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Arbeiter-Jugend - 13.1921 (13)

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Bibliographic data

fullscreen: Arbeiter-Jugend - 13.1921 (13)

Periodical

Persistent identifier:
027052486
Title:
Arbeiter-Jugend
Subtitle:
Monatsschrift der Sozialistischen Arbeiterjugend Deutschlands
Document type:
Periodical
Publisher:
Arbeiterjugendverl.
Place of publication:
Berlin
Language:
German
Collection:
Pädagogische Zeitschriften
ZDB-Nummer:
2176472-4
Access restriction:
Siehe Bände

Periodical volume

Persistent identifier:
027052486_0013
Title:
Arbeiter-Jugend - 13.1921
Shelfmark:
02 A 30 ; RF 641 - 647
Document type:
Periodical volume
Publication year:
1921
Collection:
Pädagogische Zeitschriften
Access restriction:
Open Access

Periodical issue

Title:
Heft 3
Document type:
Periodical
Structure type:
Periodical issue
Collection:
Pädagogische Zeitschriften
Access restriction:
Open Access

Article

Title:
Das Meretlein
Author:
Keller, Gottfried
Document type:
Periodical
Structure type:
Article
Language:
German
Collection:
Pädagogische Zeitschriften
Link zum Katalog:
BBF0574596
Access restriction:
Open Access

Contents

Table of contents

  • Arbeiter-Jugend
  • Arbeiter-Jugend - 13.1921 (13)
  • Heft 1 (1)
  • Heft 2 (2)
  • Heft 3 (3)
  • Fröhliche Arbeit
  • An die Mädchen!
  • Die Lehre des 18. März
  • Zwei Romane von Gottfried Keller
  • Siegende Sonne
  • Eine Reichsbesprechung in Dresden
  • Prinzipienerklärung der Arbeiterjugend-Internationale
  • Rechts steht der Feind!
  • Das Meretlein
  • Aus der Bewegung
  • Aus der Jugendinternationale
  • Die links von uns
  • Bücher für die Jugend
  • Rüstet zum Reichsjugendtag
  • Bekanntmachungen des Hauptvorstandes
  • Fremdwörter
  • Heft 4 (4)
  • Heft 5 (5)
  • Heft 6 (6)
  • Heft 7 (7)
  • Heft 8 (8)
  • Heft 9 (9)
  • Heft 10 (10)
  • Heft 11 (11)
  • Heft 12 (12)

Full text

ue Arbeiter-Jugend | 98 
jeinem Schaden geſpeiſt habe, Selbſt die Fiſche im Waſſer habe es gebannt, indem es tage» 
kang am Ufer fah und die alten klugen Forellen verblendeie, daß ſie bei ihm verweilten 
und in großer Eitelkeit vor ihm herumſchwänzelten, ſich in der Sonne ſpiegelnd. 
Die alten Frauen pflegten dieſe Sage als Schre&männcd<en für vie Kinder zu gebrauchen, 
wenn ſie nicht fromm waren, und fügten noch viel ſeliſame und phantaſtiſche Züge hinzu, 
Im Pfarrhauſe hingegen hing wirklich ein altes dunkles Oelgemälde, das Bildnis dieſes 
mertwürdigen Kindes enthboltend. Es war ein außerordenilich zart gebautes Mädchen in 
einem blaßgrünen Damaſtkleide, deſſen Saum in einem weiten Kreiſe fiarrte und die Füßchen 
zicht jehen ließ. Um den ſchlanken feinen Leib war eine goldene Kette geſchlungen und hing 
vorn bis auf ven Boden herab. Auf dem Haupte trug es einen kronenartigen Kopfpuß aus 
jimmernden Gold» und Silberflittern, von ſeidenen Schnüren und Verlen durchſlochten. In 
jeinen Händen hielt das Kind den Totenſchädel eines anderen Kindes und eine weiße Roſe. 
Noch nie habe ich aber ein [ſo ſchönes, liebliches und geiſtreiches Kinderantliz geſehen, wis 
das blaſie Geſicht dieſes Mädchens; es war eher ſchmal als rund, eine tiefe Trauer 1ag 
darin, vie glänzenden Augen ſahen voll Schwermut und wie um Hilfe flehend auf den 
Beſchauer, wöhrend um den geſchloſſenen Mund eine leiſe Spur von Schalkheit oder lächeln» 
der Bitterkeit ſchwebte. Cin ſchweres Leiden ſchien dem ganzen Geſicht etlwas Frühreifes 
und Frauenhaftes zu verleihen und erregte in dem Beſchauenden eine unwillkürliche. Sebi 
jut, das lebendige Kind zu ſehen, ihm ſchmeicheln und es liebkoſen zu dürfen. Es war auß 
der Erinnerung des alten Dorfes unbewußt lieb und wert, und in den Erzählungen und 
Sagen von ihm war ebenſoviel unwillkürliche Teilnahme als Abſcheu zu bemerken. 
Die eigentliche Geſchichte war nun die, daß das kleine Mädchen, einer adeligen, ſtolzen 
und höchſt ſtrenggläubigen Familie angehörig, eine hartnäckige Abneigung gegen Gebet und 
Gottesdienſt jeder Art zeigte, die Gebetbücher zerriß, welche man ihm gab, im Bett dey 
Kopf in die Dee hüllte, wenn man ihm vorbetete, und kläglich zu ſchreien anfing, wens 
man es in die düſtere, kalte Kirche brachte, wo es ſic) vor dem ſchwarzen Mann auf der 
Kanzel zu fürchten vorgab. Es war ein Kind aus einer unglücklichen erſten Ehe vnd 
mochte ſonſt ſchon ein Stein des Anſtoßes ſein. So beſchloß man, als es durch keine Mittel 
von der unerklärlichen Unart abgebracht werden konnie, das Kind jenem wegen feiner 
Strenggläubigkeit berühmten Pfarrherrn verſuchsweiſe in Pflege zu geben. Wenn ſhow 
die Familie die Sache als ein befvemdliches und ihrem Ruf Unehre bringendes Unglü> aufs 
faßte, [6 betrachtete der bumpfe, harte Mann dieſelbe vollends als eine unheilvolle teufliſchs 
Erſcheinung, welcher mit aller Kraft entgegenzutreten ſei. Demgemäß nahm er ſeine Moß- 
regeln, und ein altes vergilbtes Tagebuch, von ihm herrührend und im Pfarrhauſe aufs 
bewahrt, enthält einige Notizen, welche über ſein Verfahren, ſowie das weitere Schi6ſol 
des unglüdlichen Geſchöpfes hinreichenden Aufſchluß geben. Folgende Stellen habe ich mir 
ihres Jeitſamen Inhalts wegen abgeſchrieben und will ſie dieſen Blättern einverleiben uns 
jo die Erinnerung an jenes Kind in meinen eigenen Erinnerungen aufbewahren, da ſie ſons 
verlorengehen würde. 
H * 
S 
„Heute Habe ich von der hochgeborenen und gotiesfür<iigen Frau von M. das ſchuldende 
Koſtgeld für das erſte Quartal richtig erhalten, alſogleich guittiret und Bericht erſtatiel. 
zerner der fleinen Meret (Emerentia) ihre wöchentlich zukommende Correction (Züchtigung) 
ertheilt und verſcherpft, indeme ſie auf die Bank legte und mit einer neuen Ruthen züchtigte, 
nicht ohne Lamentiren und Seufzen zum Herren, vaß Er das iraurige Werk zu einem. guten 
Srcde führen möge. Hat die Kleine zwaren jämmerlich geſchrieen und de- und wehmütig wum 
Pardon gebeten, aber nichts deſto weniger nachher in ihrer Berſto>theit verharret und das 
Liederbuch verſchmähßet, ſo ich ihr zum Lernen vorgehalten. Habe ſie derowegen fürzli 
verſ<nauffen laſſen und dann in Arreſi gebracht in die dunkle Speckammer, allwo ſie ge» 
wimmert und geflaget, dann aber ſtill geworden iſt, bis ſie urplößlich zu ſingen und jubiliren 
angefangen, nicht anders, wie die drey ſeligen Männer im Feuerofen, und habe ich zugehörst 
uno erkennt, daß ſie die nämlichen Pſalmen geſungen, ſo ſie ſonſten zu lernen refusirete 
(ſie weigerte), aber in ſo unnüßlicher und weltlicher Weiſe, wie die thörichten und ein» 
fältigen Ammen- und Kindslieder haben; ſo daß ich ſolches Gehahren für eine neue OGmaltheit 
und Mißbrauch des Teufels zu nennen gezwungen ward." “
	        

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