Full text: Hamburgische Schulzeitung - 3.1895 (3)

abgaben, daß derſelbe infolge Der beruflihen Thätigkeit 
ſehr viel oder nicht unweſentlich zu wünichen übrig laſſe. 
Unter den Bezirksſchullehrern ſind 41,1%, unter 
den Bürgerichullehrern dagegen 15,6% Kranke, ein 
Unterſchied, welher, wie unten gezeigt werden joll, auf 
dem verſchiedenen Durchſchnittsalter der beiden Kate- 
gorien beruht. 
Von hohem Intereſſe iſt es, feſtzuſtellen, in welchem 
Grade die einzelnen GeJundheitsſtörungen ver- 
treten ſind. Hierbei ergiebt fich, daß von den 495 
franken bez. fränflichen Lehrern waren | 
Tabelle 1. 
189 nerv58, Dd. Toa cccooore+ 16,3 /o jämtl. Lehrer 
149 fatarrhaliſh, d. 1. ........ 12,9%) „, „ 
27 lungenleidend, d. 1....... 2,3%/5 " 1. 
39 anaemiſc<, d. 1. 3,493 " 
außerdem 50 zugleich nervös u. katarrhaliſch 2 30, „ " 
22 vn „- „ (maemiſch. 1,90, "„“ 
6 „ dfatarrh. ,„ -. 0,30, " „ 
13 ſonſt leidend. ...--..--..+ 1,10' 0 » „ 
495 42,7% 
Rach dieſem Rejultat ſüd jomit, wenn man die 
Komplikationsfälle mitzählt, 16,3-=-4,3-<- 1,9= 
Sa. 22,5%, d. bh. faſt %; jfämtlicher Leipziger 
Volks] hullehrer nervös und ferner 12,8--4,3--0,5= 
17,7%5 Jämtlicher Lehrer mit <ronijyhen Katarrhen 
behaftet. 
Um die Bedeutung der mitgeteilten Zahlen zu 
würdigen, können leider Vergleichswerte, die Geſ]und- 
heitszuſtände in anderen Berufsklaſſen betreſſend, da 
jolc<he Unternehmungen biSher nicht ausgeführt wurden, 
nicht vorgelegt werden. 
Jedenfalls aber wird man zugeben müſen, daß 
die Gejundheit der Leipziger Lehrer, von welchen nahezu 
die Hälfte als krank bezw. kränklich, faſt ein Vierteil 
aber als nervös fich erwies, feineswegs befriedigend itt. 
Die Zuſtände jind um [Jo auffallender, wenn man 
'die folgenden Zahlenzuſammenſtellungen betrachtet. (Cs 
war aus naheliegenden Gründen wichtig, das Alter 
der Lehrer mit in die Berechnung zu ziehen, denn von 
vornherein iſt doch anzunehmen, daß, wenn wirklich die 
Lehrerthätigfeit als ſolche die Geſundheit ungün'ig 
beeinflutzt, mit zunehmendem Alier auch die Störungen 
ſich in ertenſiver oder intenſiver Weiſe erhöhen. 
Demgemäß war in den Fragebogen die Nubrik 
über das Alter jedes einzelnen Lehrers mit aufgenommen 
worden. 
Am zwermäßigſten erſchien nummehr, die fämtlichen 
Lehrer nach gewiſſen Altersſtufen zu ordnen. welche 
vom 20. bis zuut 40. Jahre je 5 Lebensjahre ein- 
ſ<ließen, dann eine Siufe des Alters zwiſchen 40 und 
50 Jahren und endlich die über 50 Jahre alten Lehrer 
zuſammenfayen. Das Reſultat der Zählung iſt in 
nachfolgender Zuſammenſtellung enthalten, in welcher 
gleichzeitig die Prozentwerte der einzelnen AltorS- 
ſtufen gegenüber der Geſamtzahl der Lehrer, und 
fernerhin der Anteil von Kranken, weiche auf die 
einzelnen Altersſtufen abſolut und prozentiſch entfallen, 
vermerkt jind. 
Zu bemerken i1t, daß die Eudzahlen nicht zuſammenz- 
ſtimmen mit den Werten in Tabelle 1. Denn in der 
folgenden Tabelle find außer den von den Shulärzten 
unterſuchten 1157 Lehrern der Tabelle I au 68 ſolche 
enthalten, welche in die Fragebogen mit * eingetragen 
find, aber bei ber Unterjuchung fehlten. Der Geſund- 
heitszuſtand der leßteren iſt nur nah den eigenen An- 
gaben be zw. nah dem Urteile des Direktors angenommen. 
413 
 
 
 
emmenaumen 
Die hierin liegende Fehlerquelle iſt bei der geringen 
Zahl der nicht ärztlich unterſuchten Lehrer und da das 
Nequltat der ſchulärztlichen von dem der Lehrervereins- 
zatiſtif nur um 10%/5 abweicht*), eine verſchwindende. 
A. Bezirfsſ<hullehrer (einſchl. Ratsfreiſchule) 
Von 790 Lehrern waren: Davon ſind frank: 
Zwiſchen 20 u. 25 IJ. alt 50= 6,39/5 ſämtl. L. 8= 16/4 D. Alters]t. 
„ 25,30 „ „245=31,0/z „ »„89=36 3 „“„“ 
e„ 30 H 35 H „ 192=24 '30/0 1„ „ 82 =42, „wr er 
35,40 , „101=12,8% „ „ 46--435,30* " „ 
„ 4,5 „„, " 140=17.79/4 „ „64=45,7%4 , 
über 50 „u 62 7,95 „ „31=50,0%96 „ 
320==40,5%/5 ſämtlicher 
Bezirtsichull. 
Kathol. Bürgerſchule). 
Davon ſind frank: 
ſämt. L. 5=35,7%4 d. Altersft. 
„1931,15 „ 
„ 38==38,49'0 r„ „ 
„ 42==53,2%/5 „H 7 
„ 63=53 ,90/, ,„ i„ 
„35=53,8%%65 „ . 
202=46,40/, ſämtlicher 
Bürgeri<ull. 
790== 100 0/5 
B. Bürgerſ<ullehrer ſeinſ<hl. 
Von 435 Lehrern waren: 
Zwiſchen 20 u. 25 J. alt 14= 3,2% 
„ 25,30 „ „ 61=14 "00: „ 
„“ 43,33. 99--22,89/5 „ 
1„ 35 „0 „ „ 79=18,2%%5 H 
e„ 4) „520 „ „ 117=26,92%5 1! 
über 50 „ „ 65=14,99/%5 „ 
435==100*/5 
C. Von ſämilichen 1225 Lehrern waren: 
Davon find krank: 
Zwiächen2i)u. 25 J. alt 64= 5,2", 0 fämtl .„L&. 13=20,3%/5 d. Alter5ſt. 
7] 2 ,„ 30 ' 306==25, 09 ;0 „ „ 108==35,3%/, „ e„ 
- „35 „ „291=23,7%9 „ »„120241.2%9, 
e„ 35 „ „40 H H 180=14, 79 9 „" „ 838==49,0% 5 „ r„ 
40 „539 „ „257=21 '0o.0 „ „12724940, 
„ 127=10, 49 09 „ „ 66==52,09', „ „ 
1225==16004 
922==42,6%,5 r„ „ 
über 50 M 
Das Durchſchnittsalter berechnet jich für: 
die Bezirksſhullehrer auf 34,5 Jahre, 
„ Bürger] 'hullehrer „386 „ 
„ 1ämtlichen Lehrer „ 36,9 „ 
Aus dieſer Tabelle gehi hervor: 
1. Das DurchſchnittiSalter der Leipziger Bolfsſchul- 
lehrer entſpricht mit 36,9 Jahren dem kräftigiten und 
widerſtandsfähigſten M tannesalter, und es muß auffallen, 
daß troßdem die Anzahl der kränklichen Lehrer mit 
42,6%/5 eine Jo außerordentlich hohe iſt. 
2. Das DurchſhnittSalrer der Bezirksſchullehrer it 
um 4,1 Jahr geringer als das der Bürger]<hullehrer, 
auf welchen Umtand auch die geringere Zahl der kranken 
Bezirksſhullehrer mit 46,5% 5 gegenüber 46,4% bei 
den Bürgerſchullehrern zurüczuführen Ut, denn 
3. ſteigt mit den zunehmenden Jahren au< die 
Anzahl der Erkrankten. Während von den 64 Lehrern 
zwichen 20 und 25 Jahren nur 13=20,39%) krank 
jind, ſeigt die Krankheitzahl bei der zweiten Alters?mufe 
(23-30) auf 33,3%, bei der dritten (30--35) auf 
41,2% /5, um fJodann vom 35. Jahre an mit 49,0, 49,4, 
52,2%, ziemlid) konſtant zu bleiben. Ein völlig ang- 
loges Bild, wie dieje Zahlen für die geſamten Lehrer, 
geben die Werte für Bezirks- und Bürgerſehullehrer für 
nh; die hohe Erfranfunaszahl der „wiſchen 20 und 25 
Jahren alten Bürgerſ<ullehrer von 35,7%/0 iyt eine 
zufällige, bedingt durch die geringe Anzahl der Lehrer 
in dieſer Altersſtufe (nur 14). 
Man dar? micht bezweifeln, daß im dieſen 
nich einte gewinne Gejegmäßigkeit ausſpricht. 
Die jungen Lehrer weiſen mit 20,3%5 Kranken an 
bereits einen auffallend jhlechten Ge! undheitszuſtaund auf; 
in den erſten 10--15 Jahren des Dienſtes erfolgt eine 
ſtändige Zunahme der Kranken, bis zwijchen 35 und 
Zahlen 
 
55 
 
*) Die Differenz von 10% „ zwiſchen der ſchulärztlicjen und 
Lehrervereinsitatiitik erklärt ſiM dadur<, da3 1N< lettere aur 
der 
alle Krankheiten erſtreckte. D. Schriftl.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.