Clemen: Sechs neue Schülergegpräche von Christoph Hegendorfer. 175
licher Zustand ist. Schließlich einigen Sie gich, das heikle Gespräch
abzubrechen und gich an ihre Schulaufgaben zu machen.
2. Bartholomäus: „Wo verkehrst du, Petrus?“ Petrus: „Ich habe
mich in ein Hüttchen verkrochen, wo Keine wissenschaftlichen Ge-
Spräche stattfinden und ein zuchtloger Ton herrscht.“ Bartholomäus: „Daß
du nur nicht Verführern in die Arme fällst! Umgang mit Schlechten Men-
Schen 1st gefährlicher als Pestlaft. Wir entwickeln uns 80, wie die gind, mit
denen wir verkehren. Wenn du bei einem Lahmen wohnst, fängst du
bald Selber an zu hinken.“ Petrus: „Wenn ich nur wo anders Speisen
könnte!“ Bartholomäus: „Komm zu uns, es ist noch ein Platz frei.
Du kannst jederzeit mit deinen Sieben Sachen bei uns einziehen.“
3. Thomas: „Ich wundere mich über deinen Schnellen Fortschritt.“
Philipp: „Was ist Verwunderliches dabei? Wir gchreiten doch nicht
alle auf einem Weg dahin.“ Thomas: „Welcher Weg ist denn dann
aber zu empfehlen?“ Philipp: „Man muß frühzeitig mit Lernen an-
fangen und Sich die besten Lehrer und die besten Bücher guchen.
Jetzt werden z. B. Dragmata in Petrum Hispanum verbreitet, die nicht
zu verachten sind. (Hier macht Hegendorfer für Sein eigenes eben bei
Schumann erschienenes Werk Reklame?“). Man muß auch das in den
Stunden Gehörte und Nachgeschriebene daheim fleißig durcharbeiten
und repetieren.“ Thomas: „Da hast du mir den rechten Weg gewiegen.“
4. Christophorus warnt den Valentinus, die Schule zu wechseln.
9. Petrus tröstet den Paulus, der aus Armut und Elend nicht
herauskommt. „Die Heiden hielten die Armut für ein Gut, und wir
Christen lasgen uns durch die Armut verbittern. Wie viel Übeln war
Diogenes preisgegeben! Und doch wollte er nicht mit Alexander
tauschen. Plautus mußte die Handmühle drehen und Pythagoras mit
der dürftigsten Kost Sich begnügen. Virgil hatte keinen Wein- und
keinen Geldschrank, Sondern hing ganz von Seinen Gönnern ab und
ertrug doch die Armut mit dem Gleichmut eines Gladiators. Und du
Mengehlein, der du nicht würdig bist, jenen Heiden und Gelehrten die
Stiefel zu putzen, du regst dich über deine Armut so auf?“ Paulus:
„Mach nur nicht gleich aus einer Mücke einen Klefanten und über-
Schütte mich mit einer Flut von Beispielen! Ich ergebe mich in mein
Schickgal.“
6. Philippus ermahnt den Christophorus, Seinen Stil durch Brief-
Schreiben zu bilden und gibt ihm dafür die nötigen Anweisungen unter
verstecktem Hinweis auf ungeres Autors Soebepy bei Schumann er-
Schienene Ratio epistolarum conscribendarum compendiaria*).
1) Hegendorfer, Ch., Dragmata in dialecticam Pe. Hispani. 0. O. u. J.
12 Bi. 4%. [Ex.: Zwickau, Ratssch.-B.] Mit Titelbordüre: vgl. Luther, J.,
Die Titeleinfassungen der Reformationszeit. 3. Leipzig 1913. N, 96. --
*) Hegendorfer, Ch., Ratio epistolarum conscribendarum compendiaria.
Lipsiae, Schumann. 1520. 16 BI. 4? [Ex.: Zwickau, Ratssch.-B.] Die Titel-
bordüre bei Luther N. 97. Der Widmungsvorrede an den Dresdener Schul-
meister D. Lindemann (vgl. über ihn Clemen, O.. Beiträge zur Reformations-