Full text: Hamburgische Schulzeitung - 8.1900 (8)

in denen vorurteilsfreie Intelligenz, pädagogiſche Einſicht und 
litterariſche Feinfühligkeit zu finden ſind, treten mehr und 
mehr auf unſere Seite“, das ſtellt der Bericht al8 Thatjache 
hin; wir können alſo denen, die auf dieje Eigenſchaften 
Anſpruch machen, nur den Rat geben, auf die Seite der 
I. -K. zu treten, aber vollſtändig und rüchaltslos ; denn 
jede Abweichung von den Anſichten der J.-K. giebt immer 
dem Verdacht Raum, daß die Intelligenz no< nicht vor- 
urteilsfrei Ut, daß pädagogiſche Cinſicht und litterarijche 
Feinfühligkeit, je nac dem Grade der Abweichung, noch 
unvollfommen ſind. Geprüft ſind im Laufe des Jahres 
80 Bücher, davon ſind 35 angenommen; ein Viertel der zu 
Weihnachten gekauften Bücher iſt nac< dem Verzeichnis ge- 
wählt. Aus den Mitteln der Hauptkaſſe hat die J.-K. 419 4.) 
gebraucht, 106 M. hat der Refervefonds außerdem zur Ded>ung 
des vorjährigen Fehlbetrages hergegeben. Die Bücher- 
ſammlung des Vereins iſt durc< zahlreiche Neuanſchaffungen 
vermehrt; jie zählt 4000 Bände. Dem Lejezirkel gehören 
179 Mitglieder an; er bedurfte eines Zuſchuſſes von 1400 M. 
aus dem Reſervefond8; Geſamtaus8gabe 2290 HK. Die 
Lehrmittel-Ausſtellung iit durch eine Ausſtelung von 
Handbüchern für Lehrer und Schüler erweitert. Der Beſuch 
bezifferte ſich auf etwa 1000 PRerjonen; Hamburger Volks- 
Ic<ullehrer ſind verhältniSmäßig ſchwac<h vertreten gewejen ; 
als Grund wird angeführt, daß die Kollegen kein Jntere)ſe 
haben, Lehrmittel zu ſtudieren, auf deren evt. Einführung 
ihnen jede Einflußnahme verjagt iſt. 
- Die Hauptkaſſe hat 10464 4 Einnahme, darunter 
7285 an Mitglied3beiträgen ; die Ausgaven betragen 9504 M. 
Der Reſervefonds hatte eine Einnahme von 1556 4 
und eine Au8gabe von 3993 KK, [fo daß der Kaſſenbeſtand 
von 7161 M. auf 4725 zurütgegangen iſt, Kaſſenverhältnijje, 
die gewiß zur Sparjamkeit mahnen. 
Die Verlag3artikel üÜeferten einen Reinertrag von 
43 892 M3 davon erhielt die Witwenkaſſe 38 351 4, der 
Reſervefond38 1280 M. und die Penſion38-, die Krankenkaſſe 
und die Dieſterwegſtiftung je 1420 4. Die Witwenkajſſe 
hat 991 Mitglieder; ſie unterſtüßt 57 Witwen und 36 
Kinder und zahlte 24 695 M. an Penſionen und 1423,50 H. 
an Totengeld ; die Beiträge der Mitglieder betrugen 22749 H. 
an Zinſen kamen 19 551 H ein; das Vermögen der Kaſſe 
hat fich um 356 476 M. auf 621 314 M vermehrt, davon 
iind 3596 403 M in HausSpöſten belegt. Die Penyions- 
Faſſe zählt 41 Mitglieder, von denen 15 das 60. LebenSjahr 
überſchritten haben, alfo zur PenſtonSerhebung berechtigt 
ſind; die Kaſte zahlte 15 Penſionen im Betrage von 
224--388 HM., zuſammen 4242 HM.; die Mitgliederbeiträge 
betrugen 698 4, Zinfen 2582 AK , die Geſamteinnahme 
5365 M; das Vermögen hat um 988 X zugenommen ; es 
beträgt 70 385 4 (außerdem ein Hauspoſten von 24 000 H, 
der aber no< keine Zinſen trägt). Die Krankenkaſje hat 
192 Mitglieder; ſie zahlte in 41 Fällen 1977 M Kranken- 
geld. Die Satßungen haben infolge des Geſetzes betr. die 
Hilfskaſſen, geändert werden müſſen ; die Kaſſe zahlt jetßt 
Feine Tagegelder mebr, fondern ?/« der betr. Ausgaben bis 
zum Höchſtbetrage von 109 H p. a. Die Mitgliederbei- 
träge betrugen 576 M, die Gefjamteinnahme 898 M.; die 
Au2gaben übertreffen die Einnahmen um 1217 H. Die 
Vorſc<hußfkaſſe verlieh im lezten SeichäftSjahr 9040 4, 
zurücbezahlt wurden 9612 4. Die Dieſteriwegſtiſtung hatte 
einſchließlich: eines Saldo8 von 1274 M eine Einnahme von 
4113 M; ſie zahlte 45 Unterſtüßungen im Geſamtbetrage von 
2650 M und beſitzt ein Vermögen von 24 363 M. 
In der Seminarabgangsprüfung wurden folgende 
Aufgaben geſtellt: 
Deutſ<er Aufſaß: „Welche Züge aus dem Volks- 
leben ſtellt Goethe im „Egmont“ dar?“ 
Pädagogiſche Arbeit: „Über die Aufgabe des 
Anſchauungsunterricht8 und ſeine Stellung zu den übrigen 
Disziplinen des elementaren Sprachunterricht3.“ 
*) Die Pfennigbeträge ſind überall weggelayjen. 
 
 
Geſ<ichte: 1. Entwi>dlung der Reformation in 
England. 2. Entſtehung und Bedeutung des deutſchen Zoll- 
vereins. 3. Hamburg, 1803--1810. | . 
Geographie: nur für die Externen: 1. Über- 
ſicht über die Bevölkerung Afrikas. 2. Bedeutendere Kanäle 
in Deutſchland und ihr Einfluß auf Geſtaltung von Handel 
und Verkehr. 3. Die wirtſchaftliche Bedeutung der Ver- 
einigten Staaten. 
Engliſch: „Of what importance was the invention 
of the art of printing for the developement of learming ?“ 
Franzöſiſ<: Franzöſiches Diktat und Überſetßen 
desſelben in3 Deutſche. 
Mathematik: 1. Aus einem Faſſe, welches 2000 ] 
Spiritus von 92% enthält, läßt man 40 mal nacheinander 
30 | ab, wobei man das Fehlende jedesSmal durch Watjſer 
erſeßt. Welche Stärte hat der Spiritus zuletzt ? 
2. X + XY --3xp2 - p* = 9 
XE -- Xp + XP = yp? == Db. 
3. Um ein regelmäßiges Tetraeder iſt eine Kugel beſchrieben. 
In welchem Verhältnis wird diejelbe dur<; eine erweiterte 
Tetraederfläche geteilt? 4. Von einem Dreiec> ſind die Seiten 
a= 45,3, b = 27,2 und der der Seite a gegenüberliegende 
Winkel a == 65%? 10 13“. Wie lang müſen die drei Ab- 
ſchnitte AX, XY und YB auf der dritten Seite angenommen 
werden, damit die von der E>e € na<h den Teilpunkten 
X + Y gezogenen TranSverjalen den Winkel in 3 gleiche 
Teile teilen? 
Phyſik: Diffuſion und Abſorption der Gaſe. 
Naturgeſ<i<te: Eigentliche Geradſlügler. 
Chemie: Die Verbindungen des Ph9o3phors. 
Bereinigung von Freunden der Hamburger 
Zeichenmethode. Verſjammlung am 21. Februar 1900. 
Der Vorſitzende teilte mit, daß er in der Verſammlung am 
25. April einen Vortrag über das „Recht der obiektiven 
Methode“ balien werde. Bezüglich der Veranſtaltung eines 
Kränz<ens wurde beſ<loyen, vorher dur< ein Zirkular die 
Zahl der Teilnehmer feſtzuſtellen. Darauf hielt Herr Göhring 
einen Vortrag über die „Hirtichen und Langeſchen Ideen der 
künſtleriſchen Erziehung und ihre Durchführung in der Volk3- 
ſchule.“ Der Redner kennzeichnete zunäch)t die Ideen Hirts 
und Langes über künſtleriſche Erziehung und beantworiete 
dann die Frage, ob dieſe Jdeen in der Volksſchule durc<- 
fübrbar jeien. Er verbreitete n< zu dieſem ZweC>e des 
längern über die von Hirt und Lange aufgeſtellten Lehrpläne 
und fam zu folgendem Ergebnis: Die Durchführung der 
Ideen über künſtleriſche Erziehung nach Hirt und Lange jei 
in der Volksſc<hule nicht anzuſtreben, weil dur< die betreſſenden 
Lehrpläne 1) nicht für die für das Zeichnen nötigen An- 
Ichauungen geſorgt, 2) nicht für eine jichere Beherr) hung 
der für das Zeichnen notwendigen geometrij<en Elementaxr- 
formen Sorge getragen werde, 3) weil der Phantaſie des 
Schülers unerfüllbare Aufgaben geſtellt und zu viele Aus8-= 
führungsweiſen geübt würden, 4) weil dieſe Lehrweiſe nach- 
teilig auf die Charakterbildung des Schüler3 einwirke. An 
den von der Verſammlung mit Beifall auſgenommenen Vor- 
trag I<loß ſich eine lebhafte BeipreHhung. Die von dem 
Redner im Sinne der obigen Ausführungen beantragte Ent- 
Ihließung wurde abgelehnt. weil die Verjammlung über die 
Beſtrebungen der genannten Männer nicht ohne weiteres im 
Bauſc< und Bogen den Stab brechen wollte. |. 
Die Schnle de8 Paulſenſtift8 (Höhere Mädchen- 
ſchule) verſendet ihren Jahres3bericht; derjelbe enthält ein 
LebenSbild von Charlotte Pauljen von A. Wohlwill, eine 
Beſchrerbung des Schulhauſes von G. Zinnow und Scul- 
nachrichten. Ch. Paulten, das Schulhaus ſowie das Olgaheim, 
ein Ferienhaus für die Schülerinnen, am Timmendorfer 
Strande gelegen, werden auß im Bilde vorgeführt. Die 
Sculnachrichten bringen eine Überſiht der Geſchichte der 
Anſtalt und Nachrichten über den Unterricht3betrieb, die 
Lehrerinnen und Schülerinnen. Die Schule iſt neunſtuſig; 
ſie zählt in 17 Klaſſen 786 Schülerinnen (758 evangeliſche, 
21 Jüdinnen und 7 katholiſche.) Das Schulgeld ſteigt von
	        
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