Ein ſtändig wachſender Mange! an Volksſchullehrern
macht ſich in allen preußiſchen Provinzen fühlbar. Der „Rhein.-Weſtf.
Ztg.“ wird dazu geſchrieben: „Eine weitere Zunahme dieſes empfind-
lichen Mangel8 iſt no< zu erwarten, nachdem das bisherige Vorrecht
der Volksſchullehrer, wonach ſie nach zehnwöciger Dienſtzeit bei einem
Infanterie-NRegiment zur Referve beurlaubt wurden, von dieſem Jahre
ab wegfällt und ſie von jest ab ausSnahms8lo38 ein volles Jahr bei der
Waffe dienen müſſen. Bereit3 der frühere preußiſche Kultusminiſter
fuchte im Hinbli> hierauf vorbeugende Maßregeln zu treffen, indem er
in verſchiedenen Provinzen neue evangeliſ<e und katholiſche Lehrer-
ſeminare und Präparandenanſtalten errichtete und an den meiſten be-
ſtehenden Seminaren Doppelkurſe einrichten ließ. Indeſſen iſt damit, wie
jich jeht zeigt, dem Übelſtand wenig abgeholfen worden. Namentlich in
den öſtlichen Provinzen iſt noch immer ein erheblicher Mangel an Sc<hul-
amts8kandidaten vorhanden, und e3 iſt in leßter Zeit mehrfach vor-
gefommen, daß ſich für Lehrerſtellen, die öffentlich ausSgeſchrieben wurden,
kein einziger Bewerber gemeldet hat. In einzelnen Orten müſſen mehr
als 120 Schüler von einem Lehrer unterrichtet werden, und e8 hat ſich
bereit3 häufig die Unmöglichkeit herausgeſtellt, für die zum Militärdienſt
eingezogenen Lehrer eine Vertretung zu beſchaffen, die den Intereſſen
des Unterrichts genügt. Innerhalb der Unterricht8verwaltung iſt man
weiter bemüht, wenn .auch vorläufig no< ohne Ausſiht auf einen
baldigen Erfolg, dieſem ſchädlichen Übelſtand abzuhelfen.“
Leipziger Lehrerverein. Zn der letzten Vereinsſizung, die bei
Bonorand in Roſenthal abgehalten wurde, gab Herr Ernſt Beyer noch
einmal einen Rechenſchaft3bericht über ſeine Thätigkeit al8 Schriftleiter
der Leipziger Lehrerzeitung. Die Verſammlung geſtaltete ſich zu einer
impoſanten Kundgebung für den durc< den Rat Gemaßregelten. Gegen
800 Perſonen waren anweſend, darunter auch mehrere Vertreter der
Tagespreſſe. Beyer hob den Wert der Zeitung für den Leipziger Lehrer-
verein hervor, führte aus, welche Schwierigkeiten dem Schriftleiter in
jeiner Doppelnatur als Beamter und Staat3bürger erwachſen und wie
er jeine Aufgabe nach beſtem Können zu löſen verſucht habe. Er wies
darauf hin, daß die heutige Lehrerſchaft nicht ſchlechter ſei als die vor
25, 30 Jahren, daß aber gegenwärtig eine ſtarke Strömung beſtehe, den
freien Geiſt in derſelben mit aller Macht zu unterdrücken. Sodann gab
er an, welche Gründe den Rat zu ſeiner abſonderlichen Maßnahme
veranlaßt hätten: Die Reſolution des Leipziger Lehrervereins in der
Stundenfrage, eine fehr zahme Kritik einer Rede des Kultusminiſter8,
ein Irrtum in einer Korreſpondenz aus Roßwein und -- eine Kränkung
der Familie Puttkamer. -- Wa3 den Leipziger Rat die Punkte außer
dem erſten eigentlich angehen, wird er wohl nur allein zu beantworten
imſtande fein. -- Mit Entſchiedenheit wies er auc< darauf hin, daß
von einem ſubalternen Verhältni8 der Lehrer zu den Behörden im Sinne
des ſubalternen Beamten nicht die Rede ſein könne. Cine Lehrerzeitung
müſſe dem Fortj|<ritt, der Weiterentwilung der Pädagogik dienen.
Der Redakteur dürfe auch nicht die Subjektivität ſeiner Mitarbeiter all-
zuſehr unterdrücken wollen. Eine HauSpoſtille dürfe eine Lehrerzeitung
eben nicht ſein. Donnernder Beifall lohnte den Redner. Der
Vorſitzende Herr Dr. Schubert ſprac<ß ihm den Dank des Vereins aus,
teilte ihm mit, daß der Verein ihm, da er gebeten habe, von der Ver-
leihung der Chrenmitgliedſ<aft abzuſehen, einen Schreibtiſch aus deutſcher
Ciche geſchenkt habe, und brachte im Namen des Vorſtandes folgende
Reſolution zur Abſtimmung, die einſtimmige Annahme fand: „Der
Leipziger Lehrerverein erklärt ſich mit den Grundſätzen, nac denen
Herr Ernſt Beyer das VereinZorgan geleitet hat, einverſtanden, drüt
ihm bei feinem Rücktritt von der Schriftleitung für die vornehme, mann-
hafte und ſelbſtloſe Vertretung der Intereſſen von Schule und Lehrer-
icHaft ſeinen innigſten Dank aus und verſichert ihn ſeiner uneingeſchränkten
Hochachtung.“ An die Sißung ſc<loß ſich ein Kommers, in dem in
Wort und Lied dem Sceidenden dargethan wurde, wie treu die Leipziger
Lehrerſchaft zu ihm ſteht.
Vereins38-Anzeiger.
Deutſche Geſellſchaft für ethiſche Kultur. Abteilung
Hamburg-Altona. Dienstag, den 20. November, abends
8?/3 Uhr, in der „CGrholung“ beim Holſtenplaß: Offentliche
Verſammtlung mit Vortrag des Herrn Pfarrer Pflügen aus Zürich :
Spriſtentum und ſoziale Frage. Freier Eintritt. Freie DiS-
Uſſion.
Pädagogiſcher Verein in Altona. Verſammlung Sonn:
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ſtraße. TageZ3ordnung: 1. Mitteilungen über die Schulverhältniſſe
in England, ſpez. in Edinburg. Herr Hauptlehrer Barnſtorf. 2. Vortrag:
Schuß der Schulkinder vor Ausnußung. Herr Rektor Bindrich.
. Der Vorſtand.
Schulwiſſenſchaftlicher Bildungsverein. Sonnabend, den
17. November: Vortrag von Herrn P. Sydow „Wider den Kinder-
garten.“ Leitſätze: 1. Der Kindergarten verkümmert die Gvr-
ziehungörec<hte und Erziehungspflichten der Familie und iſt darum zu
befämpfen a) um der Kinder willen, da nur in der Familie eine all-
ſeitige angemeſſene Entwicklung ihrer Anlagen möglich iſt, b) um der
Eltern willen, da dieſe durch Entbindung von ihrer wichtigſten unb
ſchönſten Aufgabe den Antrieb zur Vflege alles Familienhaften verlieren,
c) um unſeres Volkes willen, da jede Hebung und Förderung des Volks-
lebens durch das Gedeihen der Familie bedingt iſt. 2. Wir verwerfen
jede AusSdehnung des Schulzwanges auf das vorſchulpflihtige Alter,
wünſchen aber, daß die Schule im erſten Jahre den von Fröbel ver-
tretenen Forderungen im Sinne der Vermittlungsklajje Rechnung trage.
3. Nur da, wo die Familie verſagt, iſt der Kindergarten al3 Veranſtaltung
freier Hilfsthätigkeit zuzulaſſen. Gäſte willkommen.
Chr. Gripp, z. Z. Präſes.
Barmbeck-Uhlenhorfter Lehrerfamilienverein. Erſtes
Wintervergnügen am Sonnabend, den 24. November 1900, im
Barmbeker Caſino. Liedervorträge von der Konzertſängerin Fräulein
Minna Riſtow, Vorträge vom Herrn Klaviervirtuojen Joſe
Manuel Jimenez, Cellovortrag von Heren Franz Ritter.
Nach dem Konzert: Ball. Der Vorſtand.
Eilbeer Lehrer:Familien-Verein. Erſtes Wintervergnügen
am Sonnabend, den 17. November 1900, bei Wwe. Ggger3, WandS-
beer Chauſſee. Anfang genau 8*?/2 Uhr. Rechtzeitiges Erſcheinen drin-
gend erwünſcht, Einführung geſtattet. Der Vorſtand.
Verein Hamburger Volks8ſchullehrerinnen. Verſamm:
lung am Freitag, den 16. November, abend38 7?/2 Uhr, im Muſikſaal
des Lehrerinnenſeminars, Fuhlentwiete 34. Vortrag von Fräulein
Levſen: „Ungewißheit und Gewißheit auf religiöjem Gebiet.“ Gäſte
willfommen. Der Vorſtand.
Schülervorſtellungen. Vor Weihnachten wird no< eine Vor-
ſtellung, und zwar am Sonnabend, den 1. Dezember, ſtattfinden.
Dadur< wird ein Teil der Schulen in die Lage verjest, das Stü> vor
der Lektüre zu ſehen. Leider läßt ſich das in diejem Jahre nicht ver-
meiden; doch wäre e8 dem Theater-Aus8ſc<uß intereſjant, von den betr.
Kollegen und Kolleginnen zu erfahren, wie a) die Darſtellung nur nach
Beſprechung der ge]<hichtlichen 2c. Grundlagen, und b) die ſpätere Lektüre
gewirkt hat. Sollten Schulen vorhanden ſein, die mit dem Lejen der
Maria Stuart ſc<on [o weit vorgeſhritten ſind, daß obiger Tag will-
kommen wäre, ſo bittet der Ausſchuß um baldige Mitteilung.
Der Theater-AuS35ſ<uß. I. A: A. Witt.
Aus8wahl empfehlen8werter Schriften für das nach:
ſchulpflichtige Alter aus den Sammlungen von Reclam, Meyer und
Hendel. Die zur Feſtſtellung dieſer AuSwahl gewählte Kommiſſion bittet
die geehrten Kollegen, die von den zu Oitern diejes Jahres an die
Schulen verſchickten Verzeichniſſen no< vorhandenen Exemplare einer
Prüfung zu unterzieheu und ſie nac< Durcſtreihung der Werke, deren
AuZ3merzung gewünſ<t wird, bis zum 1. Dezember dem Unterzeichneten
einzuſenden. I. A.: W. Tiedemann, Rüceriſtr. 6 p., Cilbes.
Hamburger Lehrer-Turuverein. Am Bußtag, den 21.
d. Mt3., Turnfahrt dur<3 Bredenbe>-Thal (27 km). Ab
Lübe>er Bahnhof morgen38 10.20, ab WandsSbek 10.34. Wanderung :
teuer Teis, Bo&Fsberge, Bredenbe>er Teich, Bergſtedt, Poppenbüttel,
Ohlsdorf. Mundvorrat mitnehmen. Gäſte gern gefeben. H. HD.
Lehrerverein für Niendorf und Umgegeud und Zweig:
verein an der Alſter. Verſammlung am 17. November, nach:
mittags 5 Uhr, in Eppendorf. Vortrag des Herrn Lehrers Möller:
Hamburg. Thema: „Der Kurs der Schule.“
Lokſtedt, den 10. November 1900. Gerke.
LESEARTIKEDL.
Schwerhörigkeit. -- Eine reiche Dame, welche durch Dr.
NicholSson'Ss Künstliche Ohrtrommeln von Schwerhörigkeit und
Ohrensaugen geheilt worden iet. hat Seinem Institut ein GesSchenk
von 23.000 M. übermacht, damit Solche taube und Schwerhörige
Personen, welche nicht die Mittel besitzen, Sich die Ohrtrommeln
zu verschaffen, dieselben umsSonst erhalten können. Briefe wolle
man adresgieren : No. 1753. Das Institut Nichol1s0o2,
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