Waschinski über Karbowiak: Zwei Kämpfe für die Wahrheit, 903
Schrift wiederum einer Prüfung unterzieht, 80 brauche ich mich mit dem
ersten Kampf nicht begonders zu beschäftigen, Sondern Kann mich gleich
dem zweiten Kampf zuwenden. Hierbei wird gich Gelegenheit finden, bis-
weilen auch auf den ersten Kampf zurückzukommen.
Ehe ich an die Beurteilung der Arbeit gehe, möchte ich bemerken,
daß es zwar keine dankenswerte Aufgabe ist, Sich in den Streit zweier
Gelehrten einzumischen, daß ich aber auf eine Anfrage der Schriftleitung
der „Gesgellschaft für deutsche Erziehungs- und Schulgeschichte“ geglaubt
habe, ein Kritisches Referat über diese Schrift übernehmen zu gollen, da
ich mich Selber Schon jahrelang mit der Geschichte der 5stlichen Schul-
verhältnisse beschäftige. Es ist vielleicht auch nicht überflüsgig, wenn
ich weiter hervorhebe, daß ich keinen der beiden Herren pergönlich kenne,
daß ich unparteiisch an die Besprechung gegangen bin und lediglich ein
Ziel vor Augen gehabt habe: der Wahrheit zu dienen. In meiner folgenden
Kritik halte ich mich an die von K. gewählten Punkte.
K. Spricht zunächst kurz im allgemeinen über den „Zugsammen-
Stoß“ und hofft, daß aus ihm in Zukunft für die Wisgenschaft manches
Gute erwachsen könne. Sodann äußert er gich in demselben Abschnitt und
besonders in dem nächsten, den er „Dr. Schwartz als Hypnotigeur“
übergschreibt, über den Stellenweise von Sch. in Seiner Entgegnung auf
K.s Angriff beliebten Ton. Es gind in der Tat nicht Sanfte Töne, die
wir von Sch. vernehmen. So spricht er vom „Preußenkoller“ (S8. 254 u. 301),
von „zielbewußter Geschichtsfälschung“ (S. 260 u. 267) Seines Gegners; er
nennt ihn weiter einen „leichtfertigen Verleumder“ (S. 267), der dann auch
noch gelegentlich „wie der Stier auf den roten Lappen“ stürzt (8. 254). Nun
Sollte man meinen, wer Sich über den Ton beschwert, würde gich geiner-
Seits einer Streng Sachlichen Sprache befleißigen. Das ist aber bei K.
nicht der Vall, trotzdem er auf S. 37 bemerkt: „wer Wahrheit gucht und
finden will, muß Sich von jeglichen Affekten frei halten“. Er ist es S0gar,
der in Seiner ersten Kritik einen verletzenden Ton zuersgt angeschlagen
bat, wodurch Sch. natürlich nicht entschuldigt werden 8o0ll. So wirft er
Sch. in Seinem ersten Kampfe „preußischen Chauvinismus und Polenhaß“
(S. 32) vor. Nach K.s Angicht „fälscht er die Gegchichte“, .da er „aus
Seinem eingeitigen Material überwiegend nur das entnimmt, was gich zur
Herabwürdigung der katholischen Polen und zur Erhöhung der pro-
teStantischen Preußen eignet“ (S. 32). Wen man der Fälschung und zwar,
wie aus den angeführten Worten hervorgeht, der absichtlichen Fälschung
beschuldigt, den Kann man wohl kaum für einen. „ehrenwerten“ und „edlen“
Gegner halten. Als Solchen bezeichnet K. geinen Gegner aber in geinem
zweiten Kampfe auffallend oft: S. 35, 36, 37, 41, 52, 54, 62 usw. Solche
Benennungen werden demnach als Hohn empfunden. . Dem wohlwollenden
Leger, an den K. Sich wendet (S. 5), wird aber auch durch golchen Ton
das Legen nicht genußreicher gemacht. Was die beiden Gegner zu gagen
hatten, hätte, zumal da es gich um nationale Gegengätze handelt, in Streng
Sachlicher Form vorgetragen werden Sollen.