Full text: Hamburgische Schulzeitung - 8.1900 (8)

2. Die Vorſchußkaſſe iſt dermaßen in Anſpruch genommen, 
daß der Vorſtand fich gezwungen geſehen hat, 600 4 aus 
der Dieſterwegſtiftung für die Vorſchußkaſſe zu entlehnen. 
Die Verſammlung giebt ihre Zuſtimmung und wünſcht, den 
Zinsverluſt aus der Hauptkaſſe zu erfeßen. 
3. Das Gejuch um Entſendung von Vertretern zum 
Internationalen Schulkongreß in Pari3 iſt Herrn Bürger- 
meiſter Hachmann Überreicht. 
4. Der Schulwiſſenſ/c<haftliche Bildungsverein hat zur 
Feier ſeines 75jährigen Stiftungsfeſtes Einladungskarten 
gefandt. 
5. Eingegangen ein Dankſchreiben de8 Bildungsverein3 
für Arbeiter für geſpendete Geldunterſtüßung, ſowie die An- 
meldefarten zur Deutſchen Lehrerverſammlung in Köln. 
6. Zur Beerdigungsfeier des verſtorbenen Karl Melchers, 
Vorſizenden des Bremer Lehrervereins, iſt im Namen der 
Geſellichaft ein Kranz geſchi>t. Außerdem hat der Propo- 
nent perſönlich der Feier beigewohnt. Der Bremer Lehrer- 
verein und die Familie de38 Verſtorbenen haben ihren herz= 
lichen Dank 1I<riftlich ausgedrü>t. 
7. Die Vertrauen5smänner in den Kollegien ſind neu 
zu wählen. 
8. Anmeldungen zur Aufnahme in die Witwenkaſſe 
müſſen mindeſtens 14 Tage vor Vierteljahröanfang ein- 
gereicht werden. 
9. Der Proponent empfiehlt den Kollegen für etwaige 
Rechtsfäle den Recht3anwalt Dr. Halben, welcher dem Ver- 
ein bei Erlangung der Rechtsfähigkeit große Dienſte geleiſtet 
habe, ohne Entſchädigung zu beanſpruchen. 
10. Zum Schluß weiſt Herr Möller auf die am 23. Mai 
tagende hamburgiſche Lehrerverſammlung hin. 
Herr Thedſen bemängelt den zu umfangreichen Bericht 
de3 Jugendſchriftenausſchuſſes, den häufigen Gebrauc< der 
Fremdwörter und den einem lebenden Kollegen gewidmeten 
Nachruf im Jahres3bericht. 
DU. Interpellation de38 Herrn Karſten Brandt. 
Dieſelbe hat folgenden Wortlaut: 
1. In welcher Beziehung, 
a) was die Rerſonen, 
b) was die Leſebuchfrage anbetrifft, 
ſteht die Leſebuch -Kommiſſion zur Litterariſ<en 
Kommiſſion der Lehrervereinigung zur Pflege 
Fünſtleriſher Bildung ? event. 
2. Geben dieſe Beziehungen Anlaß zu Bedenken für 
die Geſtaltung und Zukunft unſeres Leſebuch ? 
Herr Karſten Brandt begründet in längerer Rede dieſe 
Interpellation mit der Wichtigkeit der Leſebuchfrage in 
ideeller und materieller Beziehung. Weil mehrere Kollegen 
Mitglieder beider Kommiſſionen ſeien, befürchte er einen 
ungünſtigen Einfluß auf die Leſebuchkommiſſion. Die Litte- 
rariſche Kommiſſion, welche die äſthetiſ<e Erziehung als 
gleichwertig neben der moralij<en und intellektuellen anerkenne, 
würde da3 Leſebuch vollſtändig in den Dienſt der äſthetiſchen 
Erziehung ſtellen. Die Gefahr jei beſonders groß wegen 
des einſeitigen Standpunktes dieſer Kommiſſion, welcher ſich 
in der Bevorzugung neuerer Dichter, wie Falke, C. F. Meyer, 
giliencron, kennzeichne, die für die Schule durchaus micht geeig= 
net jeien, wie der Referent an verſchiedenen Gedichten und 
Rroſaſtü>en nachzuweiſen ſucht. Herr Japp beautwortet die. 
Interpellation als Vorſübender der Leſebuch-Kommiſſion 
Dieſe arbeite in der vorſichtigſten Weiſe, da ſie dem Vor" 
ſtande der Geſellichaft für ihre Arbeit verantwortlich ſei. 
AUH die Behörde habe Einfluß auf die Geſtaltung de3 Leſe- 
buchs. Die Kommiſſion denke nicht daran, einſchneidende 
Änderungen vorzunehmen. Die Thätigkeit des letzten Jahres 
habe fich beſonders auf Prüfung des poetiſchen Teils erſtre>t. 
Bei dieſer Arbeit wandte ſich die Kommiſſion an alle 
Kollegen und auch an die Litterariſche Kommiſſion um Bei- 
hülfe. Von beiden Seiten fei in danken8werter Weiſe Unter- 
ſtüßung gewährt. Die Warnung des Herrn Brandt vor 
Beeinfluſſung ſeitens der Litterariſchen Kommiſſion weiſt der 
Redner als überflüſſig zurüfr. An der Beſprechung der 
 
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Interpellation beteiligen ſich die Herren Maa3, Otto Ernſt 
Schmidt, Dr. Löwenberg, Paulſen, Japp, v. Borſtel, Henke 
und Brandt. 
Die Kollegen Paulſen, Dr. Löwenberg, Ha>, Brandt, 
Hente, Jochimſen, Wolgaſt und Otto Ernſt Schmidt nehmen 
noch zu perſönlichen Bemerkungeen das Wort. 
UL Wahl der Kommijſion zur Bearbeitung der Vor- 
ſchläge des Herrn Coym wird einſtweilen zurücdgeſtellt. 
IV. Wahl der Vertreter zur Deutſchen Lehrerverjamm- 
lung in Köln. 
Zu Vertretern werden ernannt Herr H. Möller als 
Proponent, Herr v. Borſtel al3 Vorſizender der Jugend- 
ſchriften-Ausſchüſſe, Herr Junge und Herr W. Schönfeldt 
als Referenten der Vereinsthemen, jowie die Herren Wolgaſt, 
Scheel und Juſtus Fiſcher. 
V. Beſprechung der Wahl eines Deputierten der Schul- 
ſynode in die Oberſchulbehörde. Als diejenigen, welche am 
beſten geeignet ſeien, die Intereſſen der Lehrerſchaft in der 
Behörde zu vertreten, werden von den verſchiedenſten Seiten 
die Herren Bloh und Paulſen genannt. Die Verſammlung 
heſchließt von einer Abſtimmung über dieſe beide Herren 
abzuſehen. | 
Schluß 12*/4 Uhr. Ma a>. 
Am Freitag, den 6. April, fand im Hammonia-Geſell- 
ſchaft8haus unter dem Vorſiß des Herrn Fr. Süße eine 
Verſammlung der „Auswäörtigen“ ſtatt, in welcher Herr 
O. Fabian den Thätigkeitöberiht und Herr Burmeſter einen 
Bericht über eine Konferenz mit dem Leiter des Volksſchul- 
weſens, betr. die Anrechnung früherer Dienſtzeit auf Grund 
des neuen Gehalt38geſeße3, erſtattete. Herrn Fabians8 Scilder- 
ung der überwundenen Widerwärtigkeiten, ſowie andererſeits 
der freundlihen Vorkommniſſe während der zweieinhalb= 
jährigen Arbeit3zeit war von faſt dramatiſcher Wirkung und 
klang in einen volltönigen SiegeShymnus aus. Und man 
kann den „Auswärtigen“ ihre Freude vollauf gönnen; denn 
abgeſehen von den Hauptlehrern, über deren Forderung auf 
Veranlaſſung der Bürgerſchaft ſ<ließlich ſogar hinaus8gegangen 
iſt, hat kein Wunſch der Lehrer in ſolchem Maße ſeine Er- 
füllung erfahren wie eben der Antrag der Genannten. Die 
kleinen Abſtriche, die der Senat ſchließlich no< vorgenommen 
hat, fallen, da er den Grundſatz der Anre&nung voll aner- 
fannt hat, ſowie auch mit Rüdſicht auf das ſehr loyale Verhalten 
Preußens in der Frage, nicht allzu erheblich in8 Gewicht. 
Die Kommiſſion erhielt den Auftrag, nachdem alle von 
ihr zur Erreichung de3 Ziels eingeſchlagenen Wege einſtimmig 
gut geheißen worden waren, vorläufig noh weiter zu tagen, 
um den Kollegen eventl. mit Rat und That Beiſtand zu 
leiſten. Mit einem von Herrn Malert ausgebrachten kräftigen 
Hoch auf die Kommiſſion |<loß die Sizkung. Die Ausgaben 
betrugen 4 199,75. Ein kleines Defizit wurde von einigen 
Kollegen, die noh keinen Beitrag geleiſtet hatten, auf der 
Stelle gede&t. 
Perſonalien. 
Die unter Vorſiß des Herrn Schulrat Marauhn jtattgefundenen 
Fachprüfungen baben beſtanden : 
In weiblichen Handarbeiten: Frl. C. C. Greve. Thema der 
ſHriftlihen Prüfung: „Der Stri>unterricht in der Elementarklaſje.“ 
In Schreiben: Frl. W. L. A. Zurhellen. Thema der ſchriftlihen 
Prüfung: „Die Taktſchreibmethode.“ 
Zn Turnen: Frlis. EC. H. Averberg, G. Delfs, B. H. A. Hint, 
A. 2. Schmidt, V. P. WülffFen. Thema für die ſ<<hrifiliche Prüfung : 
„Die Schaukelgeräte und ihre Anwendung beim Mädcenturnen.“ 
In Zeichnen: a) für Damen, Fri3. C. H. Aſtheimer, A. Bolau, 
C. E. H. Pferdmenges, M. C. Voß. Thema der |1<hriftlichen Prüfung: 
„Warum ſollte das Körperzeihnen in der Mädchenihule m<hHt ganz 
unterbleiben 2?“ Hb) für Herren, nur Freihandzeichnen: die Herren 
Gewerbeſchüler H. W. Bolte, EC. Knudjen, H. R. Rikers; für Frei: 
handzeichnen und gebundenes Zeic<hnen: die Herren Hamburger 
Lehrer JI. H. F. Bornhöft, H. R. W. O. Bruteh, ZJ. H. F. Harten ; 
I. H. H. Henke, Lehrer in Elmshorn ; H. Spes, Lehrer in Plön; H. J. 
E. Schütte, Lehrer in Harburg. Thema für die 1c<riftlihe Prüfung : 
„Es iſt nachzuweiſen, daß das Holzmodellzeichnen der Hamburger Methode 
in voller Übereinſtimmung mit den Grundgejeßen der Linearperſpektive ſteht.“ 
Klauſurzeihnung für Damen und Herren: „Ein gegebenes 
Motiv zu einer Borte zu verwenden, eine dazu gehörige G>e zu bilden 
und einen Teil der entworfenen Borte zu kolorieren.“ 
 
 

	        
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