Full text: Hamburgische Schulzeitung - 23.1915 (23)

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Im Landesverband wurde die Gründung von Jugend- 
Kompanien befürwortet. Der H. L.-T. hat ſich daran be- 
teiligt und in Verbindung mit dem Seminar Binderſir. eine 
ſolche gebildet. Der Hauptleiter derſelben iſt der Turn- 
wart Herr Ladiges. 
Auch an den Arbeiten des Kriegshilfeausſchuſſes für 
die Iugendpflege hat ſich der Berein beteiligt. 
In der Freitagabteilung (Binderſtr.) wurde in der Zeit 
von Oktober 1914 bis März 1915 an 20 Abenden von 
34 verſchiedenen Turnern geturut. Die Anweſenheitsziffer 
betrug für die Abende 256 ; das macht einen Durchſchnitt 
für den Abend von 12,8 -- eine Steigerung gegen das 
Vorjahr (12,6) von 0,2. = In den Sommermonaten trat 
an Stelle des Turnens das Spiel. Nach dem Kriegsaus- 
bruch wurde die Mittwochabteilung mit der Freitagab- 
teilung zuſammen geworfen, und es wurde nur am Mitt» 
woch geturnt. Der bisherige Leiter dieſer Abteilung, Herr 
Graſſow, war zu den Fahnen gerufen, und ſo übernahm 
Herr Ladiges die Leitung dieſer Turnabende. Anweſend 
waren durchſchnittlich 20 Turner. Die Abende wurden aus- 
gefüllt durch Frei=, Hantel» und Stabübungen, ſowie Ge- 
rätturnen mit einmaligem Wechſel ; auch fand jieis ein 
Kürturnen ſtatt. Die Turner waren faſt nur Seminariſien 
und von dieſen auch meiſtens nur jüngere Jahrgänge, da 
die älteren meiſt freiwillig in das Heer eingetreten, die 
Lehrer aber faſt alle eingezogen waren. Nach dem Kriege 
werden die Turnabende wieder in der alten Weiſe aufge- 
nommen werden, in der Hoffnung, daß ſich der Turnvetrieb 
rege geſtalten möge, damit wir unſeren Körper ſtählen und 
ſtets gewappnet ſind gegen unſere Feinde. 
In den beiden Abteilungen Steinhauerdamm hatte 
während der Sommermonate das Turnen ebenfalls geruht ; 
dafür wurde auf dem Plazze Lüb. Tor geſpielt. Am Ende 
der Herbſtferien 1914 ſammelte Herr H. Löhlein die nicht 
eingezogenen Turner um jich- Aus 2 Abteilungen wurde 
eine Montagsabteilung gemacht. Nach Weihnachten über- 
nahm Herr C. Frerk den Turnabend als Turnwart. Die 
Turnerſchar war nur Klein, da auch von dieſer Abteilung 
viele dem Baterlande dienten. An 11 Abenden waren 
232 Turner anweſend, alſo 21 durchſchnittlich. 
Das Kriegsjahr hat in der Leitung der Damenabteilung 
einen Wechſel hervorgerufen. Der bisherige Leiter Herr 
Samtleben wurde Neujahr 1915 eingezogen. An ſeine 
Stelle trat vertretungsweije Herr C. Frerk. Die Abteilung 
hat ſich ſtetig entwickelt. 
Beſuch : Turnerinnen : Abende: Durchſch. : 
 
April, Mai, Juni : 344 9 33 
Juli, Aug., Sept. : 198 7 28 
Okt., Nov., Dezbr. : 306 10 31 
Jan., Feb., März : 456 11 41 
1304 37 35 
Mehr als einmal zaben 64 Damen den Turnplaß be- 
fucht. Am Kreisturuntag der Borturnerinnen in Kiel nahmen 
Frl. Frieda Rochow und Frl. Farnow teil. Am Palm- 
fonntag, den 29. 3. 1915, unternahm die Abteilung eine 
Wanderung „Um und durch den Kleckerwald“. 22 Damen 
nahmen daran teil. 
Die Fechtabteilung nahm ihre Tätigkeit bei guter Be- 
teiligung am 1. April 1914 auf, wurde jedoch aber in- 
folge des Kriegsausbruchs nach den großen Ferien wieder 
aufgehoben. 
Die Arbeiten der Spielabteilung wurden durch den Krieg 
weſentlich beeinträchtigt. Bom deutſchen Fußballbund 
wurde beſchloſſen, die Fußballwettſpiele in beſchränkter An- 
zahl fortzufezen. So beteiligte ſich die Spielabteilung mit 
1 Mannſchaft. Es wurden 8 Wettſpiele ſowie einige Ge- 
ſellſchaftsſpiele ausgetragen. Der Erfolg war den VBer- 
hältniſſen entſprechend noch als günſtig zu bezeichnen. Mit 
großen Hoffnungen wurden die Uebungsſpiele in Schlag- 
und Fauſtball im April 1914 begonnen. Im Schlagball 
waren 3 Meiſterſchaften zu verteidigen: im Gau, im Kreiſe 
und im Spielverdand. Die Mannſchaften der unteren 
Klaſſen ſollten den Nachweis liefern, daß ſie für die oberen 
Mannſchaften allmählich heranreiften. Zum erſten Male 
beteiligten ſich auch die Damen an den Wettijpielen. Alle 
Hoffnungen ſchienen in Erfüllung zu gehen. Die Spieler 
waren mit Luſt und Liebe bei der Sache. Faſt alle Spiele 
wurden gewonnen. Bei Beginn der großen Ferien, die 
für die Spielabteilung in jedem Jahre eine große Ruhe- 
pauſe im Spielen bringen, war über die Hälfte der Spiele 
erledigt. Frohen Herzens beſprachen die Mannſchaften am 
letzten Spielſonntage die Ausſichten. Die Spieler zer- 
ſtreuten fich über Deutſchlands Gaue, aber vorzeitig ließ 
ſie der Krieg wieder zurückeilen. Gewaltig groß war die 
Zahl der HSinausziehenden, das Baterland zu ſchirmen. 
So konnte eine Beteiligung an den Herbſtſpielen, die der 
Spielverband einrichteie, nicht jtattfinden. 
Vis zur Mitte des Jahres 1814 wurden wie üblich 
monatlich 1--2 Ausflüge unternommen. Am Himmel- 
fahristag, den 21. Mai, führte der H. L.-T. ſeine 250. Turnu=- 
fahrt aus. 
Ein Dampfer trug faſt 300 Teilnehmer ins Kirſchen- 
land und nach Stade. Ihr folgten im Juni 2 Wanderungen 
durch die Kornfelder von Glinde und im Juli eine fünf- 
tägige Ferienwanderung von Hamburg durch Mittelholſiein 
über Kisdorf =- Booſtedt = Boruhöv2d zur Eider- und 
Störquelle und nach Bordesholm, Einjelder See. Der 
ylöglich einfeßende Krieg fdjien die geplante KHeidefahrt 
zum Ottersverg unmöglich zu machen. Sie wurde? in 
einem Militärzug unter alleriet Fährnijien angetreten und 
vollendet, und wird den Teilnehmern wegen ihrer Eigen- 
art gewiß Lange im Gedächtnis bleiben. Im November 
fand noch ein Ausflug mit Damen nach Bolksdorf, Mellen- 
burg ſtatt. = In den 6 verfloſjenen Monaten Dieſes 
Kriegsjahres wurden nur 2 Fahrten ausgeſührt ; es ging 
nach Wohidorf und Buxtehude. . 
Bis zum 15. Juni waren von 375 Lehrermitgliedern 
des Vereins 272 zu den Fahnen gerufen. Davon find 26 
gefallen und 21 mit dem Eijernen Kreuz ausgezeichnet. 
Außerdem waren von den dem Verein angehörenden 124 
Seminariſien 50 ins Heer eingetreten, wovon 2 den Tod 
fürs Baterland ſiarben. 
Ein Rückblick auf die Arbeit im Vereinsjahr 1914/15 
zeigt im Anfange des Jahres 1914 das Bild reger Arbeit. 
Der Krieg hat ſie ſtark beeinträchtigt. Möge die Zeit 
nicht mehr fern ſein, daß ſich die Turner in alter Weiſe 
wieder auf dem Turnplaße ſammeln und ſich im friedlichen 
Wettkampfs auf dem grünen Raien tummein. 
Der Turnrat im Hamburger Lehrer-Turnverein e. VB. 
I. A. E. Schönfeldt. 
Perſonalien. Abgang. 
Lehrerin Meyzer 24, Dehnhzeide 60 -- Verheiratung. 
Piraly, Kielortallee 18 -- 19. 8. verſtorben. 
Felſing, Baulinenſtr. 6 = 24. 6. verſtorben. 
Neuanſtellungen. 
3 
Lehrer Hantſch SEIS von auswärts. 
Haushaltungslehrerin Jacobſohn, Hobeſtr. 31. 
Beterfen, Schleidenſtr. 9. 
Scheelihaaſe, Holſtenwall 16. 
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„ 
Rundſchau. 
Aufruf! In der Lothringer Schlacht am 19./20 Auguſt 
1914 iſt ein Unteroffizier Rramer, Lehrer, 
gefallen. 
Da weder ſeine Truppenzugehörigkeit noh ſeine Perſo» 
nalien bekannt ſind, ſo hat das Zentral-Nachweis-Büro 
des Kriegsminiſteriums an den Deutſchen Lehrerverein das 
Erſuchen gerichtet, Ermittlungen über den Gefailenen durch 
die Bereinsorganiſation anzuſtellen. 
Ih erfülle dieſen Ruf des Kriegsniiniſteriums gern und 
bitte hierdurch die Borſigenden und Bertrauensmänner 
aller Lehrervereine, in ihren Bezirken die erforderlichen 
Nachforſchungen vorzunehmen.
	        
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