Full text: Hamburgische Schulzeitung - 23.1915 (23)

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das Gemüt geſunden laſſe an Gottes freier Natur. Auch 
biete es. Gelegenheit zur Pflege des Heimatgefühles, der 
guten deutſchen Sitten, 
märchen und -ſagen. Die Mädchen ſollen aber nicht nur 
wandern, ſondern auch raſten lernen. Dazu aber bedürfen 
ſie eigener Heime, in denen ſie ſich auch häuslich betätigen, 
die ſie ſich wohnlich und gemütlich vertraut herrichten 
können. -- Nach der Anſprache des Vorſißenden über= 
reichten Vertreterinnen vom „Wanderbund Humboldt“ (Ver- 
einigung früherer Schülerinnen der Bolksſchule Humboldt- 
ſtraße 85), der Hamburger Pfadfinderinnen und der Jugend- 
gruppe „Mädchenabend St. Georg“ zur Ausſchmückung 
des Heimes einige Gemälde und ſprachen den Dank der 
Jugend für das Landheim aus. Darauf folgte ein Rund- 
gang durch Haus und Garten. Während der anſchließen- 
den Kaffeetafel gab der Mädchenbund Borgfelde einige 
Deklamationen zum Beſten. Den Schluß bildeten Reigen- 
tänze und Geſänge. Die fröhliche Stimmung erreichte da- 
bei ihren Höhepunkt, als der Amtsvorſteher die Einnahme 
Wilnas bekanntgab, und aus 250 jugendlichen Kehlen 
ertönte „Deutſchland, Deutſchland, über alles“. 
Verein Hamburger Volksſchulichreritnune:3. Or- 
dentliche Generalverſammlung 21. September 1915. Die 
1. Borſizende, Frl. OD. Peterſen, gibt kurzen Tätigkeits- 
bericht aus der Bereinsarbeit 1914/15. Die Bereinsarbeit 
beſtand hauptſächlich in der Mitarbeit in folgenden Aus=- 
ſchüſſen : Hilfsausſchuß der hamburgiſchen Lehrerſchaft. 
Unterſtüßungsausſchuß hamburgiſcher Lehrer und Lehrerinnen. 
Frauenausſchuß der hamburgiſchen Kriegshilfe. Unteraus- 
ſchuß der weiblichen Jugendpflege der H. K. Ausſchuß zur 
Förderung weiblicher Vormundſchaft, Pflegſchaft und Bei- 
ſtandſchaft. Die Bertrauensdamen-Verſammlung hatte von 
der Aufſtellung eines Wahlaufſatßes Abſtand genommen und 
den Borſchlag gemacht, die ſaßungsgemäß ausſcheidenden 
Vorſtands- und Kommiſſionsmitglieder insgeſamt wieder- 
zuwählen. Die Generalverſammlung folgt dem Borſchlage. 
Der Borſtand bleibt in ſeiner bisherigen Zuſammenſeßzung 
beſtehen, mit dem Recht, in der Beſezung einiger Aemter 
Berſchiebungen vorzunehmen. Aus dem Ueberſchuß der 
Bereinskaſſe werden 1000 Mk. Kriegsanleihe gezeichnet 
und 500 Mk. für die Sammlung für das Curio-Haus be- 
willigt. Die bisher an andere Vereine gewährten Beiträge 
werden wieder bewilligt. Der Jahresbeitrag für die Be- 
rufsberatungsſtele für Mädchen und Frauen wird auf 
150 MK. erhöht und für das Feierabendhaus hamburgiſcher 
Lehrerinnen wird ein Jahresbeitrag von 100 M&. neu be- 
willigt. 
Rundſchau. 
Militäriſche Vorbereitung der Ingend nach dem 
Kriege. Wird die militäriſche Vorbereitung der Jugend, 
auf die jetzt ſo viel Fleiß und Mühe verwandt wird, den 
Krieg überdauern ? Die Frage ſtellen heißt, ſie mit ja 
beantworten. Zwar redet der grundlegende Miniſterialerlaß 
vom 16. Auguſt vorigen Jahres nur von einer militäriſchen 
Borbereitung der Jugend „während des mobilen 
Zuſtandes“, und doch zweifelt nach allem, was in 
maßgebenden Kreiſen über die Sache verlautet, niemand 
daran, daß die Einrichtung, die ſich während der Kriegs- 
zeit als notwendig und zweckmäßig erwieſen hat, auch nach 
Friedensſchluß beibehalten werden wird, wenn auch viel- 
leicht in veränderter Form. Ganz allgemein herrſcht das 
Gefühl vor, daß unſerm Baterlande in Zukunft nur dann 
ein dauerhafter Friede beſchieden ſein wird, wenn es wehr- 
haft „bleibt. Daher ſind auch die Stimmen ſo zahlreich, 
die immer wieder darauf aufmerkſam machen, daß die 
gegenwärtigen Berſuche mit der Ausbildung der Jugend 
nur als Borläufer zu künftigen umfaſſenden Einrichtungen 
zu betrachten ſeien, die geſchaffen werden müßten, um nicht 
nur eine verhältnismäßig kleine Zahl Freiwilliger, ſondern 
die geſamte Jugend des Volkes rechtzeitig in plan- 
mäßiger Weiſe für den Heeresdienſt vorzubereiten. 
des Bolksliedes und der Bolks- 
Soviel iſt dann aber auch Klar, daß zur Durchführung 
ſolcher umfaſſenden Aufgaben: die freiwillige Beteili- 
gung nicht ausreicht. -Will man die geſamte Jugend 
erfaſſen, dann geht es nur auf dem Wege des Zwanges. 
Aus alledem iſt aber weiter zu folgern, daß die Schulen, 
Denen die männliche Jugend: in dem entſprechenden Alter 
angehört, von der in Ausſicht ſtehenden Neuordnung der 
Dinge nicht unberührt bleiben können und daß es an der 
Zeit iſt, ſich ein Bild von dem zukünftigen Zuſammen- 
arbeiten von Militärbehörde und Schule zu machen. Daß 
es ein Zuſammenarbeiten im Sinne der körperlichen 
Erziehung der Jugend wird, darauf iſt nämlich 
der Nachdruck zu legen. 
Sehen wir einmal ab von der Jugend in den höheren 
Lehranſtalten und fajſen wir nur die Schüler der Volks» 
ſchule und der ſich anſchließenden Fortbildungsſchule ins 
Auge, ſo darf wohl angenommen werden, daß die Volks- 
ſchuljugend von dem, was kommen kann, ſfaſi garnicht be- 
rührt werden wird. Der in der Volksſchule erteilte Turn- 
unterricht mit Spiel und Wanderungen wird wie vbisher 
die Grundlage abgeben für alle weiiergehende Ausbildung 
des Körpers in den folgenden Jahren. Anders ſteht es 
mit der Jugend in den Fortbildungsſchulen, alſo im Alter 
vom 14. bis etwa zum vollendeten 17. Lebensjahre. Darf 
die in der Volksichule betriebene Körperliche Erziehung für 
dieſe drei Jahre eine Unterbrechung erfahren, um ſpäter 
für militäriſche Zwecke wieder aufgenommen zu werden ? 
Gegenwärtig wird die Jugend vom 16. Lebensijahre ab 
zur militäriſchen Borbereitung zugelaſſen, was immer noc< 
ein Ausfſezen während zweier Jahre dedeuten würde, wenn 
man den jeßigen Zufiand als für die Zugunft maßgebend 
betrachtet. Eine ſolche Unterbrechung muß unter 
allen Umſtänden vermieden werden, weil die Körperliche 
Erziehung der halberwachſenen Jugend beſonders ſorg 
fältiger Beobachtung bedar?. 
Wir kommen vielleicht zum Ziel, wenn wir die Zeit 
vom 14. bis zum 20. Jahr in zwei gleiche Abſchnitte zer- 
legen. Im erſten Abſchnitt vom 14.--17. Jahr gehört die 
männliche Jugend faſt aller Orten der Fortbildungsſchule 
an, von da ab iſt ſie zwar durchweg von der Schule frei, 
hat aber nun den Zei:punkt erreicht, mit dem ſie land» 
ſturmpflichtig wird, ein Umſtand, der uns erſt mit 
dem Kriege allgemein zum Bewußtſein gekommen iſt. 
Wir dürſen annehmen, daß auf Grund der Kriegserfah- 
rungen die Militärbehörde nach Friedensſchluß die recht- 
zeitige Einübung der geſamten waffenfähigen Jungmannen 
unverzüglich in die Hand nehmen wird, ſo daß uns nur 
noc<h die Berſorgung der Jugend vom 14. -17. Lebens» 
jahr verbliebe. Für ſie iſt die gewerbliche und Kauf- 
männiſche Fortbildungsſchule die gegebene Einrichtung, die 
man ſo ausgeſtalten muß, daß ſie zum Träger der körper- 
lichen Erziehung der fortbildungsſchulpflichtigen Jugend 
werden Rann. 
Unterricht im Türkiſchen für Lehrer und Leh- 
rerinnen. Im Orientaliſchen Seminar in Berlin iſt am 
Montag, den 6. September d. Js., ein Kurſus zur Ein- 
führung in die Elemente der türkiſchen Sprache für Lehrer 
und Lehrerinnen, die eine Verwendung in ihrem Beruf in 
der Türket erſtreven, eröffnet. Der Unterricht iſt unent- 
geltlich, findet werktäglich abends von 5 bis 6 Uhr im 
Seminargebäude, Berlin NW 7, Dorotheenſtraße 7, ſtatt 
und wird ſich auf eine Dauer von 2 bis 3 Monaten er- 
ſtrecken. Die Teilnahme an vieſem Kurſus bedingt keinen 
Anſpruch auf Verwendung. 
Mecklenburgiſche Volksſ<ullehrer im KRriege. 
Bis Anfang September 1915 wurden zur Fahne eingezogen 
655 Lehrer und 175 Seminariſten, Aſſiſienten und Präpa- 
randen, insgeſamt 830 Kriegsteilnehmer. Auf das Semi- 
nar Neukloſter entfallen 77 Seminariſten und 8 Präpa- 
randen, vom Seminar Lübtheen dienen 26 Seminariſten 
und 1 Präparand. Die Zahl der am Kriege beteiligten
	        
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