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Der junge Pestalozzi 1746--1782 von Herbert Schönebaum.
Leipzig, O. R. Reisland. 1927. VJ, 2348, Geh. 8 M., geb. 9 M,
Das Buch Schönebaums ist ein erfreulicher Hinweis darauf, wie
Sehr die im Ersgcheinen begriffene kritische Ausgabe der Werke Pestalozzis
die Forschung über den Schweizer Pädagogen zu befruchten vermag.
Der Verfasser hat in Band 8 jener Ausgabe die Bearbeitung des
„Schweizerblattes“ und „Arners Gutachten“ durchgeführt und ist dabei
einer Reihe von Zusammenhängen nachgegangen, die bisher wenig oder
nicht beachtet wurden. Es kommt hinzu, daß Schönebaum als erster
die Akten der „Helvetiscnen Gegellschaft zur Gerwe“ aus J. J. Bodmers
Nachlaß benutzte und dadurch in der Lage war, über die Bestrebungen
der jungen „Patrioten“ genauere Aufschlüsse zu geben. Durch Sorg-
fältigste Verwertung des reichen Quellenmaterials ist in hingebender
Kleinarbeit ein vielseitiges, eindringliches Bild des jungen Pestalozzil
entworfen worden, das in Solcher Vollständigkeit bisher nicht. vorlag.
Kleine Korrekturen, die da oder dort anzubringen gind, wollen den
Wert des Buches in keiner Weise herabgetzen; die Schwierigkeiten
der Deutung gind in einzelnen Fällen sgehr groß. 30 Scheint es zum Bei-
Spiel, daß in den „Episteln über die Freundschaft an Phryne“ der Name
„Menalk“ nicht auf den bekannten Jugendfreund, J. K. Bluntschli, zu
beziehen ist, Sondern H. Rahn (1726--1801) betrifft. Dieser war Witwer;
„am ihn her weinten Kinder“. Da nahm zgich Suganna Hess, eine
Freundin Annas, der Familie an, wurde 1765 Rahns zweite Gattin
und teilte in treuer Sorge das Geschick der Familie, als Rahn wenige
Jahre darauf gein Vermögen einbüßte, von Zürich nach Aarau über-
Siedelte und dort eine Lehranstalt gründete, die rasch bedeutendes
Angehen gewann. Dazu paßt die Stelle, die Schönebaum S. 40 zitiert:
„weit umher baten die edelsten Väter: erzieh auch ungere Kinder; denn
weit und breit finden gie keine Mutter wie diese“. (S. Pestalozzianum
1927. Anna Pestalozzis Freundin Rahn.)
Dieges kleine Beispiel mag zeigen, welchen Schwierigkeiten der
Verguch begegnen muß, einzelne Stellen in Pestalozzis Werken zu deuten.
Hine ganze Reihe golcher Zusammenhänge in überzeugender Weise
klargelegt zu haben, ist das große Verdienst Schönebaums, dessen Buch
eine beachtenswerte Stellung in der neueren Pestalozziliteratur ein-
NIMMT, - Hans Stettbacher.