Full text: Anzeiger für die neueste pädagogische Literatur - 33.1904 (33)

Fremde Sprachen. 
Hodermann, Max, Dr., Unſere Armeeſprache im Dienſte 
der Caeſar-Überſezung. Zweite umgearbeitete und ver- 
mehrte Aufl. 53S. Leipzig 1903. Dürrſche Buchhandlung. 1 M. 
Die Schrift gibt einen höchſt wertvollen Beitrag zur Überſezung von 
Caeſars Galliſhem Kriege, indem ſie alle wichtigen, dort vorkommenden 
militäriſ<en AusdrüFe dur< die entſprechenden modernen offiziellen wieder- 
gibt. Als Quellen dienen dabei die Felddienſtordnung, das Exerzierregle- 
ment und die von Moltke und dem Generalſtabe gegebenen- Darſtellungen 
der lezten Kriege. Bei jedem Ausdru> werden mit außerordentliher Ge- 
nauigkeit Belegſtellen angegeben. Mand<mal liefert die eingehende Ver- 
gleihung moderner Verhältniſſe ſogar anregende Beiträge zur Erklärung. 
Alte Wörterbuchblüten (3. B. der Fußſoldat, für das Getreideweſen ſorgen 
und ähnliche) werden bekämpft; oft wird ganz vortrefflihes geboten (z. B. 
elamor Hurraruf), namentlich dur<h reihe Auswahl von Synonymen, jo bei 
locus 12 Ausdrüke, Cher abzuraten, als dem Verfaſſer zuzureden wäre 
wohl bei comminus, zum Bajonettkampf, und tela recipere, Feuer erhalten. 
Der bekämpfte Ausdru> „bekriegen“ findet ſich bei Rüert, Platen u. a. 
Dur<weg hält ji< der Verfaſſer frei von allzu großem Purismu3s und ver- 
werflicher Gleihmac<erei (z. V. in den Chargen), und der e<ht nationale 
Geiſt, der das Werk<en ins Leben gerufen, iſt erquiend und jedem, der 
Caeſar -in der Schule zu behandeln hat, als muſterhaft zu empfehlen, zumal 
er zugleich die Garantie. bietet, die militäriſ<e Broſchüre des genialen rö- 
miſhen Strategen auch für den deutſ<hen Knaben feſſelnd und gewinn- 
bringend zu geſtalten. Die zweite Auflage iſt vielfach bereichert und mit 
einem dankenswerten alphabetijchen Verzeichnis ausgeſtattet worden. zz. 
Frie, Wilhelmine, Vieille Fille ou Une Vie ÜUtile par 
Mme. Valentine Parise. LTeil: Einleit. u. Text, I]. Teil: 
Anmerk. u. Wörterbuch in neuer Orthographie. 98 u. 36 S. 
Leipzig 1903. Raimund Gerhard. 1 M. 50 Pf. u. 40 Pf. 
: Die Erzählung eignet - ſich für die Mittelſtufe höherer Mädhenſ<ulen. 
Sie ſpielt in FrankreiH, und zwar am Mittelmeere, in den Pyrenäen, 
in der Touraine und im Berry; ſie vermittelt daher auf angenehme 
Weiſe Kenntnis von Land und Leuten, Die Heirat bildet niht den Ab- 
jhluß des geſchilderten Mädhenlebens, Das Siſal der Heldin iſt nicht 
leiht; do< Gottvertrauen und Pflichtgefühl halten ſie aufreht. Durch 
tätige Mitwirkung bei der ſozialen Arbeit gewinnt ſie immer mehr das er- 
erhebende Bewußtſein, ein nützliches Glied der Geſellſchaft zu ſein, wenn ſich 
au< ihre Jdeale nicht verwirklicht haben. -- Au< dieſes Bändhen beſißt 
die Vorzüge der äußeren Ausſtattung, auf die bei Beſprehung früherer 
Rummern der Sammlung an dieſer Stelle bereits hingewieſen wurde. 
H. 
Wendt, Otto, Studium und Methodik der franzöſiſchen 
und engliſchen Sprache, ein praktiſches Hilf8buch für Lehrer 
und Studierende. Unter Berüdſichtigung der Lehrpläne und 
Lehraufgaben vom 1. Juli 1901 herausgegeben. 176 S. 
Leipzig 1903. Dürrſche Buchhandlung. 2 M. 
Das Bu<h behandelt: Ausſprache, Kenntnis der Formenlehre. und Syntax, 
Fertigkeit im Überſezen, Übung im mündlichen Gebrau<e der Sprache, All- 
gemeine Kenntnis der Geſchichte der franzöſiſchen Literatur, Nähere Be- 
kanntſ<aft mit einigen Hauptwerken der bedeutendſten Schriftſteller auf 
Grund eigener Lektüre, Kenntnis der neueren Geſchichte Frankreichs, Die 
ſchriftlichen Prüfungsarbeiten. Teil A beſpricht obige Kapitel mit Rückſicht 
auf die franzöſiſche, Teil B mit Rüſicht auf die engliſche Sprac<e. Wendt 
iſt als tüchtiger Methodiker auf dem Gebiete des modernen Sprachunterricht3 
hinlänglich bekannt. Er iſt gemäßigter Reformer. Vorliegende3 Buh mit 
ſeinem reichen bibliographijhen Material und ſeinen vielen gediegenen Rat- 
I<mlägen eines erfahrenen Praktikers und beleſenen Theoretikers iſt allen 
Lehrern, die ſich dem Studium der modernen Sprachen widmen, warm zu 
empfehlen. Verfaſſer ſucht auf allen Gebieten --- Phonetik, Grammatik, 
Konverſation, Proſodie =- das beſonders Shwierige oder ſonſt niht Berüc>- 
ſichtigte hervorzuheben und ſchenkt daher auch der Anfertigung des fremd- 
. ſprachlichen Aufſatzes beſondere Aufmerkſamkeit. Das Bu iſt nicht etwa 
ausſ<ließlich als Anweijung zum Erwerb der für die Ablegung von Sprach- 
lehrerprüfungen nötigen Kenntniſſe zu betrachten ; es ſuc<ht beſonders auch 
anzuregen, auf die Quellen hinzuführen, Liebe zur Sache zu erweFen und 
jo dem ſich gerade jekt in Lehrerkreiſen ſo allgemein und laut regenden 
Triebe nach tieferer Bildung auf fremdſprachlihem Gebiete die gewünſchte 
innere Befriedigung zu gewähren. H. 
Toreau de Marney, E. A., Grammaire Francaise id6o- 
 
 
graphique. Premier emploi de l'&quivalent pour la regle 
et Vexception. 134 S. Leipzig 1903. E. Haberland. 
2 MN. 50 Pf. 
. Unter JIdeographie will der Verfaſſer die Methode verſtanden wiſſen, 
die die Regeln dur< geometriſche Figuren darſtellt. Sie kommt dem Ge: 
dächtnis und dadur<h dem Verſtande (?) zu Hilfe, ſo daß man ſich beim An- 
bli> des Zeichen3 ſofort des ganzen Vorganges bewußt wird. Ein Beiſpiel: 
Regel: Plural der Eigennamen und beſondere Fälle (gekürzte Wiedergabe): 
I. Geſchichtlich bekannte Namen erhalten im Plural 8: 1. Stuarts, 2. Bour- 
bons, 3. Guises. 11. Subſtantivijh gebrauchte Wörter unverändert: 4. les 
pourquoi, 5. les non, 6, les on dit, 7. les oui, 8. les do, 9. re, 
10. mi, 11. fa, 12. Sol, 13. la, 14. 8i. 111, Eingebürgerie Fremdwörter 
erhalten im Plural 8: 1. bravos, 2. duos, 3. operas, 4. altos, 5. trios, 
6. folios, 7. albums, 8. factums, 9, factotums, 10. pensums, 11. Speci- 
11 
 
mens, 12. re&cepisges. 13. reliquats, 14. numeros, 15. Zeros. Die Figur, 
die obige Regel „ausdru>svoll“ darſtellen und wodur< dem Gedächtnis 
„und dem Verſtande“ (!) zu Hilfe gekommen werden ſoll, iſt folgende: 
DIZI 
 
NI 
Er 
71 9 7 
 
- 
72 
Man ſehe fich obige Regel an, die fo einfach iſt, daß ſie jedes Kind ohne 
ein mnemotechniſ<e3 Hilfsmittel behalten kann, und dann verſuche man obige 
komplizierte und ganz zweloje Figur aus dem Gedächtnis nachzuzeichnen. 
Man hat -- und nicht mit Unre<t -- im HinbliE auf gewiſſe Neueriei- 
nungen auf dem Gebiete der neuſprachlichen Methodik das harte Wort von 
„ändiſc<hen Spielereien“ und „einem Didakten-Gigerltum“ ausgeſprochen. 
N, 
Andre, Auguſte, Lecteur ä l'Univerzite de Lansanne, Causeries 
Francaises, Revue de Langue et de Litterature francaises 
Contemporaines. 42? anne 348 S. Lauſanne 1903. 
Bayot & Co. 3,30 fr3. 
Auf die Einzelnummern dieſes Jahrgangs iſt ſhon mehrfach hier emp- 
fehlend hingewieſen worden. Der vorliegende Sammelband des 4. Jahr- 
gangs enthält vorzügliche Plaudereien über ſaſt alle literariſ<en Größen 
de3 modernen Frankreich (für un3 Deutſche iſt höchſt intereſſant der Artikel: 
„Enquete gur lV'influence allemande“), eine gut getroffene Auwahl aus 
modernen franzöſiſchen Werken, lehrreiche Erörterungen über Fragen der 
Grammatik und AusſpraHe und eine große Menge guter Erklärungen ſchwie- 
riger Wörter und Auzsdrü>e des Franzöſiſchen. Zur Fortbildung in der 
Kenntnis der franzöſiſhen Sprache und Literatur der Gegenwart iſt das 
Werk beſtens zu empfehlen. H. 
Waſſerzieher, E. Dr., 1'orphelia par Urbain Olivier. Für 
das ganze deutſche Sprachgebiet allein berechtigte Aus8gabe. 
I. Teil: Text, I]. Teil: Anmerkunger und Wörterbuch in neuer 
Orthographie. 203 S. Leipzig 1903. Raimund Gerhard. 
1. Teil: 1 M. 60 RPf., I1. Teil: 40 Pf. 
L'orphelia iſt als die beſte Erzählung de8 Schweizers Olivier bekannt. 
Der Verfaſſer ſchildert uns das Siſal eines Waiſenknaben aus der fran- 
zöſiſchen Schweiz, dem ſeine guten Eigenſchaften ſc<hließli< doc<h den ver- 
dienten Lohn bringen. L'orphelia eignet ſich als Lektüre für die Mittel- 
ſtuje von Knaben- und Mädc<enſ<ulen. Zeilenweite und Drudichtigkeit 
wurde gemäß den Forderungen von Prof. Cohn-Breslau (Lehrbuch der 
Hygiene de3 Auge3) angeordnet. H 
Kaſten, Wilhelm, Dr. Prof., Einführung in die techniſche 
Au3drucksweiſe im Franzöſiſchen an der Hand der 
Anſchauung. Mit 4 Abbildungen. 52 S. Hannover und 
Berlin 1903. Meyer (Prior). 90 Pf. 
Das Heft<hen bietet das ſprachliche Material zur Beſprehung der fol- 
genden Hölzel:Bilder: Der Hafen, Der Hausbau, Das Innere eines Kohlen- 
bergwerks, Das Hüttenbergwerk. Für gewerbliche und techniſche Schulen, wo 
der Unterricht im Franzöſiſhen in die tehniſhe Ausdru>3weiſe einzuführen 
hat, iſt das Werk<hen zu empfehlen. . 
Sonnenburg, R. Dr., An Abstract of English Grammar 
with Examination-Questions. 5. Auflage. 112 S. 
Berlin 1903. Julius Springer. 1 M. 20 Pf. 
Wie der Titel ſagt, enthält das Werk<en die Hauptſachen aus der eng- 
liſ<hen Grammatik. Die Beiſpiele zur Erläuterung der einzelnen gramma- 
tiſchen Fälle ſind zum Teil engliſchen Schriftſtellern entnommen. Die Dar- 
ſtellung8sweiſe des in einwandfreiem Engliſ< abgeſaßten Buches iſt knapp 
und gedrängt. Das Werk<en wird beſonders bei der Vorbereitung auf ein 
Examen in der engliſchen Sprache gute Dienſte leiſten. 7" 
Schmarje, I., und Barnstorff, E. H., Engliſc<hes Leſebuch. 
Zweite verbeſſerte Auflage. Flen3burg 1903. Aug. Weſtphalen. 
1 M. 80 Pf. 
Die zweite Auflage dieſes Buches unterſcheidet ſich von der erſten durc< 
Ausſcheidung weniger geeigneter Leſeſtüke und Vermehrung der Gedichte und 
iſt dadurch entſchieden beſſer und brau<barer geworden. Unter den neu 
hinzugekommenen Gedichten befinden ſich man<he Perlen der engliſchen Dich- 
tung, die dem Buch zur Zierde gereichen, Beſonder3 zu begrüßen iſt die 
Hinzunahme von Proſaſtüken, welche einzelne Abſchnitte aus der Geſchichte 
und Geographie Englands behandeln und die engliſhe Hauptſtadt mit ihrem 
Leben und Treiben beſchreiben, denn dadurch allein iſt es möglich, die Kinder 
in das Verſtändnis der Eigenart des engliſchen Volkes und damit in den 
Geiſt der engliſchen Sprache einzuführen. Dieſe Vorzüge im Verein mit der 

	        
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