Lorenz hat nämlich keine Ahnung davon, daß nac Ausweis
de3 Bücherabſaße3 Hebbel nach Goethe und Siller wahr-
ſcheinlich ſogar der geleſenſte aller ältern: deutſchen Dichter
iſt, und. meint ihn einem verehrungs8würdigen BPubliko
empfehlen zu müßen.“ |
“ -Do< wa3-ſagt das über Liliencron? Allerdings nichts;
aber das eine zeigt es unwiderruflich, daß „unſere erſten
Litterarhiſtoriker“ in ihrem Urieil über die neuere Litteratur
durc<au3-no< nicht einig ſind.
Wenn Adolf Bartels, dem doch wahrlich das Verſtänd-
ni3- für - die. moderne Kunſt nicht abgeht, mit fol<em Achſel-
zu&en Lorenz' Urteil über „die drei Reiherfedern“ abthut,
wenn alfo „unſere erſten Litterarhiſtoriker“ die Erſcheinungen
der. neueren: Litteratur ſo verſchieden werten, jo ſoll man
den „litterariſch Urteilsloſen“, den „litterariſchen Hafelſtauden“
es doh wirklich zu gute halten, ſich ihre Meinung zu bilden,
dahingehend, daß für die Jugendunterweijung nur das in
Frage kömmen kann, worüber das lLitterarijche Urteil durch-
aus 'geklärt ift. |
Ein Antrag auf Erlaß eines Unterricht3-
geſetzes iſt der Bürgerſchaft jeitens des Senats zugegangen.
Einleitend begründet der Senat die Notwendigkeit eines
neuen Unterricht8geſezes damit, daß das beſtehende durch
eine Reihe wichtiger Einzelgeſeße und Verordnungen ichon
erheblich geändert Jei (Gehaltsverhältnije, Beſtimmungen über
die Wahl der Lehrer, Schulkommiſſjionen u. ). w.); dann
wird hingewieſen auf die inzwiſchen erfolgte Neueinrichtung
der Realſchulen und der Oberrealſchule. Daß dic Vorlage
ſo lange hat auf ſich warten laſſen, liegt daran, daß man
die Ergebniſſe der neuen Geſeßgebung in Preußen jowie die
Regelung der hieſigen Gehalt5verhältnijje hat abwarien müſſen.
Hinſichtlich der Zuſammenſeßung der Ober]<ul-
behörde beantragt der Senat, es bei dem biSherigen Zu-
ſtande zu belaſſen, da derſelbe ſich durchaus bewährt habe.
Die Angehörigen des geiſtlichen und weltlichen Lehramtes
ſind durch ihre Bekanntſchaft mit den Lehrperionen und mit
den techniſchen Einzelheiten des UnterrichtSwejens oft in der
Lage, den übrigen Mitgliedern der Behörde die wertvollſten
Auskünfte zu geben und ihre von der Bürgerj<haft befür-
wortete Entfernung aus der Behörde kann dem hamburgiſchen
Schulwejen nur zum TTachteile gereichen.
Von den ſeinerzeit von der Schulſynode vorgeichlagenen
Änderungen und Neuerungen iſt in dem Entwur[, der ſich
im allgemeinen als eine Zuſammenfaſſung der ſeit 1870,
dem Zeitpunkt des Inkrafttretens des alten Geſetzes, erlaſenen
Verfügungen und Beſtimmungen darſtellt, wenig oder garnichts
zu finden.
Zur Schulſynode werden auch die feſtangeſtellten Lehrer-
innen zugelaſſen. Die Schulkommiſſionen und Schulvorſtände
bleiben in ihrer jetzigen Organijation beſtehen. Die
Inſtitution der Schulärzte iſt nicht vorgeteben. Für die
Volksſ<hulen bleibt das Schulgeld dasjelbe wie bisher,
do< jind Eltern unter 1200 M GCinfommen von jeder
Sculgeldzahlung befreit; der höchſte Saß (von 48 H. jährlich)
joll erſt bei einem Einkommen von 3000 H. erhoben werden.
(Die Schulgeldfreiheit der Lehrerkinder hört auf.) In einem
beſonderen Abſchnitt de3 Geſetzes wird der Begriſſ und die
Organiſation der „Höheren Mädchenſchule“ dejtimmt , ohne
daß ſ<hcn Vorſchläge über die Schaffung ſolcher Anſtalten
dur< den Staat gemacht werden.
Wir werden in der nächſten Nummer auf den untſang-
reißen Bericht des Weiteren eingehen.
Die Vürgerſc<haft genehmigte in ihrer letzten Sitzung
unverändert folgenden Antrag ihre3 Ausichuſes :
Die Bürgerſchaft beſichließt und erſucht den Senat um
jeine Mitgenehmigung, daß die Gehaltsverhältnie der Lehrer
an der Hanſaſchule in Bergedorf nach folgenden Grundſätzen
geregelt werden:
1. Der Direktor hat Anſpruch auf ein von der Gemeinde
zu zahlendes Mindeſtgehalt von 7200 A, die Oberlehrer am?
ein fol<es8 von 3699 „U, der teconiſche oder Mittelichultebrer
auf ein felc<es ven 3200 HK. Die übrigen feſtangeſtellten
Lehrer werden bezüglich de3 -von' der Gemeinde zu zahlenden
Mindeſtgehaltes den feſtangeſtellten Lehrern“ an der. Volk3:
ſchule in. Bergedorf gleichgeſtellt.
2. Der Direktor erhält dieſelben. Alter3zulagen: wie die
Direktoren ver ſtaatlichen Realſchulen. Die: Oberlehrer er-
halten 6 AlterSzulagen nach je 4 Jahren im Betrage: von
500, 500, 600, 600, 600, .600 4. Der: techniſche oder
Mittelſchullehrer . erhält 6 Alters8zulagen von je. 300 H. nach
je 3 Jahren... Die übrigen feſtangeſtellten Lehrer erhalten
dieſelben. Alter3zulagen . wie die feſtangeſtellten. Lehrer der
Volk3ſchule in Bergedorf. Sämtliche Alter8zulagen werden
aus der Stadtkajje gezahlt.
3. Die fraglichen Beträge werden vom 1. Januar 1900
ab zahlbar gemacht.
Jubelfeier der Fröbel- Kindergärten: Zm
März 1900 ſind 50 Jahre vergangen, jeitdem der erſte
hamburgiſ<e Kindergarten in der Böhmkenſtraße eröffnet
wurde. Zur Feier diejes Gedenktages. veranttalten. die-
hieſigen „Vereinigten Fröbel-Kindergärten“ am Sonntag,
den 18. März ein Feſt bei. Sagebiel. Die Fejtrede hat
Zerr Schulrat Mahraun übernommen. Von den damaligen
Gründern des erſten Kindergartens lebt nur no< Herr Najior
Detmer in St. Georg, der ſein Erſcheinen bei dem Fette: zu-
gejagt hat.
Die Sterbekaſſe bamburgiſcher Lehrer. und.
Lehrerinnen, die am 26. ds. Mt5. eine Hauptverſammlung. .
abhielt, zählt zur Zeit 696 Mitglieder, die mit Beträgen
von 200--500 4 auf den Todesfall verſichert nnd. Die -
der Kaſſe angehörenden Witwen, die beim Tode ihres Manne3-
ſ<on Mitglieder der Kaßje waren, find von jeglichen Bei-
trägen für eine Verſicherungsſumme von 200 | befreit.
Der Kaſſenbericht zeigt ein er!reuliches Ergebnis, da . im
Caufe des Jahres nur zwei Mitglieder ſiarben, dagegen 72
neu eintraten. Durch einen Überſchuß von reichlich 5060 4
tieg das Vermögen der Kaiſe auf 24626 4 9 Z. Die
aus dem Vorſtand ſcheidenden Herren Maaſs, Hac<mann
und Neumann wurden wiedergewählt.
Geſeilſchaft der Freunde Dde8- vaterländiſchen.
Sul: und Erziehungs8weieus. Arbeit5verſammlung
am 24. Januar.
1. Mitteilungen: 1. Zum Bücherverwalter iſt. Herr
Kadow gewählt worden. 2. An Bonifikationen nnd von
der „Providencia“ 162,58 Al. eingegangen. 3. Der Jahres-
bericht ift in Dru> gegeben worden. 4. Am 7. Februar
wird Herr Stoll ſprechen über „Ge<ichtzunierricht und
Realienbuch.“ 5. Den Schulen wird die Januar-Nummer
der „deutſchen Schule“ zugehen. Der Proponeni bittet, dieies-
Unternehmen dur< Abonnement zu unterttüzen. 6. Herr
Raulſen teilt mit, daß die Nibelungen-Vorſielungen am
3. Februar ihren Anfang nehmen. 7. Herr Peters weiſt
hin auf das am 3. Februar ſtattfindende dritte Schüler-
konzert, es ſtechen noch einige bundert Karten zur Verfügung.
1. Vorirag des Herrn W. Scöänfetdt: „Wie jtellen
wir uns zur Einführung des HandſfertigkeitSunterricht3 in
den Lehrplan dex Knabenſoulen und des HauSbaltungZ-
unterriht8 in den Lehrplan der Mädchen) <ulen?“ Dex
Vortrag gelangt in. der Hamburgiſ<en Schulzeitung zum
Abdruck. An den Vortrag ſc<ließt ſich eine lange Debatte.
Bei der Abſtimmung wurden die Leitſätße in folgender Form
angenommen :
A. Der HandfertigkeitSunterricht.
I. Obgleicd verſelbe wertvolle Bildungsmomente beſitzt, verbietet ſie
ſeine Einführung in den Lehrplan der Knaben) hulen, weil dadurm
3) die Schüler und Lehrer überbürdet oder die Schulen in der Er-
füllung ihrer Hauptaufgabe, der Entwi&lung der geiſtigen Kräfte
der Zöglinge, beeinträchtigt,
bw? dem Staate die Mittel zur Löſung wichtiger Kulturaufgaben ent:
zogen Und
c) die Rechte und Pflichten der Eltern ohne zwingenden Grund no<
mehr als unter den gegenwärtigen Schulverhältniſſen geimälert
würden.
11. Für geſtoſſen? Anſtalten, Krabenhorte u. 1. w. iſt der Hand-
fertigkeitsunterrit dagegen ein unentbehrliches Crzichungsmittel.
111. Die privaten Schülerwerkſtätten verdienen wegen ihres fegensreichen
Wirkens eifrige Förderung.