Full text: Zeitschrift für Geschichte der Erziehung und des Unterrichts - 5.1915 (5)

94 Gerlach: Das Schuldrama des 18. Jahrhunderts us. 
 
interesSieren beginnt und eifrig Bausteine zusammenträgt,?) wird wohl 
noch eine Reihe von Jahren vergehen, ehe an die Aufführung eines ganzen 
Gebäudes gedacht werden kann. 
Von den verschiedenen Gesichtspunkten aus, unter denen das Schul- 
drama betrachtet werden kann, einergeits vom literarhistorischen, andergeits 
vom pädagogischhistoriSchen aus, ist man über zaghafte Verguche, etwas 
ZuasammenfasSendes zu bieten, nicht hinausgekommen.*?) 
Die zahlreichen Kinzeluntersüuchungen auf dem Gebiet des Schul- 
dramas (in den Monographien über einzelne Schulen und Städte usw.) be- 
handeln vorwiegend das 16, und 17. Jh., also die Kntwicklungs- und 
Blütezeit des Schuldramas. Dagegen hat man dem 18. Jh., der Zeit des 
Verfalls, von jeher weniger Beachtung zukommen lassen. 
Daß der Literarhistoriker dem Schuldrama des 18. Jh. weniger Interesse 
entgegenbringt, ist verständlich; denn hier handelt es Sich um eine Zeit, 
in der das Schuldrama an allgemeiner Bedeutung ſür die Geschichte der 
dramatischen Literatur und der Bühnenkunst verloren hat. Mehr über- 
raScht dagegen die Vernachlässigung, die ihm von pädagogischer Seite zu- 
teil geworden ist. Ist es doch gerade von besgonderem Interesse, zu er- 
fahren: wie verhielt Sich das pädagogische Jahrhundert dem Schuldrama 
gegenüber? Übten die Umwälzungen dos 18. Jh. auf geistigem Gebiet 
Kinfluß aus? PVührten Sie der Entwicklung vielleicht neue Werte zu, die 
dem Schuldrama einen neuen Charakter verliehen ? 
Js Soll Sich in dieser Untersuchung nicht darum handeln, eine Ge- 
Schichte des Schuldramas des 18. Jh. zu geben; auch ist es nicht die 
Absicht des Vf., allen einzelnen Umformungen und Ausläufern nachzu- 
gehen, vielmehr soll der Verguch gemacht werden zu zeigen, wie neue 
phbiloSopbische und pädagozische Ideen um die Mitte des 18. Jh. das Schul- 
drama zum "Peil in ihren Bannkreis ziehen, demgemäß nmformen und 
es uns als Gattungszweig der aus denSelben neuen philoSophischen und pädago- 
gischen Voraussetzungen heraus geborenen Jugendliteratur erkennen lasSen.*) 
Kinleitender Peil. 
Das Schuldrama von Seinen Anfängen bis zur Mitte 
des 18. Jahrhunderts. 
8 1. Kurzer Überblick über Entstehung, Entwicklung, 
Zweck und Ziele des Schuldramas im 16. und 17. Jahrhundert. 
Auf eine Zeit, die für stilistisSche Vorm wenig Verständnis hatte, 
folgte mit dem Krwachen des InteresSes für klassische Studien eine Kpoche, 
1) Vgl. die letzten Jahrgänge der Jahresberichte ſ. neuere dentsche Lit.- 
Gegschichte. 
*?) a) Vom literarhistorischen Gesichtspunkte aus: Höhnk. Die Über- 
Sicht ist ungleich disponiert; ſür die Neuzeit vergagt die Zugammenstellung. 
b) Vom pädagogischhistorischen Gesichtspunkt aus: F. A. Lange, Gegchichte 
und Bedeutung der Schulkomödie vor und nach Comenins. Monatsghefte d. 
Comeninusgegellschaſt 2 (1893), 8. 259 if.. Knabe. 
8) Daß dieses Jugenddrama nicht etwas völlig Neues ist, wie Höhnk an- 
Zunehmen Scheint, Sondern organisch mit dem alten Schuldrama zusammen- 
hängt, wird Sich aus der Untersuchung noch ergeben.
	        
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