Full text: Hamburgische Schulzeitung - 8.1900 (8)

bäuden -- dem Convent --- und deren Zubehör brauchten. ?) 
Durch dieſen. S ßauenburgerhof, der nach dem AuZ3- 
ſterben der ſchauenburgiſchen Herzöge von Schle8wig und 
Holſtein ſich im gemeinſchaftlichen Beſiß de8 Königs von 
Dänemark Zund der Hochfürſtlichen Häuſer Holſtein-Gottorp 
und Holſtein-Glü>ſtadt befand, führte ſeit nicht mehr zu be 
ſtimmender Zeit ein ſchmaler Verbindungsweg von der Stein=- 
ſtraße zur Niedernſtraße, der verſchiedene Namen geführt hat, 
ſeit 1381 aber Fuhlentwiete hieß. Beide Seiten dieſe3 
Weges, wie auch der an der Steinſtraße liegende Teil des 
Schauenburgerhofes wurden im Laufe der Zeit mit Häufern 
bebaut, deren Mieien den Eigentümern de3 Schauenburger: 
hofes zufielen. Dieſer war immer Privatbeſiß ſowohl der 
Schauenburger, als auch ihrer Recht3nachfolger geweſen, 
während dem Hamburger Rat die Oberhoheit und die Ge- 
richt3barfeit hier zuſtand. Erſt im Laufe des 17, Jahr- 
hunderts wurden von dem Königlichen und dem Hochfürſtlichen 
Hauſe einzelne Beſchwerden gegen Entjc<eidungen des Ham 
burger Rates betreff8 Streitſachen auf dem Gebiet des 
Schauenburgerhofe8 erhoben ; doch iſt in der Regel nichts 
weiter erfolgt. Dagegen iſt im 18. Jahrhundert der Schauen- 
burgerbof ein fortwährender Zankapfel zwiſc<en Dänemark 
und Hamburg geweſen, und hat unjrer Stadt viel Verdruß 
und große Koſten verurſacht, bis dann endlich im Gottorper 
Vergleicß vom 27. Mai 1768 die Sache endgültig veigelegt 
wurde. C3 heißt dort im Artikel IM.: „Alle dem Hoch- 
„Ürſtlihen Geſamthauje Holſtein entweder gemeinſchaftlich 
„oder auch Specialiter dem einen und dem andern der bei- 
„den hohen Häuſer an dem in Hamburg belegenen Shauen- 
„vurgiſ<en und Mühlen-Hofe und deren Perti- 
„aentien bisher zuſtändig geweſene Gerechtjame, ſie haben 
„Ramen und beſtehen, worin ſie wollen, wie auch alle An- 
„teile und Gerechtſame, welche das Hochfürſtlihe Geſamthaus 
„biSher an dem Schauenburgiichen Zollen gehabt, ohne einige 
„Au3nahme, werden der Stadt Hamburg auf ewig cediret- 
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„und überlaſſen.“ *) Hier kommt die Bezeichnung „Sdcauen- 
burgiſ<er und Mühlenhof vor, während Gaede<hens vom 
Schauenburger 9der Mohlenhof redet, *?) und Wichmann 
in ſeiner Abhandlung „Der frühere Sc<auenburger Hof in 
der Steinſtraße“ *) nur den AusdruE „Schauenburger Hof“ 
gebraucht. Auch eine ſehr intereſſante Karte: Das Kirch- 
Spiel St. Jacobi i1 Hamburg mit dem, zwisSchen andern 
Gassgen und Häusgern darinn liegenden 80 genannten 
Schauenburgischen Hofe. 1734 (gez. von &. Friß)]<) 
giebt nur die Bezeichnung „Schauenburgiſ<er Hof“, nicht 
Mohlen (oder Mühlen):Hof. Danach iſt e3 zweifelhaft, ob 
die beiden Bezeichnungen das ganze fragliche Terrain, oder 
jede von ihnen für einen der beiden Teile gebraucht wird. 
Faſt möchte man letztere38 annehmen, wenn man den Aus3druä 
„und deren Pertinentien“ in dem oben citierten Artikel des 
Gottorper Vergleich3 in Betracht zieht. Mühlenhof, wie 
in dieſem Vergleich ſteht, iſt dasſelbe wie Mo hlenhof; 
denn mole (molle), f., ijt das mittelniederdeutſ<e Wort, 
für Mühle. Es iſt nicht re<ht erſichtlich, woher die Be- 
zeihnung „Mühlenhof“ (Mobhlenhof) ſtammt; denn eine 
Mühle wird in dieſer Gegend nirgend38 erwähnt; es könnte 
dies auch wohl, wenn eine ſolc<e hier exiſtiert hat, aller 
Wahrjcheinlichkeit nach nur eine Ropßmühle geweſen ſein. Vor- 
läufig müſſen wir uns mit der Erklärung begnügen, daß der 
ehemalige Schauenburgerho? oder au< nur ein Teil 
davon früher auch Mohlenbhof geheißen habe, und danach 
die altſtädter Fuhlentwiete umbenannt iſt. 
2. Neuſtadt. Bei der erſten, zweiten und driatten 
Elbſtraße, der erſten und zweiten Fehlandſtraße, *) der 
1) Siehe über den Convent und die Beguinen vorſtehende Schrift, 
und das Begleitwort zu dem Stadtplan des Arnoldus Piterjen, Seite 49. 
2) R. Nehlfen, Hamburgiſche Geſchichte nach Quellen und Urkunden. 
DI. Seite 422. 
3) Gaedechens Topographie, Seite 167. 
+ Siehe: Belletriſti) &:LiterariſMe Beilage der Hamburger Nach: 
richten 1895, Nr. 12 und 13, 
5) oder Fehlandtſtraße ? 
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ewe 
erſten und zweiten Jakobſtraße, der erſten, zweiten und 
dritten Marktſtraße, und den erſten und zweiten Vor- 
ſeßen fallen fünftig die Bezeichnungen erſte und zweite, 
bezw. erſte, zweite und dritte fort, womit übrigens nur die 
frühere Ordnung der Dinge wiederhergeſtellt wird.*) Be- 
züglich der drei Markitſtraßen iſt uov< weiter zu erwähnen, 
daß ſie künftig den gemeinj<aftlichen Namen Marcus3- 
ſtraße führen werden.*) --- Die neuſtädter Neuſtraße 
wird in Zukunft nur Neuſtädterſtraße heißen; denn auch 
ſie iſt nicht mehr neu, da ſie ſchon ſeit der erſten Hälfte des 
17. Jahrhunderts beſteht. Die große Drehbahn wird 
fünftig nur Drehbahn heißen, während die kleine Dreh- 
bahn ihren Namen verliert, und mit der Caffamacer- 
reihe eine Straße unter leßterem Namen bildet. -- Die 
jon jeht deutlich unterſchiedenen Stü>e der neuſtädter 
Fuhlentwiete erhalten folgende Namen: Das StüE zwiſchen 
Ellernthorö5brü&e und Stadthausbrü>e wird zur Düſtern- 
ſtraße gezogen und dana< benannt. Da3 Stü zwiſchen 
Stadthausbrü>e und Werxſtraße wird zur Stadthausbrüce 
gezogen und ebenſo benannt, und nur das StüF zwiſchen 
Werſtraße und Cafſamacherreihe (im Volk8munde auch wohl 
die hoh e Fuhlentwiete genannt) behält den Namen Fuhlen- 
twiete ohne jeden Zuſaß. Endlich bilden die beiden 
Straßen bei der kleinen Michaeliskir<e und große 
Mi haelisſtraße künftig eine Straße unter dem Namen 
Michaelisſiraße. 
3. St. Georg. Folgende kürzere Straßen werden 
je zwei zu einer Straße vereinigt, wobei der geſperrt ge- 
druFte Name bleibt, der andere aber wegfällt: 
Bahnſtraße -- Norderſträße, 
Bergſtraße -- Stiftſtraße, 
Bernhardſtraße -- Alexanderſtraße, 
Brennerſtraße -- neue Bremnerſtraße, 
Brunnenſtraße -- Roſto>erſtraße, 
Carlſtraße =“- Bülauſtraße, 
zweite Helenenſtraße = Capellenſtraße, 
großer Kirchenweg -- Baumeiſterſtraße, 
an der Koppel --- neue Koppel: Koppel. 
Kurzeſtraße -- Beyerſtraße, 
kleine Lindenſtraße = Lindenſtraße. 
Ferner wird die Bremerſtraße in Bremerreihe um- 
benannt; e8 mag dies etwas auffällig erſcheinen, da die 
Straße ja do< an beiden Seiten bebaut, alſo keine eigentliche 
Reihe iſt. Die Anderung iſt indes dur< die nahe Bren ner- 
ſtraße veranlaßt, und man hofft dadurch einerſeit8 Ver- 
wechslungen, wie jie ſonſt oft vorkamen, zu vermeiden; 
andrerjeit8 wollte man den Namen der alten Schweſterſtadt 
auch wohl nicht wieder aus unſern Straßennamen ſtreichen. 
Mit der Bremerreihe wird die erſte Helenenſiraße 
zu einem Straßenzuge vereinigt werden. 
An ehemalige Hanjeſtädte erinnernd, hat man folgende 
Straßen, nabe dem Hanſaplaße, unbenannt: 
Bäcdergang in Revalerſtraße, 
Mittelſtraße in Greiſswalderſtraße 
und Neueſtraße in Danzigerſtr aße; 
außerdem hinter dem Strohhauſe in Kollbergſtraße.) 
Analog der Norderſtraße und Süderſtraße im 
Hammerbrook wird die bisherige Weſtſtraße künftig Weſter- 
ſtraße heißen; zu dieſer wird die Zimmerſtraße, unter 
Wegfall letzteren Namens, hinzugezogen. =-- Der kleine 
Kirchenweg und die kleine Wallſtraße werden das 
Attribut „klein“ verlieren, und künftig nur KirHhenweg 
bezw. Wallſtraße heißen. Die Martinſtraße im Hammer- 
brook wird neu Sch wabenſtraße benannt, was wohl, wie 
Herr Dr. Obſt meint, durc< die Nachbarj<aft der Sachſen-, 
Gothen- und Wendenſtraße veranlaßt iſt. 
Beſondere Beachtung verdienen die Neubenennungen 
nach Namen hervorragender Hamburger. Schon früher hat 
man die Hartwigſtraße zu Ehren des Gründers des nadbe- 
1) Vergl. Neddermeyer, Topogr. Seite 231, -256, 270, 308. 
" Vergl. Hamburgi|<e Schulzeitung 1897, No. 51.
	        
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