Stellenvermittelung. Auch in dieſem Schuljahre
gingen mehr Angebote guter Stellungen von Behörden und
Privatunternehmern ein, als Abſolventen der Baugewerks3-
ſchule, des Technikfum8 und der Wagenbauſchule vorhandeu
waren. |
Stipendien. Aus dem Nachlaß des am 21. November
1899 verſtorbenen ehemaligen Bureauvorſteher3 des Gewerbe-
ſc<hulweſens, Herrn Heinrich Wohlien, ſind der Stipendien-
faſe 2000 M überwieſen worden.
Im Jahre 1899 ſind aus Staatsmitteln und Stiftungen
9 Kunſtgewerbeſchüler, 10 Schüler des Technikum83 (5 Elektro-
techniker, 3 Schiffbauer, 2 Maſchinenbauer) und 1 Bauge-
werkſhüler zuſammengenommen mit 5973,44 M. unterſtüßt
worden.
Sehr zu wünjchen wäre e8, daß der Schulverwaltung
weitere Mittel zugewendet würden, um einer größeren Zahl
von würdigen und bedürftigen jungen Leuten den Beſuch
der Anſtalten mit vollem TageS3unterricht ermöglichen zu
önnen.
Eine Sedanfeier ſollte angeſicht3 der Thatſache, daß
gegenwärtig im fernen China deutſche und franzöſiſche Truppen
Schulter an Schulter kämpfen, in den Schulen Hamburgs
diesmal nicht ſtattfinden. Da aber eine allgemeine Verfü-
gung von der Oberjc<ulbehörde vorliegt, daß in jedem Jahre
der 2. September und, wenn derſelbe auf einen Sonntag
fällt, der Schultag vorher durch eine Feier ausgezeichnet
werden joll, eine gegenteilige Verfügung aber auch in dieſem
Jahre micht eintraf, ſo haben viele Schulen geglaubt, auch
in diejem Jahre von einer Feier nicht abſehen zu dürfen.
Am Sonnabend hat daher in einigen Schulen eine gemein-
jame Feier für ſämtliche Schüler ſtattgefunden, in andern iſt
in den einzelnen Klaſſen auf die Bedeutung de8 Sedantages
hingewieſen worden, während wieder andere gar nicht gefeiert
haben. Wir glauben, daß hier nur ein Verſehen de3 Bureaus
der dritten Sektion der Oberſchulbehörde vorliegt, indem
diejes e3 verſäumt hat, den Schulen mitzuteilen, daß in
diejem Jahre von einer Feier abgeſehen werden ſollte.
Hamb. Neueſte Nachr.
Die Heidefahrt des Lehrer-Turnvereins, die unter Füh-
Yung des Kollegen H. Heeſche am 1. und 2. September von
Kle>en aus über Hollenſtedt-Apenſen nach Horneburg an der
UnterelbijGhen Bahn unternommen wurde, verlief troß des
unſicheren Wetter38 glänzend. Die Stimmung unter den
14 Teilnehmern dieſer Turnfahrt war von Anfang bis zum
Schluß vorzüglich. Bemerken35wert iſt gewiß, daß die Mehr-
zahl der frohen Wanderbrüder verheiratet war; zugleich
beweiſt aber dieſer Umſtand, daß die jüngere und jüngſte
Generation unſerer Kollegenſchaft bedauerlicherweiſe nicht
das genügende Intereſſe für das Wandern in Gotte3 freier
Natur beſißt. Gerade für uns Lehrer der Großſtadt bietet
eine folhe friſch fröhlihe Turnfahrt ein Labſal für viele
Wochen ernſter Schulſtubenarbeit. Möchten die künftigen
Veranſtaltungen des Hamburger Lehrer-Turnverein8, vor
allem aber feine von kundiger Hand vorbereiteten Wander-
fahrten, zu denen Gäſte ſtet3 willkommen ſind, recht viele
Teilnehmer finden!
Zur Synodalwahl. (Eingeſandt.) Für die Wahl in
den Synodalau3]<uß am Mittwoch, den 19.September, werden
für die erſte Gruppe folgende Kollegen vorgeſchlagen: H. F.
Peters, H. F. L&. Süße, A. G. B. Struve und A. F. H.
Mertel8mann.
Mehrere Wähler.
Vom Landgebiet.
Der Lehrerverein der Elbinſeln hielt ſeine 551. Ver-
jammlung im Auguſt in Moorburg ab. Die Kollegen
Grothkop-Moorburg und Seiß=-Finkenwärder hielten in der
Oberklaſſe Lehrproben, und zwar erſterer in Religion über
„das Gebot de8 1. Gebotes“ und letzterer aus der Volks-
wirtſchaftslehre „Über Hypotheken“. An die Lehrproben
I<loß ſich eine Beſprechung derſelben. Danach folgte eine
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recht lebhafte Debatie betreffs „ſpäterer Übernahme der fet-
angeſtellten Lehrer in das hamburgiſche Stadt]c<hul-
gebiet“. Beſchloſſen wird, daß unjer Zweigverein einen
diesbezüglichen Antrag beim Landſchullehrerverein ſtellt,
woſelbſt dieſer Punkt bei der Beratung des Unterrichts-
geſeze3 behandelt werden ſoll. Ebenfalls wird beim Haupt=-
verein der Antrag eingebracht „Auſhebung der Verpflichtung,
daß die Leiter der Schulen, die Schullehrer, gegen Ent-
ſchädigung für Heizung und Reinigung der Klaſſen Sorge
zu tragen haben“.
emerge“ Saane Demen
Pädagogiſche Rundſchau.
Geſchäftsführender Ausſchufß; des Deutſchen Lehrer-
verein8. Sitzung am 15, Auguſt. Zu Beginn der Sißung beſchließt
der AuSſchuß, der um den Deutſchen Lehrerverein hochverdienten
„Breußiſ<en Lehrerzeitung“ zum Zöjährigen Beſtehen derjelben ein
Glückwunjchſchreiben zu übermitteln. Der Vorſitzende berichtet über die
Beteiligung des Deutſchen Lehrervereins an den Beiſetzungsfeierlichkeiten
für den am 7. Juli verſtorbenen ehemaligen Unterrichtsminiſters Dr. Falk
und über die vom 30. Juli bis 2. Auguſt in Kiel abgehaltene Jubiläums-
verſammlung des Allgemeinen Schles8wig-Holſteiniſchen Lehrervereins8, an
welc<er der Vorſitzende im Auftrage des Ausſ<huſſe8 teilgenommen hat.
-- Ein von einer Verlag8buchhandlung geſtellter Antrag auf Heraus-
gabe eines Lehrer-Liederbuches und ebenſo ein auf Gründung einer
beſonderen LebenSverſicherung für die Mitglieder des Deutſchen Lehrer-
vereins hinzielende3s Anerbieten werden abgelehnt. -- Der lette Teil der
Sitzung wird durc< die Zuſammenſtellung und vorläufige Beſprechung
der vorgeſchlagenen Verband8aufgaben ausgefüllt.
Lüneburg. Im Anſchluß an einen von ihm gehaltenen Vortrag
hatte der Redner, Kollege Ritter, folgenden Leitſatz aufgeſtellt : „Wir
billigen die Forderung, daß die Jugendſchrift litterariſc) wertvoll jei ;
wir verlangen aber daneben als gleichwertige Forderung, zu prüfen, ob
das Kunſtwerk dem Verſtändnis der Kinder angemeſſen und für ihr
ſittliches Wachötum förderlich ſei.“ Der erſte Teil wurde einſtimmig, der
zweite Teil mit geringer Mehrheit angenommen. -- Im Anſchluß hieran
wurde eine Jugendſchriften:Kommiſſion gewählt. Derſelben gehören die
Herren Heinmüller, Bene>e, Brammer, Buſſe, Schäfer und Breling an.
Sachſen-Meiningen. Vom 1. Oktober d. IJ. ab darf das Sägen
und Spalten de38 Griffelichiefer3, da8 Abrunden oder Durchſtoßen der
Griffel durc<h das Kaliber, ſowie das gewerbömäßige Spißen oder Schleifen
nicht mehr in Räumen vorgenommen werden, welche als Wohn- oder
Schlafräume, oder anderen Perſonen al8 den damit be) <äſtigten
Arbeitern zum gewöhnlichen Aufenthalt dienen. Ebenjo dürfen mit den
erwähnten Arbeiten ſchulpflichtige Kinder reſp. Perſonen unter 13 Jahren
nicht beſchäftigt werden; auc< der Aufenthalt von Kindern in gedachten
Hütten iſt bei Androhung einer Strafe von 300 Mx. verboten. Dieſe
Verordnung iſt inſofern von grundſätzlicher Bedeutung,
weil ſie den Arbeiterſc<huß in die HauSZinduſtrie trägt.
Deutic<es Blatt.
Zur Feier des SedautageSs ſchreibt man der Preuß. Lehrer-
zeitung: „Im Laufe der Zeit« hat die Schulfeier des Sedantages einen
derartigen Charakter angenommen, daß von einer künſtlihen Pflege des
Chauvini8mus, der Franzoſenfreſſerei, längſt nimt mehr die Rede jein
kann. E8 muß freilich des Ereigniſſes, des gej<ichtlichen Hintergrundes,
immer wieder gedacht werden; aber die Art und Weiſe iſt do< im
großen und ganzen von jenen glühenden, leidenſc<aftlihen Farben ſrei,
in die beiſpiel8weiſe die Geſchichte der Erhebung Rreußens 1813, der
großen Thatſachen von 1864, 66, 70 und 71 in den Lehr-, Lern: und
Leſebüchern getaucht iſt. E8 wird do< des Krieges und ſeiner Greuel
des Völkerhaſſes viel weniger gedacht, als der großen Errungen]<aften
jenes unvergleichlichen Sieges: Grundſteinlegung zum ſtolzen
Gebäude des neuen Deutſc<en Reiches, Anfang und Ausgang
zum wirtſchaftlichen, geiſtigen Aufſſhwung de8 deutſchen Volkes, der
Kaiſer ein Mehrer des Reiches auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt,
ohne die Hand nach blutigen Lorbeern auszuſtre>en. Die Sedanſeier Ut
gleichſam ein Gegenſtü> zu Kaijer38 Geburtstag. Dieſer dem Herricher
des Vaterlandes, jene dem Volk, ſeiner gewaltigen Kraft, der ihm inne-
wohnenden Gefühle, der Größe und Schönheit des Vaterlandes! Zwar
ſoll jede Geſ<hicht8ſtunde von dem Geiſte des edeln PatriotiSmus dur<-
weht jein, aber eine Gelegenheit, fo unmittelbar, ſo elementar auf die
Gemüter einzuwirken, wie am Sedantag, wird keine Unterrichtsöſtunde im
gewöhnlichen Sinne bieten. Nicht um niedere Gefühle des Haſſes, der
Verachtung, des Mißtrauens und der Hinterliſt zu erwe>en und zu er-
halten, einzig um der Freude und Begeiſterung willen für das neue
Deutſche Reiß und Volk foll die Sedanfeier in der Schule fortbeſtehen.“
Poſen. Mit der Wiederaumahme de8 Schulunterri<ts nach den
Sommerjſerien iſt eine Umgeſtaltung des katholiſchen ReligionSunterrichts
auf der Ober: und Mittelſtufe erfolgt. Außer den elf Stadtſc<hulen wird
der ReligionSunterricht auch in der Bürgerſchule und den beiden Mittel:
ſchulen deutſch erteilt ſtatt polniſM; wie bi8her. In einer unter dem
Vorſiß des Kreisſ<ulinſpektors Friedrih am 8. Auguſt abgehaltenen
Rektorenkonferenz wurde die Überleitung des Religiongunterrichts aus
der polniſchen in die deutſche Unterrichtöſprac<e al8 durchaus notwendig
und zwe>mäßig anerkannt.
Der „Dziennik Poznanski“ hatte zuerſt von einem Widerſtand
polnijyher Knaben gegen die deutſche Sprache beim Religions8unterricht