Von Bedeutung für die Schulgeſc<ic<te ſind außer-
vem: Die Antritt3rede des Direktors Dr. K. Friedlaender
(Programm von 1872--73). Baugeſchichte und Beſchrei-
bung des neuen Schulhauſes, von Dr. Aug. Voller ?)
(Programm von 1876--77). Über Luftwechſel und Be-
ſchaffenheit der Luft in den ventilierten Räumen der Real-
ſchule des Johanneums, ebenfals von Dr. Aug. Voller
(in den Programmen von 1877--78 und 1879--80), Schul-
rede, gehalten bei der Lutherfeier am 10. November 1883
in der Aula des Realgymnaſiums des Johanneums zu Ham=-
burg, von Lic. Dr. &. Hamann (Programm von 1883---84),
Zur Erinnerung an Direktor Dr. Karl Bertheau, von
Dr. Th. Wellig.
Auf die Geſchichte unſerer Stadt, wenn auch nicht
direkt, bezieht ſich die Abhandlung von Dr. C. Redlich *):
Die poetiſchen Beiträge zum Wand3be>er Bothen, gejammelt
und ihren Verfaſſern zugewieſen. (Progr. von 1870--71).
Dem Gebiet des Unterrichts (des fremdſprachlichen)
entnommen iſt endlich die Abhandlung von Profeſſor Dr.
G. Wendt: Der Gebrauch des beſtimmten Artikels im
Engliſchen (Progr. von 1886--87).
Vom Wilhelmgymnaſium beſitzt die Ichulge]c<hichtliche
Sammlung bis jezt nur ein vollſtändiges Programm und
zwar das von 1881---82. E3 enthält eine Abhandlung des
damaligen, erſten, Direktor8 der Anſtalt, Profeſſor Dr.
Genthe, über „Grammatik und Scriftſtellerlektüre
im altſprachlichen Unterricht“, und in den Schul-
nachrichten u. a. Geſchichtliches über die Gründung der
Schule, und biographiſche Notizen über ihre erſten Lehrer.
Außerdem iſt in der Sammlung noch eine, der Feſtjchrift
von 1885 entnommene Abhandlung (Sonderdrus) von J.
Lieberg *): Über die Vorbereitung für die Sexta der
höheren Schuien.
Die ſtaatlichen Real] <ulen jind erheblich jünger
als die Gymnaſien, wenn wir bei letzteren das Wilhelmgym-
naſium (eröffnet 1881) ausnehmen. E38 jind ihrer jechs: die
Realif<ule vor dem Holſtenthor, die Realſchule vor
dem Lübe&er Thore, die Realjſ<ulen in Cilbe>, in
EimSbüttel, in St. Pauli und auf der Uhlenhorſt.
Die beiden erſigenannten Anſtalten ſind noc< als „Höhere
Bürgerſchulen“ entſtanden, und erjt nach 1890 in Real-
ſchulen umbenannt worden. Die erſtere war anfangs in
gemieteten Räumen in der Poolſtraße untergebracht, während
für die leßtere ein provijoriſ<e3 Gebäude beim Lübecer
Thore erbaut worden war. *) Die Realj<ule in St.
Pauli iſt aus der Gemeindeſchule der reformierten Gemeinde
hervorgegangen, an der Theodor Hoffmann, der ſpätere
Schulrat, viele Jahre lang als Oberlehrer gewirkt hat. Nach
ſeiner Wahl zum Schulrat wurde die Schule in eine Real-
ſchule umgewandelt, deren Lehrplan fich genau dem der ſtaat-
lichen Realſ<ulen anſ<hloß. Für die Schule, deren biSherige
Räume allmählicß nicht mehr au2reichten, ward ein neues
Gebäude in St. Pauli errichtet, und im Jahre 1896 ging
ſie nach längerer Verhandlung gänzlich in die ſtaatsſeitige
Oberleitung und Verwaltung über. Die Realj<ulen in
EimsSbüttel und in Eilbe> ſind gleich als ſolche gegrün-
det, haben ſich aber längere Zeit in gemieteten Räumen be-
helfen müſſen, ehe ſie ein zweentſprechende8 eigene3 Gez
bäude erhielten. Die Reali)<ule auf der Uhlenhorſt
endlich, der Gründung8zeit nach die jüngſte, iſt 1896 gleich
in dem für ſie erbauten Gebäude am Schulweg *) eröffnet
worden.
Auch in dieſen Programmen ſind für die Schulgeſchichte
zUnächſt die Shulnachrichten wichtig; aber auch die dieſen
beigegebenen Abhandlungen haben ihre große Bedeutung.
1) Jetzt Direktor des phyſikaliſchen Laboratoriums hierſelbſt.
7) Später der erſte Direktor der Realſ<hule vor dem Holſtenthor
(iegt Oberreali<ule).
3) Jetzt Hauptlehrer an der Volksſc<ule für Mädchen, Hoheweide 10,
Eimsbüttel.
“) Jetzt befindet ſich in dieſem Gebäude das Botaniſche Muſeum.
5) Vom 1. Januar 1900 an Averhoffſtraße benannt.
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Sie zerfallen ihrem Inhalte nach ebenfall3 in 1) rein wiſſen-
ſchaftliche, 2) auf die hamburgiſche Geſchichte bezügliche, und
3) in ſolche, deren Thema der Schuipraxis entnommen ijt.
Der ſpäteren Gründungs8zeit aller diejer Schulen ent-
ſprechend, iſt bei jeder von ihnen die Zahl der bi3 jeßt ex-
ſchienenen Programme jehr viel kleiner als bei dem Jo-
hanneum und dem Realgymnaſium. Aber auch die Zahl der
in der ſ1<ulgeſ<hichtlichen Sammlung vorhandenen
Realſchulprogramme iſt leider no< recht klein, und deren
Ergänzung rec<ht wünſc<enswert.
1. Höhere Bürgerſ<ule in Hamburg, ſpäter Re-
alſchule, jezt Oberrealſchule mit Realj/<ule vor dem
Holſtenthor: Nur die S<hulnachrichten von 1883--84.
2. Neue Höhere Bürgerſ<ule in Hamburg, ſpäter
Realſc<<hule vor dem LübeCerthore: Vollſtändige Pro-
gramme von 1887--88,1) 1888--89, 1889-90 und
1897--98 ; nur Shulnahrichten von 1888--89 7), 1889---90*)
und 1892---93. Von den Programmen für 1896--97 be-
ſitt die Sammlung nur die wiſſenſ<aftliche Abhandlung.
Für die hamburgiſ<e Schulgeſchichte beſonder38, aber auch
für die hamburgiſche Geſchichte überhaupt, ſind no<, außer
dem Programm von 1887--88, wichtig die Schulnachrichten
für 1892-93, weil ſie einen Bericht über die Verwen-
dung des (erſten) Schulgebäudes als Krankenhaus
vom 28. Auguſt bis 17. Oktober 1892 enthalten.
Außerdem nenne iG< noc< die Abhandlung im Programm
von 1888--89: Zur geographiſchen Lage des älteren
Hamburg, von Georg Hindrichſon.
3. Realſchule am Gilbe&er Wege, jezt Real]<ule
in EilbeE: Nur Sculnachrichten für 1893--94; vollſtän-
dige Programme für 1894--95 und 1895--96. Letßtere3
enthält: Grundlehren der Schulgeſundheitspflege und
ihre Beziehung zum Elternhaue von E. Berg.
4. Realſ<ule der Evangelij]<-reſormierten Ge-
meinde, jezt Realſ<ule in St. Pauli: Von ihr beſitzt
die „Sammlung“ nur die Abhandlung zum Programm für
1874-75 und die Schulnachrichten des Programms für
1896--97.
Die Real) <ulen von EimSbüttel und UÜbhblen-
horſt ſind noG garniht in der „Sammlung“ vertreten.
Sie beſtehen zwar, wie oben erwähnt, erſt wenige Jahre;
aber au< ihre Programme, namentlic< das erſte jeder der
beiden Schulen, jind für die „Sammlung“ jehr erwünſcht,
da ſie die Geſchichte der Gründung der betr. Schule und die
Berichte über deren Einweihung und Eröffnung enthalten.
Damit möchte ic< dieſe erſte Überſicht über den Beitt-
ſtand der „ſchulgeſ<ichtlihen Sammlung“ an Programmen
ſchließen, und behalte eine gleiche Überſicht über die halb-
öffentlihen höheren Schulen (Stiftungsi<ule von 1815,
„Baulinum“ des Rauhen Hauje3, Unterricht3-Anſtalten des
Kloſter3 St. Johanni3 uſw.) für einen zweiten Artikel vor.
I< glaube, ſchon in Vorſtehendem gezeigt zu haben, welch
reichhaltiges Material für die Schulge)hichte unjerer Stadt
in dieſen Programmen enthalten iſt, daß aber auch bedeut-
ſame Arbeiten ſowohl über Abſchnitte aus der hamburgiſchen
Geſchichte al3 au< über Themata der Schulpraxis fich darin
befinden. I< fürchte aber, daß dieſe wertvollen Arbeiten
nur einem verhältni3mäßig ſehr kleinen Teile unſerer Lehrer-
Ihaft bekannt, und darum in gewiſſem Sinne ein totes Ka-
pital find. Indem ich nun hoffe, dur< vorſtehende Überſicht
dieſem Mangel wenigſtens in etwas abzuhelfen, möchte ich
zugleih namens des Ausſchuſe2 für die ſchulgeſchichtliche
Sammlung die Bitte ausſpreHhen, die no& vorhandenen
großen Lü>en durc< freundliche Shenkung noc< fehlender
Programme auszufüllen. I. A.: €. Rud. Scnitger.
(Eeenerhentmate Enie
2) Die Schule wurde im Oktober 1887 eröffnet; diejes Programm,
dem keine wiſſenſ<aftlice Arbeit beigegeben war, umfaßt aljo nur die
Zeit vom Oktober 1887 bis Oſtern 1888.
7?) Doubletten, da ſie ſ<on in den vollſtändigen Programmen der
beiden genannten Jahre enthalten ſind.