Full text: Hamburgische Schulzeitung - 3.1895 (3)

40 Jahren die letzte Steigerung eintritt. Der bis 
dahin aeſund geweſene Lehrer iſt gleichjam immun und 
vermag den Schädlichkfeiten der. Schule zu widerſtehen. 
Ganz unzweifelhaft iſt es, daß ein urſächlicher 
Zuſammenhang zwiſchen der hohen Erkrankungsfrequenz 
der Lehrer und dem Lehrerberufe beſteht. Denn es 
berrichen bei den Lehrern in ſo vorwiegendem Maße 
fol<e Geſundheitsſtörungen, welche auch theoretijh der 
Cinwirfung der Schule zugeſ<hrieben werden, daß andere 
Erkrankungen faſt völlig dagegen zurüctreten. Anderer- 
ſeits aber iſt nicht zu verkennen, und die Tabelle 11 
lehrt es handgreiflich, daß die Lehrer an ſich im großen 
und ganzen ein weniger widerſtandsfähiges Menſchen- 
material darſtellen, da ſie ſhon in jungen „Jahren 
(zwiſchen 20 und 25 Jahren und 25--30 Jahren) 
nach verhältnismäßig furzer Berufsthätigkeit ein fehr 
beträchtliches Kontingent an Kranken ſtellen. Cinem 
derartig geſundheitlich jc<hlec<ht geſtellten Stande, wie 
deit Lehrern, ein nog höheres Maß von Arbeit zuzu- 
weiſen, iſt als ſanitär bedenklich zu bezeichnen und 
würde vorausfichtlih eine noc< mehr ſteigende Ber- 
Ichlechterung des Geſundheitszuſtandes im Gefolge haben. 
Alie dieſe Verhältniſe und Thatſachen erwägend, 
haben demnach die Schulärzte unter Mitwirkung des 
Unter zeichneten ihre Anſicht in der 1<Gwebenden Frage 
in folgenden Säßen niedergelegt: 
1. Die Schulärzte find der Anſicht, daß die Lehrer 
an ſirh ein geſundheitlich ungünſtiges Menſchen- 
material darſtellen. 
2. Dieſer ungünſtige Gejundheitszuſtand wird durch 
dein Beruf des Lehrers noc< weſentlich ver- 
ihlinumnert. 
(Es empfiehlt ſich nicht, den Lehrern eine 
Erhöhung der Arbeiten in Form vermehrter 
Pflichtſtunden aufzuerlegen. 
Geipzig, am 21. Oktober 1895. 
Der Stadtbezirks 
gez . Dr. Siege 
. 
OS 
. 
arzt. 
el. 
Vom Büchermarft. 
Sugo 9 Kegel: Verlornes Leben. Modernes lyriſches Epos. 
Dresden, Leipzig, Wien. C. Vierſon. 
Die Schulzeitung brachte bereits eine Probe aus dieſer 
Sammlung tief empfundener, eigenartig pacender Gedichte, die 
weitab liegen von der gewöhnlichen Heerſtraße und dem Leier 
einen Blick gewähren in ein echtes, tiefes Dichtergemüt. C. H. 
Paul Sylveſter Cabanis : Dic Yeär vom Jordanfec. Berlin 
W. 10, Friedric) Wilhelmſtraße 12. BVWerlag von Richard 
Taendler. Preis 1,50 Mk. 
„Die Mär vom Jordanſee“ behandelt den Kampf des Wotan- 
glaubens mit dem Chriſtentum auf der Inſel Wollin. Geſchickt 
znüpft der Verfaſſer an die nod heute auf jener JInfel lebendige 
Sage von einer „Hexe“ „an, die im Kampfe bei der Verteidigung 
der Ausfahrt aus dem See gefallen und mit ihrem Leibe die 
Ausfahrt gedämmt haben ſoll. Zeitkolorit und Charakteriſtik 
fommen zu voller Wirkung. 
Allgemeine Heimatkunde mit Berükſichtigung der Kulturgeſchichte 
als Vorbereitung und Unterbau für den weltkundlichen Unter- 
richt, namentlich als Vorſchule der Geographie. Bearbeitet in 
zwei Gängen von E. Stekol, Königl. Seminarlehrer. Zweite 
verbeſſerte Auflage. Mit 19 Holzſchnitten. Preis 1,50 M. 
mmer zahlreicher werden die Stimmen, welche außer einer 
elementaren Betrachtung der Heimat auf der Wättelſtufe ein all: 
ſeitige, umfaſſende Beſprechung derielben auf der Oberſtufe fordern. 
Auch der Verfaſſer des vorliegenden Buches tritt für dieſe For: 
derung ein und liefert einen ſchönen Beitrag zu der weiteren Aus- 
geſtaltung des heimatkundlichen Unterrichts. Er ſagt: Da jedoch 
die Verhältniſie der Heimat ſo mannigfac<h ſind, indem ſie das 
große Staatsweſen in einem einerem Bilde wiedergeben, ſo iſt 
es dringend notwendig, auf der Oberſtufe no<h einen zweiten 
Gang durc die Heimat zu machen, auf dem der Stoff das erſten 
Ganges wiederholt, erweitert und vertieft wird. Neben dem 
eigentlich Geographiſchen enthält das Buch Belehrungen über 
414 
 
 
 
Staat3verfaſſung, Verwaltung, über Handel und Gewerbe, Verkehrs3- 
weſen 2c. 
Die Ausführungen jedes einzelnen Kapitels ſind vorzüglich 
und dürfen gewiß ganz allgemein auf Anerkennung rechnen. 
In neuerer Zeit ſind verſchiedene Werke erſchienen, welche. 
die Heimat behandeln, doch in einigen werden die Naturverhält- 
niſſe zu ſehr in den Vordergrund geſtellt. Cin Buch aber, das 
in richtiger Abſchäßung ihrer Bedeutung alle Erſcheinungen Der 
Heinat in ihrem Kaufalzuſammenhange behandelt, beſitzen wir 
meines Erachtens no< nicht. Mögen wir bald dur< ein ſolc<es8 
erfreut werden ! M. 
Von dem bekannten Erzähler C. Rademacher erſchienen im Vex- 
lage von A. Helmich-Bielefeld als Teile des „Deutſchen Haus= 
"<aßes“ folgende Erzählungen : „Malerfranz“, „Ein Schaß am 
Eigelſtein“, „Das Geheimnis der Heidelburg“, „Die Gotte5braut 
von Babylon“ und „Durch ein Kind“. (Aa Heft 50 Pf.) 
Anus Hamburg. 
Einladung zur Berfammlung des 
„Sereins Saniburger Landſchullehrer“ 
- am Sonnabend, den 4. Januar 1896, 
nachmittags 21/, Uhr, in der 
Alſterburg, 1. Fehlandſtraße 14, Hamburg. 
Tagesordnung : 
. Niatteilungen. | 
. Abrechnung: a. des Vereins, 
p. Der Witwenkaſſe 
, des Herrn Stemmler. 
3. Antrag des Vorſtandes : Anſchluß an den „Verein 
für Berbreitung der Volk Sbildung“. 
. Aufnahme neuer Mitglieder in die Witwenkaſſe. 
Vortrag des Herrn Hauptlehrers Wandel in Cppen- 
dorf über Beſtalozzt. 
Bericht der Kommiſſion betr. das Strafrecht. 
Wahl eines Mitgliedes des Vorſtandes. 
NB. Den Mitgliedern der „Geſellſchaft“ mache ich 
die Mitteilung, daß Herr Sperling anweſend 
jein Wird. Der Vorſitende 
Hardko». 
Geſellichaft der Freunde 
des vaterländiſchen Schulz und Erziehuigsweſeus 
Verfammlung 
am Somtabend, den 4. Januar, abend8 7*?/; Uhr 
bei Sagebiel. 
I. Ordentliche Generalz-Verfammlung. 
Tages-Ordiuung: 
M itieilungen. 
Neuwahl der Feſt-Kommit)fion. 
Neuwahl der Lejebuch-Kommiſjion. 
Antrag der Kommiſſion für die „Sammlung 
pädagog. Zeitſchriften“, die Berwaltung dieſer Sammse- 
lung der BVBibliotheks-Kommiſſion zu übertragen. 
Die Aufnahme und Verpflichtung der zu aktiven 
Mitgliedern vorgej<lagenen Kollegen, jowie der Mit- 
glieder, welche zum 1. Jan. der Witwenkayje beitreten, 
findet am 4. Jamtar, abends von 7 bis 7?/5 Uhr bei 
Sagebiel ſtatt. 
Nach SOrud der Genervalverſammlung: 
1; Arbeits-Verſjammlung. 
Tages-Ordnung: 
Bericht der am 14. März d. IJ. eingefeßten 
Kommiſſion zur Unterſuchung der amtlichen Stellung 
der Klaſſenlehrer an den hieſigen Volksſhulen. Nef.: 
Herr Süße. 
WO = 
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Hs O9 10 rt 
Bericht: 
Die dur< Verſammlungsbeſ<Hhluß vom 14. März 
zur Unterjuhung der amtlihen Stellung der 
zolfsſhulen niedergejeßte 
d. Z. 
Klayjenlehrer an den hieſigen V 
Kommiſſion beantragt:
	        
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