die durchleudhteten, verklärten ewigen Geiſter. „Unſer
Wiſſen iſt Stü&wert.“ Der Wahrheitsſucher muß ſich
der gefundenen Wadhrheitsſtü&e „freuen“: =- dank-
bar ſein. Und demütig muß er fein; er muß erken-
nen: Nicht dieſe Meinung, nicht jene Meinung iſt
die Wahrheit; = = nicht dies Syjiem, nicht jenes
Syſtem, nicht Peſtalozzi, nict Herbart, nicht meine
Art, nicht ſeine Art. Zwar kennen wir einen Erzieher,
der auch als Erzieher die Wahrheit iſt: Chrijtum. Aber
wo ſeine Wahrheit ſich in einem Spiegel abbildet, der
anvollfommen iſt wie der menſ<liche Geiſt, da ent-
ſtehen Verzerrungen und Unklarheiten. Daher bleibt
es dabei: Suchen und immer wieder juchen: = Sich
der Wahrheit freuen, -- darauf kommt es an.
Die Liebe freuet ſich dor Wahrheit, aber „nicht
der Ungerechtigkeit.“
„Selbſtverſtändlich!“ Jprichſt Du? = -- ES iſt
nicht felbſtverſtändlich, obwohl es ſfelbſtverſtändlich ſein
ſollte. Siehe: Du ſ<wörſt auf den ganzen Herbart,--
oder auf den ganzen Beſtalozzi, =- auf dieſes oder jenes
Syſtem der Erziehung, oder auf dies oder jenes in
dieſem oder jenem Syſtem; einerlei: Du ſchwörſt dar-
auf = =- weil Du nicht jelbſt ſuchen und TÜgen
magſt nag Erkenntnis der Wahrheit. Dder Du
I<wörtt hochmütig auf eigene Meinungen als auf die
Wahrheit. Oder Du bequemjt Dich einem fremden
Willen an, von dem Du weißt, daß er verkehrt iſt,
etwa dem Willen Deines Vorgeſezten, = oder dem
„guten Ton“. obgleich er ein fehr ſchlechter iſt, --
oder der „Sitte“, trozdem ſie durd) die „Geſellichaft“,
DIe Gemeinſhafi, welche den „guten Ton“ angiebt,
verderbt iſt, = =- alles wider Gewiſjen und beſſeres
Wiſſen und aus Trägheit oder Selbitſu<t. Um dem
„guten Ton „geredt“ zU Werden, erziehlt, nein, drefz
fierſt Du Dein Kind zu einem glatten, geſchniegelten,
gebügelten, heuchleriſchen, verlogetten Zieraſſen; der
„Sitte“ zuliebe arrangier|t Du Kürderbälle, obgleic
Du weißt, wie verderblich fie jmd, Soll ich noch mehr
Beiſviele nennen? = Siehe, Du „freuſt Dich der Un-
gerechtigfeit“; das thut die Liebe nicht.
Hier beſchäftigt uns nur die Frage: Was iſt
Wahrheit, was iſt Ungerechtigkeit in der Erziehung?“
Und die Antwort befriedigt Lich niht. = Es giebt
aber keine andere Menſ<enantwort als dieje: Suchen,
unobläſſig uche! = Und es giebt keinen anderen
Troſt als dieſeit: Ctwas wirſt Du finden, nicht alles.
Der Liebe iſt das auch gemig: Sie freut ſich des
Gefundenen, == des allmählichen Fortichritts; ſie freut
ſich in der Hoffnung auf endlichen Sieg.
Warum jich aber die Liebe der Wahrheit freut?
=-- Weil ſie Geſchwiſter nud, beide von Gott geboren.
„Die Liehe iſt langmütig
freundlic,
Die Liebe eifert nicht,
Die Liebe treibt nicht Mutwillen,
blähet ſich nicht;
jtellet jih niht ungebärdia,
ſuchet nicht das ihre,
läßt ſich nicht erbittern,
reIhnet das Böte nicht zu,
: Treuet jich nicht der Ungeredtigkeit,
freuet ſh aber der Wahrheit.“
Summa: Vollkommene Liebe. = Kürzeſter
AUsdruä der Summe: „Sie verträgt alles, ſie
hoffet alles, ſie duldet alles.“
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*
Wir ſchrieben die einzelnen Teile eines großen
Ganzen wie Summanden einer Addition3aufgabe auf,
vereinigten die Teile: -- addierten die Summanden--
und befamen ein Facit. = Wir rechneten no< ein-
mal und wieder einmal nach und erfannten, daß das
Facit ſtimmte, daß die aufgezählten Cinzelheiten in
ihrer Einheit das Weſen der vollkommenen Liebe aus-
machten. Daher konnten wir getroſt einen Schlußſtric<
ziehen.
Wir freuten uns fo, als wir diejen Scclußjtrih
zogen, als ob wir die Rechenmeiſter wären. Das
jind wir zwar nicht, und ich fürchte: Sollte einer
von uns die GCigenſchaften der Liebe aus eigener Ber-
nunft aufſtellen und fie dann au eigener Kraft zu
inem Ergebnis zuſammenſtellen, = ja, ich fürchte, daß
dies Ergebnis in den Augen des allein Sehenden
jich jehr Jonderbar auSnehmen würde. Cs würde wohl
etwas ganz anders aufgeſtellt werden als wahres
Liebesweſen und wohl etwas ganz anderes heraus-
kommen als völlige Liebe. = =- =-
Liebe :
„Sie verträgt alles,“ genauer: „det alles
zu,“ = nämlich alles Böe, das Ment<entum, alles
Unrecht, alie Sünde; jie de>t es zu mit ihrem weiten
Mantel, vergiebt umd vergißt.
So ijt ſie aljo, die vollkommene
-
mate
men
„Sie glaubet alles,“ =- alles Gute von den
Menſchenkindern, „kehrt alles zum beiten.“
„Sit hoffet alles,“ hofft und harrt auf
Betjerung, wo ſü? Em Gutes glauben fann.
enmmemmeerann
- „Sie duldet alles,“ = alles Bö7e von den Böüs3-
willigen, wo fie kam Gutes glauben und auch
famn auf Beſſerung 4 o7fen fann, wd zwar thut fie
es, ohne dadur) Das DV ie
eine Macht iſt
Zöſe ZU ftärfen; ſie weiß, das
: „dit zröß eſte!“
Mitunter kann ſie kaum glauben,
faum bornen ;
es wird ihr jhwer. Aber nimmer läßt fie Glauben
und Hoffnung ganz fahren: Immer bleiben Glaube,
Hofmumnga, Liebe, dieſe drei; aber die Liebe iſt die
größeſte unter ihnen: ne iſt die Sonne; Glaube und
Homung jind zwei ihrer Strahlen.
Die Liebe int alles:
„Die Liebe höret ninmer auf,“ = in der Zeit
niht und in der Ewigkeit nicht. viebe ijyt Leben;
ewige Liebe iſt ewiges Leben; = Gott iſt die Ciebe,
und wer in der Liebe bleibet, der bleibet in Gott
und Gott in ihm.“
Yaßt uns in der Liebe bleiben '
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Briefliche Nachrichten.
Wandsbetf, d. 16. November 1895.
In unſerer lebten Vereinsverjamulung wurde
von Herrn Jvers I] ein * Vortrag über die Sh<hwierig-
keiten und Hinderniſſe, die im demiſ<en Spracunter-
richt bei unjern Schülern hervortreten, gehalten. Es
wurden im Vortrag namentlich die oft mißlichen häus-
lichen Verhältnitje und die plattdeutſche Mundart der
Schüler hervorgehoben. In der Debatte wurde der
Gebrauch eines von den Elementen ausgehenden Sprach-
übungsbuches, in welchem auch) die vlattdeutſ<e Mund-
art zur Anwendung fomme, als notwendig erkannt.
Über unſere jetzigen Sdulverhältanye dürften folgende
Beomerkungen als zeitgemäß umd angemetſen ergatet