Karl Henkel: Eine neue Erkenntnistheorie, 7
desgen, was für den Menschen die Auſsenwelt ist, als Linheiten vermittelt werden.
Erst auf Grund dieser mittelbaren Einwirkung von Monadenkomplexen als Ein-
heiten ist ein Unterscheiden cines Objekts gegenüber dem Subjekt möglich, weil
nun äuch ein Objekt von anderen Objekten unterschieden werden kann. Bedingung
iSt dabei nur, dafs die qualitativ bestimmte und doch für unendliche Variationen
qualitativer Eindrücke empfängliche Zentralmonade Sich in der objektiven Lage
des Gleichgewichts befinde.
Die auf Solche Weise in der Seele entstandenen KLindrücke Sind zwar nicht
Bilder, Sondern nur „Zeichen“ der in der objektiven Welt Sich abspielenden Be-
gebenheiten, aber als Solche doch in gewisser Weise Abbilder der in der Er-
Scheinungswelt tatSächlich vorhandenen Gegetzmälſsigkeit.
Da das Aggregat von äuſseren Eindrücken erst durch einen Akt der ein-
heitlichen Seele zur Einheit der Vorstellung verbunden wird, 80 muls Jede Monade
des Komplexes für gich zur Kinwirkung auf die Zentralmonade gelangen; daraus
folgt aber, dals der Seele die lebendigen gegengeitigen Beziehungen der im
aggregat verbnndenen Monaden verborgen bleiben müssen, So daſs dieses als „tote
Materie“ erscheinen muls. „Wäre es der Seele möglich, die gegenseitigen Be-
ziehungen der Monaden in dergelben Weise, wie die Sie Selbst betreffenden, zu er-
leben, 80 würde mit einem Schlage die „tote Materie“ für Sie verschwunden Sein.“
So Stellt Sich das Verhältnis unsgerer Erkenntnis zur Erscheinungswelt dar.
Kant kam es bei dieser Frage vor allem daranf an, nachzuweisen, worin der ge-
Setzmäſsige Zusammenhang der EKrscheinungswelt geinen Grund habe. Und Seine
Antwort lautete: Ausschlieſslich in ungerm Geiste; in den Subjektiven Formen des
Raumes, der Zeit und der Kategorien. Durch diese Formen apriori wird die
aposteriori gegebene Materie geordnet, 80 daſs die ganze Gesetzmäſzigkeit der Er-
Scheinungswelt auf ihnen beruhen muls,
Gewiſs inprimiert; das Subjekt Seine Formen der Wirklichkeit nad wird so
zum Baumeister der Krschemungswelt; aber ob es nun nicht eine Jengeit unserer
Erkenntnis bestehende Gesetzmälsigkeit der Dinge an Sich gebe, von der die
unserige irgendwie abhängt, die 80gar in gewisser Weise -- wie oben ausgeführt
wurde -- von der ungerigen abgebildet wird, -- an dieser Frage ist Kant vorüber-
gegangen. Daher auch der Mangel an Klarheit in Seinem Begriff des Apriori.
Nach Auffassung ungeres Autors beging Kant den Vehler, daſs er in den Begriff
des Apriori den Zeitbegriff des „Vorher“ aufnahm und die apriorischen Erkennt-
niSformen als ruhende --- wie Kant gelbst Sich ausdrückt --, als „im Gemüt bereit
liegende“ auffaſste. Er übersah, dals Raum und Zeit mit jeder Einwirkung auf
die Seele infolge der Reaktion der letzteren notwendig für uns entstehen
müssSen, |
Der Verfasser unterscheidet ein absolutes und ein relatives Apriori. Ersteres
bezieht Sich anf die Kinzelmonade für Sich und untergscheidet, Sich nach Vorm
und Inhalt. Die Vorm der Einzelmonade ist ihm ihre unteilbare Einheit, der In-
halt ihre Qualität, mit der Sie auf die verschiedenen Reize ebenso verschieden zu
reagieren vermag. Das relative Apriori bezieht Sich anf die Monaden in ihrer Be-
ziehung aufeinander und beruht auf der Notwendigkeit derselben, ihre Kraft in
den gegengeitigen Beziehungen zu erschöpfen und dadurch einen Wechgel ihrer
gegenseitigen Lage nach dem „Naturgesetz der Seele“ herbeizuführen. Diese
Veränderung ergibt das Nacheinander auf Grund des Nebeneinander der
Monaden in ihren Beziehungen; Sie ist auch zugleich ein Ausdrnuck für den kau-
Salen Zugammenhang derselben.
Für unsgere Erkenntnis ist das Avpriori zwar Bedingung und deghalb ideell