Kern: Neue Mitteilungen über Johannes Bögchenstein. 159
allain verdient . . . - welchen guldin ich nit begert hab, 80 ich hinaus
bin gezogen, wie ich des yetz notturfftiger were dan vormals.“ Der
Kanzlei-Vermerk auf der Rückgeite des Blattes: „Ist abgeschlagen“, läßt
deutlich erkennen, daß man in der Ratsstube kein Verständnis mehr hatte
für das Bedürfnis des Genies, Seine Seltene Kunst auch anderorts mitzu-
teilen. Auch einem andern undatierten Schreiben Bögchensteins?) gegen-
über, worin er, „ein guter alter Nördlinger“, Seine Herrn um ein Dar-
Jehen. von 8--10 HD. bittet, „Sich in ein Wildbad zu verfügen“, und um
gütige Wiederaufnahme ergucht, ,„,80 er den alten Schelmen wider vff -
rechtuertige waid bringen möcht“, beharrt der Rat auf Seinem Schroff
ablehnenden Standpunkt: „ward ihme Sein begern durchaus abgeschlagen“.
Ebenso unerbittlich blieb der Rat, als ihn 1538*) der 66Jjährige Gelehrte
mit beweglichen Worten anging: „E. F. W. wöllen betrachten mein klein
auffheben auß der arbeit meiner hennd mit der jugent, 80 ich . ... vnderweiß
vnd leere, die buchstaben vnd zucht, davon ich etwa ain wochen nit vber
24 ereutzer auffzuheben habe . . . bittende mir . . . ain wagen mit holtz
. mitzutaylen“. Endlich, 1540, hatte der Rat ein Eingehen und be-
willigte ihm eine Unterstützung von 2 fl., worüber er „mit höchster danck-
Sagung“ („es ist mir warlich Inn höchster Notturfft zu nutz Kommen“)
quittiert.?) Aber noch immer Sollte der Alte nicht zur Rube kommen.
„Weil ich die müsamlich arbait nit lenger treiben kann, Schwachheit
halben meines haupts, bin ich willens mich auf ein Schul zufügen oder an
ander Ort, da ich mein Narung mit minder müe vnd arbait bekumen
möge“ --- mit diesen Worten?) bittet der Greis um einen „Ireuntlichen
Abgschied“, der ihm Freitag nach St. Bartholomäi Apostoli-Tag (= 27. Aug.)
1540 zuteil wird mit den anerkennenden Worten: ,, . . wir bekennen,
als gich der Erbar vnd hochgelert Herr Johannes Boschenstain, hebreischer
Sprach ' lerer . . . etlich jar her . . . vnSerer gemain mit vnderweisung
der jugennt getrewlichen gedient vnd fürdersam gewest . . .; Sind wir Ime
Bogschenstein von Seins Alters auch hochberömbten kunst vnd erfarung
willen mit fürdrung zu erschiesgen zu forderst wol genaigt etc.“*)
Damit, verschwindet der Name Bögchenstein, Soweit mir bekannt, aus
den Akten des Nördlinger Archivs.*) Vielleicht fand der müde Leib die
ewige Ruhe, noch bevor er, der 68jährige Greis, den Wanderstab ergreilen
konnte, um „an andern Orten Seines Leibes Nahrung mit minder müe vnd
arbeit zu bekumen“.
1) N. Porgonal. der deutschen Lehrer. 8. d. und ohne Kanzlei- Vermerk
2) N. Personal. der deutschen Lehrer. 8. d., aber mit Kanzlei-Vermerk
„1538, abgeschlagen“.
3) Ebenda s. d., aber in N. „Stipendienpflegrechnung 1540“ ist ein Ausgabe-
posten: „Item Boschenstein 2 1,“ .
4) N. Pergonal. der deutschen Lehrer. s. d.
5) N. Briefbuch 1540, fol. 89b,
6) Sein Sohn Abraham Bögchenstein kommt weder in: den Steuerbüchern
noch in dem Bündel „Personal. .der deutschen Lehrer“ vor. Auch in den
Rechnungsbüchern guchte ich vergeblich nach ihm. .
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