Full text: Das Schulwesen in Preußen ... im Staate, in den Provinzen und Regierungsbezirken - 1921 (1924) (1)

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Der Anteil der Konfe]ſionen an der Bevölkerung und dem Schulweijen. 
 
 
Prozent | Prozent der Prozent der rozent der | Prozent der Prozent der .] Prozent Brozent 
der Kinder im Schüler der Proz Klaſſen der | Schulſtellen an |. der der neben- 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
s = NT t . . for - tlicher: 
Bekenntnis Geſamt Alter von öffentlichen öffentlichen öffentlichen |] den öffentlichen "eilten Religins- 
rung | 6---14 Jahren | Volksſchulen | Volksichulen | Volksſhulen | Volksſchulen | Lehrer | lehrer 
1910 | 1911 | 1921 | 1911 | 1921 | 1911 | 1921 | 1911 | 1921 j 19111) | 192123) j 1921 1921 
Städt ... ui 67,30 , . 65,70 | 63,10 | 62,19 | 59,50 | 66,355 | 64,261 69,33| 68,001 67,55 4,62 
Evangeliſche ; Land. . . .... 65,31 . . 64,55 | 62,69 | 72,27 | 71,31 | 67,33 | 69,741 66,83 | 66,11] 66,98 13,31 
Stat .... u 66,32 | 65,79 | 63,82 4 65,06 | 62,881 70,72 | 69,39 1 66,99 | 65,061 68,08 | 67,061 66,81 10,67 
Stadt .. .. ......- 29,59 . . 33,52 | 34,63 | 32,06 | 32,13| 28,96 | 29,86 | 30,533! 31,621 31,73 90,14 
Katholiſche. 4 Land... . ui. 33,92 . . 39,25 | 36,67 | 24,55 | 24,781 29,57 | 30,57 | 32,68 | 33,801 38,80 85,26 
Stat... 31,721 33,33 | 34,45 1 34,48 | 39,76 | 25,70] 25,95 | 29,30 | 30,151 31,61| 32,701 32,76 86,73 
| Stadt ......... 18241 . , 0,5: | 0,50| 2,30! 1,861 0,38| 0,2 0,44 0,331 0,41 5,24 
Iuden . . . | Land. «uon rn 0,25 . . 0,14 0,10 0,21 0,19 0,10 0,08 0,13 0,09 0,08 1,42 
Stalt uur 1,05 0,70 0,68 0,31 0,27 0,53 0,46 0,20 0,16 0,28 0,24 0,25 8,53 
 
 
 
 
 
 
1) Die Zahlen ſind in der Weiſe feſtgeſtellt, daß ſämtliche proteſtantiſchen Schulſtellen der evangeliſchen, katholiſchen, jüdiſchen und paritätiſchen Schulen zu- 
ſjammengezählt worden ſind und ebenſo bei den katholiſchen und jüdiſchen Schulitellen verfahren wurde. 
Aus vorſtehender Überſicht geht hervor, daß rein zahlenmäßig die Proteſtanten mehr, die Katholiken weniger öffentliche 
Volksſchulen haben, als ihrer Kinderzahl entſpricht. Was ſoeben für den Staat als Ganzes geſagt wurde, gilt auch für das Land 
und bei den Katholiken auch für die Stadt. Wenn die Proteſtanten im Gegenſatz zu den Zahlen für den Staat und da3-. Land in 
den Städten weniger Schulen beſizen, al8 nach der Schülerzahl zu erwarten wäre, fo liegt das zum großen Teile offenbar daran, 
daß die evangeliſchen Schulen in den Städten durchſchnittlich mehr Klaſſen haben als die katholiſchen (nämlich 11,36 gegenüber 9,80) *). 
Zu denſelben Ergebniſſen wie die Statiſtik der Schulen führt die der Klaſſen und Lehrer mit Ausnahme der nebenamtlichen Religion3- 
lehrer. Auch hier iſt rein zahlenmäßig der Anteil der Proteſtanten größer, derjenige der Katholiken niedriger, als der Schülerzahl! 
entſprechen würde. Nach dieſen Feſtſtellungen kann es nicht mehr überrajchen, daß der Prozentſatz der Kinder, die in Schulen ihrer 
eigenen Konfeſſion unterrichtet werden, bei den Evangeliſchen höher iſt als bei den Katholiken (95,92 gegen 92,30). Die durchſ<nitt- 
liche Klaſſenbeſezung und Belaſtung der Lehrer iſt in den evangeliſchen Schulen geringer als in den katholiſchen (42,59 und 49,00 Kinder 
in der Klaſſe, - 44,91 und 50,26 Kinder auf einen Lehrer).**) Die Benachteiligung der Katholiken, die man aus dieſen Zahlen heraus- 
leſen könnte, iſt aber, wie nachher gezeigt werden wird, nur ſcheinbar. 
Da wir ſpäter auf den Gegenſtand no< zurückkommen, ſo ſei über das Verhältnis zwiſchen der Zahl der Lehrer und der 
Zahl dex Schüler vorläufig nur folgendes bemerkt. Wenn auf einen planmäßig beſchäftigten Lehrer in den evangeliſchen Schulen 
weniger Kinder entfallen als in den katholiſchen, jo darf hierbei m<t überſehen werden, daß auf die Katholiken von 11 114 neben- 
amtlichen Religionslehrern nicht weniger als 9 641 oder 86,75 % kommen, obwohl die katholiſchen Schüler nur 36 % der Geſamtheit 
au8machen. Von dieſen 9 641 nebenamtlichen Religions8lehrern waren nicht weniger als 7 726 (80,14 %) Geiſtliche, die in 
katholiſchen Schulen den planmäßigen Religionöunterricht erteilen, und nur 1 915 (19,86 %) Lehrer und Geiſtliche, die katholiſche 
Minderheiten an nicht-katholiſchen Schulen unterrichten. Bei den Proteſtanten iſt es umgekehrt; da entfallen von den 1 186 neben- 
amtlichen Religionslehrern nur 385 (32,46 %) auf Geiſtliche, die den ſchulplanmäßigen Religion3unterricht erteilen, dagegen 801 
(67,54 %) auf Lehrer und Geiſtliche, die Minderheiten verjorgen. Hieraus ergibt ſich, daß die große Zahl der nebenamtlichen - 
Religionslehrer bei den Katholiken auf zwei Urfachen zurückzuführen iſt. Die erſte iſt. die größere Diaſpora der Katholiken. Mit 
dieſer hängt zuſammen, daß die abjolute Zahl der nebenamtlichen Religionslehrer für konfeſſionelle Minderheiten bei den Katholiken 
doppelt ſo groß iſt wie bei den Proteſtanten (1 915 gegen 801). Der zweite, ſehr viel wichtigere Grund iſt der, daß die katholiſche 
Kirche offenbar Wert darauf legt, daß der planmäßige ReligionSzunterricht der katholiſchen Schulen nicht durch Lehrer, ſondern durch 
Geiſtliche erteilt wird. Während bei den Proteſtanten die Erteilung des planmäßigen Unterricht3 durch Geiſtliche nur in 0,72 % der 
Schulen und bei 0,65 % der Kinder vorkommt, ſind es bei den Katholiken 63,21 % der Schulen und 66,39 % der Kinder. Das zeigi, 
daß bei den Katholiken die Kirche einen ſtarken unmittelbaren Einfluß auf die religiöſe Erziehung der Jugend hat, bei den Proteſtanten 
dagegen nur einen mittelbaren, alſo weſentlich abgeſc<hwäcten. 
Bemerkenswerte Unterſchiede weiſen die beiden <riftlichen Hauptkonfeſſionen auch in dem Zahlenverhältnis zwiſchen Lehrern 
und Lehrerinnen auf. Während von den planmäßig beſchäftigten Lehrperſonen evangeliſchen Glaubens 79,4 % Männer und nur 
20,6 % Frauen waren, entfielen bei den Lehrperſonen katholiſchen Glaubens 63,6 % auf Männer und 36,4 % auf Frauen. 
Bei den Katholiken iſt alſo das weibliche Geſchlecht viel ſtärker vertreten. Das hängt damit zujammen, daß man in dem überwiegend 
katholiſchen Weſten (Rheinland und Weſtfalen) früher zur Anſtellung von Lehrerinnen übergegangen iſt als in dem (nach Abtretung 
großer Gebiete an Polen) überwiegend proteſtantiſchen Oſten. In einer Schrift von Pauline Herber, die im Jahre 1906 in der 
bekannten katholiſchen Sammlung Köſel über das Lebrerinnenweſen in Deutſchland erſchienen iſt, heißt es auf S. 117/8: „Während 
in den evangeliſchen Ländern zu Anfang de8 19. Jahrhunderts die Lehrerin eine Seltenheit war, lag in den katholiſchen Staaten 
von alters her die Mädchenbildung in ausgedehntem Maße in den Händen der Ordensſchweſtern. Katholiſche Eltern waren ſomit 
von jeher daran gewöhnt, ihre Töchter weiblicher Erziehung anzuvertrauen, und wo die Lehrorden ſich ausbreiteten, fehlte e3 auch 
nicht an den geeigneten Lehrkräften. Ohne Zweifel haben die Lehrſchweſtern durc< ihr Wirken in mancher Jungfrau die Luſt am 
Lehramt geweckt und viele weltliche Lehrerinnen für den Beruf gewonnen.“ Erſt unter dem KultuSminiſter von Studt ging man 
 
*) Auf dem Lande liegen die Verhältniſſe umgekehrt (Evangeliſch 2,09, Katholiſch 2,71). = **) Die durc<hſchnittliche Klaſſenbeſezung 
und Belaſtung der Lehrer in den Schulen der verſchiedenen Bekenntniſſe darf nicht verwechſelt werden mit den Zahlen, die das Verhältnis 
zwiſchen ſämtlichen Kindern der Konfeſſion einerſeits, ſämtlichen Klaſſen und Lehrern dieſer Konfeſſionen andererſeit3 angeben. Beide Zahlen 
weichen zwar bei den Proteſtanten und Katholiken nur unweſentlich voneinander ab, unterſcheiden ſich aber bei den Juden ſehr beträchtlich. 

	        
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