Aus Hamburg. |
Geſellſchaft der Freunde des vaterländiſchen
Schul- und Erziehungsweſeus. In der Verſamm-
lung der BVertrauensmänner am 15. März fehlten die
Vertreter von 38 Volksſchulen ohne Entſchuldigung. Dex
Proponent Herr H. Möller eröffnete die Sizung mit einem
Hinweis auf die Schlußprüfungen der Haushaltungs-
ſ<ule von Frl. Agnes Wolffjfon. AU38 Vertreter auf der
Deutſchen Lehrerverjammlung in Köln wurden auSerſehen die
Herren: H. Möller, v. Borſtel, Wolgaſt, Scheel, F. Peter,
I. Fiſcher und Pauljen.
Herr Scheel ſprach über die Arbeit des nächſten Ge-
Ichäftöjahre3, bedauerte den geringen Beſuch unſerer ArbeitS3-
verſammlungen und forderte die Vertrauen3männer auf, den
Vorſtand durch Vorſc<lagen geeigneter Verhandlungsgegen-
ſtände und Redner zu unterſtüßen, ſowie eifrig für Bejuch
der Verſammlungen zu wirken. Herr Fritz Peters wies in
längerer Ausführung hin auf die hohe Bedeutung des
Internationalen Schulkongrefſſes in Paris und verlangte
Entſendung von Vertretern de3 Schulweſens auf Staatskoſten.
Die Verſammlung ſtimmte ſeinen Ausführungen einſtimmig zu.
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In der Fortbildungsſchule de3 Verein38 Ham-
burger Volksſ<ullehrerinnen, Fuhlentwiete 34, werden
jezt die Anmeldungen für das neue Schuljahr entgegenge-
nommen. Unter unjern Konfirmanden befinden ſich manche,
die jehr wohl die Zeit aufwenden könnten, ihre Kenntnijſe
zu vervollkommnen. Wie nötig vielen unter ihnen die Er-
gänzung ihres Wiſſens iſt, das iſt uns allen bekannt; von
dem, was wünſchensSwert für alle wäre, ſei hier geſchwiegen.
E3 werden daher Kollegen und Kolleginnen gebeten, in ge-
eigneten Fällen die Mädchen auf die Fortbildungs8]<hule hin-
weiſen zu wollen. --- Lehrfächer ſind: Deutſch, Rechnen,
Hau3haltungs8kunde, GeſundheitsSlehre und praktiſ<e Hand-
arbeiten als Fliken, Stopfen und Maſchinennähen. Der
Unterricht findet an vier Abenden in der Woche von 7--9 Uhr
ſtatt. Für Lehr- und Lernmittel iſt eine monatliche Ent-
jIc<ädigung von K. 1 zu zahlen. Nähere Auskunft wird er-
teilt in der Sprechſtunde an jedem Montag von 6--7 Uhr
in der Schule. Anmeldungen werden im März entgegen-
genommen.
In unſeren neuen Volksſchulturnhallen ſind die
Turngeräte durc<gehend3 in vierfa<er Anzahl vorhanden.
Eine Ausnahme davon macht das ſo häufig gebrauchte
Freiſprunggerät. Wohl finden ſich 4 Sprungſtänder, doch
dieje genügen ja uur für 2 Riegen bezw. 2 Abteilungen. ---
Ahnlich verhält e8 ſich mit den Schaukelringen. -- Der
Vorſtand de3 Hamburger Lehrer-Turnverein3 beſchloß daher,
in einer Eingabe an die Oberjchulbehörde diejelbe zu bitten,
das Freiſprunggerät auf 4 Paare zu ergänzen und die neu
zu erbauenden Hallen mit 4 Paaren auszurüſten. Die erfolgte
Antwort des Bureaus der Sektion für da38 Volks8|<ulweten
bejagt, „daß auf Antrag de3 betreffenden Hauptlehrers eine
Ergänzung der Sprungſtänder in den Turnhallen der hieſigen
öffentlichen Volkjchulen ſeitens der Oberſchulbehörde befür-
wortet werden wird.“ =- Da dieſe Antwort für die ge-
jamte hieſige Lehrerſchaft von Intereſſe iſt, wird ſie hierdurch
vekannt gegeben. E. Fiſcher.
Am Sonntag, den 11. d. M., fand in der Volksbade-
balte in Eimsbüttel ein Prüfungsſchwimmen von Volks-
Ichülern ſtatt. An einigen Schulen war im Laufe dieſes
Schuljahres ein Teil der Turnſtunden zum Schwimmenlehren
benußt worden. Die Ergebniſje waren recht erfreuliche und
werden hoſſentlih dazu beitragen, die Ausbreitung dieſer
guten Einrichtung zu fördern.
Aus der Erwiderung des Seuats betr, Regulierung der Be-
amtengehälter. Der Senat ſtimmt der Mehrzahl der von der Bürger:
ihaft beſchlioſjenen Anderungen zu ; einige werden beanſtandet ; wir beben
die für uns wichtigſten Beſtimmungen heraus: Der Senat iſt damit
inverſtanden, daß die Beſtimmung, daß die Schulräte Mitglieder der
Oberſ<hulbebörde ſind, aus der Gehaltsvorlage geſtrihen wird, voraus:
geſetzt, daß die Frage ſpäterer Beſchlußfaſſung vorbehalten bleibt und
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daß bis dahin die jezt geltenden Beſtimmungen in Kraft bleiben. Die
von der Bürgerſchaft befürworteten Gehalt3erhöhungen würden für die
Volksſ<ullehrer eine jährliche Mehrausgabe von 178 000 A. erfordern
und zwar 38 000 K. für die Hauptlehrer, 53 000 4. für die feſtange-
ſtellten Lehrerinnen, 34 000 M. für die Hilfslehrer und -lehrerinnen ; die
volle Anrechnung des Privatſchuldienſtes erfordert für 76 Lehrer 44 000 HK.
und für 20 Lehrerinnen 9000 4. Die Summe von 178 000 AK. würde
hinzutreten zu der nach der Senat8vorlage erforderlichen jährlichen Mehr-
ausgabe von 580 000 4. Oberſc<hulbehörde und Senat halten eine Ge-
halt3erhöhung für Hilfslehrer und -lehrerinnen nicht für wünſ<enswert
und zwar aus folgenden Gründen : Die geſetzliche Zuſicherung von Dienſt:
alter8zulagen vor vem 25. LebenSjahre und an nicht feſtangeſtellte Lehr-
kräfte widerſtreitet dem ganzen Syſtem der Gehalt3normierung ; Gehalts-
zulagen beeinträchtigen bei den jungen Lehrerinnen das Beſtreben,
rechtzeitig die zweite Prüfung abzulegen ; der ſtarfe Andrang zum Lehrer-
innenberuf ſpricht für das Genügende der jeßigen Gehälter. Gegen die
Zulage der Hilfslehrer wird angeführt, daß diejenigen, die erſt im dritten
Jahre ihres Schuldienſte3s ihrer Militärpfliht genügen, 200 4. weniger
beziehen als die früher Dienenden.
Der Senat will den Aus8wärtigen nur die Dienſtzeit „in feſter
Stellung nac<ß Ablegung der zweiten Prüfung“ anrechnen, nicht (wie
die Bürgerſchaft vorſchlägt) „die Dienſtzeit nach Erlangung" der Berech-
tigung zur feſten Anſtellung“. Durch den Bürgerſc<haft8bej <luß würden
Mecklenburger und Oldenburger beſſer geſtellt werden als Hamburger
und Preußen. Die übrigen Fälle, in denen auswärtige Dienſtzeit in
Betracht kommt, ſollen von Fall zu Fall durc< Senat und Bürgeraus-
I<9uß erledigt werden, 3. B. Dienſtzeit an hamburgiſchen Landſchulen,
an hieſigen Privatſchulen, ausSwärtigen Rräparandenanſtalten u. |. w.
Die hier in Betracht kommenden Fälle ſind zu verſchiedenartig, um eine
Regelung gefezßliche Beſtimmungen zuzulaſſen. Dem Antrage auf Er-
höhung des Hauptlehrergehalte8s ſtimmt der Senat zu „namentlich mit
RÜ>ſicht darauf, daß es wünſc<enswert erſcheint, die Stellung der
Hauptlehrer unſerer großen Volksſchulen im Gehalt entſprechend heraus-
zuheben und auch dadur< die Autorität der Hauptlehrer den ihrer
Leitung unterſtellten Lehrkräften gegenüber zu ſtärken“. Der Gehalts-
erhöhung der feſtangeitellten Lehrerinnen ſtimmt der Senat zu unter der
Vorausſezung, daß die Bürgerſchaft ihrerſeits auf die DienſtalterSzulage
für Hilfslehrer und -lehrerinnen verzichtei. Mit den Beſtimmungen der
Bürgerſchaft über die „Amts8“klaſſe iſt der Senat einverſtanden. Das
AnfangS3gehalt der Seminarlehrer und -Oberlehrer ſoll nach den Wünjc<en
der Bürgerſchaft erhöht werden ; aber das Gndgehalt der Semittarlehrer
joll nicht von 6000 auf 6600 HA. erhöht werden; es würde jich dann
„allzu fehr dem Gehalt der wiſſen) haftlich gebildeten Seminarlehrer“
nähern. Die Schulgeldfreiheit foll erſt mit dem 1. April djs. Jahres
aufgehoben werden, damit keine Nachzahlung Ddesſelben nötig wird.
Wir verzichten auf jede Kritik der Senatsvorj|<hläge und ihrer Be-
gründung, 19 fehr mandes in denſelben dazu heraus fordert. Wir
wollen aber nicht unterlaſſen, an dieſer Stelle der Bürgerſ<aft den drin-
genden Wuni< auSszuſprechen, die Erledigung der Gehaltsfrage nad
Möglichkeit zu beichleunigen. Endlich mit der Gehalt8bewegung zu Ende
zu ſein, das iſt der dringende und allgemeine Wunſ< der Lehrer)j<aft.
Schulwiſffenſchaftlicher Bildung8verein. 11. Arbeitsver-
jammlung am Sonnabend, den 10. März, abends 7?/2 Uhr. Nach einigen
Mitteilungen des Vorſitzenden hält Herr H. Freytag einen Vortrag :
„Über Schulreijen der Volksſ<Hüler“. Nach einer Darſtellung des
Entwidelung8ganges der Schulreiſen ſpricht Redner über die pädagogiſche
Bedeutung deryelben und zeigt ſ<ließlich, geſtüßt auf jeine reichen Er-
fahrungen, wie Schülerreiſen zweEmäßig vorbereitet und ausgeführt
werden können.
Dem pad&enden Vortrag folgt eine lebhafte Beiprechung, nah
welcher folgende Leittätze angenommen werden :
1. Die Sculreijen gewähren dem Großſtadtkinde eine körperliche
Wobhlthat.
2. Sie ſind eine mächtige Stüße des Unterrichts, weil ſie eine Fülle
lebendiger Anſ<auung bieten.
3. Sie erziehen unmittelbar durch die ihnen eigentümliche und dur<
keine andere Beranſtaltung erſetzbare Form des Erlebens. Die
Kinder treten zur Außenweit in Beziehungen, die ſie unter den
Augen des Lehrers zum ſelbſtändigen Handeln zwingen. Dabei
wird zugleich zwiſjHen Schüler und Lehrer ein weit innigeres
Verhältnis angebahnt, als dies im Schulverkehr möglich iſt.
4. Die Schulwanderungen ſind von großem Einfluß auf das Gemüts:
- leben de8 Kinde2; ſie wecken in8beſondere die Freude an der
Natur.
5. Sie treten in den Dienſt der nationalen Erziehung, weil ſte ein
hervorragendes Moment bieten, VaterlandsSliebe zu pflegen.
6. Aus diejem Grunde ſollten Schulreiſen unſerer Volk8ſ<hüler dur<
unentgeltliche Beförderung mit den vorhandenen Verkehrs8mitteln
erleichtert werden. .
. Eingedenk ihrer hohen pädagogijchen Bedeutung wäre es wünyc<ens:-
wert, wenn den Volksſc<hulen Mittel zur Verfügung ſtänden, 19
daß ganz unbemittelten Schülorn die Teilnahme an Schulfahrten
ermöglicht würde.
8. Den Sculreiſen der oberen Klaſjen mütjen häufige Ausflüge aller
Stufen vorangehen.
Schluß der Verjammlung: 11 Uhr. R. L.
Perſonalien.
Abgang zum 31. März 1900: Feſtangeſtellter Lehrer I. Dit,
Volksichule Angerſtraße 33; feſtangeſtellte Lehrerin C. C. A. Hanſen I1,
Volksſdule Shrammsweg 34.
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