Berg, W., Dr., Die Erziehung zum Sprechen. 55 S.
Leipzig 1903. B. G. Teubner. 1.M
Die leſensöwerte Schrift tadelt die Vernachläſſigung der Stimmbildung
in der Gegenwart und empfiehlt beſonders die Methode des Prof. Engel-
Dresden. Viele <hroniſhen Katarrhe hätten nur in der mißbräuchlichen
Anwendung der Stimme ihren Grund. Unjeres Wiſſen3 hat die phonetiſche
Bewegung dieſe ſanitäre Bedeutung der Stimmbildung no<h nie ſo ſtark be-
tont. Allen Beruſsrednern ſei die Schrift warm empfohlen. Pg.
Maß, Theodor, Geſchichte des Unterrichts. IV. Bd. der
Vorbereitung auf die zweite Lehrerprüfung. 96 S. Jena 1903.
Thüringer Verlagsanſtalt. 1 M. 50 Pf.
Wie wir ſolhe Prüflinge ſchr gering einſhäßen, die ſi zu ihrem
zweiten Examen einen ſolhen kurzen Abriß einpauken, ſo tun wir es auch
mit dem Hilfsmittel dazu. Außerdem iſt der Titel fali<h; denn auf den
96 S. iſt auch die ganze Methodik ſelbſt noch mit enthalten. Verwundert
„ hat uns, daß Verf. von einem grammatiſchen Unterricht in der Volksſc<hule
erſt ſeit dem Ende des vorigen Jahrhunderts etwas weiß. k.
Schwochow, Die Fortbildung des Lehrers im Amte.
IL Teil. Die Vorbereitung auf die Prüfung der Lehrer an
Mittelſchulen. 8., nach der Prüfung3ordnung vom 1. Juli
1901 umgearbeitete Auflage. 2559 S. Leipzig 1902. Dürrſc<e
Buchhdlg. 2 M. 50 Pf.
Dieſes vortreffliche Buc< hat von neuem ſeinen Weg angetreten. Dur
ſeine umfangreichen Literaturangaben und kritiſh<en Hinweiſe wird es allen
weiterarbeitenden Lehrern gute Dienſte leiſten. Kk,
Knöppel, Bernhard Heinrich Overberg. (Greßlers Klaſſiker
der Päd. Bd. XXI1.) 275 S. Langenſalza 1904. Greßler.
4 MN. 50 Pf.
Nach dem Lebens38- und Charakterbilde Overbergs und einer überſ<hauenden
Darſtellung ſeiner pädagogiſchen Lehren wird ſeine „Anweiſung zum zwe“-
mäßigen Schulunterricht" -- mit einigen Kürzungen na< der leßten von
O. dur<geſehenen Ausgabe -- abgedru&t. Der Band iſt „dem Neſtor unter
den katholiſhen Pädagogen der Gegenwart, dem gelehrten Verfaſſer der
„Didaktik als Bildungslehre“ und der „Geſchichte des Jdealismus“, Herrn
Hofrat Prof. Dr. Otto Willmann in Salzburg . . . . zugeeignet." Overberg
und Willmann paſſen unſeres Erachtens allerdings wenig zuſammen. PS.
Seyfert, Rich., Dr., Die Unterrichtslektion als didak-
tiſche Kunſtform. Praktiſche Ratſchläge und Proben für die
Alltagsarbeit und für Lehrproben. 241 S. Leipzig 1904.
Wunderlich. 2 M. 40 Pf., geb. 3 M.
„Blätter der Erinnerung“ an ſeine Tätigkeit in der Volksichule legt
Verf. hier vor. Verſchiedene Themen allgemeiner und praktiſcher Art werden
behandelt und eine Anzahl Lektionen gegeben. Von beſonderem Intereiſe
ſind die vier Lernſtufen Seyferts, über deren beanſpruchte Selbſtändigkeit
dem Leſer das Urteil überlaſſen ſei: 1. Die Einſtimmung, 2. die Erarbei-
tung des Neuen, 3. die Einarbeitung in das Bewußtſeinsganze, 4. die for“
male Verarbeitung. Das Buch bietet ſehr viele wertvolle Hinweiſe und
Anregungen. Vielem können wir nicht zuſtimmen, ſo z. B. der Behandlung
der ſchlechten Leſer im zweiten Schuljahre. Für den Erwachſenen ſind die
einzelnen Buchſtaben pſyhologiſ<e Merkmale des Ganzen, für das leſen-
lernende Kind ſind e8 Teile, die ſukzeſſiv aufgefaßt werden müſſen. Dur<h
das vorauseilende Konſtruieren alſo cinen hier notwendigen ſukzeſſiven Vor-
gang in einen ſimultanen verwandeln zu wollen, indem das Wort als
Ganzes zu erfaſſen wäre, iſt pſy<ologiſc< nicht möglich. (Man vergl. hierzu
Wundt, Völkerpſyhologie 1, 4, 534ff.) Außerdem meinen wir, daß die
pſychiſche Kapazität achtjähriger ſ<lehter Leſer mit dem Zuſammenlejen
der einzelnen Buchſtaben ſiH erſhöpft und für das denkende Vorauseidlen
und Vermuten keine geiſtigen Kräfte disponibel hat. =- Daß die Häſin
dreimal 40 oder 42 Junge im Jahre erhält (S. 144), manc<mal 30--40
(S. 146), iſt wohl gut um die Hälfte zu viel. =- „Lehrer: Gott zeigt in
der Nacht ja auch ſeine Fürſorge für die Pflanzen. Inwiefern? Kind: In
der Nacht findet in den Pflanzen die Umwandlung des Kohlenſtoffs in die
Bildungöſtoffe ſtatt" (S. 234). kg.
Schubert, C., Die Werke der bildenden Kunſt in der
Erziehungsſ<ule. 30 S. Dre3den 1903. Bleyl u. Käm-
merer. 60 Pf.
Da3 Gegebene iſt ein Sonderabdru> aus den „Pädag. Studien" und
behandelt die üblichen Fragen, ohne irgend neue Geſichtöpunkte zu bieten;
woher ſollen ſie auc<ß kommen? Das Wertvollſte an der gegebenen Ab-
handlung ſind die Vorſchläge über Au3wahl und Einordnung der Bilder
und das Verzeichnis von Reproduktionen der Werke der bildenden Kunſt,
die für die Volksſchulen ſich eignen. Leider iſt dieſes Verzeichnis viel zu
umfänglich, und es bedürfte dieſe Auswahl, die nacz Hunderten zählt, wieder
einer Auswahl. Es hat uns aber gefallen, daß alles au8geſchieden, was
für Kinder ſchädlich iſt, ſo Karikaturen, Allegorien, Symbolismen, das
myſtiſch Religiöſe, das Häßliche und Entſeßliche, ferner alles der Sinnlich-
keitöſphäre Angehörige, alle Plakatkunſt, alles theatraliſc<) Aufgepußte. Das
meiſte, was uns ein Böklin ober StuF oder ſonſtige Moderne gegeben
haben, iſt niemals für die Schule. My.
Glatzel, Dr. Prof., Die Entwieklung des Berliner Fort:
bildungsſ<ulweſens und der obligatoriſche Fort-.
bildungsunterricht. 32 S. Berlin 1903. Herm. Walter.
60 Pf.
Da3 Scrift<hen, welches nach einem
zwei Teile. Der erſte Teil gibt eine gedrängte Entwi&Elung des Berliner
Vortrage bearbeitet wurde, umfaßt
Fortbildungsſchulweſens. Der zweite Teil behandelt den Fortbildungsſ<hul-
unterricht überhaupt. Verf. tritt mit allem Nachdru> für die obligatoriſche
Fortbildungsſchule ein. Er betont aber- wiederholt, „daß die jungen Leute
nicht bloß für ihren Beruf ſondern au< für die Geſellſhaft erzogen werden
müſſen“. Von der gegenwärtigen Fortbildungsſchule ſagt er daher, „daß
dieſe in ihrer jetzigen Organiſation mchrfac< zu Bedenken Veranlaſſung
gebe“. Hierbei hebt er beſonder3 folgenden Tadel hervor: „Sie ſind aus
ihrem Rahmen herausgetreten und ſind Konkurrenzanſtalten geworden gegen-
über den Handelsſc<hulen, gewerblichen Fachſchulen und Handwerkerſchulen.“
Den „elementaren Berufsfachklaſſen" ſteht er zwar nicht feindlich gegenüber,
wünſc<t aber als Ergänzung „die Einrichtung von Werkſtätten“, wozu die
Kellergeſchoſſe, die biSher nicht voll ausgenützt werden, brauchbar zu machen
ſeien. Ein jeder, welcher ſich mit der Fortbildungsſc<hulfrage beſchäftigt,
mag auch dieſes Scrift<hen lejen. ' ' M.
Agahd, K., Geſet, betr. Kinderarbeit in gewerblichen
Betrieben. 144 S. Jena 1903. Guſtav Fiſcher. 90 Pf.
Der Verf. hat dur< ſeine frühere trefflihe Schrift: „Kinderarbeit und
Geſetz gegen die Ausnußzung kindlicher Arbeitskraſt in Deutſchland", 2 M.
40 Pf. (ebendaſelbſt) ſicher dazu beigetragen, daß das ſogen. „Kinderſ<uß-
geſe" vom 30. März d. J. entſtanden iſt. Im vorliegenden Hefte gibt er
nun den Wortlaut des Geſees mit Kommentar, illuſtriert durch manderlei
Beiſpiele aus dem Leben und durc< Fragen und Antworten und zuſammen“
gefaßt zu einem Exzerpt auf zwei Seiten. Ein umfängliches Sachregiſter
erleichtert den Gebrau. Papier und Satz jind tadellos. Wir empfehlen
auch dieſe Bearbeitung. - My.
Compayre, Gabriel, Correspondant de !'Institut, Recteur de
'Academie de Lyon, Herbart et Education par Vin-
Struction. 135 S. Paris 1903. Paul Delaſlane. 90 e.
Das Erſcheinen des Büchleins muß alle Freunde Herbarts mit einer
gewiſſen Freude erfüllen: iſt es doch ein Zeichen, wenn auch nur ein kleines,
dafür, daß Herbart auch in Frankreih, wo er ſolange unbeachtet blieb,
anfängt durchzudringen. Compayre beſpriht 1. La vie de H., 2. La
psychologie de H. et ges Cons&Cquences pedagogiques, 3. La pedagogie
infellectuelle de H., 4. La culture morale, 5. 1' Influence de H. Neues
in Bezug auf den Inhalt wird der deutſche Lehrer in dem Büchlein nicht
finden. Immerhin dürfte es ihn intereſſieren, da Compayre mit all der
künſtleriſchen Gewandtheit darſtellt, die wir an den Büchern franzöſiſcher
Gelehrten zu bewundern faſt immer Gelegenheit haben. Compayre hat
als Schriftſteller der wiſſenſchaftlihen Pädagogik einen guten Namen in
Frankreich, beſonders dur ſeine anziehend geſchriebene Geſchichte der
Pädagogik. =- S. 72 hat Compayrt nicht Re<t, wenn er meint, Herbart
habe für jede Lehrſtunde und jedes Fa< „die Zwan jade“ der Formal-
ſtufen verlangt. Das taten bekanntlih nur die Heißſporne unter den
Scülern des großen Meiſters. H.
Obſt, Goldne8 Buch der Erziehung. Wegweiſer zur Pflege
des geſunden und kranken Kindes vom zarteſten Alter an, ins-
beſondere für die Ausbildung der Geiſteskräfte. Nebſt Winken
für die Berufswahl der Knaben und Mädchen, Auskünften
über das Lehrling8weſen, den Staatsdienſt, die Gehälter, ſo-
wie über alle den Militäranwärtern vorbehaltenen Stellen.
250 S. Breslau, Franz Goerlich. 1 M. 50 Pf.
Der lange Untertitel gibt genügend Auskunft über den Inhalt des
Werk<ens. E38 erübrigt nur, es warm zu empfehlen als ein erſtes Haus-
buch für jede Familie, die Kinder hat. Es redet eine ernſte, allgemein
verſtändlihe Spraße. So manche Modekrankheit der heutigen Familien-
erziehung wird in grelle Beleuchtung gerüt, und immer müſſen wir dem
Verfaſſer zuſtimmen, wie er energiſch für die alten Tugenden der S<licht-
heit und Pietät eintritt. Nur das nac<hgedru>te Gedicht übers Zähneputzen
g.
ſteht weit unter dem Niveau des Buche3.
Ein Ratgeber für
Beeßz, K. O., Der Führer im Lehramte.
Seminariſten, Lehrer und Schulaufſichtsbeamte. VI. Band
des Bücherſchaßes für Lehrer. 492 S. 2. umgearbeitete
und verm. Auflage. Oſterwie>/Harz 1903. A. W. Zicfeldt.
Geh. 3 M. 60 Pf.
In dieſem inſtruftiven Werke ſind neu aufgenommen alle bemerkens-
werten Verordnungen und Gericht3entſheidungen bis zur Gegenwart, ferner
haben Plaß gefunden Beſoldungs-, Penſions- und Reliktenweſen , Mittel
und Wege zur Fortbildung in reichem Maße, und eingehender berüſichtigt
ſind Shul- und Lehrerverhältniſſe der außerpreußiſ<en Staaten. Für
Lehrerbibliotheken iſt das Werk gut geeignet.
P-
Prozeß „Bo>d-Oelmann“. Ein Beitrag zur Sculaufſichts-
Vorſtande des Braunſchweiger
frage. Herausgegeben vom
Landes-Lehrervereins. 99 S. Braunſchweig 1903. K. Ernſt.
80 Pf. -/]
Wer in der Bewegung gegen die geiſtliche Sculaufſicht ein unberehtigtes
Vorgehen der Lehrerſchaft erbliken ſollte, dem empfehlen wir dieſe Schrift,
vie ganz objektiv, völlig referierend auf Grund- der-- Akten- dieſen Prozeß