Full text: Hamburgische Schulzeitung - 23.1915 (23)

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ſich, für ihr Kind, - für. ihre ganz. beſondern Berhältniſſe 
Rat und Auskunft zu holen. Und Fragen an den Lehrer 
wie: „Glauben. Sie, daß mein Junge für jenes Geſchäft 
geeignet iſt?“, „Halten Sie ihn für Kräftig genug für. dies 
oder jenes ?*, „Was würden Sie mir für das Mädchen 
empfehlen ? Sie kennen es nun doch die langen Jahre“, 
ſolche Fragen laſſen ſich auf den Elternabend vor ver- 
ſammelter Schar nicht behandeln. Die Eltern werden ſie 
nicht ſtellen, und wenn es geſchieht, können wir ſie nicht 
mit der nötigen Offenheit und der wünſchenswerten Ber- 
traulichkeit beantworten. Sie gehören in die Ausſprache 
in unſerm Zimmer, wo Berirauen gegen Bertrauen ſteht, 
wo insbeſondere auch Charakterſchwächen des Kindes, Die 
es für dieſen oder jenen Beruf ungeeignet machen, zur ein- 
gehenden Erörterung gelangen. Die allgemeinen Ratſchläge 
gibt man Eltern und Kindern am beſten durch die Zeitungen. 
Ein ſehr gangbarer Weg iſt auch der durch Flugblätter, 
die die Schule den Schülern mitgibt. I< ſtehe nicht an, 
das „Merkblatt für Knaben und Mädchen, die Oſtern die 
Schule verlaſſen“, das die Zentrale herausgegeben hat, für 
recht gut gelungen anzuerkennen. Es enthält alles, was 
zu wiſſen not tut, und dabei iſt jedes Überflüſſige Wort 
geſpart. (Schluß folgt.) 
AÄus Hamburg. 
In deu ÄIchuldieni zurückgekehrt ſind eine Reihe 
von nur garniſondienſtfähigen Lehrern auf Anfordern der 
Oberſchulbehörde. 
Nundſchau. 
An die Mitglieder des Deutſchen Lehrervereins. 
Die Erfahrung lehrt täglich, daß in der Bevölkerung 
immer noch Goldgeld zurückgehalten und ſo dem Dienſte 
für das Baterland entzogen wird. Wir erlauben uns 
daher, Ihre Aufmerkſamkeit auf eine von der Reichsbank 
zur Berfügung geſtellte Empfangsbeſcheinigung zu lenken. 
Sie ſoll den Schülern in ihrer verdienjtvollen Tätigkeit 
um die Zurückführung des Goldes in die Reichsbank ein 
neuer Anſporn ſein. In allen Schulen, die bisher einen 
Verſuch damit machten, hat ſich gezeigt, daß die Schüler 
nicht wirkungsvoller angeregt werden können, als wenn 
ihnen auf dieſen Karten ihre Leiſtungen jedesmal be- 
ſcheinigt werden. 
Wir bitten die Vereinsmitglieder, von dem neuen 
Werbemittel in ihren Schulen ausgiebig Gebrauch zu 
machen. Nach Mitteilung der Reichsbank iſt der Erfolg 
ſtets über alles Erwarten. Die Empfangsbeſcheinigung iſt 
bei den Herren Borſigenden der Kreis- und Ortsvereine 
einzuſehen, die auch Beſtellungen darauf entgegennehmen. 
Die Karten werden den Herren Amtsgenoſſen durch unſern 
Geſchäftsführer Herrn Rektor Günther in Berlin W. 57, 
PBallasſtraße 15, in jeder Zahl koſtenlos zugeſandt. 
Berlin, den 20. November 1915. 
Der Geſchäftsfährende Ausſhuß des Deutſchen Lehrervereins. 
G. R5hl. 
Betrifft Rriegsverſorgung der Lehrerwitwen. 
Unter Bezugnahme auf unſere Ausführungen über die 
Kriegsverſorgung der Lehrerwitwen (ſiehe vorige Nummer 
dieſer Zeitung) teilen wir hierdurch mit, daß der darin er- 
wähnte Prozeß in Württemberg von dem Landgericht 
Stuttgart ſoeben zugunſten der klagenden Witwe ent- 
ſchieden worden iſt. Damit ſind die rechtlichen Aus- 
führungen des betr. Artikels von der erſten Inſtanz be- 
ſtätigt worden, was die Entſchließungen unſerer Rechts- 
ſ<ußkommiſſionen im Reiche weſentlich erleichtern wird. 
G. Röhl. F. A. Müller. 
Sibkung des Geſchäftsführenden Ausſchuſſes am 
16. November. Die Abſtimmung im Geſamtvorſtande 
des D. L.-B. über den Antrag Anhalt, betr. Erlaß der 
Vereinsbeiträge an die unter den Fahnen ſtehenden Mit- 
glieder auch. für das Jahr 1916, hat 80 Stimmen für 
und 138 Stimmen gegen den Antrag ergeben. Es ver- 
bleibt ſomit bei der Erklärung des G. A. in der Sißung 
vom 6. Oktober d. I. " 
Das Berehtigungsutweſen breitet ſich auch in der 
Mädchenbildung immer weiter aus; es ſchädigt die Bolks- 
ſchule, iſt eine Ungerechtigkeit gegen diejenigen, die aus 
irgend einem Grunde auf die Volksſchule angewieſen waren, 
fördert die Landflucht und begünſtigt das Zweikinderſyſtem, 
indem es die Erziehung verteuert. Man richte ſtatt deſſen 
Aufnahmeprüfungen ein, die das nötige Maß an Kennt- 
niſſen und Fertigkeiten feſtſtellen, das für den Eintritt 
in die betreffende Laufbahn wirklich erforderlich iſt. 
In den meiſten Fällen werden die Anfertigung eines Auf- 
ſaßes aus dem täglichen Leben und der Nachweis genügen, 
daß die Bewerberin die bürgerlichen Rechnungsarten be- 
herrſcht. Die Erfahrung wird dann weiter lehren, ob ſie 
Kraft und Willen hat, die bei weiterem Fortſchritt in der 
Laufbahn erforderlichen Wiehrkenntniſſe ſich anzueignen. 
Wie wenig haben doch die fremdſprachlichen Kenntniſſe, deren 
ungeheuerliche Ueberſchäzung der Krieg hoffentlich auf ein 
vernünftiges Maß zurückführen wird mit den meijten Be- 
rufen zu tun, die in ſolgenden Ausführungen, der Preuß. 
Schulztg. entnommen, angeführt ſind: Die Poſt- und 
Telegraphenverwaltung hat den anerkannten Mädchen- 
Mittelſichulen eine neue Berechtigung verliehen, indem ſie 
angeordnet hat, daß in Zukunft bei der Annahme junger 
Mädchen zu Poſt- und Telegraphengehilfinnen die Zeug- 
niſſe über den erfolgreichen Beſuch der 1. Klaſſe der 
Mädchen-Mittelſchule als Nachweis der erforderlichen Schul- 
bildung angeſehen werden. Auch für die Aufnahme in 
die Königlichen Lehranſtalten für Wein-, Obſt» und Garten- 
bau in Geiſenheim und Proskau genügt nach einem Mini- 
ſterialerlaß in Zukunft der erfolgreiche Beſuch der oberſten 
Klaſſe einer vollentwickelten Mädchen-Mittelſchule mit neun- 
jährigem Lehrgange, außer einer zweijährigen praktiſchen 
Lehrzeit. Hiermit haben ſich die Berechtigungen für die 
Abiturientinnen der Mädcgen-Mittelſchule wieder weſent- 
lich erweitert. Bisher beſtanden folgende Berechtigungen : 
Zulaſſung zur Ausbildung als Lehrerin der weiblichen 
Handarbeiten, als Lehrerin der Hauswirtſchaftskunde, als 
Turnlehrerin und als Zeichenlehrerin, wenn vorher die 
Prüfung als Handarbeits-, Hauswirtſchafts- oder Turn- 
lehrerin beſtanden iſt. Auch zur Ausbildung als Gewerbe- 
ſchullehrerin genügt unter beſtimmten BVorausfezungen die 
Abſolvierung der Mädchen-Mittelſ<hule. Ferner Können 
Schülerinnen der Mittelſchule ohne vorherigen Beſuch einer 
Präparandenanſtalt in ein Bolksſc<hullehrerinnen-Seminar 
aufgenommen werden, wobei eine Prüfung abzulegen iſt. 
Ohne Borprüfung werden Schülerinnen der Mittelſchule 
als Aushelferinnen bei der . Eiſenbahn zugelaſſen. Dieſe 
Beſchäftigung muß der Prüfung als Eiſenbahngehilfin 
vorangehen. 
Verein38-Anzeiger. 
Pädagogiſche Vereinigung von 1905. Mitgliederverſammlung 
am Montag, den 29. November, abends 7": Uhr im Curiohauſe. 
Tagesordnung: 1. Antrag von Frl. Rasmuiſſen auf Beitritt zum 
Bund für Bodenreform und zum Hauptausſchuß für Krieger- 
heimſtätten. 2. Antrag des Vorſtandes auf Nahvewilligung von 
270 Mk. für den Ausfchuß für Ferienausflüge. 3. Nachwahl der 
Reviſoren. 4. Tätigkeitsberichte a) des Vorſitzenden, db) der Aus- 
ſc<hußleiter. 5. Kaſjenberichte. 6. Neuwahl 3) des Borſtandes, 
d) der Ausjc<üſie, c) der Reviſoren. 7. Budget für 1916. 
Der Vorſtand. 
Verein Hamburger Volköſ<hullchrerinnen. Arbeitsver- 
ſammlung am Dienstag, den 30. November, abends 7" Uhr im 
Curiohaus. Tagesordnung: Vortrag von Frl. Helene Sumper 
aus München: „Probleme der weiblichen Fortbildungsſchule.“ 
Gäſte willkommen. Der Vorſtand. 
Zur Aufnahme hat ſich gemeldet: Frl. Martha Elias, 
Bismarckſtr. 83, vorgeſchlagen von Frl. H. Dieſeldorff. 
Wenn bis zum 8. Dezember kein Widerſpruch erfolgt, gilt 
die Vorgeſchlagene als auſgenommen. Der Vorſtand.
	        
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