Kern: Neue Mitteilungen über Johannes Bögschenstein. 161
Absgchieds3briefs die Annahme nicht ausgeschlosgen, daß auch die heran-
wachsende Jugend zu den Füßen des Meisters Saß, um Sich die Anfangs-
gründe in der heiligen Sprache anzueignen. BögSchenstein hatte Ja Schon
1514 ein hebräisSches Lehrbuch!) erscheinen lassen, das Sich Seinem Inhalt
nach, eng an die lateinischen Klementarbücher dieser Zeit anschloß, als0
auf: den Unterricht der Jugend berechnet war.
Bögchenstein war aber nicht der einzige, vielleicht auch nicht der
erste Lehrer des Hebräischen in Nördlingen.
„In einem Bewerbungsschreiben : um den Ger ichtsschreiber dienst in
Nördlingen bittet nämlich M. Antonius Schmidt?) die Herren des Rats
- „gunstig zu bedencken, wie das geliebter mein alter Vater . . . von Herrn
Philippo Melanchthone Seliger gedechtnus zu versehung gemeiner. Statt
latinischer Schulen von Wittemberg ; raußher -geschückt worden ist, der
auch am allerersten -in der Löblichen Statt Nörlingen die griechisch vnd
bebreische Sprachen hett angefangen zu docieren“. Darunter kann nie-
mand anders zu verstehen Sein. als Sixt Schmid, der 1523/63) die Latein-
Schule in Nördlingen leitete, wohin er aus Wittenberg berufen worden
war. Da er Sein Amt in der Vastenquatember, also 25. Febr. 1523 an-
getreten hatte, Böschenstein aber erst um die Mitte des Jahres 1523 nach
Nördlingen gekommen war, 80 konnte für ihn wohl mit Recht die Priorität
als Lehrer des Hebräischen beansprucht werden. Im übrigen ist uns über
diese private Tätigkeit Schmids -- denn nur um eine Solche kann es Sich
handeln -- nichts bekannt geworden.
Sicherere Kunde haben wir über die Tätigkeit des dritten hebr jigehien
Lehrers, der ein paar Jahre s8päter in der Reichsstadt auftauchte, des
„M. Antonius Margaritha Hebraeus“, wie er Sich in einer Bittschrift an
den Rat unterzeichnet. „Zu Wasgerburg in Bayern als Sohn des Späteren
Regensburger Rabbiners Samue)] Margolith geboren, 1522 zum Christentum
übergetreten, war er dann Lehrer der hebräischen Sprache zu "Pübingen,
Augsburg, Meißen, Zelle und Leipzig“.9 In Leipzig ließ er Sich im
S.-S. 1531 immatrikulieren und im W.-S. 1532/3 wird „de Anthonii Mar-
garite, Hebraica lingue profesgSoris, discessy“ berichtet.*?) Sein Aufenthalt
1) Contenta in hoc libello Semper a Joanne böschenstein Esslingensi edita:
Elementale introductorium in hebraicas literas, teutonice et hebraice legendas.
'Decem Ppraecepta, Ex. XX. Oratio dominica, Matth. VI. Luc. Xl. BSalutatio
+“ Evangelica, Luc. 1. Canticum Simeonis, Luce. IL. ete. Veni Sancte etc. Salve
Regina. Canticum Zachariae, ue. 1. -- Augustae Vindilicorum ex officina Brhardi
Oeglin, 1514, 4% (Ex.: Berlin, Kgl. Bibl).
Über Bögchensteins fernere ausgedehnte gchriftstellerische Tätigkeit 8. Th.
Wiedemann, Hanns Bögchengstein, Kaiserl. Mategtät gefreiter hebr. Zungen-
meister. Üsterr. Vierteljahresschr. für kath. Theol. 2 (1863), S. 70--88. Das
Verzeichnis geiner Werke, das W. zusammenstellt, ist aber nicht vollständig.
y N. Person. der lat. Lehrer s. d. Nach 1560, dem Todesjahr Melanchthons.
3) Nicht 1540, wie Dolp: meint. (Gründlicher Bericht von . . . eriolgter
Rejormation . . „der Stadt Nördlingen. Nördlingen 1738. S. 192).
4) J. Aschbach, Gegschichte der Wiener Univerzität. Bd. 3.. Wien 1888.
g. 237 f.
5) Die Matrikel der VUniversität Leipzig, - her... von G. Erler. Leipzig
1895-1902, 1, 8. 605; 2, 8. 624. -. . .