Eine Wochenſchrift für die Angelegenheiten des Unterrichts,
der Erziehung und des Lehrerſtandes.
BerauSsgegeben
von Lehrern und Lehrerinnen.
Rommiſſionär S5. Reßler, Leipzig, Seeburgſtr. 40.
Sdhriftleitung :
U. Struve, Hamburg-Eilbes,
Jungmannſtr. 21, p.
Derlag:
Shröder & Jeve, Hamburg,
Kl. Reichenſtr. 9-31. Fſpr. 2080.
Die Hamburgiſche Schulzeitung erſcheint jeden Mittwoch in einem Bogen Großquartformat zum Preiſe von 1 Mark 50 Pfg. für das Yierteljahr.
Beilage: Die monatlich erſcheinende Jugendſchriften-Warte, Schriftleiter H. Wolgaſt. -- Beſtellungen nehmen außer den Verlegern, alle
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berechnet. -- Poſt- Liſte Ur. 3188. -- Klagen über unpünktliche Zuſtellung ſind gefl. ſofort dem Verlage mitzuteilen.
8. Jahrgang.
Ftittwoch, den 26. September 1900.
Ür. 39.
An die Zweigverbände des Deutſchen
Lehrerverein3.
Als VerbandZ3aufgaben für die Geſchäft8jahre 1900 bi8
1902 ſind dur< den Geſamtvorſtand beſtimmt:
1. Die Bedeutung der Kunſt für die Erziehung.
2. Die Bedeutung der Volks8bildung für die Volksſittlichkeit.
Wir erſuchen die Verbände de3 Deutſchen Lehrerverein3,
die beiden Fragen eingehend zu erörtern.
Da dieſelben faßung8gemäß auc< auf der nächſten
Deutſchen Lehrerverſamlung zur Verhandlung kommen müſſen,
bitten wir gleichzeitig diejenigen Lehrervereine im Deutſchen
Reich, die dem Deutſchen Lehrerverein nicht angehören, auf
der Lehrerverſammlung ſich aber dur< Abgeordnete vertreten
laßen wollen, die genannten Themen gleichfall38 in Beratung
zu ziehen. .
Berlin, den 15. September 1900.
Geſchäftsführender Ansſchuß des Deutſchen Lehrervereins.
Inhalt: Dr. Richard Hoche. Eine Würdigung ſeines Wirkens und
Wejens von Dr. Higigrath. -- Des Kinde8 Weihnac<t8bu>&. Von
I. Tews. =- Evangeliſcher ReligionSunterriht. Cine Buchbeſprechung
von 88. -- Aus Hamburg. = Pädagogiſche Rundſchau. = Vereins:
Anzeiger. =- Briefkaſten.
Dr. Richard Hoche
als Direktor des Johanneums und als Schulrat für das
höhere Schnlweſen.
Eine Würdigung ſeines Wirkens und Weſens.
Beim Abgange Hoches8 hat Direktor Wegehaupt ſeine
großen Verdienſte um die höheren Staatsſhulen Hamburgs
in treffender und warm empfundener Weiſe im „Hamburgiſchen
Correipondenten“ hervorgehoben, jezt ſoll in einer Lehrer-
zeitung dieſes bedeutenden Schulmannes8 gedacht werden. --
Als Sohn eines Philologen widmete er ſich dem väterlichen
Berufe, feine Amtslaufbahn war eine glänzende, mit 21 Jahren
wurde er feſtangeſtelt, mit 33 Jahren Direktor de8 Gym-
nanums in Wetel, nach vierjährigem Direktorat in Elberfeld
ward er zum Leiter des hieſigen Johanneums als Nachfolger
Claſjens berufen und durch den Bürgermeiſter Kir<henpauer
am 16. April 1874 eingeführt. Sofort begann er ſeine
organiſatoriſche Thätigkeit mit der ihm eigenen Energie. An
Stelle der vielen wiſſenſchaftlichen und tehniſc<hen Hilislehrer,
die troß ihres lofen Zufammenhanges mit der Schule im
Sommerſemeſter 1874 nicht weniger als 67 Lehrſtunden mit
zwei Ordinariaten gaben, 1<uf er definitive Lehrerſtellen,
darunter eine techniſche, zu der im Laufe der Zeit noh zwei
andere kamen. Der Lehrplan mußte dem preußiſchen, zumal
in den Prüfungsfächern, nachgebildet werden, um den Matu-
rität8zeugniſſen die Anerkennung in Preußen zu verſ<affen.
Die Stundenzahl wurde in den unteren Klaſen herabgejeßt
und dur< die Einführung der MichaelisScoeten der Zeitverluſt
für die Zurückbleibenden gemindert. Auch fand der Rat
willige Befolgung, die Schüler nicht auf privatem Wege für
- die mittleren Klaſen vorbilden zu laten, jondern von Sexta
an dem Johanneum anzuvertrauen, da das LebenZSalter in
den mittleren und oberen Klaſjen ein anormal hohe38 war,
denn 17- und 18jährige Jünglinge ſaßen erſt in Obertertia
und zu den 23- und 24jährigen Oberprimanern geſellte ſich
der Neſtor der Klaje mit 27 Jahren. Der Turnunterricht
wurde unter der vortrefflichen Leitung von Binß eifrig
betrieben, er gewöhnte die Schüler an turneriſche Kome-
mandos und flößte ihnen Luſt und Liede für die Turnerei eint;
weil eine Turnhalle fehlte, war man bei 1<lechtem Weiter
genötigt, auf einem Boden unter dem Dache zu üben. In
jedem Programm wies der Direktor au? dieſen Mangel hin,
am nachdrücdlichſten in dem von 1877: Während faſt jede
BolksS5ſc<ule ſich jet einer Turnballe erfreuen dar!, harrt die
älteſte öffentliche höhere Schule Hamburg8, eine der größten
Anſtalten Deutſchland3, noh immer eines bede&ten Raumes für
Turnübungen. Erſt im Jahre 1886 wurde durc< einen vom
Senator Dr. Lehmann vorge)<lagenen Au3bau der Naum
für eine Turnhalle und für die Vergrößerung der Aula ge-
wonnen. Nur mit Schwierigkeit ließ ſich die jährlich zuneh-
mende Schülerzahl unterbringen; dieſelbe ſtieg von 291 -- 19
belief ſie ſich bei Hohes Antritt --- auf 701 im Schuljahre
1880/81. Die Schüler wurden, da mehrere Teilungen nötig
waren, in 22 Klaſſen unterrichtet, die ich zum Teil in der
Bibliothek, dem phiſikaliſchen Zimmer und in den Räumen der
Profeſſorenhäufer befanden. Nach der Errichtung de3 Wilhelm-
gymnaſiums Jank die Zahl auf 605. Das Lehrerkollegium
hatte ſich entſprechend vergrößert, und damit war die Arbeits-
laſt des Direktor8 gewachſen. Im Schuljahr 1880/81 waren
ſieben Lehrer gleichzeitig zu erjezen, der Stundenplan mußte
neunmal umgearbeitet werden. Irotz dieſer Mühen und Sorgen,
die manchen anderen mürbe und nervö8 gemacht haben würden,
erübrigte er die notwendige Zeit, um die großen Feſte zu
Ehren ſeines Johanneums mit Hilfe ſeiner Lehrer vorzubereiten
und zu leiten. Aus den Schulberichten ſpricht das Gefühl
freudigen Stolzes über die wohlgelungene 350jährige Jubel-
feier des Johanneums (24. Mai 1879) und die Gedenkfeier