Bin Beitrag zur Grundlegung der Ethik. 63:
gegenüber dem Fühlen; Gefallen und Miſsfallen Sind keine Merkmale der Gefühle,
„wir erleben in ihnen ausschlieſslich Lust oder Unlust“. Gefallen und Miſsfallen
Sind die ursprünglichsten Willengregungen. Wunsgch und Gefallen hängen zu-
Sammen: „Soweit das Gefallen ungesäbtigt iSt, wird gewünscht.“ Ebenso knüpft
Sich das Widerstreben an gattes Miſsfallen. Gefallen und Miſsfallen gind die
eigentlichen Akte der wollenden Person, Widerstreben und Wünszchen aber
Spielt die Rolle zuständlicher Erregungen.
Daraus ergibt Sich dann das zweite Naturgesgetz des Willens: „Jede unge-
Sättigte Regung des Gefallens, der eine entsprechende Sattere voranliegt, weckt
ein Wüngchen, das um 8o stärker ist, je mehr Sich Jene ungegättigte Regung von
dem Sättigungszustande entfernt, in dem wir die frühere Regung erfahren haben.
Jede Regung des Miſsfallens weckt ein Widerstreben, das um 80 Stärker ist, je
Satter der betreifende Unwert miſsfällt.“
Als drittes Naturgegetz Stellt der Verſfasger folgendes Zentrierungsgesetz
auf: „Alle Regungen des ungesättigten Gelallens und Miſsfallens wirken zentrierend
auf das Vorstellen. D. h. die Regungen ungegättigten Gefallens haben die
'Pendenz, Solche Vorstellungen um Sich zu Scharen, durch deren Inhalt das Gefallen
mehr und mehr gesSättigt wird. Alle Regungen des Milsfallens andergeits
haben die Tendenz, einem Kreis Solcher Vorstellungen um Sich zu versammeln
die das Miſsfallen immer ungesgättigter machen.“
Auf diesem Gesetz beruht auch die Entstehung der Ideale und 1deen. „Das
Sind keine beliebigen PhantasSiegebilde oder Erfindungen der reinen Vernunft.“
bie Gedankenbilder eines Besseren Strömen leicht zu, Soweit es im bisherigen
Brfahrungskreis möglich und nicht Assgoziationszusammenhang oder logischer
Zwang dagegen Spielt.
Weiterhin spricht der VertaSger von der Objeklosigkeit der Willens-
regungen. „Die Willensregungen sgind nicht richtungslos, aber gegenstandslos,
wir haben dadurch Ziele, kennen gie aber nicht. Brst Vorstellungen müssen uns
Solche möglichen Befriedigungspunkte der Willensgregungen zum Bewuſstsein
bringen, Willensziele, das Sind vorgestellte oder unvorgestellte Gegenstände,
die, wenn gie wirklich werden, die Akte unsgeres Gefallens möglichst
Satt, ungeres Milsfallens möglichst ungegättigt machen, “
Dadurch können wir von den ins Bewuſstsein tretenden Vorstelluingen über
ungeren Willen getäuscht werden ; weil das unfreiwillig geschieht, nennt es Schwarz
„Lüge des Bewulſstseins“. |
11. Im zweiten Teil der Schrift werden die Normgesetze des Willens behandelt.
Die Akte des Vorziehens oder Lieberwollens Sind die dritte Art, ursprünglicher
Anſsgerungen, deren das Willensvermögen fähig ist. „Aus ihm werden gich restlog
alle die Erscheinungen des Willenslebens erklären, die wir aus den TatSachen des
bloſgen Gefallens und Milſsfallens heraus noch nicht verstehen konnten, ingbesondere
die aittlichen Grundgegetze.“ Das Vorziehen wird unterschieden in das analytische
und synthetische. AnalytiSch isb das Vorziehen oder Lieberwollen, das Sich
nach dem Verhältnis von Solchem Bessgeren und Schlechteren richtet, das Schon
vorher anderweitig geprägt ist. „Synthetisch ist das Vorziehen oder
Lieberwollen, das erst durch Seinen eigenen Akt anzeigt, wo in einem gegebenen
Falle das Bessere liegt.“
Pür das analytische Vorziehen ergibt Sich folgende Regel: „Das analytische
Vorziehen richtet Sich nach den gegebenen Sättigungsverhältnisgen der Akte des
Gefallens und Miſsfallens. Überall wo Solche kontrastieren. ist auch der Anlals