Full text: Zeitschrift für Philosophie und Pädagogik - 15.1908 (15)

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die das wahrnehmende Subjekt in die Objekte projiziert, während es gie 
doch gleichzeitig als enbjektive Erregungen empfindet. Die mythologische 
Pergonifikation ist nichts weiter als ein gegteigerter Grad der ästhetischen 
» Kinfühlung«, gesteigert, weil die Projektion 80 umfasgend ist, daß die 
Objekte gelbst als belebte Wegen erscheinen. Zugrunde liegt dieser Pro- 
jektion aber nichts anderes als die Apperzeption in dem winne, daß die 
AuffassSung des Objekts in jedem einzelnen YValle eine Willenshandlung des 
Subjekts ist, bei der Sich die fundamentale Kigenschaft des letzteren, die 
in der Kinheit geiner Zustände besteht, auf das Objekt überträgt. Mit 
diesem Grundphänomen hängt aufs engste zusammen der » Wahrnehmungs- 
charakter« der mythologischen Vorstellungen, d. b. die Vorstellungen er- 
Scheinen als unmittelbar gegebene Wirklichkeit, An manoherlei Erzeug- 
nisSe des unmittelbaren Glaubens reihen gich bald Solche der mytholo- 
giechen Apperzeption (Atem - Seele, Totenvogel, Totenschiff usw.) auch sie 
tragen den Charakter des Unmittelbaren, vicht durch Reflexion Vermittelten. 
Die Macht der Aggoziationen ist unbeschränkt durch Hemmungen, die von 
den entwickelteren Gedankengängen ausgehen. Diege Macht schließt von 
Selbst als wegentliche Faktoren zugleich die Asgoziationen ein, die gich 
zwigchen den gubjektiven Gefühls- nnd Willengantrieben und den objektiven 
Inhalten des Bewußtgeins bilden; die regultierende Wirkung dieger zwischen 
beiderlei Klementen eintretenden Verschmelzungen und Assgimilationen ist 
die Apperzeption. -- Der letzte Abschnitt handelt von den mythologischen 
Aufgaben der Völkerpsychologie gegenüber Mythus und Dichtung. Im 
allgemeinen laSsen gich die Grenzen der historiSchen und ethnologischen 
und die der psychologischen Mythologie dahin feststellen, daß diese haupt- 
Sächlich die ursprünglichen, ans den natürlichen Bedingungen des mengch- 
lichen Lebens und des mengehlichen Bewußtgeins entspringenden Vor- 
Stellungen und deren natürliche Verkettung, die erstere neben diesen Vor- 
Ste)lungen zugleich und hauptsächlich deren Ppoetische Fort- und Um- 
bildungen zu ihren Objekten hat, doch können diese Grenzen Schon um 
deswillen keine festen Sein, weil die mythenbildende und die dichterische 
Phantasie in Ihren allgemeinen HKigenschaften übereinstimmen. 
Kiel Marx Lobgien 
I Pädagogilisches 
Löwisch, Dr. Max, Direktor der Oberrealschule in Weißenfels, Was kann 
innerhalb der Grenzen der gegenwärtigen Lehrpläne geitens 
der Schule für die Pflege des KunstSinnes und des Kunsgt- 
verständnisges geschehen? vonderabdruck aus den Verbandlungen 
der 10. Direktorenvergammlhing der Provinz Sachgen. Berlin, Weid- 
mann, 1907. 
Sechzig Jahre Sind es her, daß Bernhard Stark uvd gleichzeitig 
Hermann Hettner zuerst den Gedanken aussprachen, daß die Kunst 
auch in die Schule gehöre. Als ich 30 Jahre sSpäter wieder mit dieger 
Forderung hervortrat, war die Literatur über dieses Thema noch änßerst 
Spärlich, obgleich Schon zwei Philologenvergammlungen (1864 und 1866)
	        
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