Full text: Hamburgische Schulzeitung - 8.1900 (8)

geiſtigen Arbeit und des in der Lehrerſchaft lebendigen religiöS-ſittlichen 
Geiſtes Gewähr bietet, . . . Gerade das Zuviel der meiſt ſehr wohl 
gemeinten Vorſchriften hindert nur zu oft Lehrer und Aufſicht8beamte 
an der Entfaltung der individuellen Kraft und Eigenart, an der Berück- 
ſimtigung örtlicher und perſönlicher Eigentümlichkeit. Daß dadurch die 
Gefahr einer geiſtloſen und öden Schablonenwirtſchaft entſteht, liegt auf 
der Hand. Hier das hindernde Geſtrüpp zu lichten, den Weg zu ſäubern, 
ihn durch Aufſtellung großer, durchſ<lagender Geſicht8punkte zu verein- 
fachen und jeder tüchtigen Perſönlichfeit das rec<te Maß individueller, 
freier Wirkſamkeit zu ſichern, das iſt eine der wichtigſten Aufgaben für 
die Regierer und Leiter der Schule im neuen Jahrhundert. 
VI. 
Schleiermacher, Über den Beruf de8 Staates 
zur Grziehung. 1814. 
Wenn in Fällen der erſten Art (nämlich wo der Staat an Stelle 
einer verdumpften und verrohten Generation die Erziehungspflicht über- 
nimmt) jeder Menſchenfreund jich freut, das große Geſchäft der geiſtigen 
Entwicklung in einem größeren Stile betrieben und es ſchneller gedeihen 
zu ſehen, als ohne Hinzutreten der öffentlichen Gewalt möglich wäre, 
und wenn die einzelnen Stimmen, welche ſich vielleicht warnend erheben, 
daß auc< hier zwar ein nützliches Streben fei, aber ein ſolches vielleicht, 
das do< nicht könne für gerecht gehalten werden, und aljo auch zu 
bejorgen ſtehe, da38 ungerechte Gut werde nicht gedeihen und die im 
Treibhauſe des Staates erzwungene Bildung werde eben deS8halb nicht 
Früchte tragen, weil der Segen der Erziehung nur da jei, wo das 
natürliche Re<ht dazu ſich finde, und weil der Menſch ſich nur das 
lebendig aneigne, wozu der Grund gelegt werde in dem Heiligtume des 
väterlichen Hauſes, oder was wenigſtens mit der väterlichen und mütter- 
lichen Wirkſamkeit zu ſeiner AusSbildung in freier und unmittelbarer 
Übereinkunft ſtehe, = wenn dieſe Stimmen, ſage ich, in einem ſolchen 
Falle tadelnd nur als Vorurteile gewürdigt werden, welche das Alte 
bejchüßen wollen, oder als Eigenjinn der Theorie, über welchen das 
Leben ſic< hinwegſeßen muß: 19 ſind die Fälle der zweiten Art (wo die 
Regierung mit ehernem Szepter die Schar der Unwürdigen regiert) mehr 
geeignet, die Frage zur Sprache zu bringen, ob es denn in der Natur 
der Sache liege, daß der Staat auch das Geſchäft der Erziehung be- 
herrſc<e und ordne und inwiefern. 
AuZ3 : 
 
Die Verſicherungsveranſtaltungen des 
Preußiſchen Beamten-Vereins. 
(Gingejandt.) 
Als langjähriger Inhaber einer LebenSZ3verjicherungs- 
Police des Preußiſchen Beamten-Vereins möchte ich die- 
jenigen Kollegen, welche ſich mit dem Gedanken tragen, eine 
LebenZ3verſicherung zu erwerben, auf die Inſtitutionen dieſes 
Vereins hinweijen. Außer der Witwenkaſſe der „Getellſchaft 
der Freunde“ kenne ich keine private Einrichtung, die auf 
der Grundlage der Gegenſeitigkeit und Selbſthilfe der Für- 
jorge für die Familie in 19 ſicherer und wenig koſtſpieliger 
Weiſe dient, wie der Preußiſche Beamten-Verein. 
Da wir der Kaution3darlehen nicht benötigen, und da 
die Penſton3-, Kranken und Sterbekaſen unſrer Lehrer- 
vereine alle Vorteile bieten, die man überhaupt von ſolc<en 
Kaſſen erwarten kann, ſo kommen hier für uns nur die 
Leben8-, Kapital» und event. Leibrenten-Verſicherung in. 
Betra<t. Die LebenZverſicherungs8-Anſtalt des Preußiſchen 
Beamten-Verein3 bli>t auf eine faſt 25jährige Thätigkeit 
zurü&. Sie hat, aus kleinſten Anfängen hervorgehend, von 
Jahr zu Jahr das Vertrauen weiterer Schichten der deutſchen 
Beamtenwelt gewonnen, jo daß ſie zur Zeit die ungeheure 
Zahl von mehr al38 50000 Verſicherungen von über rund 
200 Millionen Mark Kapital verzeichnen kann. Dieſe Aus3- 
breitung verdankt ſie einerſeit3 der Billigkeit der Prämien, 
und anderjeit3 der großen Sicherheit, die ſte bietet. 
Ein Vergleich mit andern Verſicherungs8-Geſellſchaften 
zeigt, daß die Prämienſäße nirgend 1o billig nnd wie beim 
Preußiſchen Beamten-Verein. Das hat jeinen Grund darin, 
daß der Verein ohne jegliche Agenturkoſten arbeitet und 
daher an Verwaltungsaus8gaben höchſtens ein Drittel der- 
jatigen Beträge gebraucht, die auch bei den am billigſten 
arbeitenden Verſicherungs8geſell) haften erforderlich ſind. Die 
Geſchäfte des Verein38 werden von Vertrauen8männern beſorgt, 
welc<e die Arbeit unentgeltlich, aus bloßem Zntereſſe für die 
Kollegen, verrichten. Die Billigkeit der Prämien beruht 
außerdem auf der ſich alljährlich zeigenden Minderſterblichkeit, 
d.h. auf der geringeren Anzahl von Todesrällen der Verſicherten, 
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al3 die auf Grund der Statiſtik aufgeſtellten Sterblichkeit3- 
tabellen ergeben. Dadurch wird es möglich, die Reſerve- 
fonds günſtiger zu dotieren und eine namhafte Dividende 
auf die Prämienreſerve zu zahlen. 
Das hier angewandte Dividenden-Syſtem erſcheint mir 
ganz bejonders beachten3wert. Die Dividende wird nicht 
von der Prämie berechnet, ſo daß derjenige, welcher nur 
ein Jahr die Prämie bezahlt hat, ebenſo viel erhält, wie 
ein 20 Jahre lang Verſicherter, ſondern ſie wird berechnet 
aus der ganzen eingezahlten Prämie; ſie wächſt alſo von 
Jahr zu Jahr. Dadurch verringert ſicß der jährlich zu 
zahlende Prämienjaß immer mehr und fann ſchließlich ganz 
aufhören. Seit 1890 ſind alljährlich 4/2 %/0 Dividende gezahlt. 
Auf die verſchiedenen Arten der LebenSsverſicherung 
(einfa<ße LebenSverſicherung, LebenSsverſicherung mit abdb- 
gefürzter Prämienzahlung, abgefürzte Lebersverſicherung), 
ferner auf die Arten der Kapitalverſicherung (Ausſteuer-, 
Studiengeld- und Militärdienſtverſicherung) und auf die 
jonſtigen Vorteile, welche eine Verſicherung beim Preußiſchen 
Beamten-Verein bietet (günſtige Rückaufs8bedingungen, keine 
Policengebühren 2c.), hier näher einzugehen, verbietet der 
Raum, liegt auch nicht in dem Zwe dieſer Zeilen, die nur 
die Aufmerkſamkeit der Intereſſenten auf den Preußiſchen 
Beamten-Verein lenken wollen. Jeder prüfe ſelbſt. 
Wer von den Kollegen oder Kolleginnen alſo eine der 
Verſicherungen, die wir in unſern Vereinen nicht beſiten, 
avzu]<ließen gedenkt, der verſjäume es im eigenen Intereſſe 
nicht, ji; die Drucjachen des Berein3 jchi>en zu laſſen, die 
jedem auf Wunſch -- eine Poitkarte an 'den „Vorſtand des 
Preußiſchen Beamten-Vereins in Hannover, Raſc<yplaß,“ ge- 
nügt -- unentgeltlich und portofrei zugeſandt werden. Aus 
den „Statuten und Reglement3“, ſowie den „Ginrichtungen 
und Erfolgen des Preuziſc<hen Beamten-Verein3“ wird er 
alles Wünſchenswerte erjeben. Wer ſich eingehender über 
die Grundlagen der LebenSverjicherung überhaupt und der 
bejonderen Vorzüge des Preußi] hen Beamten-Verein3 orien- 
tieren will, laſſe ſich aue) das „Jür die Vertrauen5männer 
und Mitglieder“ betitelte Heft ſenden. I. S 
Aus Hamburg. 
Aurc<hnung answärtiger Dienſtzeit. Mit dem nach- 
folgenden Schreiben des preußiſchen Kultusminiſters, betreffend 
Anrechnung der Dienſtzeit an Seminarien und Präparanden- 
Antnalten, erklärte ſich das Bureau der 3. Sektion der 
Ober]<ulbehörde zufriedengeſtellt : 
„Auf die Eingabe vom 26. April erwidere i< Ihnen, 
daß bei Berechnung der Dienſtzeit der an den öffentlichen 
Volksſchulen angeſtellten Lehrer und Lehrerinnen die gejamte 
Dienſtzeit in Anſatz kommt, während welcher ne nac<ß dem 
Beginn des 21. Lebensjahres8 in dem öffentlichen Volksſcul: 
dienſt in Preußen voll beſchäftigt geweſen find. Zu dieſer 
ohne weiteres anrechnungsfähigen Dienſtzeit gehört auc< die 
an ſtaatlichen oder ſtädtiſchen Lehrer- und Lehrerinnen- 
ſeminaren und an den Präparanden-Anſtalten dieſer Art 
zurüdgelegte Zeit, während die an andern Präparanden:- 
„nſtalten verbrachte Zeit nur in denjenigen Fällen voll auf 
3 Dienſtalter angerechnet werden kann, in denen die An- 
el vertrag3mäßig die Vorbereitung von Zöglingen für die 
taatlichen Lehrerbildungsanſtalten übernommen bat.“ 
Kollegen diejer Gruppe, welche mir vielleicht 
Adreſſe nicht aufgegeben baben, ſind hiermit gebeten, 
Bureau die gleichzeitige Erledigung der Arbeit durc< 
entjprehende Mitteilung möglich zu machen. 
F. Honebrinker. 
Die diesjährige allgemeine hamburgiſche Lehrerverſamm- 
lung wurde am 23. d. Mts. im Konventgarten abgehalten. 
Der große Saal war gut beſetzt; zahlreiche Gäſte waren 
anweſend, unter dieſen bemerkten wir die Herren Schulrat 
Mahraun, die Schulinſpektoren Stave und Fride, die 
Bürger) <afi3mitglieder Johs. Halben, Fr. Krüger und 
ihre 
dem 
eine
	        
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