der Erziehung und des Lehrerſtandes.
Berausgegeben
von Lehrern und Lehrerinnen.
Kommiſſionär B. Reßler, Leipzig, Seeburgſtr. 40.
Sdhriftleitung:
A. Struve, Hamburg-Eilbe>,
Jungmannſtr. 21, p.
Verlag:
Shröder & Jeve, Hamburg,
kl. Reichenſtr. 9-11. Fſpr. 2080.
Die Hamburgiſche Schulzeitung erſcheint jeden Mittwoch in einem Bogen Großquartformat zum Preiſe von 1 Mark 50 Pfg. für das Dierteljahr.
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8. Jahrgang.
Inhalt: Zum neuen Jahre! Von A. Struve. -- Da8 Recht der
Familie an die Schule. Von Dr. L. Bornemann. -- Aus Hamburg.
-- Verein8-Anzeiger.
Zum neuen Jahre!
Wir ſtehen am Anfang des lezten Jahres unferes Jahr-
hunderts ; die Jahrhunderts3betrachtung aber wollen wir uns
noh aufjparen, nicht bloß weil uns die offiziellen Auslaſſun-
gen in diejer Sache fo vielen, ſchönen Stoff liefern werden
für unjere nächſte Neujahr3rede, jondern weil wir un38 eben
nicht zu der Anſicht verſtehen können, daß e8 einmal ein
Jahrhundert von 99 Jahren gegeben haben kann. Bleiben
wir alſo beim letzten Jahr und wenden wir uns38 unſerer
hamburgiſ<en Schule und Lehrerſchaft zu.
Im Mittelpunkt des Intereſſes ſtand die Gehalt8regu-
lierung. Wir rechneten mit Sicherheit darauf, in dieſen
Zeilen einen abſchließenden Rü>bli& auf die Gehaltsfrage
thun zu können; dieſe Hoffnung hat ſicß nicht erfüllt, da der
Senat ſich biSher nicht dazu hat verſtehen können, die Vor-
lage in der von der Bürgerſchaft beſchloſſenen Faſſung an-
zunehmen. Wie wir in der lezten Nummer de38 alten Jahre3
den Leſern mitteilten, hat der Senat die Vorlage den ein-
zelnen Behörden zugewieſen mit dem Auftrage, feſtzu-
ſtellen, wel<e Wirkung die Ausführung der Bürgerſ<aft3-
bejc<lüſſe auf den Staat3ſä>el üben würde. Die endgültige
Erledigung der Gehalt3ſache wird ſo zum Leidweſen der
Beamten vielleicht no< um Monate verzögert. Aber wir
dürfen uns do< wohl der Hoffnung hingeben, daß die Be-
anſtandungen des Senats ſich nur auf Einzelheiten beziehen,
jo daß die durch die Bürgerſchaft beſchloſſenen Verbeſſerungen
der Vorlage un3 erhalten bleiben.
Wenn in unſerer Gehalts8fragenſtimmung immer no<
die Hoffnung überwiegt, ſo liegt das nicht allein daran, daß
der Meni< , von Natur glüssbedürftig, mehr zum Hoffen
al3 zum Fürchten geneigt iſt; unſere Hoffnung gründet jich
außerdem auf da8 nicht zu verkennende Wohlwollen, das
UNS Senat wie Bürger]|<haft in al? den langwierigen Ge-
balt8-Verhandlungen bewiejen haben. Das Bemühen, es doch
nad bejten Kräften allen, die es angeht, re<t zu machen,
tritt am augenſ<einlichſten in der Begründung der Einrich-
tung von Amtsklaſſen ſeitens de8 bürgerſchaftlichen Aus-
Ichuſſes hervor. So wenig wir von den Amtsklaſſen erbaut
ſind, jo erkennen wir in dem vielfachen Hin-und»Wider der
Begründung das ernſte Bemühen, unter allen Umſtänden
etwas zu Ic<haffen, das die Lehrer zufrieden ſtellen ſoll und
das doG auch Ausſicht hat, die Billigung des Senats zu finden.
Mitiwoch, den 3. Januar 1900.
Ür. 1.
Die Bürger]c<aft8beſc<lüſe erfüllen ja nicht alle unſere
Wünſche: Das Anfangsgehalt der Hilfslehrerin iſt hinter
dem zurücgeblieben, was eine junge Lehrerin zum ange-
meſſenen Leben3unterhalt unbedingt braucht; jie bleibt we-
nigſiens für die erſten Jahre ihrer Thätigkeit auf die Unter-
ſtüßung ihrer Eltern angewieſen. Den Hilfslehrern iſt dur<
die Erhöhung de3 Gehaltes von 1400 auf 1600 M. während
des dritten und vierten Dienſtjahres die Verteuerung der
Ausbildung durc< das Einjährigen-Jahr au< nicht annähernd
ausgeglic<hen; das jo ſehr gewünſchte j<nellere Steigen der
feſtangeſtellten Lehrer während der erſten 10--15 Dienſtjahre
iſt nicht eingetreten; nur den Haupilehrern ſind ihre Wünſche
voll befriedigt. Im ganzen aber bedeutet die Gehalisvorlage
in der jetzigen Form eine weſentliche Beſſerſtelung de8 ham-
burgiſchen Lehrerſtande3 und dieſe liegt niht zum wenigiten
in dem für die Zukunft in Ausſicht geſielien regelmäßigen
Auſrücken ; dasfelbe joll nicht mehr wie bi8her von Zuſällig-
keiten abhängig ſein.
Wir dürfen wohl erwarten, daß die Befriedigung, mit
der die Gehalt3vorlage im allgemeinen aufgenommen wird,
und das do< nun in Bälde erfolgende Aufhören des jabre-
langen Harrens und Bangen38 die Beruſsfreudigkeit der
Lehrerſchaft günſtig beeinfluſſen werden ; denn daß die biSherigen
Zuſtände viel Bitterkeit geſät haben, iſt ni<t zu verkennen ;
es hat mancher Familienvater ſeine Pflicht nur mit Seuſzen
thun können, und das iſt nicht gut, weder für ihn no< für
die ihm anvertrauten Kinder.
Einen günſtigen Einfluß auf die Beruſsfreudigkeit würde
auc<h ein beſſere3 Einvernehmen zwiſchen Haupt- und Klaſſen-
lehrern üben. Daß da noc< nicht alle3 jo ijt, wie es ſein
jol, das zeigten recht auffällig einige Mitte Dezember im
Hamburgiſchen Correj]pondenten veröfſſentlichte Einſendungen
zur Gehaltsfrage ; der eine Schreiber bedauerte geradezu, daß
die Wünſche der Hauptlehrer erfüllt ſeien. Al8 der Cor-
rejpondent dieſes Eingejandt aufnahm, iſt er wohl von der
Anſicht aus8gegangen: Wenn ſich die Shulmeiſter mit Gewalt
blamieren wollen, uns ſol's recht ſein. EZ3 iſt uns ganz
Unverſtändlich, wie man dazu kommen kann, da3 thatjächlich
do& mc<t übermäßige Gehalt eines Kollegen zu ho< zu
finden; 823 iſt uns da3 gerade ſo unverſtändlich , al8 wenn
Kollegen, ohne daß ſie eigenen Vorteil oder den ihrer Auf-
traggeber zu wahren bätten, ſich dazu hergegeben haben
jollten, eine für andere Kollegen in Ausſicht genommene
Behterſtellung zu hintertreiben.
Wohl kann man auf dem Standpunkt ſtehen --- und
auf dem ſtehen wir auch -+-, daß um beſſeren kollegialen
Einvernehmens willen der Unterſchied zwiſchen Klaſenlehrer-
und Hauptlehrergehältern nicht jo groß ſein ſollte als wie
er feſtgeſetzt iſt; dann wird man aber über ein zu geringes