freien. Man wird zugeben müſſen, daß =- die An-
nahme der Weltimmanenz des Abſoluten, deren hohe
Wahrſcheinlihkeit dur<h die Naturwiſſenſchaften wie das
philoſophiſche Nachdenken in gleiher Weije verbürgt
wird, vorausgeſeßt = aus dem Weltprozeſſe mancher-
lei wichtige Daten metaphyſiſchen Charakters, betreſſend
das Weſen des Abſoluten und die Zwecke, die es durch
den Weltprozeß zu erreichen ſtrebt, abgeleitet werden
können: nur muß man bei derartigen Verſuchen mit
größter Vorſicht zu Werke gehn und ſich nicht vermeſſen,
alles erſ<ließen zu können. Soviel aber wird man
behaupten dürfen, daß das Abſolute ein in der Cnt-
widelung begriffenes, alfo ein nicht jhon vollkommenes,
ſondern erſt Vollkommenheit erſtrebendes, daß es ein
im Kampfe, im Ringen begriffenes Prinzip iſt; daß
dieſer Kampf, den es beſtändig kämpfen muß, nicht auf
allen Punkten einen glülichen Ausgang nimmt, daß
derſelbe däher oft von nettem wieder aufgenoumien,
no< einmal dur<gefämpft werden muß. Mit einem
Worte: e8 muß anf die Gottheit der Begriff des Tra-
giſchen angewandt werden, doch ſo, daß der des Endlich-
Sieghaften die Oberhand behält.
Aus allen dieſen Ausführungen hat ſich ergeben,
daß als Peſſimiſten ſtrikter Obſervanz nur Schopen-
hauer und folche gelten können, die ſich ihm auf Gnade
und Ungnade ergeben, wie 3 B. Denßen. Diejer An-
ſhaunnasweiſe zufolge iſt, um hier ein kurzes Refume
zu geben, die beſtehende Welt die ſchlechteſte unter allen
möglichen: wäre ſie nur noc< ein wenig ſchlechter, ſv
könnte ſie überhaupt nicht mehr exiſtieren. Die Summe
des Leids iſt unendlih, das ihr gegenüberjtehende
Glü&s-Maximum dagegen verſchwindend klein. Die
fortſchreitende Kultur, worunter nichts anderes als das
Wachſen der Intelligenz verſtanden wird, verntehrt noch
das Leiden beſtändig. Die Menſchen ſind böſe, voll
Egoismus und Bosheit. Jeter, der das eigene Wohl
will, iſt grenzenlos, wenn auch ganz fruchtlos; dieſe,
velc<he das fremde Wehe will, geht bis zur äußerſten
Grauſamkeit. Freilich jind auch die Menſchen des Niit-
leids fähig, aber dasſelbe iſt bei den meiſten viel zu
ſchwach entwickelt, um dem Egoismus die Spiße bieten
zu können, iſt zudem au< ganz belanglos, da es doh
das Leid nicht aus der Welt zu ſchaffen, kaum zu
mildern vermag. Ja, in richtiger Konſequenz des Sy
ſtems darf es auch das gar nicht, da es Jonſt die
Wirkung des Leids, den Willen zur Verneinung des
Yebens zu veranlaſſen, abſc<wächen würde =- höchſtens
ven Tieren gegenüber kann es fich auch äußerlich bes
thätigen. Die Wurzel alles Elends, all des „Schlechten“
ift das allem Seienden zu Grunde liegende, ti ihr in
die Erſcheinung tretende Prinzip: dies iſt ſelbſt ein
ſchlechtes, der das Leben bejahende, das Sein begeh-
rende Wille -- das Streben des Willens iſt grenzen-
[l3s, es geht raſtlos vorwärts ins Unendliche. Dies
fIhlimme Prinzip jedoch kann und muß geläutert wer=
den, der das Leben bejahende Wille muß in den das-
felbe verneinende umſhlagen: tritt dies Phänomen bei
allen Menſchen ein, jo iſt das Ende der Welt herbei-
gefommen, die Erlöſung vollzogen, und es tritt an die
Stelle der Welt des Lebens „Sanſara“ das „Nir-
wana“.-- (Schluß folgt.)
348
Offener Brief au Herru --e--,
In der Vorausſezung, daß die Redaktion mir no<h
einmal das Wort zu einer Entgegnung geſtattet, gebe
ich zunächſt meiner Freude darüber Ausdru>k, daß auch
Sie Herrn Halben ſo verſtanden haben wie ich. So-
dann fomme ic< zum Beweiſe, daß ich einen jo harten
Vorwurf niht verdiene, Ihrem Wunſche naß und teile
den Leſern der Schulzeitung die Fortjezung meines
Berichtes, der im Beſike der Redaktion ſich befindet,
mit. Sie lautet: „Wenn troßdem in den Kreiſen der
Volksſ<hullehrer nicht die gleiche Befriedigung hHerri<t
wie bei den höheren Lehrern, ſo kommt das daher, daß
dieſe Gehaltzerhöhung nicht allen Lehrern in gleichem
Maße zuteil geworden iſt. So erhielten die Lehrer,
welche in eine andere Gehaltsklaſſe aufrücten, oder
feſt angeſtellt wurden, eine ganz andere Crhöhung als
die Lehrer, welche in derjelben Gehaltsklaſe verbleiben
mußten. Ein weiterer Grund zur Unzuſriedenheit liegt
in der Verquickung der Ünderung des Gehaltsgejeßes
mit der Gehaltsregulierung. Hätte man die beideit
Gegenſtände nicht verquickt, würde die Zufriedenheit
bei den Volksſchullehrern viel größer fein.“ Was
haben Sie mir uun noch vorzuwerfen? Die BVeröffent-
lihung eines übereilten Satzes, der beſſer ungedruct
geblieben wäre. (Da ich den Bericht teilweije während
der Verſammlung drucfertig liefern mußte, konnte das
leicht paſſieren). Ihre Übrigen Ausfälle gegen die
„Hamb. Nachr.“ berühren mich nicht, da ich weder für
die Tendenz, noF für die Redaktion derſelben verant-
wortlich bin. Sie aber hätten fich ein großes Verdienſt
erworben, wenn Sie die irregeleitete öffentliche Mei-
nung in richtige Bahnen gelenkt hätten, indem Sie ji
mit einem Cingeſandt an die Redaktion der „Hamb.
Nachr.“ wandten. Als Berichterſtatter habe ich zu be-
richten, durdjaus aber nicht das Recht, Kritik zu üben.
Wo9Ö haben Sie jemals geſehen, daß ich durc) eine Fuß-
note Kritik geübt habe? Würden Sie meine Berichte
häufiger gelefen haben, würden Sie die Beſtätigung
meiner Worte finden. Aus Jhrem Artikel habe ich nur
Das genonumen, „was mid) perſönlich angeht oder nicht
angeht;“ ſollte ich vielleicht Herrn Halben verteidigen,
oder die Redaktion der „Hantb. Nahr.“? BWeides ſtand
mir niht zuu Daß ich mit Ihnen gleicher Meinung
bin betreffs unſerer Gehaltsverhältnijje, beweitt Ihnen
dod) am beſten meine „Zeitungsſ<reiberei.“ Wonn 1i<
dazu nicht gezwungen wäre, würde ich ganz entſchiede!1
den danit verbundenen Ärger und die verſjiedenein
Anfeindungen nicht ertragen. MWeimn Sie zum Schluß
die Ironie zum Gradmeſſer der Chrenhaftigkeit des
Charafters machen, dürften Sie mir gegenüber ganz
entſchieden den kürzeren ziehen. Und nun zum Shluß:
Da Zhnen mein Gruß „Gotti befohlen“ 1o wenig ge-
fallen hat, will ich Ihnen und mic auf eine beyjere
Zukunft ſ<on in dieſem Leben, die es uns erſpart,
einen ſolhen Kampf um unſere GehaltSregulierung zu
führen, vertröjten.
--cK.
<afenamentnen,
Vom Büchermarkt.
Wie bringen wir unſere Schüler
tüchtigen Rechtichreibung? Cin Beitrag
ſtändnis der neuen Rehtſqhreibung und zu ihrer Be-
handlung im Unterrichte von Eruſt Heſſe, Shuldirok-
tor. Dresden, Verlag von Alwin Huhle. 1895. Preis 1 M.
Ein vortreffiiches Werkhen, das jeder Lehrer nicht
zu einer
zum Ver-