1. Der gegenwärtige Stand des deutschen Volksschulwesens,. 7
zeugnis der Fortbildungsschule vorzulegen, damit dessen Haupt-
zenguren in die Stammrolle eingetragen werden;
€) beim Justizministerium vorstellig zu werden, daſs allenthalben
bei Bröffnung der Untersuchung gegen jugendliche Personen,
die eine Fortbildungsschule bez. Fachschule besucht haben, das
Fortbildungsschulzeugnis eingefordert werde.
Die Thegen 1, 2a und 26 wurden angenommen, 2b gegen wenige
Stimmen abgelehnt. EKinstimmig wurde aber der Antrag Dresden-Stadi
angenommen, die ganz6 Materie dem Vorstand des Sächsischen Lehrervereins
zur Bearbeitung zu überweisen mit der Bitte, dals folgende zwei Punkte
begonders beachtet werden:
1. welche Vorteile Könnten Zivil- und Militärbehörden aus einer
gröſßgeren Beachtung dieser Zeugnisse, S0wohl des Schulent-
lasSungszeugnisses, als auch des Fortbildungsschulzeug-
nisses, haben?
9. wie wäre unger Zeugnis umzugestalten, damit es für Zivil- und
Militärbehörden wertvoll wird?
Jedenfalls ist Sich die deutsche Lehrerschaft darüber einig, dals der
gegenwärtige Modus der Volksbildungsstatistik, bei Rekruteneinstellungen oder
Eheschlieſsungen festzustellen, wieviel Personen ihren Namen Schreiben und
legen können, den Ansprüchen an die Feststellung der Volksbildung nicht
genügt, und daſs hier andere Wege eingeschlagen werden müssen.
b) Mängel im deutschen Volksschulwegen.
Daſs das deutsche Schulwesen noch oft unter recht erheblichen
Mängeln leidet, geht Schon aus obiger Statistik hervor. Ein Solcher Mangel
iSt die
Überfüllung der Schulklassen.
In den Schnell wachsgenden Grofsstädten und den deutschen
Industriegegenden sind die Schulklasgen noch recht überfüllt, der Mangel an
neuen Schulhäusern zeitigt hier die in gesundheitlicher Beziehung oft so
Schädlichen Mietsschulen, an deren Stelle man neuerdings die besseren
Schulbaracken Setzt, 80wie die fliegenden Klassen. Diese Sind keines-
wegs eine Spezialität Berlins, So wird berichtet, daſs beispielsweise Rixdorf
bei Berlin 79 Solche Klassen hat, Frankfurt a. M. 39, mit den Vororten 44,
Köln am Rhein über 40. Aber auch auf dem Lande Sind die Schulklassen
noch Sehr häufig überfüllt, besonders in der Provinz Posen, Nach einer
Mitteilung der „Schles. Ztg.“ beguchen in dem Dorfe Krempa bei Ostrowo
die Schule 400 Kinder, während nur vier Lehrer tätig Sind. In Olobotz
iSt Seit langem die zweite Lehrerstelle vakant, der erste Lehrer Tomaszewski
iet vor einiger Zeit gestorben, und Seit diesger Zeit haben 200 Kinder
keinen Unterricht mehr. In Robowniki unterrichtet der Lehrer Dutkiewicz
168 Kinder, und in Kaliszkewice der Lehrer König 175 Schulkinder.