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Arbeiter-Jugend - 12.1920 (12)

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Bibliographic data

fullscreen: Arbeiter-Jugend - 12.1920 (12)

Periodical

Persistent identifier:
027052486
Title:
Arbeiter-Jugend
Subtitle:
Monatsschrift der Sozialistischen Arbeiterjugend Deutschlands
Document type:
Periodical
Publisher:
Arbeiterjugendverl.
Place of publication:
Berlin
Language:
German
Collection:
Pädagogische Zeitschriften
ZDB-Nummer:
2176472-4
Access restriction:
Siehe Bände

Periodical volume

Persistent identifier:
027052486_0012
Title:
Arbeiter-Jugend - 12.1920
Shelfmark:
02 A 30 ; RF 641 - 647
Document type:
Periodical volume
Publication year:
1920
Collection:
Pädagogische Zeitschriften
Access restriction:
Open Access

Periodical issue

Title:
Heft 10
Document type:
Periodical
Structure type:
Periodical issue
Collection:
Pädagogische Zeitschriften
Access restriction:
Open Access

Article

Title:
Beilage zur "Arbeiter-Jugend"
Document type:
Periodical
Structure type:
Article
Language:
German
Collection:
Pädagogische Zeitschriften
Link zum Katalog:
BBF0574278
Access restriction:
Open Access

Contents

Table of contents

  • Arbeiter-Jugend
  • Arbeiter-Jugend - 12.1920 (12)
  • Heft 1 (1)
  • Heft 2 (2)
  • Heft 3 (3)
  • Heft 4 (4)
  • Heft 5 (5)
  • Heft 6 (6)
  • Heft 7/8 (7/8)
  • Heft 9 (9)
  • Heft 10 (10)
  • Auf zum Reichtsjugendtag!
  • Der neue Reichstag
  • Ueberlistet
  • Der denkende Wanderer
  • Die Parteien
  • Aus der Jugendbewegung
  • Aus der Praxis der Bewegung
  • Die Gegner an die Arbeit
  • Die Internationale der Arbeiterjugend
  • Bezirkskonferenzen und Jugendlage
  • Fremdwörter
  • Beilage zur "Arbeiter-Jugend"
  • Heft 11 (11)
  • Heft 12 (12)
  • Heft 13 (13)
  • Heft 14 (14)
  • Heft 15 (15)
  • Heft 16 (16)
  • Heft 17 (17)
  • Heft 18 (18)
  • Heft 19 (19)
  • Heft 20 (20)
  • Heft 21 (21)
  • Heft 22 (22)
  • Heft 23 (23)
  • Heft 24 (24)

Full text

  
Beilage zur, 
rbeiter-Jugend“ 
 
 
Nummer 10 
Berlin, den 15. Mai 1920 
 
12. Jahrgang 
 
Eine Doppelnafkur. 
Erzählung von A. Awertſchenko, 
ie Verfaſſer von Kriminalromanen und ihre Leſer würden 
D die Doppelnatur de8 Knaben Aleſchka nicht begreifen -=- 
eine Natur, die mid) einerſeit3 in Entzüc>en verſetzte und 
anderſeits empörte. 
Ih dachte anfang3, daß dieſer Aleſchka ein ſtiller, wohler- 
zogener Knabe ſei, der kein Wäſſer<zen trüben könne. Zu dieſer 
Annahme bewog mich ſein Betragen zu Sauſe, das ic) verfolgen 
konnte, ohne mich von der Stelle zu rühren. | 
Wir lebten in den allerkleinſten, allerſ<lechteſten und aller- 
Liltigſten möblierten Zinmunern, die e3 geben kann. JI<H in einem 
Zimmer, Aleſchka mit ſeiner gelähmten Mutter im andern. Eine 
dünne Tapetenwand trennte uns. Ih hörte oft Aleſhkas ſanftes, 
weiches Stinnnhen. 
„Tama, willſt Du no<& Tex? Soll ich Dir noh ein Stic 
Wurſt abſchweiden?“ = „Danke, mein lieber Junge!" = „Soll 
ich Dir etwa3 vorleſen?“ = „Nein, ich bin mitide . . .“ = 
„Schmerzen Deine Füße?“ hörte man die beſorgte Stimme bes 
guten Knaben. „Herrgott! Welche3 Unglück, welche8 Unglü>.“ 
-- „Da3 macht ja nichts. Wenn nur du, mein Kleiner, geſund 
biſt.“ =“- „Alſo dann ſchlafe,“ ſagde Aleſ<ka wichtig, „iß muß noch 
einige Briefe ſcc<reiben." = Er war ungefähr zehn Jahre alt. 
x 
Einmal traf ic< ihn im Sausflur. 
„Haſt Du eine kranke Mutter?“ fragte ich ihn. =- „Ja, die 
Mutter iſt krank. Mit ihren Füßen iſt etwa3 paſſiert. Sie 
kann nicht gehen.“ --- „Böſe ' Geſchichte, Aleſicfa. Sabt Jhbr 
denn Geld?“ -- „Eigentlich,“ jagte er ſtirnrunzelnd, „haben wir 
fein3. Wir leben davon, va3 ich verdiente.“ == „Worin beſteht 
denn Dein Verdienſt?“ 
Mich von unten herauf betraHtend (ich war dreimal größer 
al3 er), fragte er neugierig: „Fürcieſt Du Dic nicht da oben?“ 
--- „Nein, warum?“ =- „HSaſt Dit fenmten Schwindel?“ 
Ich lachte. . „Nein, mein Lieber. Alles in beſter Ordnung.“ 
--“ „Nun, Gott ſei Dank! Auf Wiederſehen!“ 
Er machte einen. Luftſprung aind lief zur 
Zimmer. 
Dieſe albernen Faxen bei ſolch einem wohlerzogenen Knaben 
ſezten mich in Erſtaunen. Mit der Mutter war er ganz anders, 
Ich begriff, daß der ſchlaue Knabe ſig in dem eiwen oder anderen 
Falle verſtellte, und beſchloß, ihn bei der erſten Gelegenheit zu 
entlarven. 
Doh er war verteufelt ſ«<lau. I< fing ibn im Flur ab; be- 
lauſchte ſeine Geſpräcße mit der Mutter == aber alle3 umionſt. 
Bei unſeren "Begegnungen war er voll huwinoriſtiicher Frechheit, 
blinzelte mir zu, lachte laut; ſobald er aber bei der Mutter ſaß, 
ſorgte er rührend für ſie, las ihr vor, und jeden Abend hörte ich 
ihn im Ton eines erwachſenen jungen Menſcgen fagen: „Nun, 
ich nutß jeht noc< einige Briefe ſchreiben.“ 
I< quälte ihn mit Fragen. „Was ſind denn das fiir Briefe?“ 
Er blieb undurhdringlich. 
Endlich entſchloß ich mi zu einer Grauſamkeit. 
- „Du willſt e8 mir nicht ſagen," bemerkte ich gleichgültig, „nun 
gut. I< weiß ſehr wohl, wem Du dieſe Briefe ſchreibſt . 
-- „Nun, wem?“ fragte er unruhig. -- „Verſchiedenen Wohl- 
tätern. Du verſchwindeſt jeden Tag mit. diefen Briefen auf einige 
Stunden . . . Gewiß rennſt Du von einem zum andern und bitteſt 
um Almoſen.“ -- „Du biſt dumm,“ ſagte er finſter. „Wenn ih 
"betteln würde, fo würde ich auch Dich anbetteln. Aber Yabe ich 
auch nur je ein Wort darüber verloren?“ Und er fügte ſtolz 
hinzu: 
„Set ruhig, mein Lieber , . . 
einer bin ich nicht!“ 
Ich muß geſtehen, daß der geheinm!isvolle Aleſchka mich ſehr 
intereſſierte, I< beſ<loß, ihm nachzuſpüren. 
* 
Mutter in3 
I< würde nie betteln. Solch 
E3 war eine warme Mittags3ſtunde. 
Hinter der Tapetenwand hörte ich die monotone Stimnte 
Aleſchfas, der ſeiner Mutter vorla8. Nach einiger Zeit unter- 
brach er da3 Leſen und fragte beſorgt: „Biſt Du nicht müde?“ 
„Ein wenig.“ „Ruhe Dich nur aus. I< muß jekt fort. Wenn* 
Du Appetit bekommt, jo ſtehen hier kalte Koteletten, Schinken und 
Milc<. Willſt Du leſen =- hier iſt das Buch. Adieu!“ 
Man vernahm das Geräuſch eines Kuſſe3, Aleichfſka3 Schritte 
im Flur und das Zuſchlagen der Hau3tür. 
I< holte meinen Hut und folgte Aleſchka. 
Nach zwanzig Minuten befanden wir uns beide im Sommer- 
garten, der um dieſe Zeit von gebrechlichen Greiſen, Wärterinnen 
mit Kindern und leſenden Jungfrauen wimmelte. 
Aleſchka ſpazierte ungezwungen in den Alleen, von Zeit zu 
Zeit durchdringende Blicke auf die ſfizenden Jungfrauen 111d 
Damen werfend; dabei trug er eine Miene zur Scau, al3 ob die 
ganze Welt zu ſeinem Vergnügew erſchaffen ſei. 
Plötlich blieb er ſteben. 
Auf einer Bank, halb verde>t durc< einen grünen Buſch. ſaß 
eine hagere Jungfrau, und da3 Buch in den Schoß ſinken laſſend, 
blickte ſie träumeriſch zum Himmel auf. Ihre Gedanken ſchweif- 
ten in die Weite, lo8gelöſt von allaom JIrdiſchen, ihr zerſtreuter Blick 
ſaß in der Ferite ihn, den herrlichen Helden aus dem nicht been- 
deten Ronian, den ſtolzen, bezaubernd ſchönen Jüngling -- und 
vas unrubhiae Mätchenherz ſchlug ſtark und ſ<Hmerzhaft in feiner 
unjheinbaren äußeren Hülle. 
Aleſchka näßerte lich langjam der Träumerin, zog die Miihe 
und ſagte höflich: „Da iſt ein Brief für Sie, Fräulein "BEN 
„Von wem?“ fragte die Jungfrau zufammenfahrend und 
wandte Aleſchfa ihr mit Purpur übergoſſenes Antlig zu. „Von 
ihm," flülterte Aleſ&fa blinzelnd und mit einer tief geheimnis 
vollen Miene, „Und , . wer . . . iſt... . er?“ ſäuſelte no< 
leiſer al3 Aleichka die Fungfrait. „Das darf ich ntc<ht ſagen. 
N<h!“ bracß er pivzliIH aus, uitd ein einfältiges, gutmütiges Ent- 
zücken ſpiegelte jich in feinen Zügen. „Wenn Sie ihn bloß gefehen 
bätten: ſo flug, ſo ſdwn -- ganz mertfwürdig!“ 
Die Jungfrau nahm mit zitterwden Händen den Brief. . . 
ihr Geſicht drückte eine krankbafte Neugierde aus. Ihre Bruſt 
bob ſich ſtürmiſch, und die fleinen, farbloſen Augen blitzten wie 
Edelſteine. 
„Danke Dir, mein Junge. Du kannſt gehen . . . 
gens, warte ein wentg. Hior!“ 
Die Jungfrau wühlte in ihrem Handtäſchhen, nahm zwei 
Silberſtüde heraus und gab fie dem guten Boten. 
Der gute Bote überſdrittete ſie mit Danfe8Wworten, 30g ſeine 
Müßte und verſchwand augenbli>lilh. Sein Zartgefühl hinderte 
ihn ohne Zweifel daran, bei einer ſolchen intimen: Angelegen“ 
Beit, wir es das Leſen eines fremden Briefes iſt, dabei zu ſein. 
Auf der gegenüberliegenden Bank ſitzend, beobachtete ich auf- 
merkfam die Jungfru. Blaß wie der Tod, riß ſie fieberiſch den 
Umſchlag auf, entnahm ihm ein liſtig zufammengelegte8s Blätt- 
den, entfaltete es, dur<bohrte e8 mit ihren Augen und warf 
es ſogleih mit einent leiſen Aufſchrei zur Erde. Jhre farbloſen 
Nugen ſprühten Flammen, aber ſie faßte ſitz bald, nahm eine 
gleichgültige Miene an, raffte ihre Sachen zuſammen und ent- 
fernte ſich mit eiligen Schritten. 
Al3 ſie verſ<wunden war, ſprang ih auf, ergriff den weg- 
geſchleuderten Brief von „ihm“ und las in dieſem geheimnis- 
vollen Schreiben mtr zwei Worte: „Dumme Gans!“ 
Aleſchkas zweite Natur war enträtſelt, 
R 
Nleſchka ſchlenderte aus dem Garten, nachdem er alle feine 
Briefe angebracht hatte, und klimperte leichtſinnig mit dem Silber 
in feiner abſtehenden Hoſentaſche. 
Beim Ausgang faßte ic) ihn ab, nahm ihn unſanft beim 
Handgelenk und ziſäte: „Sallo, Aleſchka . . Jett kenne ih 
Deine Streiche!" = „Wirklich?“ fragte er zyniſch, ohne im ge- 
ringſten zu erſchrecen, „Nun, zur Geſundheit!" ==“ „Wer hat 
Uebri-
	        

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