Full text: Hamburgische Schulzeitung - 8.1900 (8)

das aber nicht genannt jein wolle, ein Plakat für die Ver- 
einigung angefertigt habe, und wies auf die Arbeit3ver- 
ſammlung am 21. Februar hin, in der Herr Göhring einen 
Vortrag über „die Hirt' ſ<en und Lange j<hen Jdeen der 
Fünſtleriſchen Grziehung und ihre Durchführung in der Volks8- 
ſchule“ halten werde. Darauf erſtattete der Schriftführer, 
Herr Kaſten, den Jahresbericht und der 2. Vorſitzende, Herr 
Üderſtadt, den Kaſſenbericht. Zum erſten Vorſikenden wurde 
Herr Böhling einſtimmig wieder gewählt. Zu Reviſoren 
für den Kaſſenbericht beſtimmte die Verſammlung die Herren 
Albrecht und Sorgenfrei. Für Herrn Wieſe, der aus dem 
Ausſchuß für ausländiſche Methoden ausgetreten iſt, wurde 
Herr Haas gewählt. Herr Albrecht erſtattete den Bericht der 
Ausſtellungs8kommiſſion; der Antrag derſelben, die Arbeiten 
dieſer Kommiſſion zu vertagen, wurde angenommen. 
Nach der Verjammlung hielt Herr Kaſfſerodt einen Vor- 
trag über das Thema: „Zur Interpretation geometriſcher 
Kunſtformen.“ Der Redner ſtellte al8 Motto für ſeinen 
Vortrag auf: 
„Des Körper3 Form iſt ſeines Weſens Spiegel! 
Durchdringſt du ſie, löſt ſich des Rätſels Siegel.“ 
Er kennzeichnete zuerſt die drei Arten des künſtleriſchen 
Schaffen8: nach Vorbildern in der Natur, nach den Geſeßen 
des geometrij|chen Ebenmaßes nnd die Übergangsformen zwiſchen 
beiden (Stiliſterungen), beantwortete dann die Frage nach 
dem Grunde der Kunjtſchönheit überhaupt und bewies, daß 
au< die geometriſchen Kunſtformen e<te Werke der Kunſt 
ſind. Die Theorie der geometriſchen Formſchönheit wurde 
an einem Kunſtobjekt, der doriſchen Säule, entwi>elt. Die 
Schönheit der geometriſchen Kunſtform beſteht danach in der 
Exaktheit ihrer Ausführung und der Befolgung aller Geſete 
der Mechanik, die bei ihrem Aufbau in Betracht kommen. 
Der Redner erntete für jeinen gediegenen Vortrag den Bei- 
fall der Verjammlung. In der Debatte wurde der Wunſch 
ausgeſprochen, der Redner möchte fich in emem ſpätern Vor- 
trage einmal über die Äſthetik der geometriſchen Kunſtformen 
im beſondern verbreiten. K. 
In der „Hamburger Lehrerunion““ hielt Herr 
Dr. Bornemann am Sonnadbend, den 20. Januar, einen 
Vortrag über die Frage: „Wie wäre unſere Schulverfaſſung 
nac<h dem UnterrichtSgeſeze von 1870 zu geſtalten?“ Zn 
einem RücbliFfe auf die Entwieklung unſerer Schulzuſtände 
wies der Redner nach, daß dieje durch die Entwicklung der 
Schulfommijſion beſtimmt wurde. Die Sculkommijſjion, 
nach dem Gejetße die zweite Schulbehörde, der die Verwaltung 
und die Oberaufſicht über die Volksſchulen unterſteht, die 
ihre Vorſttenden ſelbſt aus ihrer Mitte wählt, der die Zu- 
laſſung von Vertretern der Familie, jelbſt von Frauen, 
nicht verboten war, iſt jeit 1875 auf dem Verwaltungswege 
allmählich ihrer Rechte beraubt, auf Äußerlichkeiten beſchränkt 
und ſo zu einem untergeordneten Hilfsmittel des Bureau- 
betriebes gemac<t worden. Es iſt joweit gefommen, daß 
die Kommiſſionen weder ihre Rechte auzüben no< auc< nur 
kennen, daß die Bürger das eigentliche Weſen der Schule 
garnicht verſtehen und ihre Einflußloſigkeit al8 etwas zu 
Recht Beſtehendes hinnehmen. Dieſe Entwi>lung folgte dem 
Vorgange Preußens, deſſen Schulbureaukratizmu3 Dörpfeldt 
in feinen „Drei Grundgebrehen“ [o kräftig verurteilt. 
Dörpfeldts Gedanken nachgehend, führt der Redner aus, 
daß die Schule von religiöſem Geiſte getragen werden müſſe, 
und iſt der Überzeugung, daß die Familie, ſobald ne in der 
Schulverwaltung mit vertreten iſt, für den Durchbruch eines 
jolchen Seiſte8 ſorgen werde. Denn die demokratiſche Be- 
wegung unjerer Zeit wird allmählich eine Hriſtliche. Die 
Beziehung der Schule zu den Eltern muß eine innigere 
werden (Elternabende, Beſuche) und jede Schule ſelbſtändige 
GeiſteSart haben. Mit dem Kaſernenſyſtem muß gebrochen 
werden. Redner fordert Schulen von 250 Kindern; 16 
ſolche Schulen bilden einen Bezirk zu 25 000 Einwohnern, 
die eine Kommijion von 50 Mitgliedern verwaltet, welc<e 
auch Inſpektion üben. Jede Schule habe 8 Klaſſen und 12 
Lehrer; das gäbe für Hamburg 5600 Lehrer, von denen der 
30 
 
er 6 w0mh um 2 ete er erienn uren wie 9 
Staat 4000 zu ſtellen hätte. Jekt ſtellt er 2350. Man 
hätte aljo das Doppelte an Kojten aufzuwenden, würde aber 
eine viel tiefere Ginwirkung der erziehenden Faktoren erreichen, 
die Familie mit der Schule verbinden, eine Schar von 
Männern beranbilden, welche für das Wejen der pädagogiſchen 
Arbeit Verſtändnis hätten. Die Familie würde den Bureau- 
fFratiSmus überwinden, ohne der perſönlichfeitsSfeindlichen 
Sozialdemokratie zu erliegen, die Schule an <riſtlichem 
Geiſte gewinnen und das Prinzip der Selbſtverwaltung zum 
Rechte kommen. -- Die Debatte ergab, daß die Verſamm 
lung in allem weſentlichen dem Redner zuſtimmte. 
Schule, Familie, Freiheit betitelt ſich ein ſoeben 
im Verlage von Schröder & Jeve erſchienenes Heft, in welchem 
unſer Mitarbeiter Herr Dr. L. Bornemann jeine letzthin in 
der Schulzeitung veröffentlichten Aufjäte über Schulverfaſſung, 
um einige Zuſäße vermehrt, zujammengefaßt hat. (Preis 75 43) 
Vom Büchermarkt. 
Aus dem Verlag von Eruſt Wunderlich, Leipzig: 
Evangeliſcher Religion8unterricht. Grundlegung und PBrä- 
paration, herausgegeben von Dr. A. Reukauf und GE. Heyn. 1. Band : 
Grundlegung für AusSwahl und Anordnung der Unterrichtsſtoffe von 
A. Reukauf. 166 S., A. 1.60, geb. X. 2.-. T1. Band: Jejus- 
geſchichten von IJ. Hoffmann, und Erzvätergeſ<hichten von M. Bittorf. 
164 S. 4X. 2.--, geb. M. 2.40. VIT. Band: Geſchichte Jeju von 
EC. Heyn. 334 S., 4%. 4, geb. A. 4.60. 
Guſtav Ruvolph. Dir Deutſ<unterricht. Entwürfe und 
ausgeführte Lehrproben für einfache und gegliederte Volksſ<ulen. 
11. Abteilung : Oberſtufe. 176 S., 4. 2.--, geb. M. 2.50. 
Eruſt Lüttge. Die BildungSideale der Gegenwart in 
ihrer Bedeutung für Erziehung und Unterri<t. Ein Beitrag zur 
Würdigung ſozial:pädagogiſcher Reformbeſtrebungen. 69 S. 80 43 
Carl Laa>e. Die Neuregelung der Lehrerbeſoldungen. 
Grgänzungsheft (Gehalt3verhältniſje in Berlin). 32. S., 50 48. 
I. A. Seyfferth. Deuti<e Aufſäßte a. für Mittelklaſſen der 
Volköſ<ule (100 S. 4. 1.--, geb. AM. 1.20), b. für die Oberklaſſen 
der Volksſ<ule (239 S. 4. 2.40, geb. X. 2.80). 
Odo Twichaufen. Der naturgeſc<hi<htliche Unterricht in 
ausgeführten Lektionen, Band 4: Ergänzungsband. 3. Aufl., 278 S. 
Band 5: Mineralogie und Chemie. 2. Aufl. 258 S. ie 4. 2.80, geb. Hb. 3.40. 
Richard Seyfert. 2. Naturbeobactungen. Aufgabenſammlung 
und Anweijung. 2 - Aufl. 104 S. 4. 1.20, geb. 4.1.60. Db. Übungs- 
und Lernſtoff für die Rechtſchreibung in den erſten vier 
Schuljahren. 16 S. 20 4. c. Der Auffatz im Lichte der 
Lehrplanidee. 38. S. 40 3 
G. U. Brüggemann. Der erſte Leſeunterricht nach phonetiſchen 
Grundſätzen. 39 S. 40 ZZ. 
Karl Schilling. LottHens Chriſtabend. Ein Weihnachtsfeſtſpiel. 
26 S. 40 Z. 
Hans Suc>. Geſundheitsfibel. 
geb. 75 3. Felix L. Dames, Berlin. 
Aus Natur- und Geiſterwelt. 11. Band: Das Theater, ſein 
Mit 20 Abbildungen. 906 S. 
Weten, ſeine Geſchichte, jeine Meiſter. Von K. BVorinski. 139 S 
M. 1.15. Teubner, Leipzig. 
I. Pünjer. Cin Gang dur< Paviſer Schulen. 41S. 60 3, 
Carl Meyer, Hannover. 
Aus der Anhaltiſchen VerlagsSanſtalt (Oſterwit u. Voigtländer, Deſſau): 
H. Wiggce. Der erſte Sprachunterricht na<ß dem Prinzip der 
Selbſtthätigkeit. 33. S. 90 Z. 
&K. Semprich. Die Kinderp!/ 98 ol ogie und ihre Bedeutung für 
Unterricht und Erziehung. 43 S. 80 4. 
P. Martni. Der Anj AUUng SS ÜNterricht in der Raum: 
lehre nas Formengemeini<aften. 24 S. 60 3 
Schneider. Cine Lü>e in der Geſ<i<te des neueren 
preußik Hen Volksichulweſens(Sdculrat Otto Schulz). Heraus- 
gegeben vonH. F. Bubbe. 24 S. 50 48. Huwaldſ<e Buchhandl., Flensburg. 
G. Lange. Das Shulprogramm der Bildungsgegn er. Heft 9 
des XLI. Bandes der Vorträge von Meyer-Markau. 37 S. 60 4. 
| Aus dem Veriag von J. F. Bergmann, Wiesbaden : 
K. Biedermann. Der Geiſ<i<htZ3unterri<ht auf Shulen nach 
kulturgeſ<hic<tlicher Methode. 2. Aufl. 37 S. 80 3. 
- Körner. Die Hygieine der Stimme. Cin populär:mediziniſ<her 
Vortrag 31 S. 60 4. 
R. Veigel-Straßburg i. E. „Der Kampf um die Handels:- 
Ho<h1<Hule“ Verlag der Handels-Akademie Leipzig. 
Die kleine Shrift iſt in der That „in der Fülle des Materials 
ein Scherftein, das dazu beitragen wird, die für den geſamten Kauf- 
mannsſtand jo wichtige Handels8hochſchulfrage endgültig zu löſen,“ wenn 
die beteiligten Kreije Zeit und Intereſſe finden möchten, das Büchlein 
zu leſen und die gegebenen Hinweiſe auf andere Länder zu beherzigen.
	        
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