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Friſchs geſammelte Erzählungen. 223.
des Oheim3, 24. Meiſter Glüs, 25. Auf der Heim-
kehr. Wien. Pichler3 Wwe. & Sohn. 3 Bd. 80 Pf.
FriſH hat der Jugend ſhon manche gute Erzählung gegeben, 3. B.
Treue Arbeit -- Was das Leben bringt. Die vorliegenden Erzählungen
ſind in demſelben Seiſte geſchrieben. Es ſind nicht klaſſiſhe Dichtungen ;
aber ſie zeigen treue Arbeit, ehrliches Denken und Handeln und werden
deöhalb dem Kinde keinen Schaden zufügen.
26. Meixner, In der Umfuhr. 27. Appelt, Die Harfen-
Das Vermächtnis
ſpielerin. 28. Eitner, Zwei Lieblinge. 29. Neid-
hardt, Geſchichten aus den Bergen. 30. Stökl, H.,
Im ſc<warzen Erdteil. Daſelbſt. 4 Bd. 80 Pf.
. Auch dieſe Erzählungen wollen das Gefühl für Wahres und Gutes
ſtärken. Am wenigſten gelungen iſt jedenfalls Nr. 28. Die anderen Er-
zählungen jind zum Teil ſehr gut, 3. B. aus 27: Mozart, Haydn, Franz
Schubert, Wilh. Schröder ujw., aus 29: Harte Köpfe. Nr. 30 gibt in
lebendiger Weiſe die Erlebniſſe des öſterreichijhen Afrikaforſchers Dr Smit
Holub wieder.
Oker=Blom, Max, Beim Onkel Doktor auf dem Lande.
45 S. Wien. A. Pichlers Wwe. & Sohn. 85 Pf.
Das iſt kein Buch für Kinder, ſondern ein Buch für die Eltern, Es
behandelt die Frage: Auf wel<he Weiſe ſollen Kinder über geſchlechtliche
Verhältniſje auſgeklärt werden. = Hier tut es der Onkel, der Arzt ijt.
Dieſe Art der Aufklärung im Schulzimmer halte ich für ungeſund.
Siegemund, Dr., Tage der Gefahr (Völkerſchlacht bei Leipzig).
71 S. Dresden 1904. Alex. Köhler. 75 Pf.
Dr. S. gibt, wa3 der Leipziger Schriftſteller Fr. Rochlitz in den T Tagen
der Völkerſchlac<t erlebt und aufgeſ<rieben hat. R, konnte keinen Über-
bli> über den ganzen Gang der Schlac<ht haben. Was er aber gibt, iſt --
da Überall Selbſterlebtes und Menſ<lichkeit hervor| haut -- ſo wertvpoll,
daß man gern auf Vollſtändigkeit verzihtet. Für unſere Jugend iſt das
Buh ein jehr gutes Weihnachtsgeſchenk.
Michel, Dr., Bonaventura38 Nachtwachen. 165 S. Berlin.
Behr3 Verlag. 2 M.
Die Nachtwachen erſchienen 1804 in dem neuen Roman-Journal. Der
Verfaſſer nannte ſich Bonaventura. Er hat e3 verſianden, alles zu beſei-
tigen, was auf ihn hinführen könnte.
Inhalt: Ein Nachtwächter, Sohn eines Alchimiſten und einer Zigeu-
nerin und no< dazu das Patenkind des Teufels, ſchildert ſeine Erlebniſſe
und Beobachtungen und berichtet jeine früheren Scicffale,
Dr. Michel bietet auf den erſten 67 S. eine Gelehrtenarbeit, wie ſie
gründli<her und gewiſſenhafter wohl kaum geliefert werden kann. Er ſucht
nah dem unbekannten Profeſſor Shilling? =-- und iſt bemüht, zur Löjung
der in den Nachtwachen enthaltenen Nätjeln einiges beizutragen. Darauf
folgen die 16 inhaltreihen Nachtwachen. -- Dem Herausgeber gebührt
Dank, da er da3 doh weniger bekannte Buch wieder der Öffentlichkeit ge:
geben hat. Der Verlag hat das Buch gut auSgeſtattet.
Sommer, Fedor, Ernſt Reiland. Roman in 3 Büchern.
C. A. Cavael38 Verlag. Geb. 5 M.
Heiße3 Ringen um Harmonie des Geiſtes und Gemütes iſt der Haupt-
gedanke. Da3 1. Buch bietet E. R. Kindheit in einer Forin, wie fie beſſer
kaum gedacht werden kann. Das pſychologiſche Verſtändnis und die Dar-
ſtellungsgabe des Verf, zeigt ſich hier am glänzendſien. Da3 2. Buh enthält
E. R. Wirkijamkeit als Hilfslehrer im abgelegenen Nieſengebirgsdorf Lang-
waſſer. Hier lernt der junge Hilfslehrer die Tochter eines Offiziers kennen,
-- und beide verlieben ſich ineinander. Das 3, Bu<h bringt das Ringen
um die Geliebte. Damit R. nicht von ihr gehoben wird, jondern ihr
gleich iſt, beſucht er die Univerſität. Das 3. Bu< läßt ſich mit dem erſten
nicht vergleichen. Die angezogenen Verhältniſſe ſind dem Verf. no<h nicht
jo nahe getreten, daß er jie dur<drungen hat iwie die Jugendzeit. Auch
I Verhalten der zwei Liebenden ließe ſich beſjer mit fräſtigeren Strichen
zeichnen.
Trozdem darf der Roman nicht zu den literariſchen Ereigniſſen ge-
rechnet werden, die heute kommen und morgen vergangen ſind; er iſt auch
keine Tendenzſ Hrift, ſondern das Werk eines Dichters. S.
Meyers bhiſtoriſch-geographiſcher Kalender für 1905.
4. Jahrgang. Mit 365 Landſc<haft8s- und Städteanſichten,
Porträten uſw. Leipzig 1904. Bibliographiſches Inſtitut.
1 M. 75 Pf.
Meyer35 Kalender, der zum Aufhängen als Abreißkalender eingerichtet
iſt, hat ni in vielen Familien, beſonders dort, wo mehrere Kinder heran-
wachſen, als ein freundlicher Geſelle durchs Leben einen dauernden Plat
erobert. Ohne Zweifel bildet „Meyers K Kalender nicht nur einen ſchönen
Wandj]<mut, er bietet auch für jung und alt ganz wertvolle und inter-
eſſante Anregungen, indem uns das Bild des einen Tages eine ſchöne
Landſhaft, das des anderen Tages das Porträt eines berühmten Mannes
mit kurzem Lebenslauf oder das Bild eines Kunſtwerkes uſw. vorführt.
Dazu kommen no<h die Rubriken der Gedenktage und alle wichtigen Be-
merkungen, die man in einem Kalender jucht. Wir wünſchen deshalb
Meyers Kalender auc im neuen Jahre weite Verbreitung. M.
Bilderkalender für das deutſche Hau8. Potsdam. Stif-
tungsverlag. 1 M. 50 Pf.
Dieſer Abreißkalender unterſcheidet ji dadur< von anderen ſeiner Urt,
daß er Wochen- Serien bringt. Er befommt dadurc<4 mehr Geſchloſſenheit.
Er kann al3 ein überall hin paſſende3 Weihnahtsgeſ<henk empfohlen werden.
Er dient im <hriſtlichen Hauſe wie in der Sc<ule zur Erbauung, zur Be-
lehrung und zur Zierde. Pg.
Werner und Bloch, Hebbel-Kalender für 1905.
Jahrbuch. 236 S. Berlin 1904. Behr. Geb. 2 M,
Der wachſenden Hebbel-gemeinde bietet fim in der Form eines Kalenders
hiermit ein Jahrbuch an, das eine bunte Reihe von Beiträgen enthält, die.
eine engere oder loſere Beziehung zu Hebbel haben. Manches haben wir
mit großem Intereſſe gelejen; von anderen wiſſen wir „nicht re<t, wie e3
hereingekommen iſt. Pg.
Als Weihnachts8geſchenke können noch empfohlen werden:
Siegmund, R. Dr., Freiheit8ſang und Bürgertreue. Zwei Er-
zählungen aus der Zeit der Befreiungskriege. 171 S. Dres8den 1905.
Alexander Köhler. 2 M. 80 Pf.
Reini>, Rob., Gedichte, Erzählungen, Märc<en. 1. u. Il. Bänd-
<en 75 u. 80 S. Ebenda]. a 70 Pf.
Muſik und Geſang.
Schneider, Bernhard, „Heimatſtimmen“. Eine Sammlung
alter und neuer, geiſtliher und weltlicher Volk8weijen und
Kunſtgeſänge in dreiſtimmiger Bearbeitung. AuSsgabe A:
258 Geſänge für die Chor- und Oberklaſſen der Volksſchule.
Geb. 1 M. Ausgabe B: 376 Lieder und Geſänge für höhere
Töchterſchulen, Töchterpenſionate, Lehrerinnenſeminare und
Frauenchorvereinigungen. Dresden 1903. Alwin Huhle. 2 M.
530 Pf.
Es ſei über die beiden Sammlungen zunächſt bemerkt, daß ſich beide
zu einem gewiſſen Teile deen, inſofern, als Ausgabe 33 die vollſtändige
Ausgabe A enthält und nur vurch einen Anhang von ca. 120 Liedern
erweitert iſt, Im übrigen iſt der Inhalt in beiden Ausgaben geſchieden in
Volkslieder und Kunſtgeſänge, die ſich der Anzahl nach ungefähr die
Wage halten. Der Satz iſt zumeiſt dreiſtimmig, und nur felten vier- oder
no< mehrſtimmig. Daß dabei tunlichſt auf polyphone Schreibweiſe ge-
halten wird, iſt dem Zwetke der Sammlung nur entſprehend. Die Ve-
deutung der Sammlung liegt inde3 weniger in ihrer muſikalijhen Fajjung,
als in ihrem Inhalte. Der Herausgeber iſt offenbar ein ſehr fleißiger und
geſc<hi>ter Sammler, der mit Vorliebe aus verborgenen Quellen ſchöpft.
So finden wir in dem Vuche eine ganze Anzahl älterer und älteſter
Lieder aus Sammlungen, wie der Loheimer, Colmarer und Jenaer Lieder-
handſchrift, ſelbſtverſtändlich in zeitgemäßer muſikaliſ<er Bearbeitung und
zum Teil auh mit neuen Texten verjehen. Aber auh das veuere Volks5-
lied iſt vielfaM mit weniger bekannten Nummern deutſchen und außer?
deutſchen Urſprunges vertreten. (Inſofern iſt der Titel „Heimatſtimmen"
doH4 wohl etwas zu eng gefaßt.) Neben dem Volksliederjegen enthält die
Sammlung einen mindeſtens ebenſo ſtarken Teil von Kunſtgeſängen, bez
ſtehend aus Originalkompoſitionen, beziehentlih Kompoſitionen jüngeren
Datums von R. Shumann, R. Volkmann, A. Dietrich u. a., denen man
im Rahmen von Sammlungen, wie der in Rede ſtehenden , ſonſt ſelten be-
gegnet. Der Vorwurf, bequemerweiſe in betretenen Gleiſen gewandelt
zu jein, kann aljo dem Herausgeber j<lehterdings niht gemacht werden.
Ob freilich all das, was die Sammlung enthält, für die Schule verwendbar
iſt, das iſt eine andere Frage. Faſt will e3 uns ſ<cinen, als habe der
Herausgeber, veranlaßt durch ſeine eigene Leiſtungsfähigkeit als Geſang-
lehrer, jeine Kreiſe für Schulzwe>e doch etwas zu weit gezogen; denn teil-
weiſe jind die Lieder doch recht Ihwer, ſo ſ<hwer, daß ſie, unjerer Scäßung
nach, ſelbſt gut geſchulten Chören no< Schwierigkeiten bereiten müſſen, zu-
mal, wenn die Dichtungen, wie das vielfach der Fall, im Dialekte gehalten
ſind. Überdies wird mancher am „Humor“ von Texten, wie Nr. 1(), 28,
204 u. a. Nummern, etwas auszuſeben finden. Immerhin aber wünſchen wir
die „Heimatitimmen“" in die Hände recht vieler Geſanglehrer, die dadurd
Gelegenheit finden werden, ihr Nepertoire für Akte, Shulaufführungen u. dgl.
in wünſchenswerter Weiſe zu bereichern. Beſonder35 zu empfehlen iſt die
Sammlung aber jür Frauen<öre. Hier werden auch die zum Teil jehr
vielverſpre<enden Originalkompoſitionen am beſten am Platze fein, Die
verdienſtvolle Arbeit des Herausgebers kann als praktij; und gediegen,
übrigen5s auch preiswert, den Geſanglehrern und Chorleitern zur Benutzung
nur beſtens empfohlen werden.
Kirſten, Paul, Kgl. Seminarmuſiklehrer, Anleitung zur
Erlernung des Lagenjſpiels auf der Violine. 24 S.
Oktav. Leipzig 1904. Dürrſche Buchhandlung. 40 Pf.
Ein ebenſo intereſſantes, al3 nüßliches Büchlein. Es behandelt in einer
völlig neuen Weiſe, nämli< nicht in Notenbeiſpielen, jondern in Buchſtaben
und Zahlen dargettellt, das ſogenannte Lagenſpiel auf der Violine. Je nach
der Stellung, „welche die Hand zum Griffbrett einnimmt, ſpriht man be-
kanntli< von 7 Lagen derſelben. Was es aber mit diejen Lagen auf jich
hat, darüber gibt das Vüchlein dem Schüler Auff Hluß und befähigt ihn,
dur Belehrung und Übung nicht nur einen Ton in der vorgeſchriebenen
Lage auszuführen, ſondern für jeden Ton aud) die Stellung ausfindig zu
madchen, die ihm in den verſchiedenen Lagen eigen iſt. „Der Spieler foll
im Nu beſtimmen können, wie, d. h. auf welhen Saiten, in welchen Lagen,
mit welchen Fingern irgend ein Ton zu greifen iſt“ -- das erſcheint viel
verlangt, aber die Anleitung, die der Verfajfer gibt, iſt derartig, daß ein
jolcHe3s Nejultat des Unterrictes wohl erwartet werden kann. Natürlich
wird auh hier die Praris ſc<licßlich das Beſte tun müſſen, denn die An-
wendung des Lagenſpieles richtet ſich niht nach dem einzelnen Tone,