1692 Kern: Neus Mitteilungen über Johannes Bögchenstein.
in Nördlingen fällt in das Jahr 1531, also vor Seine Übergsiedelung nach
Leipzig. Nach einer Bittschrift Margarithas an den Rat,?) die den Kanzlei-
vermerk 1531 trägt, hatte er dort einen Kreis von Schülern um gich ge-
Sammelt und ihnen „vungevärlich ainen monat gelegen“. „So wais ich
nun“, fährt er fort, „das alle die, 80 von mir gehört vnd gelernet haben,
gar wol content vnd benügig Seind, die aber gern noch ain monat lerneten,
wil inen aber an dem gelt zuuil gein, auch annder, die gern hörten, aber
zu belonen nit haben“. Sofern ihm der Rat „aus gutwilligkeit gelbs etwas
gebe“, erklärt er Sich bereit, „noch vier Wochen publice vnd offenlich zu
legen, der Zzuvergicht, die biSher gelernet, werden Sich der heiligen Sprach
grunden vnd verſfasgen, das gie furhin mit hilf gottes vnd des dictionari]
dhains präceptors mer bedorffen“.
Margaritha Spricht hier natürlich nur von Erwachgenen, die auf Grund -
ihrer Sonstigen ſremdsprachlichen Kenntnisse befähigt waren, das Studium
der heiligen Sprache gelbständig fortzuSetzen, wenn gie einmal unter An-
leitung des Meisters in die Klemente eingeführt waren. Hr hielt bei
Seinen Hörern in Nördlingen einen Kurs von zwei Monaten für aus-
reichend, um Sie zu dem gewünschten Ziele zu führen. Das mag freilich
nicht die Regel gewegen zu Sein, Sondern nur eine Ausnahme, bedingt
durch die Ungunst der Verhältnisse, wie 3ie dem Dozenten des Hebräischen
augenblicklich entgegen getreten war. Sicherlich nicht ohne Seine Schuld.
Der Streik geines Auditoriums muß --- dieges Eindrucks kann man Sich
beim Legen der Bittschrift nicht erwehren --- hervorgerufen worden gein
durch unerwartet hohe Forderungen, Womit der Lektor am Schlusse des
Monats an geine Schüler wird herangetreten Sein im stolzen Bewußtgein
des Seltenen Wertes Seiner Wisgenschaft -- „carum omne rarum“ -- und
in der Sicheren Erwartung, die Strebgamen Hörer würden nicht auf halbem
Wege Stehen: bleiben wollen, Sondern das erhöhte Honorar willig zahlen,
vm nur zum gesteckten Ziele zu gelangen.
Wie Sich der Rat zu der Bitte des Hebraeus gestellt hat, ist uns
leider unbekannt. Aus dem Pehlen eines Kanzleivermerks auf dem
Schreiben läßt Sich kein Schluß ziehen, ob es zugunsten oder zuun-
gunsten des Bittstellers verbeschieden wurde, da der damalige Stadt-
Schreiber Georg Mair (1513--32) Seine Kanzleivermerke überhaupt auf die
Jahreszahlen zu beschränken pflegte und dafür die Begschlüsse des Rats
. in den Protokollbüchern niederlegte. Diese Sind aber für den bewußten
Zeitraum verloren gegangen.)
?) N. PersSonal. der lat. Lehrer. 8. d.
2) Antonius Margaritha wurde 1533 nach Wien als erster Prolessor der
hebräischen Sprache berufen. 1535 schuf König Ferdinand eine Lehrkanzel für
ihn und. wies dem lector einen Platz im collegium archeducale an. Nach 1542
verschwindet Sein Name in Wien. Über seine schriitstellerische Tätigkeit 5.
Jöcher 3, S. 164f.; Jöcher-Adelung 4, 8.705f.; Aschbach a.2.0.(S.161
Anm. 4) S. 237, -