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Im Landesverband wurde die Gründung von Jugend-
Kompanien befürwortet. Der H. L.-T. hat ſich daran be-
teiligt und in Verbindung mit dem Seminar Binderſir. eine
ſolche gebildet. Der Hauptleiter derſelben iſt der Turn-
wart Herr Ladiges.
Auch an den Arbeiten des Kriegshilfeausſchuſſes für
die Iugendpflege hat ſich der Berein beteiligt.
In der Freitagabteilung (Binderſtr.) wurde in der Zeit
von Oktober 1914 bis März 1915 an 20 Abenden von
34 verſchiedenen Turnern geturut. Die Anweſenheitsziffer
betrug für die Abende 256 ; das macht einen Durchſchnitt
für den Abend von 12,8 -- eine Steigerung gegen das
Vorjahr (12,6) von 0,2. = In den Sommermonaten trat
an Stelle des Turnens das Spiel. Nach dem Kriegsaus-
bruch wurde die Mittwochabteilung mit der Freitagab-
teilung zuſammen geworfen, und es wurde nur am Mitt»
woch geturnt. Der bisherige Leiter dieſer Abteilung, Herr
Graſſow, war zu den Fahnen gerufen, und ſo übernahm
Herr Ladiges die Leitung dieſer Turnabende. Anweſend
waren durchſchnittlich 20 Turner. Die Abende wurden aus-
gefüllt durch Frei=, Hantel» und Stabübungen, ſowie Ge-
rätturnen mit einmaligem Wechſel ; auch fand jieis ein
Kürturnen ſtatt. Die Turner waren faſt nur Seminariſien
und von dieſen auch meiſtens nur jüngere Jahrgänge, da
die älteren meiſt freiwillig in das Heer eingetreten, die
Lehrer aber faſt alle eingezogen waren. Nach dem Kriege
werden die Turnabende wieder in der alten Weiſe aufge-
nommen werden, in der Hoffnung, daß ſich der Turnvetrieb
rege geſtalten möge, damit wir unſeren Körper ſtählen und
ſtets gewappnet ſind gegen unſere Feinde.
In den beiden Abteilungen Steinhauerdamm hatte
während der Sommermonate das Turnen ebenfalls geruht ;
dafür wurde auf dem Plazze Lüb. Tor geſpielt. Am Ende
der Herbſtferien 1914 ſammelte Herr H. Löhlein die nicht
eingezogenen Turner um jich- Aus 2 Abteilungen wurde
eine Montagsabteilung gemacht. Nach Weihnachten über-
nahm Herr C. Frerk den Turnabend als Turnwart. Die
Turnerſchar war nur Klein, da auch von dieſer Abteilung
viele dem Baterlande dienten. An 11 Abenden waren
232 Turner anweſend, alſo 21 durchſchnittlich.
Das Kriegsjahr hat in der Leitung der Damenabteilung
einen Wechſel hervorgerufen. Der bisherige Leiter Herr
Samtleben wurde Neujahr 1915 eingezogen. An ſeine
Stelle trat vertretungsweije Herr C. Frerk. Die Abteilung
hat ſich ſtetig entwickelt.
Beſuch : Turnerinnen : Abende: Durchſch. :
April, Mai, Juni : 344 9 33
Juli, Aug., Sept. : 198 7 28
Okt., Nov., Dezbr. : 306 10 31
Jan., Feb., März : 456 11 41
1304 37 35
Mehr als einmal zaben 64 Damen den Turnplaß be-
fucht. Am Kreisturuntag der Borturnerinnen in Kiel nahmen
Frl. Frieda Rochow und Frl. Farnow teil. Am Palm-
fonntag, den 29. 3. 1915, unternahm die Abteilung eine
Wanderung „Um und durch den Kleckerwald“. 22 Damen
nahmen daran teil.
Die Fechtabteilung nahm ihre Tätigkeit bei guter Be-
teiligung am 1. April 1914 auf, wurde jedoch aber in-
folge des Kriegsausbruchs nach den großen Ferien wieder
aufgehoben.
Die Arbeiten der Spielabteilung wurden durch den Krieg
weſentlich beeinträchtigt. Bom deutſchen Fußballbund
wurde beſchloſſen, die Fußballwettſpiele in beſchränkter An-
zahl fortzufezen. So beteiligte ſich die Spielabteilung mit
1 Mannſchaft. Es wurden 8 Wettſpiele ſowie einige Ge-
ſellſchaftsſpiele ausgetragen. Der Erfolg war den VBer-
hältniſſen entſprechend noch als günſtig zu bezeichnen. Mit
großen Hoffnungen wurden die Uebungsſpiele in Schlag-
und Fauſtball im April 1914 begonnen. Im Schlagball
waren 3 Meiſterſchaften zu verteidigen: im Gau, im Kreiſe
und im Spielverdand. Die Mannſchaften der unteren
Klaſſen ſollten den Nachweis liefern, daß ſie für die oberen
Mannſchaften allmählich heranreiften. Zum erſten Male
beteiligten ſich auch die Damen an den Wettijpielen. Alle
Hoffnungen ſchienen in Erfüllung zu gehen. Die Spieler
waren mit Luſt und Liebe bei der Sache. Faſt alle Spiele
wurden gewonnen. Bei Beginn der großen Ferien, die
für die Spielabteilung in jedem Jahre eine große Ruhe-
pauſe im Spielen bringen, war über die Hälfte der Spiele
erledigt. Frohen Herzens beſprachen die Mannſchaften am
letzten Spielſonntage die Ausſichten. Die Spieler zer-
ſtreuten fich über Deutſchlands Gaue, aber vorzeitig ließ
ſie der Krieg wieder zurückeilen. Gewaltig groß war die
Zahl der HSinausziehenden, das Baterland zu ſchirmen.
So konnte eine Beteiligung an den Herbſtſpielen, die der
Spielverband einrichteie, nicht jtattfinden.
Vis zur Mitte des Jahres 1814 wurden wie üblich
monatlich 1--2 Ausflüge unternommen. Am Himmel-
fahristag, den 21. Mai, führte der H. L.-T. ſeine 250. Turnu=-
fahrt aus.
Ein Dampfer trug faſt 300 Teilnehmer ins Kirſchen-
land und nach Stade. Ihr folgten im Juni 2 Wanderungen
durch die Kornfelder von Glinde und im Juli eine fünf-
tägige Ferienwanderung von Hamburg durch Mittelholſiein
über Kisdorf =- Booſtedt = Boruhöv2d zur Eider- und
Störquelle und nach Bordesholm, Einjelder See. Der
ylöglich einfeßende Krieg fdjien die geplante KHeidefahrt
zum Ottersverg unmöglich zu machen. Sie wurde? in
einem Militärzug unter alleriet Fährnijien angetreten und
vollendet, und wird den Teilnehmern wegen ihrer Eigen-
art gewiß Lange im Gedächtnis bleiben. Im November
fand noch ein Ausflug mit Damen nach Bolksdorf, Mellen-
burg ſtatt. = In den 6 verfloſjenen Monaten Dieſes
Kriegsjahres wurden nur 2 Fahrten ausgeſührt ; es ging
nach Wohidorf und Buxtehude. .
Bis zum 15. Juni waren von 375 Lehrermitgliedern
des Vereins 272 zu den Fahnen gerufen. Davon find 26
gefallen und 21 mit dem Eijernen Kreuz ausgezeichnet.
Außerdem waren von den dem Verein angehörenden 124
Seminariſien 50 ins Heer eingetreten, wovon 2 den Tod
fürs Baterland ſiarben.
Ein Rückblick auf die Arbeit im Vereinsjahr 1914/15
zeigt im Anfange des Jahres 1914 das Bild reger Arbeit.
Der Krieg hat ſie ſtark beeinträchtigt. Möge die Zeit
nicht mehr fern ſein, daß ſich die Turner in alter Weiſe
wieder auf dem Turnplaße ſammeln und ſich im friedlichen
Wettkampfs auf dem grünen Raien tummein.
Der Turnrat im Hamburger Lehrer-Turnverein e. VB.
I. A. E. Schönfeldt.
Perſonalien. Abgang.
Lehrerin Meyzer 24, Dehnhzeide 60 -- Verheiratung.
Piraly, Kielortallee 18 -- 19. 8. verſtorben.
Felſing, Baulinenſtr. 6 = 24. 6. verſtorben.
Neuanſtellungen.
3
Lehrer Hantſch SEIS von auswärts.
Haushaltungslehrerin Jacobſohn, Hobeſtr. 31.
Beterfen, Schleidenſtr. 9.
Scheelihaaſe, Holſtenwall 16.
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Rundſchau.
Aufruf! In der Lothringer Schlacht am 19./20 Auguſt
1914 iſt ein Unteroffizier Rramer, Lehrer,
gefallen.
Da weder ſeine Truppenzugehörigkeit noh ſeine Perſo»
nalien bekannt ſind, ſo hat das Zentral-Nachweis-Büro
des Kriegsminiſteriums an den Deutſchen Lehrerverein das
Erſuchen gerichtet, Ermittlungen über den Gefailenen durch
die Bereinsorganiſation anzuſtellen.
Ih erfülle dieſen Ruf des Kriegsniiniſteriums gern und
bitte hierdurch die Borſigenden und Bertrauensmänner
aller Lehrervereine, in ihren Bezirken die erforderlichen
Nachforſchungen vorzunehmen.