Full text: Der Deutsche Schulbote - 3. 1844 (3)

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7. Wie wird die Geographie zu einem anziehen 
den Nnterrichtsgegenstande für die Volksfchüler? 
Der Buchstabe tobtet — 
Der Geist gibt das Leben. 
Nicht selten hört man Klage führen, daß das Srudium der 
Geographie der Jugend äußerst schwer falle, und daß diese auch 
nirgends mehr als hier eine große Unlust am Lernen zeige. — 
Wenn freilich der ganze geographische Unterricht nur in einer trock 
nen Nomenclatur von Bergen, Flüssen, Seen, Städten und Dör 
fern besteht, oder wenn bei demselben hauptsächlich nur das Pran 
gen am Prüfungstage mit den Zahlen der Größe und Bevöl 
kerung beabsichtiget wird, dann ist es kein Wunder, wenn dem 
jugendlichen Geiste vor dem todten Formalismus ekelt, und er 
mit Widerwillen der Stunde des Unterrichts entgegensieht. — 
Wo aber dieser Unterricht auf eine geistvolle, belebende Weise 
ertheilt wird, und wo bei demselben das pädagogische Gesetz der 
Anschaulichkeit nie aus dem Gesichte verloren geht, da wird man 
lene Klage nie vernehmen; denn es gibt wenige Lehrgegenstände, 
die so reich an nützlichen und angenehmen Kenntnissen sind, als 
eben die Erdbeschreibung oder Geographie. — Gewiß muß eS 
den menschlichen Geist freudig anregen, das wunderbare Haus, 
ln dem auch ihm seine Wohnstätte angewiesen wurde, kennen zu 
lernen, und sich auf dem unendlichen Schauplätze der göttlichen 
Macht und Größe zu orientiren! — Ohne Kenntniß der Erde 
und ihrer lebenden und leblosen Geschöpfe würden wir immer 
die Träger vieler Irrthümer und Vorurtheile bleiben, wir wür 
den uns nicht zu einer freieren Weltanschauung erheben können, 
und die denkende Kraft in uns würde nie über die engen Grän 
zen der Heimath hinausschweifen. Hätten manche kurzsichtige, 
stolze, intolerante Barbaren, (spricht Herder) die sich einbilden, 
daß außer ihrem Erdwinkel kein Heil sei, und daß die Sonne 
der Vernunft nur in ihrer Höhle scheine, in ihrer Jugend nur 
Geographie und Geschichte besser gelernt: unmöglich würden sie 
die enge Binde ihres Hauptes zum Gehirnmesser der ganzen Welt, 
und die Sitten ihres eingeschränkten Winkels zur Regel und 
Richtschnur aller Zeiten, aller Klimate und Völker gemacht haben. 
Gründlich und belebend in der Geographie unterrichtet, muß 
sich unser Gesichtskreis erweitern; wir werden hinüber schauen 
über das Weichbild und die benachbarten Berge, und das Phi
	        
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