Full text: Anzeiger für die neueste pädagogische Literatur - 33.1904 (33)

E>art, Rudolf, Die Reformatoren und ihre Zeit in aus- 
gewählten Schilderungen deutſcher Dichter. 274 S. Leipzig 
1903. Chriſtoph Steffen. 3 M. 50 Pf. 
Der Herausgeber bietet eine Anthologie von Dichtungen über die Vor- 
läufer der Reformation, über Luther, Melanchthon, Hutten, die Reſorma- 
toren der Schweiz ujw. Die Auswahl iſt im großen ganzen mit gutem 
Gejhmad getroffen. Wir finden ſtimmung38volle Dichtungen von Gerof, 
Sturm, Hagenbach, Stüber u. a. Wenn auch einige minderwertige Er- 
zeugniſſe mit untergelaufen ſind, jo tut das der Sammlung, die wir zur 
Belebung des religionsögejchichtlichen Unterrichts empfehlen können , keinen 
Eintrag. M. E. 
Netzlaſſ, F., Lehrplan für den evangeliſc<hen Religions8- 
unterricht einer ſechsſtufigen Volksſ<hule. 48 S. Leipzig 
1903. Dürrſche Buchhandlung. 80 Pf. - 
Diejer Lehrplan iſt nag den Grundſätzen der neueren (Herbartſch<en) 
Pädagogik aufgeſtellt. Heilsgeſchichte, Katehismus, Spruch, Lied und Gebet 
werden nicht in geſonderten Lehrgängen, jondern als zuſammenhängendes 
Ganze in der Form eines einheitlichen Unterrichts dargeboten. M. EB. 
Reling, Herm., Vorbereitungen zu den bibliſ<en Ge- 
ſchichten des. alten und neuen Teſtaments. 2. Auf- 
lage. 465 S. Gotha 1903. E. F. Thienemann. Geb. 
4M.80Pf. 
Da3 ſc<on früher von uns empfohlene Buch zeigt vielfache, zum Teil 
durch die erhöhten Forderungen der preußiſchen Lehrpläne vom 1. Juli 4901 
bedingte Ergänzungen und Erweiterungen. Es ſei hier nur auf die recht 
brauchbaren zuſammenjfaſjenden Rücbli>ke über die einzelnen Zeitabſchnitte 
und auf die knappen. Charakterbilder einiger Propheten hingewieſen. : Den 
Lebensgang Jeſu ſchließt der Verfaſſer an das Evangelium nach Matthäus 
an. =- Ta3 der Praxis entſproſſene, gediegen ausgeſtattete Buch wird be- 
jonders jüngeren Amtsgenoſſen eine willkommene Handreichung ſein. 
K 
Werne>e, Rob., Der bibliſche Geſhicht8unterricht in der 
Volksſc<ule. 3. Band: Oberſtufe. Bearbeitet von Richard 
Wiener. Zweiter Teil: Das neue Teſtament. 224 S. 
Delitzſch 1903. Reinhold Pabſt. Geh. 2 M. 
Die Freunde der Werne>eſchen Religionsbüher finden im vorliegenden 
Buche den Abſchluß des bibliſhen Geſchi<töunterrichts, wenigſtens zunächſt 
für den neuteſtamentlichen Teil. Das Leben des Heilandes wird in oft zu 
eingehenden, aber immer trefflih abgerundeten Bildern dargeſtellt, Durch 
die Zweiteilung des Stoffes hat die Einheitlichkeit de3 Lebensbildes, die 
dur< den Anſjc<hluß an einen der Synoptiker leiht zu erzielen iſt, nicht 
gewonnen. Die Geſprächsform iſt glüFlich vermieden worden. Die tüch- 
tige, von echter Begeiſterung für ihren „Gegenſtand getragene Arbeit ſei 
als Ratgeber für die Vorbereitung beſtens empfohlen. KR. 
Boehmer, Lic. Dr. J., Hinein in die altteſtamentlichen 
Prophetenſchriften! Für Bibelfreunde. 264 S. Stuttgart 
1903. Greiner & Pfeiffer. 3 M. 
Die Einführung in die prophetiſ<en Schriften geſchieht hier nicht mit 
jener Voreingenommenheit, die Jeſum auf ſeinem Leidenswege von Bethle- 
hem bis Golgatha vor Augen hat. Von hohem Ernſte erfüllt, dringt der 
Verfaſſer mit Sicherheit und Sharfbli> in die große Gedankenwelt der 
Propheten ein. Nie zwingt er den Text, mehr zu ſagen, als er deutlich 
jagen will. Stet3 richtet der Verfaſſer den Blik aufs Ganze und gibt 
vur< Vertiefung in den Zuſammenhang und durch Berüdſichtigung der 
Zeitverhätniſſe, in denen jene Predigten und Schriften erſtmalig geſprochen 
oder geſchrieben wurden, den urſprünglihen Sinn derſelben. So erhalten 
auch die bekannten meſſianiſhen Weisſagungen die richtige Beleuchtung. 
"Muß au< manches uns Liebgewordene, manche uns ſelbſtverſtändliche Vor- 
ausjezung dabei fallen, die Stellen bleiben do< meſſianiſche Weisſagungen, 
jolhe, die Gott dur< den Gang der Weltgeſchichte und die Eigenart der 
Heilsgejhichte dazu gemacht hat. Verfaſſer zeigt, wie die Propheten ihre 
Predigten ganz dem Volke der Gegenwart widmeten, wie ſie aber auch den 
Bli> auf die Zukunft richteten, der ſie das Volk Gottes recht gerüſtet ent- 
gegenführen wollten. Daher zeichnet er von jeder Schrift, nach zeitlicher 
Reihenfolge aufgeführt, ein Bild der Gegenwart und da3 Zukunftsbild. Dieſes 
redet von der Gnade, jenes von dem Gericht Gottes. Mag jeder Bibelfreund 
jol<er Führung ſich einmal anvertrauen! Gl. 
Derſelbe, Neuteſtamentliche Parallelen und Verwandte 
aus alt<riſtlicher Literatur. 48 S. Stuttgart 1903. 
Greiner & Pfeiffer. 50 Pf. 
Das Heft<en iſt für Bibelſtunden beſtimmt. Verfaſſer gibt eine „Auz- 
leſe“ aus dem, was in den erſten <hriſtlihen Jahrhunderten neben dem 
Reuen Teſtamente hergegangen iſt, ihm teils gleichgeachtet, teils gleich: 
wertig. Als Quellen gelten die Schriften von Kir<henlehrern der erſten 
Jahrhunderte (Juſtin, Klemens Alerxandrinus, Euſebius) oder Bücher, deren 
Verfaſſer wir nicht kennen (Hebräer-Evangelium, Taten des Philippus uſw.) 
oder die unter falſchen Namen auf uns gekommen ſind (Verkündigung des 
Petrus, Pſeudoklementinen, Pſeudocyprian uſw.), teils naß anderen Quellen 
(Beza = Thalmud). Es iſt ſtets die betreffende Bibelſtelle angegeben, und 
dann folgt das Zitat aus den nichtbibliſc<hen Schriften. Die Darſtellungen 
ſind von Intereſſe und manche „Parallele“ verdiente, im Neuen Teſtamente 
jelber ihren Plaß zu haben. Manche3 dient ſelbſt zur Klärung und Aui- 
klärung. Manchem wird vielleiht ſogar manches als Richtigſtellung er- 
ſcheinen. My. 
 
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Rogge, Chriſtian, Ausſichten und Aufgaben, Betrachtungen 
über die Lage des Chriſtentums in der geiſtigen Kriſe der 
Gegenwart. 85 S. Stuttgart 1903. Greiner & Pfeiffer. 1 M. 
Wir haben es hier mit einer Dreiteilung zu tun: 1. mit der Kriſis, 
2. mit den Ausſichten und 3. mit den Aufgaben. Es iſt ein ganz aus- 
gezeichnetes Schrifthen, beſonders die Kapitel: Das kopernikanijche Welt- 
bild -- Der Atheismus -- Der Pantheizmus -- Goethe -- Der <riſtliche 
Thei3mus -- Die Macht der Perſönlichkeit Chriſti. Viele Behauptungen 
ſind in einem beſonderen Anhange durc< Zitate (66 an der Zahl) belegt. 
. y. 
Staude, Schulrat Dr. Richard, Geſchichten von Jeſus, 
Abraham, Jakob und Joſeph. 1. Ergänzungöheft zu de3 
Verfaſſer3 „Präparationen uſw.“ 151 S. Dresden 1903. 
Bleyl & Kämmerer. 2 M. 
Hofmann, I., Jeſusgeſchic<ten, und Bittorf, W., Erz- 
vätergeſc<hichten. 3. Band der „Präparationen uſw.“ 2. ver- 
mehrte u: verbeſſerte Aufl. 183 S. Leipzig 1903. E. Wunder- 
lich. M. 
Beide Bücher find für die Unterklaſſen der Volköſchulen beſtimmt und 
leiten gewiſſermaßen wie eine Ouvertüre die weſentlichen Anſchauungen, 
Stimmungen und Empfindungen des Geſamtwerkes ein. Die Verf. ſeken 
für das erſte Schuljahr einen etwa halbjährigen Vorkurſu3 voraus und 
bringen nun eine Anzahl der einfachſten und verſtändlichſten Geſchichten 
aus dem Leben Jeju. Die Auswahl deEXt ſich im allgemeinen mit der 
anderorts üblichen. Die Zahl der Geſchichten erſcheint uns ſowohl bei 
Staude (12), als auch bei Hofmann (14) für Elementarklaſſen zu ho<h, 
der „Bethlehemitiſche Kindermord" iſt überhaupt für den Jugendunterricht 
ungeeignet. Gegen die Wahl der Erzvätergeſhichten und der Leiden3- 
geſchichte für das zweite Schuljahr läßt ſich im allgemeinen nichts ein: 
wenden. 
Beide Verf. wenden, was die methodiſche Behandlung anlangt, das ent- 
wielnd darſtellende Verfahren an und legen dabei großen Wert auf An- 
ichaulichkeit, Selbſttätigkeit der Schüler, fortwährende Verwertung der kind- 
lichen Erfahrung, Miterleben der Kinder Es läßt ſich nicht leugnen, daß 
dieſe Methode wirklich hohe Vorzüge in ſich vereinigt, weil ſie das „phan- 
tafierte Handeln“ fördert, und, was die Hauptſache iſt, auf Schritt und 
Tritt mit vollkommenen Anſchauungen arbeitet. Trozdem möchten wir vor 
einer ausſchließlichen Verwendung der „darſtellenden Art" warnen. Auch 
das übliche Verfahren der Erzählung und Erläuterung hat ſeine Berech: 
tigung, weil jih manches durch einfaches Geben weit leichter und angenehmer 
erreihen läßt. Die ſtille Einwirkung der Geſchichte auf das Gemüt des 
Kindes wird auf jeden Fall unterſchätzt. Schließlich erwähnen wir noh, 
daß in beiden Büchern der Gang nach den formalen Stufen eingehalten 
wird, daß uns aver die Art, wie Hofmann-Bittorf auf die Erzählung hin- 
arbeiten, beſſer gefällt als bei Staude, der zufrieden iſt mit dem, was die 
Kinder nach der Entwi>lung und Veranſchaulichung bringen. 
Jeder Lehrer aber, mag er nun dem entwikelnden oder dem darbietend- 
erläuternden Verfahren zuneigen, wird ſi< aus dieſen Präparations3werken 
Rat und Beiſpiel, Winke und Weiſungen holen können, weshalb wir beiden 
Büchern gleicherweiſe weiteſte Verbreitung wünſchen. M. E. 
Buſch, Richard, Das evangeliſche Kirchenlied, ſeine Ge- 
ſchichte und methodiſ<he Behandlung. 174 S. Berlin 1903. 
L. Dehmigkes Verlag (R. Appelius). 2 M. 40 Pf. 
Infolge der neuen Beſtimmungen für Lehrerbildung ſind zahlreiche 
Schriften auf dem Bücermarkte erſchienen, die alle die Behandlung des. 
deutſ<en Kir<henliedes zum Gegenſtande haben. Jeder Verfaſſer will etwas 
Neues bringen, und doch wiſſen die meiſten wenig mehr zu jagen, als was 
Ko<, Gervinus, Nippold u. a. ſhon vorher geſchrieben haben. Buſch bringt 
als erſten Teil ſeines Buches einen klargegliederten Abriß der Geſchichte 
des Kirchenliedes, der ſorgfältiges Studium der genannten Quellen verrät, 
und verſucht im praktiſchen Teile eine methodiſche Behandlung des Kirchen- 
liedes „nac< modernen Prinzipien". Worin dieſe beſtehen, das iſt un3 nicht 
re<t erſichtlich geworden; denn außer dem revidierten Text des Liedes finden 
wir nur einige einleitende Bemerkungen, eine Gliederung de3 Inhalt3 und 
Aufgaben, die den Gedankeninhalt des Liede3 zu dem Leben des Kinde3 in 
Beziehung ſetzen und Erkenntniſſe in Wollen umſeßen ſollen. Dieſe „Auf- 
gaben" jind allerdings die wertvollſte Beigabe des Buches und werden ihm 
gewiß die Beachtung der Berufsgenoſſen, zumal der Seminarlehrer, ſichern. 
M. E. 
Hommel, Prof. Dr. Frit, Die altorientaliſchen Denk- 
mäler und das Alte Teſtament. 62 S. Berlin 1903. 
Reich Chriſti-Verlag. 1 M. 50 Pf. | 
In dem Kampfe um Babel und Bibel hat Prof. Delitzſch in Prof. Hom: 
mel einen nicht zu unterſchäßenden Gegner gefunden. Während erſterer den 
Offenbarungsc<harakter des Alten Teſtamentes verneint, ſteht Hommel der 
ganzen Quellenſ<heidung der modernen Pentateuchkritik ſkeptiſch gegenüber 
und verteidigt in der vorliegenden Erwiderung mit einem Nachwort über 
ven Namen Jahwe und einem über die neucſten Darſtellungen (Jeremias, 
Zoſtrow, Zimmern) der babyl.-aſſyr. Religion orientierenden Exkurs ſeinen 
Standpunkt. Die kleine Studie dürfte beſonders die Forſcher auf dem Gebiete 
der Aſſyriologie intereſſieren. M. E, 
Tränk>ner, Chr., Die bibliſ<e Poeſie, beſonders die alt- 
teſtamentli<e, und ihre Behandlung in der Schule. 236 S. 
Gotha 1903. C. F. Thienemann. 3 M, 60 Pf.
	        
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