Full text: Hamburgische Schulzeitung - 8.1900 (8)

der Änderung nac<. Die alten Geſeze ſind ſeit 1892 in 
Kraft. Die Zahl der Mitglieder iſt inzwiſchen von 600 auf 
1600 geſtiegen. Schon der Volksſchullehrer-Verein hat jeiner- 
zeit bei ſeinem Übertritt Vorſchläge zu SaßungZ3änderungen 
gemacht. BVerſchiedene neu entſtandene Einrichtungen müjſen 
berücfichtigt werden. Auch die Wahl des Vorſtandes ex- 
heiſcht eine Änderung, damit ſämtliche Vorſtandsmitglieder 
aus der Generalverſammlung gewählt werden. Reviſoren 
der Kaſſen ſind von den Vertrauen3männern zu wählen. 
Beſonder38 die Verteilung des Verein3vermögens bedarf 
einer Neu-Regelung, da ſämtliche Cinnahmen mit Au3nahme 
der Mitgliederbeiträge von den Kaſſen und dem Leſezirkel 
aufgebraucht werden. Der Verein kann jedoch ſeine Ausgaben 
nicht mehr aus den Mitgliederbeiträgen deden. Um unjern 
ideellen Aufgaben mehr gerecht werden zu können, beautragt 
der Vorſtand, die Gelder, die biöher der Kranken- und 
Penſionskaſſe zufloſſen, dieſen Kaſſen zu entziehen. Zur Ge- 
ſchäft8behandlung teilt der Proponent mit, daß als Grund» 
lage für die Beratung die alten Satzungen dienen. Alle 
Anträge alſo, die darauf hinzielen, die alten Saßungen bei- 
zubehalten, find unzuläſſig. Die eingetretene allgemeine 
Beſprechung wird um 10*/« Uhr vertagt, weil der Vorſtand, 
einem Wunſche mehrerer Mitglieder gemäß, verſuchen will, 
die bi3 jeht eingegangenen weſentlichſten Abänderungsanträge 
den Mitgliedern privatim zuzuſtellen. A. M. 
Kommiſſion für Ferienausflüge. Bericht von der dritien 
Sitzung am Donnerstag, den 23. Juni. Die neu eintretenden 
Mitglieder der Kommiſſion, Frl. M. Herß und Frl. Gebien, 
heißt der Vorſigende willkommen. Darauf werden die Ziele 
der einzelnen Ausflüge und die jede3malige Art der Be- 
förderung feſtgeſebt. Als Grundſaß ſoll gelten, daß wir 
uns behufs Beförderung der Kinder und Kieferung der Er- 
friſ<ungen nur an hamburgiſche Firmen wenden, denn dieje 
werden uns im Zutereſſe unſerer Sache ſicher am meiſten 
Entgegenkommen erweiſen. Die Ausflüge find ſo gewählt, 
daß die Kinder durch dieſelben eine Reihe der ſchönſten 
Punkte in Hamburgs Umgegend kennen lernen. Die Marſch- 
leiſtung iſt bei jedem Ausflug 19 gering bemeſſen, daß die 
Teilnahme ſelbſt ſchwächlichen Kindern angeraten werden 
fann. Die Anmeldungen zur Teilnahme und Zahlung der 
Wochenbeiträge von 60 4 für je zwei Ausflüge am Dienstag 
und am Freitag, ſollen nur Sonnabend abend3 von 6--8 Uhr 
in zwei Schulhäujern, einem der Altſtadt und einem der 
Neuſtadt, erfolgen dürfen. Je nach dem Ziel. der einzelnen 
Ausflüge verſammeln ſich die Kinder auf dem Sc<ulhofe der 
einen oder der andern Anmeldeſtelle. Abmarſ< um 1 Uhr. 
Die Rüdfehr erfolgt gegen 8 Uhr. Eltern der teilnehmenden 
Kinder dürfen in dieſem Jahre nicht an den Ausflügen teil- 
nehmen. Als Höchſtzahl der Kinder für einen Führer wird 
30 feſtgeſezt. Nähere Beſtimmungen enthält das demnächſt 
zur Verſendung gelangende Rundſchreiben an die Eltern, 
ſowie der demnächſt in den pädagogiſchen Zeitungen er- 
ſcheinende orientierende Artikel. W. PulZ3. 
In der Arbeitsverjammlung am 30. Zuni erörterte 
Herr Sydow die Stellungnahme der „Hamburger Lehrer- 
Union“ zur Schulverfaſſungsfrage. =- Der neue Sculgezjeß- 
entwurf will den ungeſeßlichen Zuſtand, dex dur< da3 Ab- 
weichen der Behörde von dem Unterrichtsgeſeze von 1870 
Gewohnheit geworden iſt, verewigen, ja, ein Teil der Bürger- 
ſhaft wünſcht durc< Ausjc<heidung der Fachmänner aus der 
Oberſchulbehörde den reinen Bureaukratigmus herzuſtellen. 
Die Erziehungsarbeit verträgt aber dieſe Mechaniſierung 
nicht; ſie gedeiht, wie alle geiſtige Arbeit, nur in der Luft 
der Freiheit, dur< das Intereſſe und die Mitarbeit der be- 
teiligten Faktoren. Die „Schulgemeinde“ muß ihre Lehrer 
ſelbſt wählen und ihre Mitglieder in die Sculkommijjion 
entſenden dürfen. Jett liegen die Verhältniſſe in Hamburg 
(und Preußen) ſo, daß auf dem Sculgebiete die politiſche 
Gemeinde und der Staat unumſc<ränkt herrſchen, Kirche und 
Familie verdrängt ſind. Dörpfeldt, der unermüdliche Ver- 
fechter der Schulgemeinde, zeigt, wie ſegenSreich am Nieder- 
rhein die Einrichtung wirkte, wie fie das pädagogiſche und 
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metin 
geiſtige Iutereſſe bis in die niederſten Volksſchichten trug, 
dent Lehrerſtande innere und äußere Hebung gab, für die 
Selbſtverwaltung erzog und politiſches Pflichtbewußtſein lehrte. 
Aber er fand lange Zeit ſelbſt bei den Lehrern Widerſpruch. 
Die „Lehrer-Union“ iſt immer für das Anrecht der Kirc<e 
und der Familie auf die Schule eingetreten und hat früher 
in Broſchüren und auf den allgemeinen Lehrerverſammlungen 
dieſen Standpunkt vertreten. Redner verlieſt die Leitjäße 
von Hogeweg, in welchen derſelbe auf dem vorjährigen 
Vertretertage de8 Verbandes evangeliſcher Schul- und Lehrer- 
vereine in Barmen die DörpfeldtſIchen Gedanken ZU] ammEen- 
faßte. =-- Die Verſammlung erflärte ſich naß langen Er- 
örterungen grundſäßlich für dieſe Vorſchläge, hält aber die 
Hinderniſſe, welche ſich ihrer Ausführung in Großſtädten 
und namentli< bei uns entgegenſtellen würden, für nahezu 
unüberwindlich. 
Die Kraufkenkaſſe in der „Geſellſchaft der Freunde ujw.“ 
hat in ihrer lezten Generalverjammlung beſc<hloſjen, vom 
1. Oktober d. I. ab auc< die Frauen der Mitglieder in die 
Verſicherung aufzunehmen, joſern ſie zur Zeit der Anmeldung 
geſund ſind. Eine ärztliche Unterſuchung wird in der Regel 
nicht verlangt, jedoch haben die ſich zur Aufnahme Meldenden 
auf einem ihnen vom Vorſtand vorzulegenden Formulare 
ihren Geſundheitszuſtand zu beſcheinigen. =- Für die Frau 
iſt pränumerando ein vierteljährlicher Beitrag von 2 4. 
zu zahlen. Nach dem vollendeten 40. LebensSjahre Auf- 
genommene zahlen den doppelten Beitrag. Stirbt ein Mit- 
glied, ſo behält die mitverſicherte Witwe im Falle regelmäßiger 
Zahlung ihres Beitrages von 2 M. bezw. 4 M. vierteljährlich 
bis zu ihrer event. Wiederverheiratung ihre Rechte an die 
Kaſſe. Zm andern Falle erlöſchen ihre Anſprüche 13 Wochen 
nach dem Zeitpunkt, bis zu welchem die Beiträge bezahlt find. 
In Krankheitsfällen vergütet die Kaſſe auch für die Frauen 
75/9 der Ausgaben für Arzthonorar, für Arzeneien, für 
beſondere Krankenpflege durch beruf3mäßige Wärter oder im 
Krankenhauſe, für Verbandſtoffe und <irurgiſche Inſrrumente 
und für mediziniſche Bäder; jedoch werden die dur< die 
Entbindung der Frau und durch die Folgen derſelben in den 
erſten ſech3 Wochen nach der Entbindung verurſachten Au3- 
gaben von der Kaſſe niht vergütet. Die Mitglieder find 
niht an beſtimmte Kaſenärzte gebunden; jedem Mitgliede 
ſteht die Arztwahl frei. Anmeldungen zum Eintritt in die 
Kaſſe oder zur Mitverſicherung der Eheſrau wolle man nach 
den Ferien an eines der Vorſtand3mitglieder richten. Vor- 
ſißender der Kaſſe iſt zur Zeit Herr H. Wiele, Hoheluft, 
Gärtnerſtraße 96 1. E. R. 
Zum Schulrat für da3 höhere Schulweſen iſt 
Herr Profeſſor Dr. Brütt, biöher Direktor der Realſchule auf 
der Uhlenhorſt, ernannt worden. Wir ſind überzeugt, daß 
die Lehrerſchaft dieſe Wahl mit großer Freude begrüßen wird. 
Nach Paris werden im Auftrage der Oberſchulbehörde 
die Herren Seminarlehrer Dr. Leyzien und der Leiter der 
hieſigen Lehrmittelausſtellung, Kollege Voller3, geſ<hi>t werden. 
Nicht überſehen! Die Gehalt3kommiſſion teilt in der 
lezten Nummer mit, daß fie ihre Aufgabe al3 erledigt be- 
tra<te und ihre Thätigkeit eingeſtellt habe. Wir alle, die 
wir die Früchte ihre3 Wirkens eingeheimſt haben, fühlen 
uns durchdrungen von dem Gedanten, daß die Arbeit aller 
Kollegen und Kolleginnen, die, jet es in der allgemeinen 
oder in der Kommiſſion der Auswärtigen, für unſere materiellen 
Intereſſen gewirkt baben, Anerkennung und Dank verdient. 
Da bi3her dieſe Gefühle der Lehrerſchaft noh nicht zum 
Ausdru gebracht ſind, fo ſchlage ich vor, jie auf dem 
folgenden, „nicht mehr ungewöhnlichen Wege“ den Gehalts- 
kommiſſionen zu erkennen zu geben: Jeder Kollege und jede 
Kollegin ſenden in den Ferien an Mitglieder der Gehalts- 
kommiſſionen Anſicht8poſtkarten und machen dieſe zum Dol- 
metſcher ihrer Gefühle. Es dürfte dies eine Form des 
Ausdruds ſein, die jedermann gern erfüllt und die für jeden 
Empfänger eine dauernde Erinnerung bleibt. Namen und 
Adreſſen der Kommiſſionsmitglieder lauten:
	        
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