dann geſagt: „Gegen die 
vom Reichs8tag beſchloſſenen Goſeße ſteht dem ReichS5rat der 
Einſpruch zu.“ Dor Reichsrat aber iſt nicht, wie der ehemalige 
Bundesrat, eine Repräſentation der Lande8herren, ſondern wie der 
Reichstag eine Vertretung der Staatsbürger, eine Körperſchaft, 
deren: Mitglieder von den Regierungen und damit von der Volk3- 
vertretung der einzelnen Freiſtaaten abhängig ſind. „Jur Fall 
 
 
 
Der BundeZrat, der in der Vorfaſſung des alten Reichs 
Ueberliſtet. = 
Eine heitere Epiſode aus der Wahlbeipegung vor 30 Jahren, 
Von Linus Scheibe, 
T n Schnee und Eis erſtarrt lagen unſere Erzgebirgödörfer, als die 
 
Bewegung für die ReichsStag8wahlen im Jahre 1890 ihre höchſten 
Wellen fhlug. Während des Anklebens der Plakate und Zettel 
fror uns manchmal ber Kleiſter im Topf zu harten Klumpen, ſo daß 
gute Freunde unterivegs immer mit heißem Waſſer nachhelfen mußten. 
Am ſchlimmſten geſtaltete ſich die Flugblattverbreitung, die ein Trupp 
blutjunger Genoſſen: im den weitgelegenen, zwiſchen den Bergen ein- 
gefeilten Dörfchen vornehmen mußte, wo die Arbeiter es nicht wagten, 
offen für die Sozialdemokratie tätig zu ſein. Die heilige Dreieinigkeit 
Thxon, Altax und Geldſa> herrſchten hiex oben unumſchränkt, und die 
„Hochwohllöbliche“ bewahrte die Arbeiter eifrig vor den Einflüſſen der 
„Umſtürzler“. | 
Für die bebte Flugblattverbreitung waren uns drei Dörfchen in der 
zurücgobliebenſten Gegend eines heißumſtrittenen Kreiſes zugetvieſen, 
wo als geiſtige Waffe iter Knütbel noch eine Rolle bei unſeren Gegnern 
"Tpielie, Dex „Ordnungskandidat“ war ein gefährlicher Demagoge, der 
die Bevölkerung in der gemeinſten Weiſe gegen uns aufheßte. 
Troß der eiſigen Kälte gingen wir mit heißem Herzen an unſere 
Arbeit, Galt es doch den lezten Sturm aaf die Baſtille „Sozialiſien- 
gejeß“. Gelang uns der große Wurf einer beträchtlichen Vermehrung 
- Der fogialiſtiſchen Stimmen, dann war der Fall des Schandgeſetzes ebenſo 
ſicher wie der Sturz ſeines Urheber3 Bizmar>. Da3 war ein Rreis3, 
der uns alle Unbilden der Witterung ertragen ließ. Friſch und froh 
ſtrebten wir unſerm Ziele zu. 
Yach längerer Eiſenbahnfahrt und ztweiſtündiger Wanderung durc<s 
Schneegeſföber trafen wir mit Genoſſen zuſammen, denen in abge- 
legenen Orten die gleiche Miſſion wie uns oblag. Von ähnen erfuhren 
wir, daß it den von uns zu bearbeitenden Orten alle bishex von uns 
verbreiteten Flugblättex von Poliziſten und andexen Ordnungsrettern 
 
 
wieder au3 den Häuſern abgeholt worden 1waven. Die von einem große 
Spinnereiboſizer abhängigen Arbeiter ließen ſich das gefallen, wie es . 
eben bei der Abhängigkeit von damals ſo Üblich war. Klaſſenbewuß]- 
jein und Organiſation fehlte den Arbeitern. Außer den Flugblätiern 
hatten wir diesmal die Stimmzettel mit. Wir mußten einen anderen 
Pian der Verteilung finden, wenn unſeve Arbeit fruchten ſollte. 
Von einer beſtimmten Wirtſchaft aus ſollte unſere Tätigkeit bc- 
gonnen werden. Um uns nicht auffällig zu machen, mußten wir einzeln 
dort einrücken. Bet ſchlechtem Fuſel machten ſich die im Lokal Anweſen- 
ven, etwa ein Dutzend Leute, über allerhand Dinge luſtig. Dabei ver- 
rieten ſie auch, daß ſie zum Vernichtungskampf gegen die Sozinldemo9- 
kratie beſvellt waren. Für den Juldaslohn vom drei Mark ſollten ſie 
Flugblätter der „Ordnungs8parbei“ verteilen, wobei ihnen eingeſchärft 
worden: war, mit etwa ihnen begegireniden ſozialiſtiſchen Flugblatvbver- 
teilern wenig Federleſens zu machen. Jm Nebenginnmer gewahrten 
wir ihr „Material“. Säe ſprachen eifrig dem geſpendeten Fuſel zu, und 
au3 ihren Reden erfuhren wir, daß ſie nach der Kirc<zeit beginnen und 
nähere Ginzelheiten vom „Herrn Kommerzienrat“ noch erfahren ſollten, 
Das machten: wir uns zunuße und ſchmicdeten unſeren Plan, Un- 
jeve Genoſſen ſollten ihre verborgen gehaltenen Flugblätter und Zettel 
vom Hofe aus ins Nebenzimmer praktizieren ; zwei Mann fundſchaftc- 
den die Gebegenheit näher anu3. Befürchtungen wegen der „Orkmungs- 
vetter“ brauchten wir nicht zu haben; die ließen eifrig die Gläſer kreiſen 
und fümmerten ſic den Teufel um ihre Sachen. 
Unſer Handeln war ein Augenbli>8wert, Im Nu hatten wir aus 
ihren Mappen den ſtaatsretteriſchen Inhalt entfernt und ſie dafür mit 
„Hezmaterial“ vollgepa>t. Als der Tauſch vollendet war, ließen wir 
dem Wirt heimlich einen Brief zuſtellen, der für die Leute beſtimmt 
war, Er verfehlte ſeine Wirkung nicht. Man. hörte, daß der Kon1- 
mergienvat 'den ſofortigen Aufbruch wünſchte, da die Roten ſchon an der 
Arbeit ſeien. Befehl war, nur in die Arbeiterwohnungen 'zu gehen un5 
dort die Blätter abzugeben mit einer Empfehlung vom Herrn Kons 
nrerzienrat, ſie gründlich durchzuleſen und nur dieſen Stimmzettel am
	        

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