Full text: Zeitschrift für Geschichte der Erziehung und des Unterrichts - 17.-19.1929 (17 bis 19)

Anzeigen. 
Der junge Pestalozzi 1746--1782 von Herbert Schönebaum. 
Leipzig, O. R. Reisland. 1927. VJ, 2348, Geh. 8 M., geb. 9 M, 
Das Buch Schönebaums ist ein erfreulicher Hinweis darauf, wie 
Sehr die im Ersgcheinen begriffene kritische Ausgabe der Werke Pestalozzis 
die Forschung über den Schweizer Pädagogen zu befruchten vermag. 
Der Verfasser hat in Band 8 jener Ausgabe die Bearbeitung des 
„Schweizerblattes“ und „Arners Gutachten“ durchgeführt und ist dabei 
einer Reihe von Zusammenhängen nachgegangen, die bisher wenig oder 
nicht beachtet wurden. Es kommt hinzu, daß Schönebaum als erster 
die Akten der „Helvetiscnen Gegellschaft zur Gerwe“ aus J. J. Bodmers 
Nachlaß benutzte und dadurch in der Lage war, über die Bestrebungen 
der jungen „Patrioten“ genauere Aufschlüsse zu geben. Durch Sorg- 
fältigste Verwertung des reichen Quellenmaterials ist in hingebender 
Kleinarbeit ein vielseitiges, eindringliches Bild des jungen Pestalozzil 
entworfen worden, das in Solcher Vollständigkeit bisher nicht. vorlag. 
Kleine Korrekturen, die da oder dort anzubringen gind, wollen den 
Wert des Buches in keiner Weise herabgetzen; die Schwierigkeiten 
der Deutung gind in einzelnen Fällen sgehr groß. 30 Scheint es zum Bei- 
Spiel, daß in den „Episteln über die Freundschaft an Phryne“ der Name 
„Menalk“ nicht auf den bekannten Jugendfreund, J. K. Bluntschli, zu 
beziehen ist, Sondern H. Rahn (1726--1801) betrifft. Dieser war Witwer; 
„am ihn her weinten Kinder“. Da nahm zgich Suganna Hess, eine 
Freundin Annas, der Familie an, wurde 1765 Rahns zweite Gattin 
und teilte in treuer Sorge das Geschick der Familie, als Rahn wenige 
Jahre darauf gein Vermögen einbüßte, von Zürich nach Aarau über- 
Siedelte und dort eine Lehranstalt gründete, die rasch bedeutendes 
Angehen gewann. Dazu paßt die Stelle, die Schönebaum S. 40 zitiert: 
„weit umher baten die edelsten Väter: erzieh auch ungere Kinder; denn 
weit und breit finden gie keine Mutter wie diese“. (S. Pestalozzianum 
1927. Anna Pestalozzis Freundin Rahn.) 
Dieges kleine Beispiel mag zeigen, welchen Schwierigkeiten der 
Verguch begegnen muß, einzelne Stellen in Pestalozzis Werken zu deuten. 
Hine ganze Reihe golcher Zusammenhänge in überzeugender Weise 
klargelegt zu haben, ist das große Verdienst Schönebaums, dessen Buch 
eine beachtenswerte Stellung in der neueren Pestalozziliteratur ein- 
NIMMT, - Hans Stettbacher.
	        
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