Full text: Hamburgische Schulzeitung - 23.1915 (23)

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- 6. Lieber Papa! Dennke an mein Geburſtag. 
Und ſchreibe auch gleich wieder lieber Papa ich hoffe das 
der Krieg bald zu ende iſt. I< bin geſund und Munter 
ſchlaf woll. Gruß von Rudolf DO. 
Aus Hamburg. 
Hamburger Lehrer-Geſangverein. Chormeiſter: Hofkapell- 
meiſter Dr. Georg Göhler. Das 1. Konzert, am Mittwoch, den 
27. und Freitag, den 29. Oktober im Conventgarten gegeben, 
nahm einen recht günſtigen Berlauf. Der Saal war an beiden 
Abenden allerdings nicht ausverkauft, was in dieſer ſchweren 
eit wohl nicht zu verwundern iſt, aber er war gut beſeßt. Der 
hor, nur noch aus ungefähr 90 Mann beſtehend, da etwa 180 
Sänger zum Heeresdienſt einberufen ſind, war vor eine ſchwere 
Aufgabe geſtellt. Wenn auch der erſte Teil der Bortragsordnung 
in der geiſtlichen Muſik von Frz. Schubert -- 23. Pſalm, Sanctus 
und Agnus Dei aus der deutſchen Meſſe --, von Robert Volk- 
mann = Sanctus und Benediktus aus der Asdur-Meſſe, und 
das „Büßerlied“ von Jwan Knorr, nicht beſondere muſikaliſche 
Schwierigkeiten bot, jo verlangte er doch in Bezug auf Ton- 
ebung und Reinheit der Intonation angeſtrengteſte Aufmerk- 
amkeit der, in ihrer jezigen Zuſammenſezung nicht mehr ganz 
ausgeglichenen, vier Stimmen. Anders verhielt es ſich mit den 
Chören des zweiten Teiles der Vortragsordnung. Die beiden 
Chöre von Eugen d'Albert: „Liebe“ und „Zuverſicht“ ſind ſchwer 
zu meiſtern. Ihre eigenartige Harmonik, Rhythmik und Stimm- 
führung werden ſie niemals zu Lieblingen der Sänger oder der 
Zuhörer machen, obgleich ſie zu der ſogenannten „intereſſanten 
Männerchorliteratur“ zu zählen find. Zu dieſer gleichen Urt ge- 
hören auch die Asklepiadiſchen Strophen von Friedrich Kloſe: 
„Die Muſe“ [. und I]. und „Der Tod“, nur mit dem Unterſchiede, 
daß dieſe Kompoſitionen, obgleich auch ſie reichliche Schwierig- 
keiten muſikaliſcher Art enthielten, das Studium wegen ihres 
geiſtigen Gehaltes und ihrer feinmuſikaliſchen Linienführung zu 
einem Vergnügen, zu einem Genuß machten. Vom Zuhörer kann 
man nicht erwarten, daß er bei einmaligem Hören eine volle 
Befriedigung von derartigen Liedern nach Hauſe trägt, aber feſt- 
geſtellt iſt, daß ein Eindruck erzielt wurde, der ſich bei gelegent- 
lichen Wiederholungen ſicher mehr und mehr vertiefen wird. Die 
leichteren Chöre: „Der fahrende Scolar“ von Hegar, „An der 
Donau iſt es ſchön“ von Göhler und die „Trinkerfuge“ von 
Iwan Knorr erweckten naturgemäß den meiſten Beifall. Der 
oliſt, Herr Fried. Plaſchke, Königl. Sächſ. Kammerſänger von 
der Hofoper in Dresden, bereitete mit ſeinem, leider durch Er- 
kältung etwas beeinträchtigten, umfangreichen und volltönigen 
Bariton einen hohen Genuß. Seine durchgeiſtigte Wiedergabe 
des „Der Wanderer“ von Frz. Schubert, und „Der Nöck“ von 
Carl Loewe, verurſachte Stürme des Beifalls. Nach dem Ge- 
ſange der Kompoſitionen unſeres Chormeiſters, Dr. Georg Göhler : 
Zwei Sonette auf die vergänglichkeit -=- Dichtung von Andras 
Gryphius -- wurden die Künſtler gebührend gefeiert. 
Am Dienstag, den 2. November, wiederholte der Verein 
das Programm dieſes 1. Konzertes als Volkskonzert, ebenfalls 
im großen Saale des Conventgartens, vor dichtbeſeztem Hauſe, 
mit beſtem Gelingen unter reichen Beiſallsbezeugungen der Hörer. 
An dieſem Abend wirkte Frau Jeanne VBogelſang aus Utrecht 
(Violine) als Soliſtin mit. Mit nicht ſehr großem Ton, aber 
mit ſeeliſcher Anteilnahme und auserleſenem muſikaliſchen Ge- 
Ichmack, bereitete ſie mit dem Vortrage von Stücken Mozarts, 
Händels und Bendas, beſonders aber mit den „Altholländiſchen 
Weiſen und Tänzen“ von Jul. Röntgen einen künſtleriſchen Ge- 
nuß, für den ihr das Vublikum mit reichſtem Beifall dankte. 
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Rundſchau. 
Der „Dentſche Verein für das Fortbildungs- 
ſchulweſen“ ſtellte im Anſchluß an den Vortrag des Ober- 
bürgermeiſters Dr. Cuno - Hagen in Weſtfalen folgende 
Forderungen: 
1. Aus erzieheriſchen Gründen ſind Pflichtfortbildungs- 
ſchulen in allen Orten einzurichten, wenn eine ausreichende 
Zahl von Schülern vorhanden iſt. 
2. An den beſtehenden Fortbildungsſchulen iſt Turn- 
Unterricht mit Berückſichtigung der zukünftigen Wehrpflicht 
als Pflichtfach einzuführen. 
3. Zur Bermeidung der Zerſplitterung der Erziehungs- 
arbeit an der ſchulentlaſſenen Jugend iſt die Fortbildungs- 
ſchule grundſäßlich auch zum Mittelpunkt der körperlichen 
Erziehung der Jugend zu geſtalten. 
Die deutſchen Schulen in Antwerper. Die deutſche 
Dberrealſchule in Antwerpen, die am Anfang des Krieges 
Unter dem Haß der belgiſchen Bevölkerung ſchwer zu leiden 
hatte, konnte ſchon im Januar 1915 ihre Pforten wieder 
öffnen. Die: Schülerzahl war freilich von 811 auf 120 
zurückgegangen, ſtieg aber bis Juli, dem Schluß des 
Schuljahres, wieder bis auf 312. Das neue Schuljahr, 
das am 28. September begann, konnte mit 396 Schülern 
eröffnet werden. Manche von den ſrüheren Schülern 
ſtehen im belgiſchen, andere im deutſchen Heere. Vor 
einiger Zeit iſt in der Oberrealſchule evangeliſcher und 
katholiſcher Religionsunterricht eingeführt worden. Seit 
1890 beſteht in Aniwerpen eine deutſche evangeliſche Bolks5- 
ſchule. Bor Kurzem iſt nun auch no< eine deutſche katho- 
lifche Bolksſchule mit 60 Schülern eröffnet worden. =- Wir 
ſind der Meinung, daß ganz beſonders für die deutſchen 
Auslandsſc<hulen die ſimultane Einrichtung das gegebene iſt ; 
gerade den Belgiern ſollte auch in dieſer Hinſicht ein Bild 
nationaler Einmütigkeit gezeigt werden. Anderwärts jind 
die deutſchen Auslandsſchulen faſt ausnahmslos auf ſimul- 
taner Grundlage aufgebaut. In Antwerpen könnte man 
die Kinder beider Konfeſſionen in einem gut organiſierten 
Schulſyſtem vereinigen, während ſo zwei Anſtalten ent- 
ſtehen, die mit ihrer geringeren Schülerzahl nur unvoll- 
kommen eingerichtet ſein können. (Päd. Ztg.) 
Vereins-Anzeiger. 
Unterhaltung3abend im Curiohaus für hamburgiſche Lehrer 
und Lehrerinnen am Sonnabend, den 13. November, abends 
8 Uhr, im Weißen Saal. Vortragende: Herr Aug. Voß (aus 
Friß Lau: Helden to Hus) und Frl. Irma Teich (Vorträge auf 
dem Klavier). Kleiderablage 20 Pfg. Programm frei. 
Hamburgiſche Schulſynode. Dienstag, den 16. November 
1915, abends von 5 bis 8 Uhr findet im Curiohaus, Rothen- 
baumchauſjee 15 eine Wahlverſammlung der Hamburgiſchen 
Schulſynode ſtatt. Auf der Tagesordnung ſteht die Bildung 
eines Wahlaufſaßes für die Wahl eines Deputierien in die 
Oberſchulbehörde an Stelle des aus|<Heidenden Herrn I. IJ. Scheel. 
(2. Wahlkörper.) Yuszug aus den geſezlichen Beſtimmungen: 
Der zweite Wahlkörper umfaßt die Direktoren und feſtange- 
ſtellten Lehrer der ſtaatlichen Lehrer- und Lezrerinnenſeminare 
owie die Leiter und feſtangeſtellten Lehrer der öffentlichen Volks- 
jaulen im Stadt- und Landgebiet. 
Der zweite Wahlkörper wählt einen Deputierten aus der 
ahl der Direktoren der ſtaatlichen Lehrer- und Lehrerinnen- 
jeminare oder aus der Zahl der Leiter der öffentlichen Bolks5»- 
ſchulen im Stadt- und Landgebiet und einen zweiten Deputierten 
aus der Zahl der feſtangeſtellten Lehrer dieſer Anſtalten. 
Die Wahl erfolgt aus je einem drei Namen umfaſſenden 
bindenden Wahlaufjae für die Wahl des Seminardirektors 
oder Schulleiters einerjeits und für die Lehrer andererſeits. 
Den erſieren Wahlauffatz haben die Seminardirektoren und 
Schulleiter, den letzteren Wahlaufſas die Lehrer in je einem 
Waththlgange zu bilden. 
Es wird noch darauf hingewieſen, daß eine bejondere per- 
ſönliche Einladung in diejem Jahre nicht erfolgt. Wahlzettel 
für die Bildung des Wahlaufſages liegen im Wahlraume aus. 
Nur Wahlzettel mit drei verſchiedenen Namen von feſtangeſtellten 
Klaſjenlehrern mit ihren Vornamen ſind gültig. 
Der Vorſtand. 
Wahl des Deputierten 2c. Sonnabend, den 
4. Dezember. 
Verein Hamburger Volksſchullehrerinnen. General- 
verſammlung am Freitag, den 19. Nov., abends 7'/%: Uhr, 
im Curiohaus. Tagesordnung: 1. Antrag des Vorſtandes auf 
Anſchluß des Vereins an den zu gründenden Stadtbund ham- 
burger Frauenvereine. 2. Beſchlußfaſſung über die Sagungs- 
änderung des Unterſtüßungsaus|c<uſjes hamburger Lehrer und 
Lehrerinnen. 3. Antrag auf Bewilligung von 100 Mark für die 
weibliche Jugendpflege der hamburgiſchen Kriegshilfe. 4. Be- 
ſprechung der Kriegsſpende "Denticer Frauendank 1915“. 
Arbeitsverſammlung. Heimarbeit und Krieg: Frau 
Fuchs, Vorſigende des Gewerkarbeiterinnen-Vereins. 
Der Vorſtand. 
Verein Hamburger Volksſchullehrerinnen. Zur Neuauf- 
nahme haben ſich gemeldet: Sn 
rl. Elfe Popp, Hoheweide 16, vorgeſchl. von Frl. F. Bölſche. 
rl. Hedwig Kreitling, Hoheweide 16, vorgeſchl. v. iFrl. iF. Böljche. 
rl. Minna Anderſe prathſtr. 4, vorg. von Frl. M. Niemeyer. 
rl. Eiſelt, Grundſtraße 10, vorgeſchlagen von Frl. E. Hinrichs. 
Wenn bis zum 24. November kein Widerſpruch erfolgt, 
gelten die Borgeſchlagenen 'als aufgenommen. Der Vorſtand. 

	        
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