3. Das 40. Jahrbuch des Vereins für wisSengchaftliche Pädagogik 599
YU. 1. Tag der Vergsammlung. Der Vorgitzende wies in ein-
leitenden Worten darauf hin, daß das Weiterbestehen des Vereins eine
Notwendigkeit 8sei. Zwar gind Herbartische Gedanken überall hingedrungen,
man Spürt Herbartischen Geist Sogar in Regierungsverordnungen. Aber
auf der anderen Seite erhebt Sich ein großer Sturm gegen die Pädagogik
Herbarts; von verschiedenen Seiten und aus verschiedenen Motiven wird
gerufen: »Herbart ist veraltet!«?) Deghalb ist der Verein begonders be-
rufen, dem Sturme Trotz zu bieten, nicht um Herbarts willen (Seine
Stelling in der Gegchichte der Philogophie und Pädagogik ist gegichert),
auch nicht um der Hrbhaltung geiner Schule willen, nein, durchaus im
Interesge ungeres Volkes, der Erziehung ungerer Jugend. Wenn auch
wir die Waffen niederlegen, wer 8oll die Lücke ausfüllen > Würden die
Pergönlichkeitspädagogen mit ihrer Intuition allem, mit ihrer Auflögung
aller methodischen Grundlagen das können? Oder die experimentelle
Psychologie? Das wüngchen die Verständigen unter ihnen gelbst nicht, Wir
wollen die festen Grundlagen nicht verloren gehen lasgen, Sondern an
ihrem Weiterbau arbeiten und für ihre Ausbreitung wirken, weil wir von
ihrer Wichtigkeit überzeugt Sind. Wir wollen dem Verein neue Kräfte
zuführen; gelbstverständlich gind auch Gegner uns willkommen. Unger
Verein will ferner alle Schulgattungen vereinigen; er goll widerspiegeln
die Einheit des nationalen Bildungswegens und die Gemeingamkeit aller
pädagogischen InteresSen. Der Hochschullehrer und der Lehrer auf dem
Dorfe gind hier veremigt. Die Lehrer an höheren Schulen eingehließlich
der Seminarlehrer müsgen mehr mit uns arbeiten. Es mehren Sich Jetzt
die Stimmen unter ihnen, die für das Studium der Pädagogik eintreten.
Die Beschäftijgung mit der Herbartischen Pädagogik beginnt wiederum zu
Steigen. (Vergl. die Zugammenstelluing Dr. Zimmers in den Päda-
gogischen Studien und die Zugätze in dieger Zeitschrift, Juniheft.)
Dann gedachte ProfesSsor Rein des am 3. Juni in Langengalza ver-
Storbenen Verlagsbuchhändlers Friedrich Mann, eimes unermüdlichen
Förderers der wissSengchaftlichen Pädagogik, in ehrenden Worten. Die
Vergammlung erhob gich von ihren Sitzen.
A. Arbeiten zum System der Pädagogik
1. Zur Didaktik
1. P. Zillig-Würzburg, Darf der Altruismugs zur Grundlegung
des Bildungsideals und damit des Lehrplans für die Volks-
Schule genommen werden? (Schluß.)
Nachdem Zillig im 39. Jahrbuche diese Frage bez. der Ethik ver-
neint hatte, weist er nun nach, daß der Altruismus auch unyereinbar mit
der christlichen Lebengauffasgung Sei. Er stellt das Wegen des Christen-
tums demjenigen des Altruismus gegenüber und findet, daß beide im
Schroffsten Gegengatz zueinander stehen, bezüglich der Bestimmung des
Mengehenlebens, der Beurteilungsweise (hier Gesinnmung -- dort Erfolg
1) Biehe ungere Zeitschrift, Juniheft.
Zeitschrift für Philosophie und Pädagogik. 15. Jahrgang, 34