538 Mitteilungen
dem Glauben an einen Fortschritt der Mengehheit; bei ihm gebe es keinen
Fatalizmus und keinen Pesgimismus. Auch gei er der Begründer der
Sozialpädagogik (!). Er habe die 3 großen Prinzipien »Interesse, formale
Stufen und Konzentration « in die Didaktik eingeführt und dadurch wegent-
lich zur Verbesgerung des Unterrichtswegens in Deutschland beigetragen.
Herbarts Pädagogik ist eine Doctein, »qui prögente non geulement un
caractere de grandeur et une porte philosophique, mais encore une ports
pratique de 1a plus haute importence.« Gockler gibt zuletzt eine Schilde-
rung der Entwicklung der Herbartischen Schule, eim Verzeichnis der
» Hauptyvertreter« (?) und ein Kapitel »Herbart en France«. Als Brenn-
punkte der Herbartischen Pädagogik in der Gegenwart bezeichnet er das
»Pädagogische Universitätsgeminar mit Übungsschule in Jena« und den
» Verein für wisgengchatftliche Pädagogik«. -- Man erkennt in der Aus-
Sprache an, daß Gocklers Buch ein interesgantes Buch ist (begonders für
Neugprachler) und daß das Milieu echt französSisch fein dargestellt ist, aus
dem Herbart hervorgegangen ist. Aber er verallgemeinert zu Schnell; er
hat auch Sonst bedeutende Fehler in der Darstellung des SyStems. Doch
kann ihm dies nicht zu hoch angerechnet werden, da es Schon für uns
Deutsche Herbart richtig zu verstehen, Schwer ist. Auch das Urteil
über Ziller und Stoy gei Schief, wie auch die literarische Zugammen-
Stellung der Anhänger anfechtbar. Es ist wüngchenswert, daß Herbart
tür Frankreich noch einmal einwandfreier dargestellt werde.
An der anregenden Debatte beteiligten Sich Prof, Rein-Jena, Seminar-
oberlehrer Prof. Dr. Thrändorf-Avuerbach, Prof. Klaus-Magdeburg, Pastor
Vlügel- Wangleben, Seminarlehrer Fack- Weimar, die Schuldirektoren (bez.
Lehrer) Prof. Dr. Just-Altenburg, Dr. Yelsch -Magdeburg, Hasge-Halle,
Hase-Magdeburg, Scholz-Pössneck, Schubert-Altenburg, Zimmermann-
Leipzig, Franke-Leipzig, Hahn- Berlin, Hemprich- Naumburg, Holl-
kamm- Wolmirstedt, Arnold- Chemnitz, Schlegel- Magdeburg, Sachse-
Magdeburg, Dr. Fritzsch-Leipzig, Rheymann-Eilberfeld u. a.
Der Ort der Pfimgstvergammlung 1909 wird Straßburg i. E. gein,
um weitere Freunde im HKilsaß, Süddeutschland und der Schweiz für die
Aufgaben ungeres Vereins zu gewinnen.
4. Die deutsche Lehrervergammilung in Dortmund
(8. bis 11. Juni)
Die Tagungen des Deutschen Lehrerverems, dem zurzeit etwa
116000 deutsche Volksschullehrer angehören, können nicht die Aufgabe
haben, pädagogische Streitfragen zu erörtern und zu klären. Alles, was
an den Digkutierklub und an die wisgengchaftliche Disputation erimnert,
gehört in Vergammlungen mit 4---5000 Teilnehmern nicht hinem. Der
Deutsche Lehrerverein ist nicht eine yon oben, Sondern von unten
aufgebaute Organigation. Der Schwerpunkt geiner Arbeit liegt In den
mehr als 3000 Orts- und Kreisvereinen, die Sich mit den Schwebenden
pädagogischen und gchulpolitischen Yragen begchäftigen, und durch deren