Eine Wochenſchrift für die Angelegenheiten des Unterrichts,
der Erziehung und des Cehrerſtandes.
Berausgegeben
von: Lehrern und Lehrerinnen.
Kommiſſionär B. Reßler, Leipzig, Seeburgſtr. 40.
Shriftleitung:
U. Struve, Hamburg-Eilbe>,
Jungmannfir. 21, p.
Verlag:
S4hröder & Jeve, Hamburg,
pl. Reichenſtr. 9-11. Fſpr. 2080.
Die Zamburgiſche Schulzeitung erſcheint jeden Mittwoch in einem Bogen Großquartformat zum Preiſe von 1 Mark 50 Pfg. für das Vierteljahr.
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8. Jahrgang.
Inhalt: Die neuen hamburgiſchen Straßennamen. Von C. Rud.
Schnitger. -- Sdulinjpektion dur< Bürger. Von Dr. L. Borne-
mann. - Aus Hamburg. -=- Vom Landgebiet. -- Aus Altona.
-=- Pädagogiſche Rundſ<au. = VereinS3-Anzeiger.
Die neuen hamburgiſchen Straßennamen.
Von C. Rud. Scnitger.
Auf Beſchluß Eines Hohen Senate8 und laut Bekannt-
machung der Baudeputation vom 1. Oktober 1899 iſt für
eine größere Anzabl von Straßen iit der inneren Stadt, in
St. Georg, im St. Pauli und in den ehemaligen Vororten
vom 1. Januar 1900 an eine weſentliche Namen3änderung
eingetreten. E3 jollen dadurch teils die Schwierigkeiten be-
ſeitigt werden, welcht durch das Vorkommen gleicher Straßen-
namen in verſchiedenen Stadtteilen entſtehen, 3. B. Albert-
ſtraße im Hammerbrook und in Eppendorf, Bergſtraße in
der inneren Stadt, in St. Georg und in St. Pauli uſw.
Teils ſoll auch die Zahl der Straßennamen verringert wer-
den, indem zwei bezw. drei in einem Zuge liegende, bisher
aber verſ<mieden benannte Straßen einen gemein-
jamen Namen erhalten; jo wird z. B. die kleine Drehbahn
zur Caſſamacherreihe, die Langereihe in St. Pauli zur Ree-
perbahn gezogen, Jo daß nur der zweite der beiden Namen
bleibt, der erſte aber wegfällt. Dieſe Änderungen ſind, wie
erwähnt, mit dem 1. Januar 1900 in Kraft getreten ; doch
jollen neben den neuen Schildern auch die Schilder mit den
alten, künftig wegfallenden Straßennamen noch für die Dauer
eines Jahres beibehalten werden, um den Übergang in die
neue Ordnung der Dinge zu erleichtern. -
Neben manchen weniger wichtigen Änderungen iſt aber
auß für manche Straßen ein völlig neuer Name feſtgeſeßt
worden, und ich glaube den Kollegen einen kleinen Dienſt
zu erweijen, wenn ich, im Anſchluß an meine früheren Auf-
fäße über hamburgiſche Straßennamen, auch den neuen Na-
men eine kurze Erläuterung widme. Allerdings hat Herr
Dr. Arth. Obſt I<on im Hamburger Fremdenblatt Nr. 241
vom 13. Oktober 1899 eine Arbeit über dieſen Gegenſtand
veröffentlicht. Da ich aber nicht ſicher bin, ob alle Kollegen
diejen Aufſatz kennen, ſo halte ich es für nicht unangebracht,
die neuen Straßennamen auch in der Hamburgiſchen Schul-
zeitung zu beſprechen, zumal dies hier etwa3 eingehender
gejchehen kann, als es für das Feuilleton einer großen Ta-
geSzeitung zwe>dmäßig iſt.
N[3 öfter vorkommende Anderung erwähne ich zunächſt,
daß die unterſcheidenden Bezeichnungen große, kleine,
erſte, zweite, dritte in Zukunft wegfallen, fobald die
Mittwoch, den 17. Januar 1900.
Er. 3.
betreffenden Straßen in einem Zuge liegen, und der Un-
terſchied zwiſchen den beiden biäher unterſchiedenen Straßen
nur gering iſt. Bilden aber die beiden (drei) durc< jene
Zuſäße unterſchiedenen Straßen einen Winkel, 19 bleibt die
biSherige Bezeichnung: große Johannisſtraße, kleine Jvo=
hannisſtraße, alte und neue Gröningerſtraße. Die Unter-
jc<eidung: erſte und zweite Brandstwiete iſt vom 1. Januar
1900 an weggefallen, und e3 giebt jezt nur eine Straße
Brandstwiete. Die Bezeichnungen große und kleine
Bäcerſtraße bleiben, weil der plazartige „Dornbuſch“ zwiſ<en
beiden Straßen liegt. ) Ebenſo bleibt die Bezeichnung
große Bleichen, weil hier nicht der Gegenjatß kleine Blei-
Jen vorhanden ift. Durch den Wegfall der Bezeichnung
erſte, zweite, dritte wird für manche Straßen der Neu-
ſtadt die urſprüngliche Benennung wieder hergeſtellt. *)
2. Bei den bi3 dahin mehrfach vorkommenden gleic< be-
nannten Straßen in ver] <iedenen Stadtteilen hat man
der älteſten von ihnen den Namen gela]jen, die andere
dagegen umbenannt, 10 3. B. die Bergſtraße (in der innern
Stadt, in St. Georg und in St. Pauli).
Im einzelnen treten folgende Änderungen ein: 1. in
der Altjtadt: Bei der erſten und zweiten Brand3-
twiete, ſowie bei der erſten und zweiten Kloſterſtraße
fallen die Bezeichnungen „erſte“ und „zweite“ fort, 19 daß
die beiden Straßenzüge künftig nur BrandZ3twiete, bezw.
Kloſterſtraße heißen werden. -- Die altſtädter Neu-
ſtraße wird künftig nur Altſtädterſtraße beißen; denn
neu iſt ſie 1c<on längſt niht mehr, da 1ie jvon 1317 exr-
wähnt wird. 5) -- Die altjtädter Fuhlentwiete wird in
„Mohlenhoſſtraße umbenannt. Zu der Wahl dieſes Na-
mens hat ein ehemal3 hier befindlicher Beiiß der Grafen von
Schauenburg den Anlaß gegeben : der Schauenburgerho!. Er
wird 21Uerſt erwähnt im Jahre 1255, und zwar gelegentlich
einer Landſchenkung, welche die Söhne Adolfs IV. vvn
Schauenburg, die Grafen Johann und Gerhard von Hollſtein,
in genanntem Jahre den Beguinen gewährten. *) Die Grafen
von Schauenburg beſaßen ſchon lange außerhalb der älteſten
Stadtvefejtigung, des Heidniſchen Walle3, am Südabhang
der Geeſt ein größeres Terram zwiſchen Kattrepel und
Springeltwiete, das in jener SchenkungZ2urkunde von 1255
al3 Apfelgarten bezeichnet wird. Den Beguinen ward
davon ein jo großer Raum überlaſßte . ais ſie zu ihren Ge-
*) Ahnlich iſt es mit der gro “+» und der kleinen Reichen:
ſtraße, die jezt dur< den FiſjHmar?: deutlic) getrennt ſind.
?) Vergl. Reddermeyer, Topcaraphie zu den Namen Elbſtraße,
Jakobſtraße uſw.
38) Neddermeyer a. a. O. Seite 278.
O9 Vergl. C. F. Gaedechens, Der Convent der Beguinen in Ham:
burg und feine Umwandelung in eir JZungfrauenſtift, Seite 5.