«renten
1. EimS3büttel. Der zwiſchen dem Eimsbütteler Markt-
plaß und der Fruchtällee liegende frühere Teil der. EimSs-
bütteler Chauſſee heißt jezt ebenfalls Fruchtallee, da er
ſeiner Lage nac< beſſer als Fortſezung dieſer Straße denn
al3 eine ſolche der EimSbütteler Chauſſee zu betrachten iſt. --
Die Otter3be&ſtraße iſt in Otter3be>allee umbenannt, und
die Parkallee iſt zur Oſterſtraße gezogen worden. |
Die erſte und dritte Parkſtraße tragen jeht Namen zu
Ehren hamburgiſcher Muſiker ; jene heißt jeßt Schwende-
ſtraße, nach den beiden Schwende, Vater und Sohn,
welche lange Jahre als Organiſten an der alten und an der
neuen St. Nikolaikirche thätig waren, und ſich u. a. durch
die Herau8gabe von Choralbüchern um den Choralgejang in
Schule und Kirche ſehr verdient gemac<t haben.“ -- Die
dritte Parkſtraße heißt jett Methfeſſelſtraße, und zwar
nach dem Komponiſten? der beiden Lieder „Stadt Hamburg
in der Elbe Auen“ und „Die Liebe ſchlang die heiligſten der
Bande uſw.“ Erſtere3 wurde zuerſt am 29. September 1828
bei der dritten Säkularfeier der hamburgiſchen Verfaſſung ge-
ſungen und wird noch jett oft bei feſtlichen Veranlaſjungen
nach dem Hoch auf Hamburg angeſtimmt. Das zweite Lied
iſt von Dr. G. F. Buek gedichtet und deutet die Farben
des ehemaligen hamburgiſchen Bürgermilitärs. Es war
früher ſehr beliebt, und feine hübſche Melodie ward nicht
nur beim Bürgermilitär gern al8 Marſch geſpielt, ſondern
diente auch als Sangesweiſe für feſtliche Gelegenheitslieder.
Jeßt iſt es, wie mir ſcheint, nicht ganz mit Recht, etwas
in Vergeſſenheit geraten. =- Die frühere zweite Parkſtraße
iſt in Hellkamp umbenannt worden. E3 iſt dies der alte
Flurname für das große Feldſtü> des alten Dorfes EimSs-
büttel, über welches die jezt den gleichen Namen tragende
ehemalige zweite Parkſtraße hinweggeht.? In älterer Zeit
hatten die größeren FeldſtüFe eines Dorfes beſondere Namen,
wie auch ſolche noch auf den Vogteikarten aus den ſechziger
Jahren ſich finden, und die zum Teil in Straßennamen
mit aufgenommen ſind ; ſo 3. B. in EimSbüttel, außer dein
Hellkamp* noch der Müggenkamp (jeßt Müggenkampſtraße),
Hoheweide uſw. Die Erklärung der meiſten dieſer ver-
mutlich ſehr alten Namen iſt rec<t ſchwierig, und ſei hiermit
unſern Forſchern auf dem Gebiet der niederdeutſchen Sprache
beſtens empfohlen. =- Der frühere kleine Weidenſtieg heißt
jeßt Eſc<enſtieg, wohl um etwaige Verwechſelungen mit
der Weidenallee zu vermeiden; ob hier aber wirklich
jemal38 Eſchen in größerer Zahl geſtanden haben, vermag ich
nicht zu ſagen. Endlich iſt die Auguſtaſtraße in Agathen-
ſtraße umbenannt worden, wahrſcheinlich nur um Ver-
wechſelungen mit der nahe belegenen Auguſtenpaſſage
und mit der Auguſtſtraße auf der Uhlenhorit zu ver-
meiden.
9. Rotherbaum. Der erſte Durchſchnitt verliert den
Zuſaß „erſte“ und heißt nur Durchſchnitt; die Louiſen:
ſtraße iſt Sedanſtraße benannt worden, zum Andenken an
die denkwürdige Schlacht bei Sedan am 1. September 1870,
die dem Kaiſerreich Napoleon3 111. ein Ende machte, und
dadur< einen Hauptabſchnitt des gewaltigen Krieges von
1870/71 bildete. =“ Der Name Eppendorfer Chauſſee iſt
ganz verſchwunden, wohl um Verwechſelungen mit der
Eppendorfer Landſtraße zu verhüten. Das Stü der
ehemal8 Eppendorfer Chauſſee benannten Straße, welches
zwiſ<en Rothenbaum-Chauſjee und Kloſterſtern liegt,
wird zu der erſteren der beiden lehtgenannten Straßen ges
zogen, während der andere Teil mit der Straße Epp endorfer
Baum vereinigt worden iſt. Auch die Eichenallee hat ihren
1 Vgl. über die Familie Shwende: „Hamburg. Correſp.“ Nr. 413,
Montag, den 15. Juni 1896, Mittag8-Ausgabe. Der jüngere Schwende,
JTriedri< Gottlieb, ſtarb am 11. Juni 1896.
2 Albert Gottlieb M., geb. 6. Oktober 1785 zu Stadt Ilm im
Jürſtentum Shwarzburg:Rudolſtadt, ſtudierte anfangs Theologie, wandte
ſich aber bald ganz der Muſik zu. Von 1822 bis 1832 wirkte er als
Geſanglehrer und Dirigent in Hamburg. Er ſtarb am 23. März 1869.
3 Vgl. Karte der Vogtei Eimsbüttel. Nach der Lande8vermeſſung
herausgegeben von der Baudeputation, Hamburg 1867.
« Das Wort „Hell“ kommt auch in dem Namen Hellbrook vor.
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gr
Namen verloren, und zwar heißt der nördlich der Haller-
ſtraße gelegene Teil jezt Brahmsallee. Der ſüdlich der
Hallerſtraße belegene Teil der ehemaligen Eichenallee iſt mit
der kleinen Bornſtraße, die ebenfalls ihren Namen hat auf-
geben müſſen, vereinigt worden, und heißt jezt Heinrich
Barth-Straße. Beide Namen ſollen die Grinnerung an
berühmt gewordene Söhne unſerer Vaterſtadt wachhalten.
Johanne38 Brahms iſt am 7. Mai 1833 in einer kleinen
Wohnung in der jehigen Spedſtraße, früher Spedsplaß,
geboren.“ Sein Vater war Muſiker ; obwohl für ſeine Kunſt
nicht unbegabt, hatte er es doch zu keiner bedeutenden Ceben3-
ſtellung darin gebracht. Schon früh zeigte der Sohn Talent
für die Muſik, und nachdem er die Schule verlaſſen hatte,
wollte er ſich dem Beruf de38 Vater3 widmen. Dieſer war
auch ſein erſter Lehrer in der Muſik geweſen, erfannte aber
bald, daß der Sohn zu Höherem berufen war. Es fügte
ſich, daß dem jungen Brahms es möglich ward, den Unter-
richt zweier bedeutenden Muſiklehrer Hamburgs zu genießen :
im Klavierſpiel unterrichtete ihn Otto Coſel und in der
Kompoſition3lehre Eduard Marxjen. Als er 15 Jahre alt
war, gab er das erſte eigene Konzert. Später wurde der
berühmte Geiger Joſeph Joachim auf ihn aufmerkjam, der
ihn weiter an Rob. Schumann empfahl. Detjen Unterricht
hat er von 1854--55 erhaiten, und 1855 trat er zuerſt in
einem Konzert von G. D. Otten auf. Später hat Brahms
in verſchiedenen Städten Deutſchlands gelebt, und 1862,
jedoch erfolglos, ſich um den Dirigentenpoſten in der hiejigen
Philharmoniſchen Geſellſchaft beworben.? Bald danach ward
er nac< Wien berufen, und dort hat er die Werke geſchaffen,
die feinen Ruhm begründeten. Im Jahre 1889 verlieh
unſere Stadt ihm ihr Ehrenbürgerrecht, was ihm große
Freude bereitete. Sein Wohnſiß aber blieb Wien, wo er
am 3. April 1897 geſtorben ijt.
Dr. Heinrich Barth iſt am 21. Februar 1821 als
Sohn eines Hamburger Kaufmannes geboren. Nachdem er
die hieſige Gelehrten) hule abſolviert hatte, ſtudierte er in
Berlin und bereiſte in den Jahren 1845--49 zu verſchiedenen
Zeiten die aſiatiſche Türkei, ſowie die afrikaniſchen Uferländer
des Mittelmeeres. Zu den Jahren 1850--55 machte er
dann, zum Teil von England aus unterſtüzt, ſeine wichtigen
Reiſen in Zentral-Afrika. Durch dieſe Reijen, die er zu-
ſammen mit dem Engländer Richardſon und dem Dr. Hermann
Overweg, einem Hamburger, unternahm, hat er bedeutend
zur Kenntnis der zentralafrikaniſchen Länder beigetragen.
Seine beiden Reiſebegleiter raffte der Tod unterwegs dahin;
er jelbſt aber kehrte wohlbehalten am 1. Oktober 1855 nach
Hamburg zurü>, wo er feſtlich empfangen wurde.* Später
lebte er noc< einige Jahre in England, wo er jein großes
Reiſewerk in deutſcher und engliſcher Sprache zugleich ab=
faßte, fehrte 1859 zurü& und lebte jeitdem in Berlin, wo
er ſeit 1863 als Profeſſor an der Univerſität wirkte. Aber
ſchon am 25. November 1865 ſtarb er im 45. LebenSjahre,
nach etwa zweitägiger Krankheit.*
Der zweite Durchſchnitt iſt in Renkelſtraße umbenannt
worden. Dadurch ſoll das Andenken an eine hoh angejehene
althamburgiſche Familie wach erhalten werden, deren Name
1 Eine Abbildung ſeine8 Geburt8hauſes iſt in Wendt & Kappel:
hoff, „Damburgs Vergangenheit und Gegenwart“, Tafel 595.
2 Vgl. Juliu8 Spengel, „Johannes Brahms“. QHamb. Liebhaber-
bibliothek. Als Manuſkript gedru>t, Hamburg 1898.
3 Bei Gelegenheit ihrer goldenen Jubelfeier am 3. November 1855
ernannte die Geſellſchaft der Freunde uſw. Dr. Heinrich Barth zu ihrem
Ehrenmitgliede „al8 ſc<wacher Beweis der Anerkennung ſeiner großen
Verdienſte um Erweiterung der Länder: und Völkerkunde, ſowie ſeines
Bemühens, das Licht der Geiſtesbildung zu bis dahin unbekannten Völkern
zu bringen, wodur< er der Jugend der Vaterſtadt ein Vorbild echt wiſſen:
iHaſtlichen Strebens, männlicher Thatkraft und gläubigen Vertrauens
geworden iſt.“ Denkſchrift zur 75jährigen Jubelfeier des Beſtehens der
Geſellſ<aft der Freunde uſw. Seite 93.
4 Der „Hamb. Correſpondent“ Nr. 522, Sonntag, den 7. No:
vember 1897, brachte eine kurze Lebensſkizze Barths nah der größeren
Biographie: „Heinrih Barth. der Bahnbrecher der deutſchen Afrika:
forſchung“ von G. v. Schubert, Kgl. Sächj. Generalleutnant 3. D.
Berlin 1897. (Der Verfaſſer iſt ein Schwager Barths.)