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nur 26 Kinder, in den evangeliſchen dagegen 147, in den fatholiichen ſogar 211. Auch ſind die jüdiſchen Schulen wenig gegliedert;
jie haben durchſchnittlich mw 1,31 Klaſſen, die evangeliſchen 3,46, die katholiſchen 4,29. Hierzu kommt die eigenartige geographiſche
Verteilung der jüdiſchen Schulen. In allen oſtelbiſc<hen Provinzen mit Einſchluß von Sachten gibt es deren nur 5, in den 5 übrigen
Provinzen dagegen 148. Der Regierungsbezirk Caſſel allein umfaßt mit 68 beinahe die Hälfte; die übrigen entfallen hauptſächlich.
auf die Bezirke ArnöSberg und Düſſeldorf. Dieſe Verhältniſſe dürften vermutlich hiſtoriſch zu erklären ſein und auf der Geſetzebung
und Verwaltungspraxis der Territorien, aus denen der preußiſche Staat zuſammengewachjen iſt, beruhen. Für das ehemalige Kur-
heſſen kommt die Verordnung vom 30. Dezember 1823, die gemeinheitlichen Verhältniſſe der Jöraeliten betreffend, in Frage. Übrigens
find nach Mitteilung der Regierung zu Caſſel in den letzten Jahren eine Reihe dieſer Schulen wegen unzureichender Beſucherzahl
aufgehoben worden.
Gleichfalls eine Sonderſtellung nehmen die paritätiſchen Schulen ein. Wenn man den Staat als Ganzes betrachtet, ſo
ſpielen fie keine allzu große Rolle, da ſie nur 4 % der Schulen (1911 3,1) und 4,2 % der Schüler (1911 3,6) umfaſſen, wenn auch,
wie die Zahlen des Jahres 1911 erkennen laſſen, ihre Bedeutung in den [eßten 10 Jahren gewachſen iſt. Nur im Regierungs3bezirk
Wie3baden ſind faſt alle öffentlichen Volköſchulen (934 von 965 oder 96,795 % ) paritätiſc<, wobei es Üübrigen3 nicht ſelten vorkommt,
daß in fonfejſionel ungemiſchten Gemeinden eine Schule nur Lehrer und Schüler einer Konfeſſion hat, ſich alfo troß ihres abweichenden
rechtlichen Charakters äußerlich von einer Konfeſſionsſchule gar nicht unterſcheidet, ein Umſtand, der ſogar bei den ſtatiſtiichen Er-
hebungen biSweilen zu falſchen Gintragungen in den Fragebogen Veranlaſſung gegeben hat. Das Vorherrſchen der paritätiichen
Schulen im Regtierungsbezirk Wie3baden erklärt ſich aus der Geſezgebung des früheren Herzogtums Naſſau.
Die paritätiſchen Schulen de3 Tegierung3bezirfes Wiesbaden machen nicht weniger als 70,17 % der paritätiſchen Schulen
des geſamten preußiſchen Staates aus. Weitere 16,23 0, entfallen auf Berlin, die Grenzmark Pojen-Weſtpreußen und den Negierung3-
bezirk Düſſeldorf, der Reſt von 13,60 % verteilt ſih auf die übrigen 31 Bezirke, unter denen Oppeln noch etwa3 hervorragt. In der
Grenzmark, wo 15,02 % aller Schulen paritätiſch ſind, hängt dieſe Tatſache offenbar mit der früheren Polenpolitif des preußiſchen
Staates zuſammen. Jn national gemiſchten Gebieten wurde es früher vermieden, deutſche Katholiken in katholiſche Schulen zu ſenden,
weil man befürchtete, daß ſie dort der Gefahr der Poloniſierung ausgeſe3t ſeien. Daher gründete man paritätiſche Schulen. In
Berlin, wo die paritätiſchen Schulen 9,44 % aller Schulen auSmachen, dürfte es ſich überwiegend oder ausſchließlich um Hilfsſchulen
handeln, bei denen aus ſchultehniſchen Gründen eine Trennung nach Konfeſſionen nicht gut möglich iſt. Welche Urſachen für den
Regierungsbezirk Düſſeldorf mit 4,84 % paritätiſchen Schulen in Frage kommen, kann nicht mit Beſtimmtheit angegeben werden.
Jedenfalls liegen aber überall, wo in Preußen von der Regel der Bekenntnisſchule Abweichungen feſtzuſtellen ſind, lokale Gründe
hiſtoriſcher, politiſcher oder ſchultechniſc<er Art vor.
Wenn im ganzen Staate der Anteil der Proteſtanten an der Schülerzahl der paritätiſchen Schulen kleiner, dagegen derjenige
der Katholiken größer iſt, als ihrer Bevölkerungszahl entſpricht (Evangeliſche 55,32 gegen 66,32 % ; Katholiſche 41,33 gegen 31,72 1),
ſo beruht das nicht etwa auf einer Vorliebe der Katholiken für die paritätiſchen Schulen, ſondern vielmehr darauf, daß im Regierung3=
bezirk Wie8baden die evangeliſche Bevölkerung mit 58,1 % hinter dem Staatsdurchſchnitt zurückbleibt, die katholiſche mit 37,8 % dieſen
übertrifft. Der Regierungsbezirk WieS3baden gibt aber, da er den größeren Teil der paritätiſchen Schulen umfaßt, den AusSſchlag.
Viel ſtärker als ihrem Anteil an der Schülerzahl entſpricht (0,76 %), ſind die Bekenninisfreien an den paritätiſchen Schulen beteiligt
(mit 1,355 %).
Ihrer Größe und Gliederung nach ſtehen die paritätiſchen Schulen zwiſchen den kleineren evangeliſchen und den größeren
katholiſchen in der Mitte. An? eine paritätiſche Schule entfallen dur<ſchmttlich 172,76 Kinder, 4,27 Klaſſen und 4,16 Schultfiellen,
während dieſe Zahlen für die evangeliſchen Schulen 147,23, 3,46 und 3,28, für die katholiſchen 210,47, 4,29 und 4,19 lauten.
Den Schluß dieſes Abſchnittes mögen einige Angaben über die religions- und kr<engegnerijhen Strömungen im Schul=
weten bilden, joweit jie fich zahlenmäßig erfaiſen laſſen.
Die beofenninisfreien Schüler machten aus
im Staate in den Städten auf dem Lande
Grundzahlen | in % ] Grundzahlen | in % | Grundzahlen in %
|
91....... 985 0,09 4477 | Das 908 ; 0,02
1921....... 4 732 | 0,76 33 097 | 1,86. 38635 | 0,29.
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Tro3Z der bedeutenden, in den Zeitverhältniſſen begründeten Steigerung der Zahlen entfällt auf die Bekenntnisfreien immer
erſt ein ganz verſchwindender Bruchteil der Schüler. Hierzu kommt, daß die Erſcheinung lokal eng begrenzt iſt. 73,36 % aller
Bekenntnisfreien kommen auf Berlin und die Regierungsbezirke Düſſeldorf, Arn3berg, Münſter und Magdeburg. E3 ſind alſo im
weſentlichen dieſelbon Gebiete, in denen die „weltlichen“ Schulen vorkommen. Nur in Berlin machen die Bekenntnisfreien mit 3,70 %
einen wirklich nennenSwerten Bruchteil der Schülerzahl aus.
Gleichfal8 den Kreiſen der Kirchengegner zugerechnet werden müſſen diejenigen Schüler, die, ohne aus ihrer Kirche oder
Religion3gemeinſ<haft ausgeſchieden zu ſein, am ReligionSunterricht nicht teilnehmen. Es ſind 61 631 Proteſtanten (1,79% aller
proteſtantiſchen Schüler), 12 931 Katholiken (0,686 % aller katholiſchen Schüler), 1 105 ſonſtige Chriſten (6,92 % aller Schüler dieſer
Gruppe) und 1 898 Juden (12,65 % aller jüdiſ<en Schüler), in8geſamt alſo 77 565 Kinder. Bemerkenöswert iſt, daß die Loslöſung
von der Tradition bei den Katholiken am wenigſten, bei den Juden am meiſten vorgeſchritten iſt.
Auch damit iſt die Zahl der grundſätzlichen Kirhengegner noch nicht erſchöpft, ſondern es müſſen noch die Kinder berückſichtigt
werden, die jogenannte „weltliche“ Schulen (richtiger Konfeſſionsſchulen ohne Religion3unterricht) beſuchen. E3 ſind im ganzen 13 431
oder 0,25 % aller Schüler. Von der geſamten Kinderzahl dieſer Schulen waren 38,13 % Proteſtanten (0,28 % aller proteſtantiſchen
Schüler), 19,67 % Katholiken (0,14 % aller katholiſchen Schüler) und 51,09 % Bekenntni3freie. Der größte Teil hiervon iſi ſc<on in