Theodor Valentiner, Die Grundschüler in der höheren Schule 49
P. Heymann“ für die Annahme einer kritischen Phase in dem be-
kannten Sinne ausgesprochen. Aber die Verfolgung eines einzelnen Lebens-
laufs bat gegenüber Kollektivuntersuchungen und noch mehr bloß gelegent-
lichen Beobachtungen wohl einen methodologischen Vorrang, was diese ein-
gehende Besprechung eines Einzelfalls genügend entschuldigen dürtte.
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(Aus dem Institut für Jugendkunde in Bremen.)
Die Grundschüler in der höheren Schnle*.
Von Theodor Valentiner.
Das Untersuchungsmaterial und geine Bearbeitung.
Die Bremer Beobachtungsbogen für die Auslese der Grundschüler für die
höhere Schule waren von Anfang an 80 eingerichtet, daß neben dem für die
Grundscbule bestimmten Teil des Bogens für Vermerke der höheren Schule
über die Aufnahmeprüfung und für Beifügung des Urteils pach Ablauf des
SextaJabres Raum gelasgen war. Zeugnisschemata diepten zur Eintragung der
Zenguren, außerdem war Platz für Charakterieierung des Schülers.
Die Eintragungen durch die böhere Schule erfolgten erstmalig für die Grund-
gchüler, die 1924 iD die vexta eingetreten waren. Die Bogen haben dadurch
einen großen praktischen Wert bekommen. Da gie nämlich nach Begutachtung
durch die Sextalehrer für die Grundschullebrer zur Eingichtnahme auggelegt
werden, haben diese die Möglichkeit bei jedem einzelpen der von ibnen be-
urteilten Schüler nachzugeben, wie er gich auf der böberen Schule im exrsgten
Jahr gemacht bat, Durch Vergleiche des eigenen Urteils mit dem des Lehbrers
der aufnehmenden Schule gebärft gich der Blick für künftige Beurteilungen der
für diese Schulen gemeldeten Schüler, und aus einer bloßen Diagnose kann dann
mehr und mehr eine Prognoge werden, was für die richtige Auglesge yon begon-
derer Bedeutung ist.
Die Bogen mit den Gutachten der beiden Schulgattungen baben aber auch
Wisgengehaftlichen Wert, Da die veränderten Bedingungen, unter denen die
Sextaner den Grundschülern gegenüber arbeiten, recht gut faßbar gind, 80 läßt
eich hier feststellen, in welcher Weise im ganzen und im einzelnen gich diegse
veränderten Bedingungen bei den 9---10Jjährigen Kindern auswirken. Solche
Fegststellungen aind für den Arbeitspsycbologen von Interesse, geben aber auch
dem Schulmarn auf manche ibn begchäftigende Frage Antwort.
So gollen im folgenden einige Ergebpigse, zu denen die eingehende Prüfung
des genannten Jabrganges führte, mitgeteilt werden.
Die Beobachtungsbogen, die hier untergucht werden, hatten noch die Form
des Bogens, der meiner Schrift „Zur Ausglese für die höhere Schule“ im An-
bang beigegeben ist.
1 In „Die Volksschülerin“, Selbstverlag des Zentralinstituts für Erziehung und
Unterricht. Berlin W 1927. Seite 33.
? Da die Arbeit 1926 abgeschlossen und yon der Schriftleitung für die Ogterzeit 1927
in Ausgicht genommen war, konnten. neuere Arbeiten, wie z. B, die von Hische, Läm-
mermann 1. a leider picht berücksichtigt werden.
Zeitschrift f. pädagog, Psychologie. 4