Full text: Pädagogisches Jahrbuch - 1.1903(1904) (1)

62 11. Teil: Literarische Rundschau. 1. Abschnitt: Bingehende Besprechungen. 
 
Verſfasser von ihr wünscht: Sie möge zum Streit um die willensspychologischen. 
Grundbegriffe rufen! 
Das Gesetz der phySsiSchen Kausalität Sucht man anf allen Gebieten der 
Naturtorschung zur Strengen Durchführung zu bringen; Biologie und Phygiologie, 
Ja auch die Psychologie Steben in ihrem Banne. Und nicht nur für den einzelnen, 
für gich betrachteten Menschen, auch für das Kulturwesen macht man die natur- 
wiggenschaftliche Erklärung geltend; das zeigt Sich am groſfsartigsten in der 
materialistischen Geschichtsauffassung, Wäre Sie richtig, dann würden auch alle 
Sozialen Verhältnisse dadurch geregelt, 80 Recht, Kunst, Wisgenschaft usw. und 
die Moral. 
Und doch hat die naturwisgenschaftliche Betrachtung eine unübersteigliche 
Grenze. Wenn auch allen andern Geisteswisgenschaften die Gefahr der mechani- 
Stiechen Umdeutung droht, eine ist ausgenommen, die Logik. Hier gibt es die 
Gegetzlichkeit der inneren Normen, die unger Denken 80 beeinflussen können, 
„daſs wir mit ihrer Hilfe den Vorstellungsverlauf Sogar entgegen dem rein physSisch 
bedingten Mechanismus der AssSoziation oder Apperseption regeln können“. O-- 
wohl der Vixsternhimmel Sich nach dem Zeugnis unsrer Sinne um uns dreht, 
hüten wir uns, diese Wahrnehmung für „wahr“ zu halten. Bine einzige logische 
Überlegung hat ihr den Wert der Wahrheit ein für allemal genommen. Die 
Logik zeigt also, daſs aufser dem Naturzwang noch ein Normzwang besteht, durch 
den der Mensch mit bestimmt wird. Beide gelten nach Schwarz auch für die 
Ethik. Darum werden imm ersten Veil der Schrift die Naturgesetze des Willens, 
im zweiten die Normgegetze des Willens behandelt. 
1. Die nativistische Trieblehre bekämpft Schwarz und stellt dann als erstes Natur- 
gesetz des Willens das Motivgesetz auf, wonach „gewisse Anstölse erst anf gewISSE 
Stellen des wollenden Ich wirken müssen, damit Willengerregungen entstehen ... 
Es Schreibt uns vor, was wir wert und unwert halten mügzen, was getällt und 
miſsfällt: daher könnte es anch Wertgeseitz heifsen“. 
Der Mensch befindet Sich unwandelbar in zwei metaphysischen Beziehungen, 
der Beziehung Seiner Person auf Seine Zustände und Vorgänge und der Seiner 
Person auf Gott. „Seine Zustände und Vorgänge haben in ihm Selber ihren 
letzten Grund. Sofern er Sie, als geistige Person, trägt; Sie Sind etwas UnsSelb- 
Ständiges, zu dem er das Selbständige Sein bildet, dem Sie angehören. Letzter 
Grund der geistigen Person iSt etwas anderes, nämlich die unendliche Ursache 
alles Endlichen. Mag man s8ie Gott, Natur, Materie, Schickgal nennen, Sie persön- 
lich oder unpersgönlich, in das Leben eingreifend oder nicht eingreitend denken: 
daſs es eine Solche überragende Macht gibt, in der all unger Sein wurzelt, ist 
eine letzte Überzeugung.“ 
Mit diesen Beziehungen verbinden Sich die Anſgerungen der Pergon. Sie 
fühlt, will, Stellt vor, urteilt. . 
Üusere Seele will „Fremdwerte“ und „Pergonenwerte“. Warum ist das 
natürlich? „Weil die beiden metaphySsischen Verhältnisse, deren Glied sie ist, in 
das Wollen hineimwirken.“ Die Beziehnng der Person zu Gott erregt das Wollen 
der Fremdwerte, die der Persgon zu den Verhältnisgen das Wollen der Personen- 
werte, wenn die erregenden Umstände hinzutreten. 
Gefühle und Vorstellungen Sind Motive des Willens; das wird von der 
Trieblehre übersehen, die den Willen an die erste Stelle Setzt. Umgekehrt macht 
es die empirische Willensspychologie; nach ihr gind die Willengregungen nur 
Gefühle oder Nebenarten derSelben. Schwarz weist dagegen nach, daſs zwiSchen 
Füblen und Wollen keine Stetige Reihe besteht. Wünschen ist etwas Neues
	        
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