Bastian: Schnepfenthaler Manugkripte. 81
noch kommen werden. Aus dem Mensgchengeschlechte, das itzo die
Erde bewohnt, wird die ganze Nachwelt entspringen. Ungere Ein-
Sichten und Irrtümer, ungere Tugenden und Laster werden gich bis zu
Ihr fortpflanzen. Wenn nun das ganze Leben 50 miteinander verbunden
ist wie die Räder in einer Magchine gind, 80 muß auch alles, was wir
tun, einen Einfluß auf das Ganze haben.“ .
„Wieviel Sie [die Kräfte des Menschen] wirken, was gie wirken,
das können wir freilich nicht bestimmen, weil wir das Ganze nicht
übergehen können. Wir können es uns aber doch durch Exempel be-
greiflich machen. Wenn :z. E. ein Paar arme Leute in niedriger Hütte
wohnen, wer Sollte glauben, daß gie für das Ganze arbeiten? Und
doch tun gie es, wenn Sie -ihre Kinder gut verpflegen, im Krankheit
und Todesgefahr zie retten, ihnen 80 viel gie können guten Unterricht
erteilen, und diese wachgen an, werden Glieder von Familien, die für
die Nahrung und Bequemlichkeit der Menschen arbeiten, -- ist ihr
Wirken “cht dem Ganzen nützlich gewesen? Und nun laßt uns den
Fall annehmen, der So gar gelten nicht ist, daß aus einer dieger Familien
einm Mann entspringt, der Sich besonders vortut, der für die ganze
Menschheit wichtige Entdeckungen macht oder der zu einer entfernten
Nation geht und ihr Lehrer und Wohltäter wird oder der den Acker-
bau oder die Gegetzgebung verbessgert, müsgen. wir den ersten Grund
von den wohltätigen Veränderungen, die er in der menschlichen Ge-
Sellschaft hervorbringt, nicht in der Treue Seiner Stammeltern guchen ?“
„Nur ein Kxempel von eimer Fabrik will ich noch anführen. Man
denke Sich eine Solche, die ihre Waren durch die ganze Welt ver-
Sendet, für welche die dürſtigsten, niedrigsten Menschen, für welche
Selbst Kinder arbeiten. Arbeiten gie denn nicht fürs Ganze? Der
Ruhm der Yabrik hängt großenteils von der Treue und dem Fleiß
dieser Leute ab. Hört diese auf, 80 ist Sie um ihr Angehen! Ein
jeder denke hierüber weiter nach, und er wird zich gewiß überzeugen,
daß jeder Mengch, nicht nur diejenigen, die durch hohen Rang und
vorzügliche Talente Sich auszeichnen, Sondern auch der Ärmste und
Niedrigste für das Wohl des Ganzen tätig 5e1.“
„Ich weiß nicht, lieben Kinder, ob ihr alle mich recht verstanden
habt, wenn ich 8age: wir arbeiten fürs Ganze, Ich will es euch also
etwas mehr verginnlichen. Alle eure Handlungen haben einen Einfluß
auf unger Institut, wenn Jedes das Amt, das ihm aufgegeben 18t,
ordentlich tut. Es geht alles in geiner Ordnung, und wir befinden uns
wohl dabei. Wenn aber einer Sein Amt nachlässig verrichtet, S0 ent-
Steht gleich Unordnung und Stockung im ungern Gegschätften; es ver-
breitet Sich kein Vergnügen. Eim guter Zögling kann durch geine
Gefälligkeit, Freundlichkeit, Aufmerksamkeit und Fleiß Seinen Lehrer
erſreuen, daß die ganze Gegellschaft dabei gewinnt; eim einziger un-
gegitteter, unfleißiger Zögling kann aber auch den Lehrer 50 mißmutig
machen, daß die ganze Gegellschaft dabei leidet. Ein musterhafter
Zeitschzr. f. Gesch. d. Erzieh. u. d. Unterrichts. XVI, 1. 1927. 6
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