Full text: Zeitschrift für Philosophie und Pädagogik - 15.1908 (15)

Pädagogisches - 597% 
 
das Bild und geine Bearbeitung vergchiedentlich einer begonderen Be- 
trachtung gewürdigt. Vives Sagt: » Anfangs ist es das Beste, das Leichteste, 
d. h. den Sinnen Zugängliche zu nehmen. Die Sinne ermitteln Ja über- 
baupt jede Erkenntnis. Daher gehört an diese Stelle eine gewisse Dar- 
Stellung, ein Gemälde der ganzen Natur, des Himmels und der Erde und 
der Dinge, die am Himmel, im Wasger, in Luft und Hrde gind, 80 daß 
auf dem Bilde eine allgememe Begehreibung des ganzen HFrdkreiges gich 
befindet.«?) Man findet, daß die Forderung, die Später 80 intens1v erhoben 
wurde, hier bereits in einer bemerkenswerten Vollendung vorliegt. Da es 
Sich nämlich um Erdkunde - Unterricht bandelt, 80 will Vives, daß die 
Schüler einen Überblick über die Erde bekommen. Es goll ein allgemeines 
Gemälde der Welt gegeben werden; Vives vergtand darunter wahrschein- 
lich ein heute unter dem Namen »Hauptformen der Erdoberfläche« be- 
kanntes Darstellungsverfahren, mittels desgen vielerlei auf engen Raum 
dargeboten werden kann. Es igt ferner beachtenswert, daß 80 -- wie 
Dr. Friedrich Kayger in dem Bande »PädagogisSche Schriften« (Bibliothek 
kath. Pädagogik Bd. VIII) dartut, Ludwig Vives auch für den Dnaturkund- 
lichen Unterricht überhaupt Autopsie und für den Pphilologischen Unter- 
richt 80gar noch einen Grad an Verangchaulichung verlangt, wie er 
heute nicht mehr oder noch nicht zu erreichen gegtrebt wird. Im Ssprach- 
lichen Unterrichte gollen Sammlungen von Gesteinen, Kdelsteinen, Bildern 
u8w. zur Stelle gein, die gelegentlich angezeigt werden und dem philo- 
Jogischen Unterrichte die nötige reale Grundlage geben Sollen. Als Vor- 
kämpfer für den Sachunterricht finden Sonach die Pädagogen jener Zeit 
etwas mehr Beachtung, als ihnen gewöhnlich in der Gegchichte des An- 
Schauungsunterrichts emgeräumt wird. 
Naumann, Fr., Die Erziehung zur Persönlichkeit im Zeitalter des 
Großbetriebs. Berlin-Schöneberg, Buchverlag der Hilfe, 1907. 50 Pf. 
Die Schriften von Fr. Naumann bedürfen Keiner Empfehlung. Es 
genügt, darauf aufmerksam zu machen, wenn etwas Neues Seiner Feder ent- 
flogen ist. 80 wollen wir nicht unterlassen, auf obigen Vortrag hinzu- 
weisen, der in geistvoller Weise interessante Parallelen zieht zwischen 
Großbetrieb in verschiedenstem Sinne und der Bedeutung der Pergönlich- 
keit. Namentlich wird das Schriftchen in der Lehrerwelt Anklang und 
Zustimmung finden, die den Persönlichkeitswerten Verständnis entgegen- 
bringt. und gich dem Großbetrieb des Schulstaates gegenüber Selbständig- 
keit genug bewahrt hat, um eigene Gedankengänge anzubauen und zu 
verfolgen im Hinblick auf das große Ziel der Erziehung, das im Begriff 
des Charakters eingegchlogsen liegt. Rein-Jena 
1) B. Clemenz, Lehrbuch der Methodik des geographischen Unterrichts.. 
Breslau, Max Woywod, 1906. 8. 38. --- Berninger, Joh. 1. Vives. Kempten 
1899, 8. 38. Zur gründlichen Orientierung über die Angichten und den Wwahrbaften 
Standpunkt der älteren Pädagogen, die aus innerem Berufe zu Solchen wurden, Sei 
hier die wegen ihrer ausgezeichneten Biographien und Kditionen beachtenswerte, 
»Bibliotbek der kath. Pädagogik« (Freiburg 1. Br., Herder, bis jetzt 15 Bde.) emp- 
fohlen, deren VIII Bd. Vives und deren II Bd. A. Sylyvius, der hier hier auch in 
Betracht kommt, umfaßt. 
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